[200] 28.
Ueberschriften


1.

Als Se. königl. Hoheit Prinz von Wallis durch seine Prinzen und Prinzessinnen des Addisons Cato vorstellen ließ.


1748.


Als unbesiegt an Muth der letzte Römer starb,
War Rom von Ruhm noch stolz, den ihm sein Blut erwarb;
O seliger als Rom, du freies Albion!
Wie damals Cato sprach, so denkt itzt Cäsars Sohn.

2.

Auf den Kupferstich seines Freundes.


1748.


Auf diesem Blatt steht Claproths Bild geweihet,
Des Menschen-Freunds, den wir so sehr geliebt!
Kein anders Leben hat mehr Freund erfreuet,
Kein andrer Tod hat mehr betrübt.

[201] 3.

Auf einen Kupferstich, in welchem Hr. Herrliberger die verschiedenen Religionen vorstellt.


[1759.]


Auf selbst erwählter Bahn sucht, kundig seiner Schuld,
Der unbekehrte Mensch des großen Schöpfers Huld.
Umsonst wird er zu dir befleckte Hände heben,
Herr! dein ist ja die Welt, was bleibt ihm, dir zu geben?
Zu schlecht ist was vergeht, du willst das Herz allein,
Und ewig, wie du selbst, muß auch dein Opfer sein!

4.

Auf den Schweizerischen Ehrentempel von Staatsmännern, Kriegsleuten und Gelehrten.


[1759.]


Der Ruhm, der Weise krönt, der um die Helden strahlt
Und den bemühten Dienst erhabner Bürger zahlt,
[202]
Ist für sie selbst ein Rauch, den sie nicht ungern missen;
Der ersten Tugend Lohn hat Gott und ihr Gewissen.
Dann ist der Ruhm kein Dunst, wann er den jungen Geist,
Der regen Flamme gleich, mit sich zur Höhe reißt,
Nach edler Ahnen Bild die Nachwelt reizt zu streben,
Und Alexandern zwingt, im Cäsar aufzuleben.

5.

Aufschrift auf das vortreffliche Grabmal, das Herr Nahl einer sehr wohlgebildeten und in den Wochen gestorbenen Frau zu Hindelbank aufgerichtet hat. 1


Horch! die Trompete schallt, ihr Klang dringt durch das Grab;
Wach auf, mein Schmerzens-Sohn, wirf deine Hülsen ab,
Dein Heiland ruft dir zu; vor ihm flieht Tod und Zeit,
Und in ein ewig Heil verschwindet alles Leid.

6.

Aufschrift auf das bekannte Grabmal der Burgundischen vor Murten erlegten Völker. 2


Steh still, Helvetier, hier liegt das kühne Heer,
Vor welchem Lüttich fiel und Frankreichs Thron erbebte;
[203]
Nicht unsrer Ahnen Zahl, nicht künstlichers Gewehr,
Die Eintracht schlug den Feind, die ihren Arm belebte.
Kennt, Brüder, eure Macht, sie liegt in unsrer Treu!
O würde sie noch heut in jedem Leser neu!

7.

Zu den Gmelinischen Reisen.


1752.


Wo Russlands breites Reich sich mit der Erde schließet
Und in dem letzten West des Morgens March zerfließet,
Wohin kein Vorwitz drang, wo Thiere fremder Art
Noch ungenannten Völkern dienten,
Wo unbekanntes Erzt sich für die Nachwelt spart
Und nie gepflückte Kräuter grünten,
Lag eine neue Welt, von der Natur versteckt,
Bis Gmelin sie entdeckt.

[204] 8.

Auf den Grabstein weiland des wohlgebornen Herrn Emanuel Grubers, gewesnen Obristlieutenant in königl. franz. Diensten; nachwärts Hofmeister zu Königsfelden und des Großen Raths der Republik Bern.


1774.


O selig, wer sein Glück, gelassen, Gott vertraut,
Wer eitler Wünsche los, auf Gottes Fügung baut;
Nach dessen mildem Blick sich die Erquickten sehnen,
Und den das Elend grüßt mit dankbarn Freudenthränen;
Der Mann, wie Gruber war, ist auch der wahre Held,
Sein Muth steht unbewegt im blutbespritzten Feld,
Der Tod hat keine Macht, den Christen zu entfärben,
Sein Richter ist versöhnt, und er gewinnt im sterben.

Fußnoten

1 Die überaus sinnreiche Erfindung besteht in einem geborstenen Grabstein, in welchem das Bild der Verstorbenen strebet aufzustehen und ihr Kind in den Armen empor hebt. Die vie Verse sind auf den Stein eingegraben.

2 Ist A. 1755 an dem Gebäude in einen Stein gegraben worden, das die Knochen der Burgunder bedeckt.


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TextGrid Repository (2012). Haller, Albrecht von. 28. Ueberschriften. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-33DE-9