[25] Beethoven

Es traf mein Ohr ein Machtposaunenton,
Ich sprang zu dem, was meine Sinne hörten:
Es war, als wenn wo Saurushirsche röhrten,
Es war so seltsamgroßer Grollerton –
Da stand Er! stand ein Mann auf höchster Spitze!
Da blies Er, mächtig, mächtig wie voll Zorn
Vom lichtgehüllten Wolkendonnersitze, –
Mein Hirn war ob des Wunders ganz verworrn –
Ich lag mit offnem Munde
Am tiefen, tiefen Grunde –
Der Ton noch dicker quoll und schwoll und schwoll:
Mein Grund fing langsam an zu wanken,
Der Wolkenmensch dort oben blies wie toll,
Ein Zittern hob des Berges Flanken
Und schwarze Wolken krallten sich hochoben fest
Und Sturm begann am Fels zu wühlen,
Als wollte er den Mann
Von seiner Riesenkanzel spülen,
Und alles Licht ward jäh vom Dunkel fortgepreßt,
Und drohend rührten sich die Donnertrommeln –
Doch fest stand hoch der Weltentöneschichter:
Er brüllte rasendlauter durch den Trichter –
Noch grauser schwoll das finstre Rommeln –
Der Riese aber blies –
Da brach am Berg der erste Donnerkrach,
[26]
Und Ein Blitz sprang ihm nach
Und hieb
Den Mann vom Felsen!
Die Tuba sprang
Der Himmel sprang
Das Allgeschrei in Nacht ertrank – –
Ich weiß nicht mehr, wo alles blieb.

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TextGrid Repository (2012). Engelke, Gerrit. Gedichte. Rhythmus des neuen Europa. Beethoven. Beethoven. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A186-C