Des Müden Abendlied

Verglommen ist das Abendrot,
Da tönt ein fernes Klingen;
Ich glaube fast, das ist der Tod,
Der will in Schlaf mich singen.
O singe nur zu,
Du Spielmann du!
Du sollst mir Frieden bringen.
Ein weiches Bette der Rasen gibt,
Es säuseln so kühl die Zypressen,
Und was ich gelebt, und was ich geliebt,
Ich will es alles vergessen.
Keinen Ruhm, kein Glück
Laß ich zurück,
Hab' nichts als Schmerzen besessen.
So fahr denn wohl, du arge Welt
Mit deinen bunten Schäumen!
Was dich ergötzt, was dir gefällt,
Wie gern will ich's versäumen!
Schon wehet die Nacht
Mich an so sacht;
Nun laßt mich ruhn und träumen.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Des Müden Abendlied. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-B81C-E