Stoßseufzer

Stand ich einst ein Baum im Walde,
Schlanker Stamm mit breitem Wipfel,
Hört' am Tag die Vögel singen,
Hörte nachts den Sturm erbrausen,
Hielt mit Sonne, Mond und Sternen
Zwiesprach, wann es mir behagte.
Und im Lenz in meinen Schatten
Saß mit seinem Lieb der Jäger.
Heut entlaubt, ein kahler Pfeiler,
Steh' ich in des Königs Vorsaal,
Schranzentritte hör' ich schleichen,
Höflingsworte hör' ich flüstern,
Und geschminkte Weiber knixen
Um mich her und lächeln Lüge –
O wie sehn' ich Tag' und Nächte
Mich zurück zum grünen Walde!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Gedichte. Spätherbstblätter. Nachlese älterer Gedichte. Stoßseufzer. Stoßseufzer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-BEEA-3