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Wird das Haar dir zu berühren
Nochmals meiner Hand erlaubt,
Schlage ich mit deinem Schlägel
Manches ballengleiche Haupt.
Als mein langes Leben hab' ich
Stets dein Lockenhaar erkannt:
Doch von diesem langen Leben
Liegt kein Haar in meiner Hand.
Gibt den Machtbefehl der Ruhe
Heute Nacht, o Kerze, mir,
Denn im Herzensfeuer schmilz' ich,
Einer Kerze gleich, vor dir!
Übergeb' ich einst, gleich Flaschen,
Laut auflachend, meinen Geist,
Sollen Jene für mich beten
Die man deine Trunknen heisst.
Ein Gebet von mir, Beflecktem,
Kann kein wahrhaft frommes sein;
Darum schmelze ich und brenne
Tret' ich in die Schenke ein.
Lässt in Tempeln und in Schenken
Sich dein Wahngebilde schau'n,
Mach' ich zu Altar und Zither
Deine beiden Augenbrau'n.
Wenn einst Nachts mir deine Wange
Meine Einsamkeit erhellt,
Hebt mein Haupt sich, wie der Morgen,
Hoch empor in alle Welt.
Löblich wird auf diesem Wege
Meinem Thun ein End' gemacht,
Wenn die Liebe zu Ăjāsen
Mich um meinen Kopf gebracht.
Wem, Hafis, soll ich des Herzens
Gram vertrau'n, da heut zu Tag
Mir als innigster Vertrauter
Nur der Becher taugen mag?

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 41.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2865-0