Aufbruch

Silbern Ströme ziehn herunter,
Blumen schwanken fern und nah,
Ringsum regt sich's bunt und bunter –
Lenz! bist du schon wieder da?
»Reiter sind's, die blitzend ziehen,
Wieviel glänz'ger Ströme Lauf,
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Fahnen, liliengleich, erblühen,
Lerchenwirbel, Trommelwirbel
Wecken rings den Frühling auf.«
Horch! was hör ich draußen klingen
Wild verlockend wie zur Jagd?
Ach, das Herz möcht mir zerspringen,
Wie es jauchzt und weint und klagt.
»Und in Waldes grünen Hallen,
Tiefe Schauer in der Brust,
Lassen wir die Hörner schallen,
In das Blau die Stimmen hallen,
So zum Schrecken wie zur Lust.«
Wehe! dunkle Wolken decken
Seh ich all die junge Pracht,
Feur'ge Todeszungen strecken
Durch die grimme Wetternacht.
»Wettern gleich blüht Kampfesfülle,
Blitze zieht das gute Schwert,
Mancher wird auf ewig stille –
Herr Gott, es gescheh Dein Wille!
Blast Trompeten! Frisch mein Pferd!«
Regenbogen seh ich steigen,
Wie von Tränen sprühn die Au,
Jenen sich erbarmend neigen
Über den verweinten Gau.
»Also über Graus und Wogen,
Hat der Vater gnadenreich
Ein Triumphtor still gezogen.
Wer da fällt, zieht durch den Bogen
Heim ins ew'ge Himmelreich.«

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Eichendorff, Joseph von. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1841). 3. Zeitlieder. Aufbruch. Aufbruch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-9C5A-4