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Sonnet auf einen verstiegenen Poeten

Welch flammenschwangrer Schall der lärmenden Trompeten,
Welch grasses Angstgetöhn benebelt mein Gehör!
Der Trommel schwarzer Klang entbrennt je mehr und mehr,
Und macht den bangen Wall von blasser Furcht erröhten.
Der Stücke Donner brüllt, gleich düstern Blutcometen;
Die Haüser sind entseelt, die Tempel Athem-leer.
Es wimmelt überall der Leichen reges Heer,
Und führt ein Klaggeschrey von Jammer, Mord und Tödten.
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Ich schau die arme Stadt, wie sie von Trähnen glüht;
Wir ihr zerstücktes Volk vor ihrem Würger flieht,
Und eine Wüsteney die öde Gegend drücket.
Verirrter Dichter, halt mit dem betrübten Spiel!
Der ungeheüre Sturm, der deine Stadt befiel,
Hat auch dein blödes Haupt getroffen und verrücket.

Notes
Erstdruck in: Gedichte, hg. von I. I. Sprengen, Basel 1743.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Drollinger, Carl Friedrich. Sonnet auf einen verstiegenen Poeten. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-83C3-E