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Eine Stimme in der Schenke
Rief mir Morgens diese Worte
Freundlich zu: »O kehre wieder,
Dien'st ja lang an dieser Pforte!
Trinke Wein, wie Dschem; – vom Jenseits
Wirst du, was es birgt, erfahren
Aus dem Glase, dessen Strahlen
Diese Welt dir offenbaren.«
Man erblickt am Schenkenthore
Trunk'ne Kālĕndēre weilen,
Sie, die Kronen von Monarchen
Nach Belieben dort vertheilen.
Unterm Haupte einen Ziegel,
Ruht ihr Fuss auf sieben Sternen!
Schaue sie, willst du die Grösse
Und die Würde kennen lernen!
Von dem Thor der Schenken trennet
Sich mein Haupt nun nimmer wieder:
Denn ihr Dach stösst an den Himmel,
Ist ihr Wall auch noch so nieder.
Bettler an dem Schenkenthore
Musst du hoch in Ehren halten,
Wandersmann, wenn du begriffen
Gottes räthselhaftes Walten!
Macht man dich, o Herz, zum Herrscher
In der Armuth weiten Reichen,
Wird dein kleinstes Land vom Monde
Bis hinab zum Fische reichen.
Unternimm die Reise nimmer,
Geht nicht Chiser dir zur Seite:
Finster ist die Bahn; ich fürchte,
Dass dein Fuss dich irre leite.
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Schäme dich, Hafis, der Worte,
Du, in roher Gier befangen:
Denn was that'st du, um zum Lohne
Beide Welten zu verlangen?
Kannst an's Armuthsthor nicht klopfen,
Halte denn für alle Fälle
Dich an Tūrănschāh's Gesellschaft
Und an seine hohe Stelle.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 45.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2C0E-9