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Den Wein verleugnen sollte ich?
Was man für Mährchen doch erfand!
Ich hätte also, wie es scheint,
Nur so viel Einsicht und Verstand?
Ich, der ich Nachts, bei Sang und Klang,
Von Gottesfurcht mich abgewandt,
Ich zeigte mich nun öffentlich?
Was man für Mährchen doch erfand!
Die Bahn, die zu der Schenke führt,
Kannt' ich bis an ihr Ende nicht:
Zu welchem Ende führt es wohl,
Mach' ich die Tugend mir zur Pflicht?
Entschuldigt mag der Frömmler sein,
Der nicht des Zechens Bahn betrat:
Ist ja die Liebe doch ein Werk,
Das Gottes Leitung nöthig hat.
Dem greisen Wirthe dien' ich gern,
Der mich von Thorheit hat befreit;
Und was mein Greis nur immer thut,
Ist echte, laut're Heiligkeit.
Der Frömmler betet und ist stolz,
Berauscht und demuthsvoll bin ich:
Für welchen von uns Beiden nun
Entscheidet deine Gnade sich?
Mir raubte gestern Nachts den Schlaf
Dies Wort aus eines Weisen Mund:
»Gesetzt, Hafis berauschte sich,
So klagte man nicht ohne Grund!«

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TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. Lyrik. Diwan des Hafez. Erster Band. Der Buchstabe Dâl. 76.. 76.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2B31-0