[54] Sehnsucht nach dem Kreuze

Wann die übermüde Nacht
Alle Menschen ruhen macht,
Schau' ich im versüßten Traum,
Als ob mich voll Freud' und Wonne
Flügel gleich der Morgensonne
Führten an des Kreuzes Baum,
Und mich machet mein Verlangen
Nagelfest am Kreuze hangen.
Mein erhobnes Angesicht
Ist zur Dornenkron' gericht',
Meine Thränen allzumal
Wollen durch die Wolken wallen,
Und doch auf die Erden fallen
In des Herzens Schmerzenqual.
Also machet mein Verlangen
Mich fest an dem Kreuze hangen.
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Alles, was der Welt beliebt,
Meinen Muth und Sinn betrübt;
Denn mein Aug' ist stets gericht'
Zu ihm, der für mich gestorben;
Der das Leben hat erworben,
Kömmt mir aus dem Sinne nicht.
Also machet mein Verlangen
Mich mit ihm am Kreuze hangen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Harsdörffer, Georg Philipp. Gedichte. Gedichte. Sehnsucht nach dem Kreuze. Sehnsucht nach dem Kreuze. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-34BD-B