[136] [139]Salomon Gessner
Frühe Gedichte

[Fragment einer Satire]

Verschwendung und Geitz


Die Sonn ist albereit von uns hinweg gewichen;
Es ist im Westen schon, das Abend-Roth verblichen.
Die Nacht hat jez mit schwarz, den Himmel übermahlet,
Aus dem ein zwitzernd Heer, zerstreuter Sternen strahlet.
Der Mond erhellt die Erd, mit seinem schwächern Licht,
Daß man die Gegen-Ständ, schwach und betrüglich sicht.
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Grillen, Wünsch, verliebte Stutzer, Eulen, Forcht und Nacht-Gespänster,
Schwermen jetz durch alle Gassen, und umflattern thür und Fenster;
Man hört nichts mehr, als wacher Hunde bällen etc.
[ ...]
So macht sich Harpax selbst, ein marterliches Leben,
Er hat sich seinem Geld, als einem Gott ergeben;
Was er zur Kinderzucht, nothwendig sollt verwenden,
Diß heißt der karge Filz, unnöthiges verschwenden:
Die um ein stückgen Brod, um Gottes willen flehen,
Läßt er mit einem Fluch, weil der nichts kostet gehen.
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Er hoffet nur auf Gott, wann Krankheit ihn befällt,
Warum auf ihn allein? die Ärzte fordern Geld.
Zur Predigt geht er nicht, vor jeder Kirchen-Thür,
Streckt man ihm ohnverschämt, den Armen-Seckel für etc.

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TextGrid Repository (2012). Gessner, Salomon. Gedichte. Frühe Gedichte. [Fragment einer Satire]. [Fragment einer Satire]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D546-8