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Er ging dahin mit langer Schleppe
Im dünnen, golddurchwirkten Kleid,
Und hundert Mondgesicht'ge rissen
Sich das Gewand entzwei aus Neid.
Das Feuer des genoss'nen Weines
Trieb Ihm den Schweiss in's Angesicht,
Und schöner prangt des Thaues Tropfen
Auf einem Rosenblatte nicht.
Beredt und süss ist Seine Sprache,
Gewandt Sein hoher Körperbau,
Sein Antlitz sanft und herzgewinnend,
Und schelmisch ist Sein Blick und schlau.
Entsprungen ist dem Anmuthwasser
Sein Onyx, der das Leben mehrt;
Sein Buchs mit dem so holden Gange
Gar zart gepfleget und genährt.
Sieh jenen Mund der, Herzen fesselnd,
Den Aufruhr weckt wenn hold er lacht;
Sieh jenen Gang, so voll von Anstand,
Und jenen Schritt, voll von Bedacht!
Und jener Hirsch mit schwarzen Augen
Entwischte meinem Netze hier:
Wie rath' ich diesem scheuen Herzen,
O sagt es, theure Freunde, mir!
Sei wohl auf deiner Huth, und quäle,
So lang du kannst, Verliebte nicht,
Denn Treue wohnt ja nicht hienieden,
Du meiner beiden Augen Licht!
Soll ich noch lang den Vorwurf tragen,
Womit dein holdes Aug' mich quält?
O blick' nur Einmal freundlich wieder,
Du, den zum Freunde ich gewählt!
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Und hat Hafis dich je beleidigt,
Und deinen edlen Sinn verletzt,
So komm zurück, denn was ich hörte
Und was ich sprach bereu' ich jetzt.
Ich will dem Meister, dem ich diene,
Gar reichlich zollen meinen Dank,
Wenn jene Frucht mir, die gereifte,
In die erhob'nen Hände sank.

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TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. Lyrik. Diwan des Hafez. Zweiter Band. Der Buchstabe He. 8.. 8.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2B66-9