Der kluge Held

Tags vor der Schlacht gerät ein junger Held
In allerlei bedenkliche Bewegung;
Nimmt dies und das in ernste Überlegung
Und bringt heraus: Dein bißchen Löhnungsgeld
Und Lumpenruhm, mein guter König,
Reizt wahrlich unsereinen wenig,
Daß er dafür im Mordgemetzel fällt! –
Als er kaum fertig ist mit Grübeln,
Läuft er zum Chef: »Sie werdens nicht verübeln,
Daß ich, zu meinem bittersten Verdruß,
Gerade jetzt um Urlaub bitten muß.
Denn ach! mein Vater liegt an Todesenden nieder,
So schreibt man mir; ich seh' ihn sonst nicht wieder;
Und ihn verlangt nach mir und meinem letzten Gruß;
O gönnen Sie mir seinen Abschiedskuß!« –
»Sehr wohl! versetzt der Chef, und lächelt vor sich nieder;
Reis' hurtig ab, mein Sohn! Denn nach der Bibel muß
Dein Vater nach Gebühr von dir geehret werden,
Auf daß dirs wohlergeh' und du lang' leb'st auf Erden.«

Notes
Entstanden 1782, Erstdruck 1782.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Bürger, Gottfried August. Der kluge Held. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-477A-A