[104] Lied des Bauers

Ich baue, darum heiß' ich Bauer,
Ich baue mit gesunder Hand,
Nicht einen Thurm auf eine Mauer,
Ich baue Weitzen in das Land!
Der Herr des Landes ist der König,
Der baut den Thurm, der mich beschützt,
In welchem, Sünden unterthänig,
Verräther, und Betrüger sitzt.
Ich baue redlich, in Vertrauen
Auf meinen Gott! er sieht herab,
Aus seinem Himmel, auf mein Bauen,
Und zählt ihm seine Segen ab.
Zehnfältig hab ich sie verspüret,
Zehn Weitzenkörner gab er mir
Für eines! Herz, davon gerühret,
Dank ewig, ewig ihm dafür!
Dank' ihm für seine sanfte Regen,
Für seine Winde, seinen Thau!
In ihnen gab er seinen Segen
Und seine Gnade meinem Bau!
O du, mein Feld, du sollst ihm grünen,
Als wenn du Braut der Sonne wärst;
Ihm, und dem König will ich dienen,
Zwar beyden treu, doch ihm zuerst.
Denn er, mein Gott, erschuf den Bauer,
Erschuf den König, er ist HERR
Der Könige, bestimmt die Dauer
Der Königreiche, mächtiger
[105]
In seiner kleinsten That, als alle
Gewaltige der Erde, die,
Voll seines Lobes, hin erschalle
Zu seiner Himmel Harmonie!

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TextGrid Repository (2012). Gleim, Johann Wilhelm Ludwig. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Lied des Bauers. Lied des Bauers. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D9D1-E