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Als deiner Schönheit helle Strahlen
Den Urbeginn der Zeit erhellt,
Entstand die Liebe, die ihr Feuer
Geschleudert auf die ganze Welt.
Der Engel sah dein Antlitz glänzen,
Doch frei von Liebe liess es ihn.
Da wurde sie zum Feuerquelle
Und stürzte auf den Menschen hin;
Entzünden wollte seine Fackel
An jenem Funken der Verstand:
Da nahte Eifersucht mit Blitzen
Und setzte eine Welt in Brand.
Der Widersacher wollte nahen
Dem Schauplatz der geheimen Lust;
Doch eine Hand stösst, ungesehen,
Zurück des Ungeweihten Brust.
Der Schicksalswürfel and'rer Menschen
Fällt immerdar nur auf Genuss;
Mein Herz nur ist's, das gramvertraute,
Dem stets auf Gram er fallen muss.
Nach deines Kinnes Brunnen sehnte
Die Seele sich aus höh'rem Land,
Und jener krausen Locken Ringe
Ergriff zur Rettung ihre Hand.
Es schloss Hafis an jenem Tage
Der Liebe Wonnebrief an dich,
An dem mit seinem Schreiberohre
Er jede Herzenslust durchstrich.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 72.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-28EB-6