[259] [261]21.

Wird der Fussstaub meines Liebling's
Seine Hand mir nicht entzieh'n,
Male ich die Schrift des Staubes
Auf das Brett des Blickes hin.
Käme, fordernd meine Seele,
Ein Befehl von Ihm mir zu,
Übergäbe, gleich der Kerze,
Ihm die Seele ich im Nu.
Scheint dem Freund mein Herz ein falsches,
Das nicht Probe hält beim Kauf,
Zähle ich aus meinem Auge
Silber das cursirt ihm auf.
Schüttle nicht den Saum des Kleides,
Nah' ich, Sohn des Staubes, dir:
Denn kein Wind kann, nach dem Tode,
Meinen Staub verweh'n von hier.
Untersinkend, hofft' ich immer
Mich umschlinge deine Hand:
Doch die Welle meiner Thräne
Bringt vermuthlich mich an's Land.
Deine schwarze Doppellocke
Die Verliebter Leidenschaft
Kraft und Festigkeit gegeben,
Nahm mir Festigkeit und Kraft.
Sei mir treu am heut'gen Tage,
Und gedenke jener Nacht
Die voll Gram's ich im Gebete
Werde haben zugebracht.
Bringe mir von jenem Weine
Nur ein Düftchen, holde Luft!
Von des Rausches Folgen heilet
Mich dann sicher jener Duft.
[261][263]
Mit dem Lobe deiner Locke
Stets beschäftigt ist mein Wort,
Und tatar'sche Moschusdüfte
Haucht es d'rum auch immerfort.
Weil Sein Mund, Hafis, mir theuer
Wie die eig'ne Seele ist,
Gibt mir der Moment das Leben
Wo mein Mund die Seele küsst.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 21.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2A65-F