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Ich lieb' einen reizenden Jungen
Der neu erst erblühte zum Leben,
Und flehte zu Gott im Gebete,
Die Lust dieses Gram's mir zu geben.
Ich liebe und zeche und äugle,
Und will es vor Niemand verschweigen;
D'rum wisse auch du es: mir seien
So zahlreiche Tugenden eigen.
Mir treibt die besudelte Kutte
Die Röthe der Scham auf die Wangen,
Indem ich durch hundertlei Künste
Die Kutte mit Lappen behangen.
Hoch brenne dein Licht, durch den Kummer
Den Er dir geschaffen, o Kerze!
Sieh, ich auch stand auf, mich umgürtend
Zu einem ganz ähnlichen Schmerze.
Bei solchem Erstaunen der Liebe
Ist aller Gewinn mir entronnen:
An Herz und an Seele verlor ich
Das was ich an Kummer gewonnen.
Ich will, wie Hafis, in die Schenke,
Zerschlitzten Gewand's, mich begeben:
Dann herzt mich vielleicht jener Holde
Der neu erst erblühte zum Leben.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 49.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2DBD-A