[363] Zu später Lohn

Wann nach des Tages Sorg und Frohne
Mich Abends nun entläßt die Pflicht,
Und ich der Chinarose nicht
Und nicht des Oleanders schone,
Die Hand zur stolzen Anemone
Bescheidenes Vergißmeinnicht,
Schasmin, Resed und Myrthe bricht,
Und der Begleiterin zur Krone
Sie unter Scherz und Liedern flicht;
In holder Anmut wie Dione
Lacht dann das Mädchen mir und spricht:
»Dir Altem gleich gibts wo ich wohne
Der Sänger und der Gärtner nicht.«
Und mit dem freundlichsten Gesicht
Reicht sie mir einen Kuss zum Lohne.
Warum sprach man in solchem Tone
Vor zwanzig Jahren mir noch nicht?

Notes
Erstdruck in: Musenalmanach für 1798, hg. von J.H. Voß, Hamburg (Bohn).
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Boie, Heinrich Christian. Zu später Lohn. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-3B01-A