Der reiche Hirt

Wollte mich Belinde lieben,
O wie wohl wär' ich daran!
Viere, fünfe, sechse, sieben – –
Zwanzig Schafe wend' ich an!
Zwanzig? – hundert wollt' ich sagen!
Hundert, ja! gäb' ich darum.
Ja! Sie selbst sollt' ich nur fragen,
Aber immer steh' ich stumm!
An den Bach, der durch die Mitte
Meiner fetten Fluren fleußt,
Trat sie einst, mit sanftem Tritte,
Da erhöhte sich mein Geist!
Da fragt' ich: willst du mich lieben?
Schweigend drehte sie sich um;
Wäre sie nur stehn geblieben,
O was gäb' ich nicht darum?
Giebst du deine ganze Herde?
Fragte heute mich Damöt,
Der mit grämlicher Geberde
Unter seiner Linde steht!
Ja! die ganze will ich geben,
Ja! das schwör' ich! morgen früh!
Herd' und Flur, und Luft und Leben,
Alles hab' ich, hab' ich sie!

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Gleim, Johann Wilhelm Ludwig. Der reiche Hirt. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-DA85-5