Der Ungenannten

Die du den Blick mir zugewandt voll Güte,
Da mich die andern in den höfisch glatten,
Prunkvollen Sälen stolz vergessen hatten,
Wie dank' ich deinem freundlichen Gemüte!
Du botest lächelnd mir des Herzens Blüte,
Mit süßem Wort erquicktest du den Matten;
So mag ein Quell in hoher Palmen Schatten
Den Pilger laben, der von Durst entglühte.
Und doch! Nicht folgen darf ich jenem Glücke,
Das deine Gunst so reich mir zugewogen;
Mich hält das Herz, mich hält die Pflicht zurücke.
Denn zwischen uns ist eine Kluft gezogen,
Die sich verbinden läßt durch keine Brücke,
Und die noch keiner glücklich überflogen.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Der Ungenannten. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-BB50-D