[28] Fastnachtende

6.

Ein tolles Volk, es tobt den Platz entlang,
Auf bunte Masken fließt ein Lichtmeer nieder,
Vermummte Schergen blasen Freiheitslieder,
Bemalte Fischer kreischen alten Sang.
Es springt und lacht der Fraganapa täppisch,
Aus schwarzen Augen sprühen wüste Blitze,
Die Harlekine schnarren seichte Witze,
Die Columbinen tanzen matt und läppisch.
Da tönt vom Markusthurm die Mitternacht –
Das Licht erlischt, – die Narren sind verflogen,
Ihr letztes Jauchzen gellt noch durch die Bogen,
Bald ruht der Platz in einsam, hehrer Pracht.

[29] 7.

Ich ließ die Andern dort bei Sang und Tanz,
Und auf die Riva eilt ich von dem Feste,
In tiefem Schlummer lagen die Paläste,
Hier war ich fern dem bunten Mummenschanz.
Und vor mir wogte sacht das dunkle Meer,
Dem Ufer nahe, schwarze Gondeln schwammen,
Auf einem Boote schürten sie die Flammen,
Ein Segelschiff glitt geisterhaft daher.
Und als ich auf zum nächtigen Himmel sah,
Fiel jäh ein Stern – er ist in's Meer versunken,
Da lallts herauf so weich, so schlummertrunken
Von Kinderlippen fragend: Gondola!? ...

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Christen, Ada. Fastnachtende. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-5273-1