Du gebest einn bösen Richter.

Zvm Gericht vnd Richterampt gehört / dz mann bey der part klag vnd antwort fleissig verneme. Dann einiede parthei / wann sie alleyn verhöret wirt /schmuckt jre sachen also daß sie einen schein hat / als sei sie recht / Wann aber das gegenteyl auch gehört wirt / so wirt es offenbar / welches theyl recht oder vnrecht hat. Wer nun schnell ist zu vitheylen / ehe er beide parthei verhöret / übereilt sich / vnn nimpt jhm nit der weilen / der würde den leuten jhre sach verkürtzen / vnnd vnrecht gestatten / weil er der sachen keinn gewissen grundt verstanden hette. König Philippus / des Grossen Alexanders vatter / wolte auff ein zeit einer witwen sach nit hören / da sprach das weib: Du můst meine sach hören König / oder můst nit König sein. Dann König sein / heyßt sachen hören vnd entscheyden / dann darzů seind die gewalt auff erden / von Gott geordnet / vnn welche gewalt das nit thůt / die ist vor Gott kein gewalt / sonder tyrannei vnd mörderei.

Apelles der Maler ward bei dem König Xerxe helogen / als hette er ein bündtnus wider [112] jn helffen machen. Apelles da er nit kundt zur antwort kommen /darinn er sich gern entschuldigt hette / hat er ein gemähld zůgerichtet / vnd sich an der lugen rechen wöllen / also: Ein König sitzt auff eim stůl / hat grosse lange weite ohren / höret gern den lügnern vnnd heuchlern zů / Hinder jhm stehet Ignorantia, Vnwissenheyt / dann er glaubet denen / vnnd das / des er keinen grundt hat. Hart vor jm steht Suspitio, Argwon / daß der König bald gedenckt / es wirt also sein /vnnd versihet sich zum beklagten keiner trew mehr. Darnach schleppet Calumnia einen mit den harn herzů / tregt ein fackel in der handt / vnd gibt sie dem König / Dann die lügen wirt hie warheyt / weil sie der König annimpt. Hinder der lugen steht Neid / dann auß Neid wirt die lugen geboren. Bald darbei steht Betrug vnd hinderlist / dadurch mancher also wirt fürgetragen. Nicht ferne steht Trawren / Dann es thůt wee / daß iemand also fälschlich sol belogen / vnd doch zur antwort nit zůgelassen werden. Am aller letzsten steht die Warheyt / Dann es findet sich doch endtlich / daß disem vnrecht geschehen ist / vnd jhener můß mit schanden bestehen.


Freidanck singt:


Liegen vnd triegen ist ein bott /
Zu allen Herren / on zu Gott.

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TextGrid Repository (2012). Egenolff, Christian. Du gebest einn bösen Richter. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-8D44-9