[145] Antwort auf die Forderung eines Weltbürgers

Cosmopolit wie du zu seyn,
Mag freilich oft das Herz erfreun,
Mir aber, muß ich sorgen,
Bleibt's ewig wohl verborgen.
Ist Eurer Menschenfreundlichkeit
Ein Land zu lang, ein Land zu breit?
Was Cook entdeckt im Meere,
Gehört zu Eurer Sphäre.
Ich kann, fehlt meinem Nachbar nur
Ein Scheffel Saat für seine Flur,
Den Scheffel kaum ihm geben,
Und soll fürs Weltall leben?
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Dafür zu schwatzen? Das geht an!
Dafür zu schreiben? Ei wohlan!
Das könnten, wär's vonnöthen,
Vor allen, wir Poeten.
Allein dafür zu leben? – Hum!
Wer läßt dem Nachbar, um und um
Von den Cosmopoliten,
Zwei Metzen Saatkorn bieten?
Reiß' mich von meinem Städtchen los!
Klein ist's, mir aber schon zu groß,
Weil ungestillter Zähren
Noch viel mein Herz beschweren.
Ein Cleysing 1 könnte mit der Zeit
Zur Noth, durch meine Wenigkeit,
Ein glücklich Dörfchen werden:
Nimm du den Rest der Erden!

Fußnoten

1 Ein Dörfchen von fünf Häusern, nahe bei Ellrich; das kleinste im ganzen Königreiche.

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TextGrid Repository (2012). Goeckingk, Leopold Friedrich Günther von. Gedichte. Lyrische Gedichte. Erstes Buch. Antwort auf die Forderung eines Weltbürgers. Antwort auf die Forderung eines Weltbürgers. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-E0DC-6