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Ein Fallstrick für den falschen Glauben,
Wie für den wahren, ist dein Haar
Und stellt sich als ein zartes Pröbchen
Aus Gottes Künstlerwerkstatt dar.
Die Schönheit selbst staunt deine Reize
Gleich einem Wunder an; allein
Was man von deinem Blick erzählet,
Sind gar erst off'ne Zauberei'n.
Die Wunder, die einst 'Îsa wirkte,
Entkräftet deiner Lippen Paar,
Und einem starken Seile gleichet,
Was man erzählt von deinem Haar.
Gezollt sei jenem schwarzen Auge
Des Beifalls hundertfacher Zoll.
Denn Zauberei erschafft's und lehret,
Wie man Verliebte morden soll.
Es ist der Liebe Sternenkunde
Die wunderbarste Wissenschaft,
Da sie zum siebenten der Himmel
Die siebente der Erden schafft.
O sage nicht, die Seele rettend
Stieg der Verläumder in das Grab:
Er legt erst den geehrten Schreibern
Die Rechnung seiner Thaten ab.
Wie kann ich wohl die Seele retten
Vor Seines Auges Schelmerei?
Ich weiss ja, dass mit einem Bogen
Er lauernd im Verstecke sei.
Hafis, vor Seiner Lockenschlinge
Sei immerdar auf deiner Hut!
Er hat dir schon das Herz geraubet
Und strebt nun nach des Glaubens Gut.
Es trank Hafis von jenem Weine,
Der aus dem Glas der Liebe winkt:
Und hier nur ist der Grund zu finden,
Warum er immer zecht und trinkt.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 86.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2849-1