Wie Clauert mit purpurianischem Tuch ein guten Markt hielt.

Wenn Hans Clauert an einem bekannten Ort war, so sammelten sich ihrer viele daselbst, aus der Ursachen, daß sie viel kurzweiliges Dinges von ihm hörten, und sonderlich war die Karte nicht weit von ihnen, weil sie wußten, daß Clauert dieselbige lieb hatte. [200] Wie er denn einmal gen Teltow zu einem guten Freunde kam, verfügten sich ihrer etliche dahin, die alle seine guten Zechbrüder waren; und als sie vernahmen, daß Clauert Geld bei sich hätte, ließen sie bald eine Karten holen, setzten sich mit Clauerten zusammen und gewannen ihm sein Geld so gar abe, daß er keinen Pfennig mehr hatte. Da setzte er vier Ellen purpurianisch Tuch zu, der Hoffnung, daß er etwas von seinem Gelde wiederbekommen möchte; aber das Unglück war so groß, daß er die vier Ellen Tuch auch verlor. Da gieng er des Abends vor die Thür heraus, sahe sich weit um und sprach: »Du lieber Gott, bin ich so alt geworden und habe nicht gewußt, daß die Leute allhie zu Teltow das purpurianische Tuch so wohl kennen, und daß es so wohl abgehet, und habe eben nicht mehr als die schlechten vier Ellen bei mir gehabt und hätte vor langer Zeit an solchem Tuch viel Gelds erwerben mögen, so ich 's gewußt hätte, daß es so wohl allhier verkauft wäre gewesen! Wohlan, sie sollen mir 's ein andermal theuer genug bezahlen!« Gieng also traurig hin, legte sich auf eine Bank und vermeinte zu schlafen; aber das purpurianische Tuch machte ihm so viel schwere Gedanken, daß er nicht einschlafen konnte. Es war aber in derselbigen Herberge ein anderer, der bei Tage wohl gesehen hatte, daß Clauert einen vollen Beutel gehabt, auch nicht wußte, daß er alles verspielet hätte. Da er nun vermeinte, daß Clauert entschlafen wäre, und eine gute Beute darvonzubringen gedachte, schlich er heimlich hinzu und griff Clauerten in den Geldbeutel. Darzu schwieg Clauert still, obgleich er's wohl hörte und fühlte; zuletzt doch fieng er an und sagte: »Suche du, mein lieber Sohn, suche, ob du etwas finden könnest; ich habe den ganzen Abend gesucht und keinen Heller mehr finden können.« Darüber ließ der Dieb vor Schrecken Mantel und Hut liegen und lief darvon, daß Clauert also noch seine Zeche darvon bezahlen konnte, da er sonst wohl seinen eigenen Mantel im Stich hätt' laßen müßen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Colshorn, Carl und Theodor. Märchen und Sagen. Märchen und Sagen aus Hannover. 73. Drei lustige Historien von Hans Clauert. Wie Clauert mit purpurianischem Tuch ein guten Markt hielt. Wie Clauert mit purpurianischem Tuch ein guten Markt hielt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-563E-C