[168] Schmachspruch aines Neidigen
Schänders, denen von Zürich, vnd andern jren Eidgenossen, auch dem Ehrlichen Strasburgischen Hauptschiessen, zu verachtung gedichtet.

Gros wunder mus ich sagen fry,
Mit gunst zumelden von aim Bry,
Der droben inn dem Schwizerland
Noch dan gekocht on Wiber hand,
Kostlich von Milach zugerüst
Inns Elsas chon ist diser frist,
Als zu Strasburg das Schiessen war.
Het schir gesagt das Jubeljar,
Darnach gesänt hat mäniglich,
Auch jren vil vermessen sich,
Wanns nur so lang das leben han,
Das dis Schiessen möcht fangen an
Vnd solch kurzweil beschähen all,
Alsdan so wöllends inn dem fall
Gar geren sterben. Ach der Narren,
Die nichts gesächen noch erfaren,
Vermeynen schlecht, die göucheri
Der gröst Triumpf vf Erden sy,
Vnd gaffens mit verwundern an,
Hands Mul vnd Nasen offen stan!
Doch meyn ich, das dus wüßtest, die
Jr lebtag witer kamen nie
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Dan biß an Rin vnd Ruprechtsouw,
Vnd wann jn nicht alsbald die Frouw
Ein frisch Hembd hat geschickt hernoch,
So hebt sich an ein grose schmoch.
Ich glaub, du loser Balg, meynst fry,
Das ich ein schlimmer Schuster sy,
Wyl du mir nicht hast nochgesend
Ein par söcklin vnd wyses Hemd.
Hieneben will ich dis wenden lan
Vnd minen Hirspry richten an.
Die Schwizer kamen hrab den Rin
Gefaren biß gen Strasburg yn.
Zum schiessen fry dieselben Chnaben
Den Pry so warm mit sich bracht haben
Von Zürch herab wol virzig myl
Vf schneller Post, Datum inn yl,
Der ist inn einer hiz gebachen.
Sind das nicht treflich selsam sachen?
Hör wunder vber wunder zu:
Ein Pry würd vs dem Land zu Mu
So warm biß ghon Strasburg brocht,
Wer hets sin lebtag je gedocht,
Das ein Ku solt mehr schysen dan
Ein Nachtigall. Nun witer dran.
Ein vberscheyd sie machen lasen
Von holz, den Hafen drin zufassen,
Der war mit Kütreck wol beschmirt,
Also nach Strasburg wurd geführt,
Vnd brangen mit dem Hirsbry sehr,
Gleichsam es köstlich Heiltum wer;
Ward doch gekocht nicht wit vom See,
Da find des Kütrecks man noch meh,
Den man darunder hat gemengt,
Alsdan dazu auch Milch gesprengt.
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Also von try gewychten sachen
Thät man dis Hailtum machen;
Vnd ward von Predigern consecrirt,
Von aller sentenz approbirt.
Als sie gehn Strasburg kamen an,
Da war groß fräud bi jderman,
Mit frolockung ein groß geschrey.
Das jetz ankomen wer der Prey.
Wie nun ein schön Oration
Vom Pry gehalten vnd gethon,
So habend sy jn presentiert
Dem Ammeister, wie siechs gebürt.
Doch weyß ich von dem Haffen nicht,
Drumb gib ich deshalb keyn bericht,
Glaub aber, das die Knaben
Den Hafen vßgedinget haben,
Dan er soll syn, wie ich vermerck,
Ein stuck der siben Wunderwerck.
Meynst nit, sie haben kunst getriben,
Das der Pry so lang warm sy bliben
Ein solchen ferren wäg vnd reyß?
Doch schin die Sonn sehr warm vnd heiß,
Das hat geholffen, das der Bry
So fein Küwarm beliben sy.
Wie werdents so manch ewig nacht
On allen schlaf han zugebracht.
Eh sie das wunderwerck erdacht.
Alsbald der Pry genomen an,
Ein grosser huf, Frauen vnd Man,
Den Bry beleitet inn proceß
Vfs Herren Stuben zum gefräß.
Daselbst mit Reverentz so bald
Würd er getheilt vß Jung vnd alt,
Vf alle Tisch gerings herum,
Damit es inn gedächtnuß kom,
[171]
Vnd darvon ässen jederman
Propter rei memoriam,
Das beid, Frembd vnd Heimsch, allsamen
Erkennen des Monarchen Namen,
Der diß Schiessen het angfangen
Vnd bei weß Regiment ergangen,
Darnach man ghabt so groß verlangen.
Was von dem Bry da vber bliben,
Damit hat man groß wunder triben,
Nämlich gar herlich Balsamirt,
Vf das es lang werd reserviert
Zur dächtnuß ewig diser sachen.
Wer wolt der Narren doch nit lachen?
Hand nun die Schwizer sollich schiessen
Nit wol verehrt, so laßt michs wüssen
Mit einem nagelneuen Bry?
Mir nit, das ichs hieß melkery!
Jetz merck die statlich gschenck vnd gaben.
Damit verehrt sind dise Knaben:
In ward ein Küflad höflich zwar
Zum Schauässen getragen dar
Inn jre Hütten oder Zelt
Vf dem Schießrein inn freyem Feld.
Ist das nicht grose leckery,
Ein Küdreck tuschen vm ein Bry?
Man solts jn zwar nit haben thon,
Dan es was verbotten jederman
Vf allen Zünften mit Mandieren,
Man solt die Schweizer nit vexieren.
Dabi will ichs nun bliben lan,
Das Schiessen ongefazet han,
Vnd inn die Sau ein stichschutz thun.
Wer mit will stechen, schick sich nun!

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TextGrid Repository (2012). Fischart, Johann. Verserzählung. Das Glückhafft Schiff von Zürich. Schmachspruch aines Neidigen. Schmachspruch aines Neidigen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A773-4