[228] 6.

Die Liebe währt Jahrzehnte; doch die Klage,
Nicht jene nur den Formen angemess'ne,
Oft auch der Gram um niemals ganz vergess'ne,
Vermindert leider sich mit jedem Tage.
Ach, unsre Selbstsucht spottet mancher Lücken,
Und wenn beweinte Tote wiederkämen,
Wie würde da ein schlechtverhehltes Grämen
Uns neue Thränen aus den Augen drücken!
Unheilbar ist des Menschen Eigennutz. –
Ja, fielen vor dem Grab entstiegnen Richtern
Die Masken von den nüchternen Gesichtern,
Wo bliebe dann der Phrasen Flitterputz?
Gut, daß uns die Geschiednen nicht erscheinen;
Auch ihnen wohl, daß sie genießen können
Die Ruhe, die wir ihnen gerne gönnen,
Und daß sie nicht um unser Elend weinen.
Wie, selbst die auf Erlösung nur Bedachten
Sind drüben nicht von Seligkeit umflossen
Und müssen, wenn die Augen sie geschlossen,
Im Geiste noch der Ihren Not betrachten?
Nein, mit dem Tode endet jede Qual;
Auch solche, die als Echo weiterzittert,
Bleibt in der Heimat Grenzen eingegittert.
Das ganze Weltall ist kein Hospital ...

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Dranmor, (Schmid, Ludwig Ferdinand). Gedichte. Gedichte. Requiem. 6. [Die Liebe währt Jahrzehnte; doch die Klage]. 6. [Die Liebe währt Jahrzehnte; doch die Klage]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-8307-5