Im Vorüberfluge

Mit metallhartem Rotgelb
Hat sich des Himmels
Westliche Wölbung beflammt.
Mein Auge starrt staunend
In die leuchtende Blende,
Die wachsend fortglüht,
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Als sei nimmer ihr Ende
Die lichtlose Nacht ...
Da streift die brennende
Lichtwand ein Fittich –
Der nachtschwarze Fittich
Eines Dämmerungsvogels ...
Eine kleine Spanne –
Und die Weite verschlang ihn.
Also trägt auch der Mensch
Mit schwankem Fittich
Sein zwielichtbefangenes Sein
Vorüber an der stetig leuchtenden
Kristallwand der Ewigkeit ...
Er huscht dahin –
Ein Traum – ein Wahn –
Auf schmaler Bahn –
So bald – so bald
Raubt seiner Gestalt
Schattengefüge
Des Nichtseins
Farblose Wahrheitslüge.
Aber im Fluge –
Im Vorüberfluge –
Ahnt er das Rätsel
Der stetig und still,
In sattem Glanze
Fortdauernden Ewigkeit ...

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Conradi, Hermann. Im Vorüberfluge. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-5869-7