[66] An seine erzürnte Schöne

Wohin, erzürntes Frauenzimmer?
Wohin, vielleicht zu deiner Qual?
Bisweilen hilft nicht allemahl,
Und oft gedräut erschreckt nicht immer,
Zu viel gestraft bringt wenig Reu;
Die Buße muß die Strafe mindern,
Sonst wird bey schlägefaulen Kindern
Die Furcht zu einer Raserey.
Ein allzu scharf gespannter Bogen
Reißt endlich Sehn und Draht entzwey.
Ist dieses nicht mein Conterfey,
So sprich: Die Warheit hat gelogen.
Dein Zorn geht etwas gar zu weit,
Dein Eifer weis von keinem Maaße,
Sein Gleiß sucht vor die Mittelstraße
Den Weg der Unbedachtsamkeit.
Ein Nebel schwärzt der Augen Sterne
Und macht ein saures Angesicht,
Dein Fuß hört meinen Zuruf nicht,
Darmit er dich von mir entferne
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Verbanne den empfangnen Groll
Und komm, eh man den Thorschluß läuthe,
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Daß ich zu der Versöhnung schreite,
Die jezt und ewig dauern soll.
[9.]
Verzeih, womit ich mich vergangen,
Ich sage dir die Beßrung zu;
Komm und befördre meine Ruh,
Las mich die alte Gunst erlangen.
Mein Kind, Gott weis es, dieses Wort
Ist nicht ein heuchlerischer Tittel;
Mein Kind, versuch jezt alle Mittel,
Mich bald zu sehn! Ach, eile fort!

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TextGrid Repository (2012). Günther, Johann Christian. An seine erzürnte Schöne. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2689-1