[Wie süß ist es, sprach man von sich]

Wie süß ist es, sprach man von sich.
Man ist nicht mehr ein stummes Ich,
Man kann sich fast mit sich versöhnen
Und sich das Leben abgewöhnen.
Man wird zum zarten Spiegelbild
Und sieht und denkt und grinst so mild,
Denn was gewesen, ist geschehn,
Und jeder hat's ja nicht gesehn;
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Und was gewesen, kommt nie wieder,
Und darum schreibt man es wohl nieder.
Man muß es sich nur eingestehn:
Das Leben will vorübergehn.
Denn seht, im Alter kommt ein Jahr
Wo, was gewesen, nie ganz war,
Dummheit von dazumal und Sünden
Die werden dann zu reichen Pfründen,
Erinnerung wird Kapital
Datiert auf Annodazumal.
Denn wenn man es bei Licht besieht,
Wenn was Geheimes wo geschieht,
Das Heimlichste, das wird ein Fest,
Wenn's später sich erzählen läßt.

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TextGrid Repository (2012). Dauthendey, Max. [Wie süß ist es, sprach man von sich]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-71AC-2