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Du, dessen Mund voll holden Lächelns
Ein Kästchen ist voll Perlenzier,
Der Neumondflaum, der dich umringet,
Herr, wie so reizend steht er dir!
Es täuscht mich jetzt auf schöne Weise
Der Wahn mit dir vereint zu sein:
In was für sonderbare Spiele
Lässt doch dies Wahngebild sich ein!
Das Herz entfloh, das Auge blutet,
Der Leib ist wund, die Seele schwach:
Auf dem Gebiet der Liebe folget
Ein Wunder stets dem andern nach.
Mein Herzblut floss durch Seiner Hände
Und seines trunk'nen Auges Kraft;
Viel Unglück hab' ich schon erlitten:
Ist das der Lohn der Leidenschaft?
Wenn dein Gemüth sich nicht noch ändert,
So wandert sicherlich fortan
Kein Liebender nach dieser Gegend,
Nach diesem Land kein kluger Mann.
Du machst, o Reiter, dich vom Führer
Und auch von meinem Bunde frei;
Kömmt dir ein Mann aus Nedschd entgegen,
So sag' ihm, was mein Schicksal sei.
Mich, weil ich liebe, zu ermorden,
Stellt als erlaubt der Liebling dar;
Wie lautet das Fĕtwā der Liebe?
Erklär' es mir, du Richterschaar!
Ich sehne mich nach Nedschd's Bewohnern,
D'rum kennt mein Auge keinen Schlaf:
Der Kummer hat ein Herz geschmolzen
Das unheilbares Leiden traf.
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In Gottes Schutze steht der Hügel,
Bewohnt von dem geliebten Freund:
Gar schnell eilt der Verstand von hinnen,
Wenn sein Gazellenaug' erscheint.
Entsage ja vier Dingen nimmer,
Willst klug du heissen und gescheit:
Der Sicherheit, geklärtem Weine,
Dem Liebling und der Einsamkeit.
Bring' Wein! zwar bin ich schwarz bezeichnet
Vor aller Welt im Buch der Schuld,
Doch darf man nimmermehr verzweifeln
An eines ew'gen Gottes Huld.
Bring', Schenke, mir ein Glas und führe
Mich aus der Einsamkeit heraus:
Als Bettelmann und frei von Sorgen
Geh' ich sodann von Haus zu Haus.
Weil jedenfalls an fester Dauer
Dem Zeitenbilde es gebricht,
Hafis, so lass jetzt Wein uns trinken,
Und äuss're deine Klage nicht!
Zur Zeit des herrschenden Ăssāfes
Glänzt des Gemüthes Becher hell:
Auf! tränke uns mit Himmelsweine,
Der klarer sei als jeder Quell!
Das Reich ist stolz auf seine Liebe
Und seine edle Thätigkeit:
O Herr lass diese Macht und Grösse
Besteh'n in alle Ewigkeit!
Er ist der Glanz des Herrscherthrones,
Der Majestät und Würde Schacht,
Des Reiches und des Volkes Schimmer,
Des Sieges Vater und der Macht.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. Lyrik. Diwan des Hafez. Dritter Band. Der Buchstabe Je. 77.. 77.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-29C6-0