11.

O wie floß mir beglückt der Tag,
Als ausrastend ich weiland
Unter deinen Zypressen lag,
Naxos, blühendes Eiland!
Ach, noch hatte des Lebens Joch
Wund mich nimmer gerieben;
War im Hoffen ein Knabe noch
Und ein Jüngling im Lieben.
Eins nur kannt' ich als hohe Pflicht,
All mein Sinnen und Denken
Fromm mit jeglichem Morgenlicht
In das Schöne zu senken.
[45]
Und so träumt' ich zur Meeresbucht
Täglich nieder vom Riffe,
Droben glühte die goldne Frucht,
Drunten zogen die Schiffe.
Fern um sinkende Tempel lag's
Wie vorweltliche Schauer,
Doch der Zauber des heut'gen Tags
Dämpfte jegliche Trauer.
Und im sinnenden Müßiggang
Zwischen Wogen und Winden
Reifte leise zum Frühgesang
Mein aufblühend Empfinden.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Gedichte. Neue Gedichte. Lieder aus alter und neuer Zeit. 11. [O wie floß mir beglückt der Tag]. 11. [O wie floß mir beglückt der Tag]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C1D1-F