[126] Das Mährchen vom Reichthum und der Noth

'S war einmal Bruder und Schwester:
Der Reichthum und die Noth;
Er schwelgte in tausend Genüßen,
Sie hatte kaum trocken Brot.
Die Schwester diente beim Bruder
Viel Hundert Jahre lang;
Ihn rührt es nicht, wenn sie weinte,
Noch wenn sie ihr Leiden besang.
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Er fluchte und trat sie mit Füßen;
Er schlug ihr in's sanfte Gesicht;
Sie fiel auf die Erde und flehte:
Hilfst du, o Gott, mir nicht?
Wie wird das Lied wohl enden?
Das ist ein traurig Lied!
Ich will's nicht weiter hören,
Wenn Nichts für die Schwester geschieht!
Das ist das Ende vom Liede,
Vom Reichthum und der Noth:
An einem schönen Morgen
Schlug sie ihren Bruder todt.

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TextGrid Repository (2012). Glaßbrenner, Adolf. Gedichte. Verbotene Lieder. Das Mährchen vom Reichthum und der Noth. Das Mährchen vom Reichthum und der Noth. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D6A8-2