[Der Henker hole die Journale]

Der Henker hole die Journale,
Sie sind das Brandmal unsrer neuen Welt,
Der ekle Abhub von dem Wissenmahle,
Der, für die Viehmast, in die Zuber fällt.
Sie sind die breitgedeckten, offnen Tische,
Wo Tor und Weiser sich als Nachbar schaut,
Und eines Schluckes aus dem Buntgemische
Hinabschlingt ganz, woran die Menschheit kaut.
In einer Stunde wirst du zum Gelehrten,
Nur freilich in der andern wieder dumm,
Denn von der richtgen Ansicht zur verkehrten
Schwingt sich der Pendel immer wechselnd um.
[301]
Du brauchst nicht mehr zu wissen noch zu denken,
Ein Tagblatt denkt für dich nach deiner Wahl,
Die Weisheit statt zu kaufen, steht zu schenken,
Zu kaufen brauchst du nichts als das Journal.
Nun erst die Köche dieser Sudelküche,
Der Täter gibt der Tat erst ihren Fluch.
Noch ärger als der Speisen Qualmgerüche
Steht der Verfertger selber im Geruch.
Schon in der Schule bildet sich die Rasse,
Es schreibt da, wer zu lernen nicht versteht,
Bis endlich eine dritte Fortgangsklasse
Sich als Beruf zeigt und als Musaget.
...

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TextGrid Repository (2012). Grillparzer, Franz. Gedichte. Gedichte. [Der Henker hole die Journale]. [Der Henker hole die Journale]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-FA2C-7