[330] Einem Schulmanne

Wenn den Damm ihr eingerissen,
Der gewehrt dem halben Wissen,
Wähnt ihr, dann zu aller Frommen
Sei der Tag des Lichts gekommen?
Ach, es wird nur allzufrühe
Euch gereun der eitlen Mühe.
Zu des Tempels heil'ger Enge
Laßt nur ein die dreiste Menge!
Nie mit unreif dumpfen Sinnen
Mag sie Wahrheit dort gewinnen;
Heischt sie doch bequeme Lehre,
Und das Echte bleibt das Schwere.
Flacher Afterweisheit Sätze
Werden unsres Tiefsinns Schätze,
Unsrer Bildung Hort zerwühlen
Und hinweg die Ehrfurcht spülen,
Bis zuletzt im seichten Schwalle
Sich die Gleichheit fand für alle.
Wenn die Roheit dann entbunden,
Jedes Ideal verschwunden,
Wohl ein Grausen mögt ihr spüren;
Denn ihr halft es selbst vollführen:
Die ein Volk des Geistes waren,
Ihr erzogt sie zu Barbaren.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Gedichte. Spätherbstblätter. Gelegenheitsgedichte. Sprüche. Einem Schulmanne. Einem Schulmanne. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-B681-9