Traumglück

Will am Tag mir nicht gelingen,
Heiter schön und mild,
Vor das Auge herzuzwingen
Der Geliebten Bild.
Uebers Antlitz ausgegossen
All die Lieblichkeit
Bleibt dem innern Blick verschlossen,
Und ich bin zerstreut.
Hasch ich auch nach allen Schätzen
Der Erinnerung,
Ach, sie können nicht ersetzen
Des Lebendgen Schwung!
Keine Dichtung gibt ihn wieder
Jener Formen Drang,
Jener aufgeblühten Glieder
Ineinanderklang.
[176]
Jene süßen sanften Augen
Und den lieben Mund,
Alle Phantasien tauchen
Nirgends auf den Grund.
Kann die Perle nicht gewinnen
Aus der Reize Meer,
All Gedächtniß, alles Sinnen
Zaubert sie nicht her.
Aber, aber wenn der stille
Abend wiederkehrt,
Dämmert auf in prächtger Fülle,
Was mein Herz begehrt.
Wenn das Dunkel mich umfangen,
Schleichet süß und rein
In den Traum, den herzensbangen,
Die Geliebte ein.
Und sie kommt, um mich zu küssen,
Und ihr Kuß berauscht,
In des Wiedersehns Genüssen
Schwelg ich unbelauscht.
Und sie ist so schön zu schauen,
So lebendig warm,
So voll Liebe voll Vertrauen
Ruht sie mir im Arm!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Eichrodt, Ludwig. Gedichte. Leben und Liebe. Traum und Bild. Traumglück. Traumglück. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A12D-3