[Ich sah dich, wie du deine Hände fest]

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Ich sah dich, wie du deine Hände fest
vor deine lieben Augen hieltst gepresst,
und trat mit leisen Schritten nahe dir.
Da war es mir,
als schrecktest du aus einer tiefen Angst empor.
Es lag ein Flor
um deine Augen, aber thränenleer
blickten sie starr daher.
Da fragt ich dich: Lieb Kind, hast du geweint?
Erst hast du stumm verneint.
Dann aber sprachst du müde:
Wenn schon die Augen leer geworden sind,
o frage nicht: Lieb Kind,
hast du geweint?
O rühre nicht an kaum verwundne Noth.
Verhüllter Schmerz ist heilig wie der Tod.

Notes
Entstanden 1887.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hartleben, Otto Erich. [Ich sah dich, wie du deine Hände fest]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-37C9-A