[11] Zufriedenheit im niedrigen Stande

Ich trachte nicht nach solchen Dingen,
Die hoch und zu gefährlich sind;
Mein Geist sucht nirgend durchzudringen,
Als wo er leichte Bahne findt.
Ich ruhe sanfft biß an den Morgen,
Wenn mancher, welcher voller Sorgen,
Nach eitler Hoffnung ängstlich ringt,
Der blinden Göttin Weyrauch bringt.
Ich mercke, daß in unserm Leben
Was Göttliches mit unter spielt;
Wer sich will zu den Sternen heben,
Und diesen Trieb nicht bey sich fühlt,
Muß endlich gar ein Spott auf Erden,
Ja, sich selbst Höll und Hencker werden:
Weil der, der sich am meisten quält,
Zu erst offt seinen Zweck verfehlt.
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Wer will, mag in den Lüfften fliegen,
Mein Ziel erstreckt sich nicht so weit;
Ich lasse mich mit dem begnügen,
Was nicht bemüht, und doch erfreut.
Ein andrer mag sich knechtisch beugen,
Um desto höher aufzusteigen,
Ich neid ihn nicht in meinem Sinn,
Und bleibe gerne wer ich bin.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von. Gedichte. Vermischte Gedichte. [11] Zufriedenheit im niedrigen Stande. [11] Zufriedenheit im niedrigen Stande. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-4AF2-4