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Heimlich Wein und Lust geniessen,
Was es sei? ein lock'res Thun;
In der Zecher Reihe trat ich:
Mag gescheh'n was immer nun!
Löse deines Herzens Knoten,
Sorglos um des Himmels Lauf;
Einen solchen Knoten löste
Noch kein Geometer auf.
Wenn die Zeit dem Wechsel fröhnet,
So erstaune drüber nicht,
Da das Rad von Millionen
Ähnlicher Geschichten spricht.
Nur mit Ehrfurcht nimm die Becher
In die Hand, denn sie besteh'n
Aus den Schädeln von drei Fürsten:
Kĕïkŏbād, Dschĕmschīd, Bēhmēn.
Wo Kjăwŭs und Kjeï nun weilen,
Wer gibt Kunde wohl davon?
Wer kann sagen, wie die Winde
Fortgeführt Dschĕmschīden's Thron?
Weil Fĕrhad einst für die Lippen
Der Schĭrīn so heiss geglüht,
Seh' ich noch, wie eine Tulpe
Seines Auges Blut' entblüht.
Komm, o komm, dass auf Momente
Wüst ich werde durch den Wein,
Denn ein Schatz in dieser Wüste
Wird vielleicht zum Lohne mein.
Wie das Schicksal treulos walte,
Hat die Tulpe wohl erkannt:
Hält sie doch durch's ganze Leben
Einen Becher in der Hand.
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Die Erlaubniss zu betreten,
Einer fernen Reise Pfad
Wehret mir Mossella's Erde
Und der Quell von Rŏknăbād.
Vielen Gram schuf meiner Seele
Seine Liebe; immerhin!
Des Geschickes böses Auge
Treffe dennoch nimmer ihn!
Nimm, so wie Hafis, den Becher
Nur beim Harfenklang zur Hand,
Da man alle Herzensfreude
Nur an Seidenfäden band.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 85.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2B9B-6