22. An eben Selbige

1633 November.


Dieses, was ich euch itzt singe,
denkt nicht, daß es meine sei!
Dessen ists, der solche Dinge
durch euch, ihr gelobten Zwei,
ihm gedenket zu verbringen,
die man weit und breit soll singen.
[360]
Das erlöste Volk der Erden,
so nach Gottes Sohne heißt
und durch euch soll freier werden,
das erhebet Stimm' und Geist
und ruft wie aus einem Munde:
Zieht zu einer guten Stunde!
Zieht zu einer guten Stunde!
rufen wir und wer euch liebt.
Wem es geht von Herzengrunde,
der ist mehr froh als betrübt;
diß, weil ihr ihm seid benommen;
jenes, was darauf soll kommen,
was ihr halb froh itzund schauen,
ja kaum noch besprechen könnt.
Eure selbst Ihr, eure Frauen,
wündschen euch, was ihr euch gönnt,
hoffend, dieses saure Scheiden
bring' einst desto süßre Freuden.
Das Geschrei so großer Sachen
dringet durch die breite Welt.
Die erfreuten Russen warten,
bis ihr euch vor ihnen stellt.
Tauris wartet mit Verlangen,
wie es euch bald soll empfangen.
Euch soll treffen ganz kein Schade!
Wie Hamburg euch ausgesandt,
soll das Kaspische Gestade
euch sehn steigen auf sein Land!
Ihr sollt, wie ihr werdet spüren,
auch den Schwächsten nicht verlieren!
Gott, der Leitstern, ist nicht trübe,
zeigt den Weg auf fremder See.
Eurer hohen Fürsten Liebe
sein die Brüder Helene.
Wind und Flut fugt nach Begehren
durch so manche Wündsch' und Zähren.
Nord und Osten, Süd und Westen,
die verschwören sich zu euch.
[361]
Euch ist gönstig nach dem Besten
das gemeine Sternen-Reich.
Wer mit Gott und Menschen reiset,
der ist billich hochgepreiset.
Ich bin froh, daß mir der Himmel
solche Gunst hat angetan,
daß ich unser Kriegsgetümmel
kan von fernen sehen an
und den Weg so hoher Sachen
mit euch großen Leuten machen.
Was wol soll mich das bewegen,
was hiervon der Pövel spricht,
der sich Allem setzt entgegen,
was er selbst kan haben nicht?
Künftig will ich Einen fragen,
was er denn darzu wird sagen.
Mutter Teutschland, leg indessen
deine langen Kriege hin,
weil du nun kanst satt ermessen,
was bei Zank ist für Gewin!
So du bist des Schlagens müde,
so ergreife doch den Friede!
Des Verhängnüß Schreiberinnen,
die drei Parzen, gehn herein:
was sie künftig werden spinnen,
soll von Nichts als Gutem sein.
Die verlebte Zeit der Erden
soll der jungen ähnlich werden.
Hier hat Gottes Grimm ein Ende:
förderhin gilt Nichts als Gunst.
Samlet euch, ihr hohen Stände,
heget eine neue Brunst,
eine Brunst, so die noch Schwachen
froh und warm und stark kan machen!
Diß Land, das von neuem Zagen
itzt erzittert weit und breit,
wird alsdenn erfreuet sagen:
Es ist überhin mein Leid.
[362]
Ach, daß dieser Trost der Frommen
doch noch heute solle kommen!
Gute Nacht, ihr deutschen Felder,
du berühmtes ebnes Land!
Wasser, Berge, Wildniß, Wälder
stoßen uns forthin zu Hand.
Denkt, daß eurer Ruhe wegen
wir der Mühe ziehn entgegen!
Gott der geb' euch besser Glücke
und gewündschtern Sonnenschein!
Kommen wir, will er, zurücke,
so soll alles Friede sein
oder, will es nicht gelingen,
so wolln wir euch einen bringen!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Fleming, Paul. Gedichte. Deutsche Gedichte. Oden. 4. Von Glückwünschungen. 22. An eben Selbige. 22. An eben Selbige. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-AC22-0