Jean Bodin
De Magorvm Daemonomania
Vom Außgelasnen Wütigen Teüffelsheer
Allerhand Zauberern / Hexen vnnd Hexenmeistern /Vnholden / Teuffelsbeschwerern / Warsagern /Schwartzkünstlern / Vergifftern / Augenverblendern /etc.
Wie die vermög aller Recht erkant / eingetrieben /gehindert / erkündigt / erforscht / Peinlich ersucht vnd gestrafft werden sollen.
Gegen des Herrn Doctor J. Wier Buch von der Geister verführungen / durch den Edlen vnd Hochgelehrten Herrn Johann Bodin / der Rechten D. vnd des Parlements Rhats inn Franckreich außgangen.
Vnd nun erstmals durch den auch Ernvesten vnd Hochgelehrten H. Johann Fischart / der Rechten D. etc. auß Frantzösischer sprach trewlich in Teutsche gebracht / vnd nun zum andernmahl an vilen enden vermehrt vnd erklärt.

Widmung

Dem Wolgebornen Herrn /
Herrn Eberhart / Herren zu Rapoltsstein Hohenack
vnd Geroltzeck am Wasichin / etc
Meinem Gnädigen Herrn.

Wohlgeborner Gnädiger Herr / E.G. seien meine Vnterthänige geflissene Dienst / zuuoran willig bereit. Heutigs tags / da jede Disciplin / Kunst / Scientz vnd Facultet der andern zurufet / vnd beuorab die Theologische aller theils viel schreibet vnd lehret. Jeder soll jnnerhalb schrancken seines beruffs bleiben / niemand soll seine Sichel inn eines andern Schnitt anschlagen /Spartam, quam quilibet nactus est, hanc ornet, vnnd andere dergleichen Dicteria mehr / welche man gleichsam Sprüchwortsweiß nun zur zeit außruffet /vnd alle dahin füsen vnn schliessen / das keiner etwas außerhalb seiner Vocation / vnd jhm selbst erwöhltem eingezieltem / vnd bestimptem beruff vnd stand / fürnemmen / angreiffen / handeln noch tractieren solle: die haben mich als einen / der in Jure versieren soll /erstes angangs beinahe abgeschreckt vnnd abgehalten / gegenwertige bei heutigen Vnrichtigen vnd verwirrten läufften hochnötige vnnd viel wegs Nutzliche Fünff Bücher De Dæmonomania Magorum, das ist /Vom Teuffelischen Trib der Zauberer / oder von der Hechssenwüterey vnd Zauberey Rasigkeit / zu transferieren vnnd dem Teutschen Leser gemeyn zumachen.

Auß betrachtung / weil ich war genommen / das eins theils die Theologi vnd Heiliger Geschrifft Gelehrte / mehrtheils vnd am meisten sich dieser Matery von Zauber vnnd Vnholdenwerck / jederzeit haben beladen vnd angenommen: auch daruon als von sachen / jnen zuerkennen vnd zuurtheilen vor andern zuständig / viel herrlichs vnd treflichs zuschreiben sich bemühet. Vnd daß demnach anders theils auch dieMedici, Physici vnnd Philosophi jhnen ein Iudicium hierůber zufällen sich haben vnterfangen. Wie dann Doctor Johann Weier / als ein Medicus, wider welchen fast durch auß gegenwertiges Schreiben gerichtet ist / diß inn offenem Truck genugsam hat zuverstehn gegeben.

Jedoch dieser beider Faculteten Eintrag vnangesehen / bin ich bald anders sinns vnnd rahts worden /als ich gesehen / das gegenwertiger Author Iohannes Bodinus, als ein Rechtsgelehrter / jhme dise Matery nicht weniger dann anderer Scientz zugethane vnnd Verwandte / zu tractieren hat gemäß vnd fugsam geachtet: vnd dieselbe der gestalt vnd massen außgeführet / daß gleichwol andern Künsten vnd Faculteten jhre Iudicia darbei vnabgestrickt vnnd vnbenommen bleiben.

Zu dem / das mich auch beides der Theologorum vnn Medicorum Schrifften nicht so fast von dieser Arbeit haben ab / als viel mehr angemanet vnd confirmiert. Seiteinmal auß beider publicierten Bůchern vnnd Tractatibus erscheinlich daß wann sie von straffung des Teuffels gesinds handlen / sie nicht für über können / den Juristen inn jhre Weide grasen zugehn /vnnd jhre Iura, Leges, Recht / Gesatz / ordnungen /Responsa vnnd Opiniones zn bekräfftigung jhrer meynung / vnd ermanung Richterliches Ampts / weitläuffig einzuführen vnd zu allegieren. (Wie dann inn der warheit beides in Geistlichen vnd Keyserlichen Rechten vmb hinschaffung dises verfluchten Gottverläugnenden geschmeiß sehr heilsamme ordnungen seind angesehen: In krafft welcher die Oberkeiten jederzeit gegen den Zaubern gepflegt zu procedieren.) Wann dann nun diesen Scientijs mit frembder hülff jhre sachen zustercken / vnd / wie man spricht / mit frembden federn zu schmucken / nicht vnzimmlich: Wie viel billicher ists dann den Juristen gebürlich /den verstand vnnd Inhalt jhrer Gesetz / vber vorgedachte lasterthaten geordnet / was sie vermögen / wie ferr vnnd auff welche Personen sie bei heutiger gelegenheit zuerstrecken / wie die darinnen erkandte Straffen zuschärpffen oder zumiltern außführlich vnnd gründtlich zu erklären. Inn massen dann eigentlich hierinn von vnserm Authore beschehen.

Derwegen / in erwegung jetzberhürter vrsachen /bin ich gäntzlicher hoffnung / keinerley Stand / Würden noch Facultet werde mich diß falls billich verdencken mögen / als het ich inn frembde vnd meiner Profession vngemäße Tractation vnn handlung hiemit händ eingeschlagen.

Sondern vil mehr dise meine wolgemeynte Arbeit /dahin löblich deuten vnd erheben / als die gemeynem Nutzen vnnd Vatterland zu vorstand für genommen /damit man nemlich bei der nun mahls hin vnd wider inn allen Landen ereygter vnd schwebender Vnrichtigkeit / Vngewißheit / Zweiffel vnn Zwispalt von straffung der Zauberer vnnd Vnholden dermahln eins eine gründtliche Nachrichtigung / Gewißheit / vnd klare helle Vorleuchtung hiemit hette.

Vnd vorab die Oberkeit / so den Gesatzen / sie in Wůrden vnn kräften zuerhalten / vorgesetzt / vnd in massen die heilige Schrifft daruon redt / von Gott zu trost den Frommen / vnnd zu trotz den vnfrommen ist geordnet / vnd deßhalben mit Schwerdt vnd Stab Inthronisiert vnd Investiert.

Wann vnd demnach aber / Gnädiger Herr / Ich vor fünff Jaren / als ich erstmals diese meine Version im Truck außgehn lassen / dieselbige E.G. Herrn Vatter Wolseliger löblicher gedächtnuß / auß besondern bedencken / vrsachen vnnd bewegnussen dediciert / als nemlich diesen / weil jhre G. Ich nicht allein Göttlicher Gerechtigkeit / so die ware Religion heisset /sondern auch auffrechter Politischer Gerechtigkeit / so auß Göttlicher herfliesset / vnd die gerecht Administrierung der Justicien benandt wird / in sonderheit lange zeit wol gewogen hab gespürt vnd erfahren. Zu dem das auch jhre G. zu derselbigen beiden Gerechtigkeiten / artlichen Adiumenten oder behülffen / welche dieselbigen mehr fortsetzen / steuren vnd zieren /als nemlich den Cultioribus Linguis & literis, jederzeit ein gnädigs gefallen getragen: Auch selbsten viel zeit inn lesung allerhand guter Authorn pflegen zu zubringen. Vnd dann letstlichen inn betrachtung / jhre G. nit die geringste vrsach zu Publicierung dieses Teutsch Vertierten Tractats gewesen / inn dem die durch gewisse Personen mehrmahls vmb förderliche Translation desselbigen angehalten.

Als hab ich nun zumahl / da dieses Buch abermahls zum Widertruck kommen / vnd eine vermehrung / Erklärung vnnd ernewerung an gewissen enden desselbigen / von mir begeret worden / nit allein im selbigen mich willfärig erwiesen / Sondern auch noch ferner dahin gedacht / das gleich wie bei gewissen Völckern man je von fünf zu fünff Jaren pflegt die Tempel auff ein newes zu reinigen / weißgen / vnnd zuschmucken /vnnd die darein auffgehenckte Opffer oder verehrungen zuernewern vnd zuerfrischen. Also ich nunmahls nach verscheinung fünffjäriger zeit erstes Trucks /auch dieses Buchs zuschreibung möchte ernewern /Nicht zwar das ich den Tempel wolt Mutiern vnd endern / das ist / jemans anders / dann dem jenigen / so es ein mahl dediciert zubeeigenen / Sondern inn ebenmäßigem erfrischen vnd restauriern.

Wann dann E.G. inn dero Herrn Vatter löblicher gedächtnuß Tugenden an gemüht vnd geblüt / an Stammen / Namen vnnd Thaten jetzumahl tretten vnnd dero G. Erblich representiern / Hab ich billich /angeregte Dedication in Compellierung E.G. Namen /sollen erfrischen. Beuorab auch vmb so viel desto mehr / damit ich meine danckbarkeit vmb vielfaltige gnaden vnnd gutthaten / so mir / weil ich vnter jhren G. Tntel des auch Wolgebornen Herrn Johann von Hohenfels Herrn zu Reipoltzkirch / Forpach vnnd Rixingen / etc. Meines G. Herren / das Ampt Forpach versehen / vilfeltig sind widerfahren erweise: Vnd zugleich damit bei E.G. mich vnterthenig commendierte.

In massen ich dann auch hiemit dise fünff Bücher von der Demonomany (so vnzahlige frembde fragen /Disputationen / fäll / Geheimnussen / Historien Geschichten / Außlegungē / Gerichtliche Erkantnussen vnnd Erklärungen der Rechten / ja bei nahe der Welt lauff innhalten) E.G. vnderthenig Dediciere vnd beeigene. Mit vndertheniger bitt / solches mit Gnaden auff vnd anzunemmen / vnd mich dero Gnädig lassen befohlen sein. Der Allmächtige wölle E.G. an Leib vnd Seel zu könfftiger Wolfäriger Landregierung / Vätterlich segenen vnnd bewaren. Dätum Forpach / den ersten Septembris / Anno 1586.


E.G.


Vndertheniger.

Johann Fischart G.M. der Rechten D. vnnd Amptmann zu Forpach.

Vorwarnung von Lesung vnd Vrtheilung folgender Bücher

Vorwarnung von Lesung vnd Vrtheilung folgender Bücher.

Den Guthertzigen Leser kan ich hinwider trewhertziger meynung zuforderst hie zuerinneren nicht vnderlassen / daß / demnach der Author dieses Tractats selbst in seiner Frantzösischen Vorred / vernünfftiglich (wie sich dann allen Büchern eyget vnd gebůret) jeden / der seine Schrifften zulesen annimmet / warnet vnd Auisieret / dieselbigen fürsichtiglich vnd weißlich mit gutem verstand vnterscheid / vnd bedacht zulesen / zu erwegen / zu vrtheilen vnnd zu probieren: Ich gleichsfalls hiemit meniglich nachmals auch will vermanet haben / nicht gleich bald inn allem / so hierin fürgetragen wird / einsmahls vnd vberal beifall vnd glauben zugeben / vnnd von allerley Trachten die allhie von einem Meisterlichen Koch fürgetragen werden / den Magen / der nit ein jede vertragen mag / zuuor vnd eh er erkůndigt / wie vnd waruon sie bereitet worden / zu beladen: Sondern dem Spruch zufolgen.


Beifall soll man so lang auffhalten.

Biß mans hat gegen andern gehalten.


Seiteinmal vnser Author hierinn sich viel mehr einen Galenisten (wie man sie heut nennet) die vielMisce & fiat brauchen / hat wöllen erweisen / dann ein Paracelsisten / die mit einfachen Stucken vmbgehen: Hat allerhand lustige vnnd anmütige Materien vnter einander gemenget / damit nur ein jeder / der darůber kompt etwas / das jhm muntet vnd schmecket / het anzutreffen. Auch sich bißweilen (wie dann weitschweiffige feine Ingenia genaturt sein) grosser Freyheit vnd außgelassenheit angenommen / frey vnuerbunden / vnd wie man zu Latein spricht / non iurando in verba Magistri, von allerley sachen zu vrtheilen: Zweiffels ohn der meynung / andern / so es lesen /mehr nachdenckens darmit zugebären. Dann Exempelsweiß zugedencken / jetzund legt er einen ort vnd Spruch der H. Schrifft seinem gutduncken nach auß /hernach auff gut Jůdisch Rabinisch / folgends Allegorisch / nachgehends nach dem Buchstaben / bald nach der Schullehrer art vnd weiß / vnnd diß alles nach dem es jhm zu erhaltung seiner gesatzten Meynung zu Paß kommet: Gleichwol solches alles also / daß allzeit in einem oder dem andern theil die Warheit mit vntergesprengt ist. Wie ich dann selbst vnter dem Vertieren viel dergleichen ort / beides in Margine vnd auch im Context durch diß Zeichen () hab warnungs weiß angedeutet: auch zur gelegenheit entweder mit mehrerm zusatz bekräfftiget / oder durch erzehlung anderer Meynung gemehret. Als vnter anderem zur Nachrichtung eins ist / da er die Vorsagend Astrology zuverthädigen sich vnterfähet / vnd da er den Freyen Willen der Widergebornen Menschen auß Zeugnussen der Jůdischen Rabinen vermeint handzuhaben. Dann damit ich auch diß für ein anhang hie bei vngemeldt nicht lasse / sehr viel Gelehrten dieses an jhm als sträfflich taxieren vnnd halten / das er viel zu viel auff der Rabinen Schrifften / Äußlegungen vnd Glossen angebacht vnd verpicht ist / vnnd auß jhnen die Vbermenschlichsten sachen / vnnd Vnergrůndtlichsten Geheimnussen vnterstehet zuerforschen vnd zueruieren: Vnd also durch verleitung derselbigen / manche frembde vngereimpte Opinion auff die bann bringet /vnd inn offentlichem Truck außsprenget: Inn massen dann ein Gelehrter Mann vor eim Jar eine Oration wider seine Jůdische Meynung von den vier Monarchien / dardurch er die Propecei Danielis jämmerlich zermartert vnd verketzert / in Truck hat gegeben. Jedoch / wie obgedacht / dienet es alles zu disem guten rhůmlichen end hin / daß auf solche weiß die Warheit mehr herfür gebracht / vnnd wie außgegraben Roch Silberärtz gewäschen vnd geläutert wird. Schließlich /der Guthertzig verständig Leser mag hierinn eben der Freyheit seines Vrtheyls sich gebrauchen / gleich wie sich der Author derselbigen vber andere gebrauchet hat: Doch solches Weißlich / nicht Naßweißlich / bedächtlich vnd nicht Verächtlich: etc. Demnach in Gottes Namen zur sach.


Invento Filio Gaudemus Messia.

Vom Wütigen

Die Vorred
Die Vorred / oder Verlassung zu folgenden Wercks tractierung vnnd Handlung.

Das Vrtheil welchs vnlängest wider eine Hexin od' zäuberin ward gefaßt / vnd darzu ich den letsten Aprilis / deß nächst hin verschienenen 1578. jars / auch beruffen worden / hat mir Anlaß vnnd vrsach geben /die Feder inn die Hand zunemmen / vnn die Matery von den Hexen oder Vnholdē / welche heutigs tags jederman so verwunderlich frembd fürkom met / auch bey vielen kleinen glauben gewin net / nunmalll außführlich zu erklären. 1

Die Hexin aber / deren Vrtheil wir jetzt gedacht /hieß mit Namen Johanna Harwilerin / bürtig von Verberich bey Compiegne: Die ward verklagt / daß sie vil Leut vnd Vieh getödet hett: Wie sie dann ohn einige peinliche frag dasselb bekant / vnangesehen / daß sie erstmals sehr Halßstarriglich verlaugnet / vnnd nicht auff einerley sag bestünde. 2 Sie bekant auch / daß jhre Mutter sie alsbald / da sie nuhr zwölff Jar alt gewesen / dem leidigen Teuffel / welcher damals in gestalt eines Schwartzē Manns / so vber gewohnliche Manns grösse geschaffen / in schwartzer Kleidung jhr erschienen / presentiert vnnd für eigen hingegeben vnnd vberliffert habe: Mit vermeldung / daß sie / die Vnmenschliche Mutter / sie / dz Töchterlin / gleich als es geboren worden / disem / welchen sie den Teuffel vnverholen sein sagte / habe versprochen. 3 Der dann jhren hinwider verheissen / sie wol zuhalten /vnnd jhr viel Glücks zu jhren geschäfften zu verleihen.

Auch weiter bekant / daß sie demnach von der zeit an / Gott verleugnet / vnd dem Teuffel zudienen versprochen. Vnd alsbald auff der stätt mit dem Teuffel Fleischlicher vermischung gepflogen. Auch folgends dasselbige / von gedachtem zwölffjärigen / biß zu jhrem vngefährlich fünfftzig Järigem Alter / deß sie damals war / als sie gefangen wordē / an einander getribē habe.

Sagt auch / daß sich der Teuffel jhr so offt erzeigte / vnnd zu jhr käme / wann sie nuhr wolte / vnnd solchs allzeit inn gestalt / Kleidung form vnnd wesen / wie er sich des erstmals bey jhr het sehen lassen: Als nemlich gestiffelt vnn gesport / vnn mit der Wehr / an der Seiten / vnd mit eim Pferd / so er an der Haußthüren angebundē gelassen / welches niemandt dann sie hab sehen können. 4 Auch pflegt er bißweilen jhr also beiwohnung zuthun / daß es auch jhr Mann / wann er schon bey jr an der Seiten lege / nich könt gewar werden.

Wiewol sie nuhn für ein grosse Hexin verschrait /vnd kaum möglich gewesen / sie vor dem Land vnnd Bawersvolck zubehalten vnd zuverwaren / Dieweil das Volck / auß sorg / daß sie widerumb möcht entkommen / sie kurtzumb der Justici vnd dem Gericht /auß jrer Macht einsmals zum Fewr mit Gewalt gedacht zureissen. Jedoch in der sachen gebürlich zu verfahren / hat man zuvor vnnd ehe man zu endtlicher Vrtheil geschritten / diese fürsehung vnnd ordnung thun wöllen / daß man gehn Verberich / vō dannen sie bůrtig / vnd in andere Dörffer / da sie gewont / schicken solte / jhres Lebens vnnd verhaltens halben nachfrag zuhaben. Als nuhn solches beschehen / da hat sich befunden / daß sie dreissig jar zuvor vmm gleich mässige vbelthat / sey mit Ruten außgestrichen / vnnd jhre Mutter lebendig verbrant worden: Vnd dasselbig ergangen / auß erkantnuß des Parlaments / welchs das vrtheil deß Rahts zu Senlis / deßhalben gefellt / confirmirt vnd bestettigt gehabt.

Es hat sich auch befunden / daß sie im brauch gehabt / jhrn Namen / Ort vnd wonung offt zu ändern /dardurch jhre händel heimlich vnd hehl zuhalten vnd zuverschlagen: Auch daß sie allenthalben für eine Hexin ist begriffen vnn vberwisen worden. 5 Aber wann sie gesehen / daß es den Rauhen weg hinauß gehn sollen / bald Genad begert / vnn sich allerdings angestellet habe / als ob sie der bösen sachē grosses Rewen trage. Doch jederzeit darneben vilerley vbelthaten vnnd böse stuck / so sie begangen / vnn zuvor bekant gehabt / gelaugnet.

Gleichwol bestūd sie endlich auff der bekantnuß des allerletstē begangenē Mords / daß sie einem / so jhre Tochter geschlagen / etwas besondern Pulffers /welches der Teuffel jr zubereitet gehabt / an diß ort vnd end / da derselbig fürgehn sollē / gestrewet habe. 6 Darob sich begeben / daß einer / dem sie nichts böses gewölt / daselbst fürůber gangen / vnd flugs darüber einen schmertzē mit stechen durch den gantzen Leib hab empfunden. Vnd dieweil dann alle Nachbarn / sie eben inn dasselb ortgehn gesehen /dahin sie denselbigen tag das Zauberstůcklin geworffen / vnd darůber wargenommen / daß diser arm Mensch mit einer so plötzlichē Kranck heit darob begriffen vnd vberfallen worden / da ist einsmals ein geschrey entstanden / daß sie die Zauberey desselbigen ends zugerichtet habe. Sie versprach zwar / jm widerumm zu recht zuhelffen: vnnd solches zuleisten / wachet vnnd wartet sie selber des Krancken allweil der Schmertzē weret: Bekant auch sie het den Mitwoch zuvor / ehe man sie gefänglich eingezogē / den Teuffel gebetten / daß er jhren Krancken heylen wölle /aber er der böß Geist jhr dasselb gäntzlich abgeschlagē / mit anzeig / daß es vnmöglich were. 7 Als dann hab sie dem Tenffel verwisen / wie er sie stäts betrieg / vnd jm gesagt / er soll sie kurtzvmb nicht mehr besuchen / hierauff als er geantwort / er wölle sie forthin wol vnbesucht lassen / so seie der Kranck in zwen tagen hernach gestorben. 8 Vnd alsbald hab sie sich in ein Schewer verstecket / darinn man sie auch hernach gefunden vnd gefangen.

Die Beisitzer des Gerichts warē wol all einmůtig entschlossen / daß sie den Tod wol verschuldt hette. Aberwz für ein Todt jhr anzuthun / da fielen vngleiche meinungen. Etliche / so von Natur etwas mehr Barmhertzig vnd Milt / die meintē es wer genug /wann mā sie an Galgē auffhenckte / Die andern aber /als sie jhre abschewliche Laster vnd Mordstůck / auch die straffen vō Göttlichen vnnd Menschlichen Gesatzen dergleichen Vbelthätigen aufferlegt / vnd sonderlich den gemeinen brauch der Christenheit / welcher von alters her inn diesem Königreich vblich / zu Gemůtfůhrten vnd erwogē / die wurdē schließlich deß zu Rhat / daß man sie lebendig zuverbrennen vervrtheilen solte: Welches auch nach allem also erkant vnd außgesprochen ward. 9 Derhalben als sie von solchem vrtheil kein weitere Appellation kont fristen / da ward es den letsten Aprilis / durch außführung des M. Claudij Dofay / Königlichē Procurators zu Ribemont /zur wircklichkeit vollzogen.

Nach dem sie nun jre vnwidertreibliche vervrtheilung sahe vorhanden / da fieng sie erst an zubekennen / wie offt vnd vil sie durch den Teuffel zur versamlung oder Wahlfart anderer Hexen sey geführt vnnd getragen wordē / wann sie allein ein gewisse Salb / so jhren der Teuffel jedes mal darzu gegeben / gebraucht habe: Mit vermeldung / wie solche Hexenfahrt zu dem Teuflischē Vnholdentag / so vnseglich geschwind /schnell vnd weit sei zugangen / daß sie darůber jedes mal můd vnd laß worden. 10 Auch wie sie bey demselbigen Hexenreichstag allzeit ein grosse Anzahl Leut gefunden / welche alle einen Schwartzen Mann / welchen sie Beelzebub nanten / vnd vngefehrlich treissig Järig gewesen / vnnd an eim hohen ort gestanden / angebett haben. 11 (Diß treissig järig alter / hat der Satan jhm auch sonderlich erwehlet / vnsers erlösers Christi Jesu treissig järig alter / inn welchem er sein Messias Ampt zu erzeigen angefangen / spotts vnnd trotzweiß nach zuömmen.) Vnnd wann dann dise Belzebubische Andacht vorgangangen / gleich darauff sich mit einander zu vermischen pflegten. Vnnd nach allem letstlich / wie jhr Schwartzer Hertzog ein stattliche Red vnnd vermanung daher gethan / daß sie sich auff jhn verlassen / vnd er sie an jren Feinden rechen /vnn vberall gantz glückhafft machen wolte.

Da sie hierauff ferrner gefragt / ob mā auch Gelt daselbst außtheilte / hat sie geantwort Nein: Vnd verjah darbey auff einen Hirten vnnd Decker von Genlis /daß sie auch Zauberer vnnd Hexenmeister weren. Folgends bekant sie sich gäntzlich der straff schuldig /vnn mit grosser Rew bat sie Gnad von vnserm Herren Gott / vnnd stund also nach allem jhr wolverdient vrtheil auß.

Dieweil aber jhrer viel vber disem fall sich hefftig verwunderten / vnn solchs gleichsam für vngläublich achteten: Bin ich zu Rhat worden / disen Tractat zuschreiben. Mit diesemTitul DAEMONOMANIA, Das ist / Vom Außgelassenen Wůtigen Teuffelsheer / der Vnsinnigen Rasenden Hexen vnn Vnholden / etc. 12 Auß erwegung / weil man heut jr gröste Vnsinnigkeit vnn Teuffelssuchttäglich sicht vnd erfährt / wie Höl lenbrůnstig sie dem leidigenTeuffel nachhengen vnn lauffen: Auff das es jederman / dem es fürkommt / zu einer Warnung / Fürsichtigkeit vnd Vorleuchtung möge dienē / vnd die Leut gründlich berichten / daß kaum abschewlicher Laster vnd Vbelthat / als dises Hexen vnd Zauberwerck zufinden /vnd deßhalben keins so schwere Straff als dieses verschulde.

Demnach auch auß dieser vrsach geschriben / vnnd gedachter gestalt jntituliert / darmit hierdurch den jenigen mit Antwort begegnet wůrde / die sich vnterstehn vnn fast bemühen / durch getruckte Bücher / die Hexen od Zaubereigenossen auff allerley weiß und weg zu entschuldigen vnd zusaluieren. Auch also / dz es scheint / als ob solche Scribenten an des Sathans Seil geleitet / auß seinem einblasen gereitzt wůrden /solche ärgerliche Bücher vmm fortsetzung seines Höllischen Reichs zuschreiben: Gleich wie deren einer ist / Petrus von Apone / der Artzney Doctor: Welcher vnderstund zu beweisen / daß keine Geister weren: Befund sich aber hernach gehends / daß er der gröstē Hexenmeister einer in Italien sey gewesen. 13

Vnd damit dises nicht frembd scheine / daß ich gesagt / der Teuffel hab seine darzu angefüfftete Leut /welche schreiben / lehren / publicieren vnnd vorgeben / daß es nichts zubedeuten hab / was man von den Hexen oder Vnholden sag / klag vnn schrey. So will ich ein mercklich Exempel erzehlen / welches Petrus Marmor inn eim kleinen Büchlein von den Hexen /auffgezeichnet vnd beschrieben hat / von einem Doctor in der Theologi / genant M. Wilhelm vō Line: Welcher als ein Hexenmeister / den zwölfften Decembris / im 1457. Jar ist angeklagt vnnd darüber vervrtheilt worden. 14 Dieser vergessene Theologus als er zu letst seine böse stuck berauwet / bekant vnverholen / daß er offtermals des Nachts sammt andern Hexen vnd Hexenmeistern seyn hinweg geführt worden /einen Teuffel anzubetten / der sich zuzeiten in eines Menschen / zuzeiten in eines Bocks gestalt sehen liesse: Auch daß er alle Religion hab můssen verschweren / vnd darneben ein besondere Obligation mit dem Sathā / der sich hinwider auch gegen jm verbunden /hab außgerichtet / vnd vnter arderm sich verpflicht /offentlich alle zeit zupredigen / das alles diß / was man von den Hexen sag / Fabelwerck vnd vnmöglich ding seie / vnnd deßhalben kein glauben darauff zusetzen. 15 Durch welchen weg dann die Hexen vnd Hexenmeister hefftig zugenommen: dieweil die Richter auß dises Doctors Predigen beredt / nichts sträfflichs gegen den Hexen fůrnamen.

Welches Exempel deutlich außweißt / daß der Sathan auß allerley Stand jhme getrewe Vnderthanen erwehle. 16 Inn massen dann auch der Cardinal Benno /vnn der Bäpst Historischreiber Platina bezeugen / daß auch vil Bäpst / Keyser / König vnd andere Prelaten /Fürsten vnd Potentaten gewesen / die sich auch mit dem Hexenwerck haben lassen närren vnnd verführen / vnnd darüber letstlich vom Sathan jämerlich sind gestůrtzt worden: Vnd sonderlich zu Toledo in Hispanien / ist von alters her ein gantze Schul von Zauberern vnnd Hexen meistern stäts gewesen. 17 Man hette nimmermehr gemeint / daß solche Leut auch mit jm Spiel weren. Da man erstlich den handel mit den Hexen für gericht bracht / da fiengen dieselbigē an zulachen / vnn bewegten mit jhrm bossierlichen fürbringen auch andere zum gelächter / vnn bestunden gäntzlich darauff / das es darmit Fabelwerck vnd vnmöglich ding wer / vnn erweichten der Richter Hertzen dermassen (gleich wie auch der hochberhümpt Jurist Andreas Alciatus zu seiner zeit that / wie sehr es auch einen Inquisitor / welcher inn Piemont mehr dann hundert Hexen verbrandt / verdrosse) das alle Hexen ledig außgiengen vnn entkamen. 18

M. Bartholme Faye / der Inquisition President im Parlament / hat sich inn seinen Büchern beklagt / daß etlicher hinlässigkeit vnnd kaltsinnigkeit die Hexen zuverbrennen / gleich wie das Parlament vō altem her gethan / vnnd bey allen andern Völckern breuchlich eingerissen / ein vrsach viler plagen vnn straffen seien / die vns Gott täglich zuschickt. 19

Aber M. von Auenton / des Parlaments Beisitzer vnd hernach President zu Poictiers (welchem inn der Presidentz der Herr Saluert gefolget) ließ im 1564. Jar / vier Hexen zu Poictiers lebendig verprennen: Vngeacht / daß sie zur Galgenfristung ein Appellation vnderworffen. Beklagt sich auch mehrmals dessen /daß man zuvor offt andere Vnholden / auß vrsach daß sie appelliert / gleich durch absoluierūg het ledig außgehn lassen: Welche doch darnach das gantz Land vergifft hetten / vnn das Volck beinahe zur auffruhr oder Meuterei gebracht.

Es ist wol war / daß dieselbigen Hexen / welche der gedacht President hinrichten lassen / viler Mördt /so sie durch Zauberey vnn Versegnen gestifft / bekantlich geweßt / vnd daher derwegen / als offenbare vnd kundibare Mordtzäuberin / vngehindert jhres Appelierens / billich jhre straff empfangen haben. Quia plus est (sagen die Rechtliche Gesatz) occidere Veneno quàm gladio. 20 Dieweil sträfflicher ist / durch Gifft als durchs Schwerdt tödten.

Aber heutigs tags / dise kundbare vbelthaten der Vnholden vnd Zäuberin vnangesehen / so laßt man sie also vbermassen vnsträfflich durchgehn / daß sie nuhn von tag zu tag inn diesem Königreich mit Hauffen zunemmen vnnd wachsen. Ja gleichsam wie ein schwarm auß Italien her zu Land verfliegen.

Dann daselbst zu Neapolis ist vnder andern ein grosser berhůmpter Hexenmeister oder Zäuberer gewesen / den man nante den Conseruator, vnd ist von seiner händel wegē genugsam bekant. 21 Von welchem als die schön Zauberkunst stäts aneinander auff andere geerbt vnd gewärt: Vnd also auch auff dē grossen Zauberer Monceau / von den dreien Stegen gewachsen / hat der selb / nach dem er zum Todt vervrtheilt gewesen / vnd jhm aber auff diß geding Gnad erzeigt worden / wann er seine Complices oder gleicher Teuffelskunst Mittheilhafftige vermelde / alsdann vnverholen verjehen / daß es in disem Königreich mehr denn hunderttausent seiner Rottgesellen habe.

Wiewol ers nuhn fälschlich möcht fürgeben haben /als auff diß end hin / das er mit solcher schönen Erbarer gesellschafft seine Gottlosigkeit vermeint zubeschönen / vnn hinder ander Leut zuverbergen: Nicht deßweniger / es sey jhm wie jhm wölle / so hat er gleichwol ein grosse Anzahl Teuffelsbuben angeben. 22 Vnnd hat man die sach / mit abwehrung der selbigen so fahrläßlich seither versehen / daß sie all oder doch der grösser theil seind entwischt vnnd entgangen / Vnbetracht / das sie solche abschewliche Bubenstuck bekangt gehapt / daß sich der Lufft dardurch het mögen ergifften.

Daher dann Gott erzörnet / die zeit her sehr schreckliche Verfolgungē geschickt hat: wie er dann in seinem Gesatz geträwet / alle die Völcker außzurotten / welche die Zauberer / Zeichendeuter vnnd Warsager vnter jhnen leiden wurden. 23

Vnd darumb sagt S. Augustin im Buch von der Statt Gottes / daß alle Rotten vnd Secten / so je gewesen / dannoch die Zäuberer vnd Hexen jeder zeit haben sträflich erkant vnd gehalten. Außgenommen die Epicurer: Welche doch Plutarchus im Buch De Oraculorū defectu: Das ist / Waher die Warsagungē bey den Heidnischen Walfahrten auffgehört: Deßgleichen Origenes wider Celsum dē Epicurer widerlegt: Vnd nach disem die Philosophi oder Weißheit Lehrer auß der Academischē Sect / d' Iamblicus, der Porphyrius vnnd Procles gleichsfals alle Gründ der Epicurischen Sect widerwisen haben. 24

Wiewol sie genug durch die Principia der Metaphysic deß Aristotelis erlegt waren. Allda er notwendig vnd notfolglich erweißt vnd beschleußt / daß so vil Himmel vnd Firmament / als Intelligentiæ, oderIntelligibiles Spiritus, das ist / Himmels kräfften / die sie bewegen / seien. Welche Intelligentiæ, oder Regierende erkantnußkräfften oder bewegungs Geister /er sagt / vom Leib gescheiden sein / vnd das jeder Engel sich reg vnd beweg / nach bewegung seines Himmels: Gleich wie die Seel des Menschen sich nach bewegung des Menschens bewegt: Welches genugsame anzeigung gibt / daß die Disputation vō Engeln vnd Geistern / sich nit nach der Physic oder Physicaliter laßt tractieren oder handeln. 25 Vnn daß die sehr gröblich jrren / welche leugnen / daß man etwas möglichs find / welchs von natur vnmöglich sey. Seitenmalja tasten / bewegen / an eim ort sein / gewißlich nur einem Leib od' Leiblichem wesen kan gezimmen / 26 vnd nemlich einē Leib / auff Physicischen oder naturmässigen verstand zuverstehn. Vnd nicht desto weniger / so die Warheit jhr allzeit selbst gleich ist / muß mā bekennen / daß die Antastung / die Bewegūg vnd das ort / gleich so wol dē Geistern zustehe als den Leiben. Welchs Aristoteles beweißt in seiner Metaphysic / 27 oder im buch von vbernatůrlichen sachen: da er von den Engeln oder Intelligentijs, so die Himmel oder das Firmament bewegen / schreibet.

Wiewol Plutarchus 28 vnd Apuleius melden / Aristoteles hab in Schufften hinderlassen (welches sich doch inn diesen Büchern / die vns verbliebē / nicht sind) dann sie nicht das halb theil seiner Bücher sein /die er geschribē) daß sich die Philosophisch Sect der Pythagoreer verwundertē / wann ein Mensch auff der Welt sein solte / der nie keinen Dæmon, das ist /guten oder bösen Engel (wie wir zureden pflegē) solt erkant haben / oder in eines solchen geheimen Geistes geheime kundtschafft kommen sein / oder daß solche Geister zu jhm kundtschafft gesucht hetten. 29

Vnd zwar / so bekent ebengemelter Aristoteles 30 daß er einn gekant / mit Namen Thasius, der allezeit einen Geist inn Menschengestalt / welchen niemand als er gesehen / bey jhm gehabt habe. Welches dann auch bey allen Hexen vnd Hexenmeistern gebreuchlich ist.

Auch ist es nicht so gar lang / daß der von geschlecht vnnd doctrin hochberhümpt Fürst / Franciscus Picus, Printz von Mirandula geschriben / welcher gestalt er zwen Priester / so Hexenmeister oder Zäuberer weren / gesehen / die stäts inn Weibsgestalt zwen Hiphialtes, oder Alpen oder Vnderliglins teuffel vnn Trutten od' Schretzel zu gefärten hatten. 31 Welcher sie sich mehr dann viertzig Jar mißbrauchten. Junmassen sie selbst / ehe man sie verbrandt / bekant haben. Wie wir dann dessen an seim ort gedencken wöllen.

Deßgleichen schreibt Aristoteles in eben vorgedachtem Buch / daß man inn einer der sieben InselnAEoliarum bey Sicilien (sonst auch Vulcani Inseln genant) allezeit ein gethön vnd getůmmel von Trůmmen / Schellen / vnd gelächter habe gehört / vnd doch niemand gesehen. 32 Welches auch an vielen enden der Mitnächtischen Länder / hinder Schweden vnd Nortwegen gemein ist: Wie der Bischoff Olaus Magnus inn dem Buch von den Septentrionalischen Völckern hie von anregūg thut: Deßgleichē auch im Berg Atlas: daruon die Historischreiber Solinus vnndPlinius zeugnuß geben. 33 Welches dann zweiffels ohn der Hexen gewonliche versamlungen / Dantzplätz vnnd Erlustigungen mit den Teuffeln sein werden: deren man durch vnzälig vil Gerichtliche Proceß /Kundschafften / Zeugnussen / Bekantnussen vnnd vergichten ist in erfahrung kommen.

Aristoteles schreibt inn demselben Buch noch weiter / das eine Hexin inn der Statt Tene des Thessalierlands gewesen sey / die mit besondern worten / Circuln vnd kreyssen / so sie gemacht / ein Basiliscen beschworen hab: Welches / in massen wir an seim ort beweisen wölln / von Natur nicht geschehen kan: Sonder geschicht durch krafft vnd gewalt der Geister: Welche solche frembde sachē / die Augenscheinlich fürkommen / nit begehn noch verschaffen können / sie seien dann an dem ort / da sie solche händel zubegehen pflegen: wie solchs Thomas von Aquin beweiset. 34

Zu dem / so wer auch diß ein vngereimpts / den Engeln / so das Firmament oder die Himmel bewegen /vnnd doch von den Himmeln gescheiden sein / Tastung / Ort vnd bewegung zuzueignen. 35 Inmassen die besten Philosophi, Peripatetici, Academici, vndStoici mit den Hebreern vnd Arabern hierin vberein stimmen. Vnd doch solche eigenschafften dē Geistern abstrickē / die zwischen vnn bey dē Elementē sich haltē.

Welches zwar nicht angezogen wirt zur vnderweisung vnd Abwarnung der jenigen / die nur einen Gott / vnd darneben vil Intelligentias oder wesentliche Kräfften vnnd Geister glauben: Deren jedes auch Aristoteles 36 erklärt vnn bewisen hat / Vnd sich durch die gantz H. Schrifft also befindet: Sondern die dolle verstockte dumme Hirn zu vberweisen.

Gleichwol nicht also / daß man darvmb von allen vnnd jeden Actionibus Intelligibilibus, oder Erkandtnuß händeln / noch von allen sachen vnd fürnemmen der Geister wolt vrsach vnn rechenschafft gebē / welches vnmöglich were. Seiteinmal der jenig / so aller sachen vrsach könt anzeigen / Gott gleich sein müßte / der allein aller sachen wissenschafft trägt. Sondern zugleicher weiß / wie vnmöglich ist / Gott also zuerkennen / oder jhn zubegreiffen / wie er inn seim wäsen ist / wo nicht der jenig / so jne solcher gestalt erkennen vnn begreiffen soll oder kan / selber Gott ist. 37 In erwegung / daß das vnendtlich in seim wesen / in seiner Macht / Grösse / Ewigkeit vnd gůte / nit mag begriffen werden / dann allein durch disen / der auch vnendtlich ist / vnd weil nichts vnendtlichs niergends ist dann Gott: Also muß man auch vō notwegen bekennen / das allein Gott der sey / der aller ding vrsach weiß zugeben: Weil er aller sachen vrsach ist /vnnd allen dingen ein vrsächliches wesen hat gebē: Ja hat ein vnendtliche Wissenheit / ja ist selbst die vnbegreifliche Wissenheit / welche nimmehr dermassen weder inn den Menschen / noch Engeln / noch einiger Creatur inn der Welt sein kan. 38

Dannen her Aristoteles im ersten buch seiner Metaphysic / da er vō den Geistern vnd kräfften handelt /bekent daß man die Warheit / vō wegen Menschliches verstands vnkräffte vnd blödigkeit nicht erfolgen noch erkennen könne: Welche blödigkeit dann hierinn besteht / daß man wol die vnwissenheit aller inn gemein erkendt / aber nicht die seinige inn sonderheit. Dann inn eben demselbigen Buch 39 sagt er / daß man allda kein vrsach suchē soll / da kein fügliche vrsach ist. Sihe da / diß seind eben seine eigene wort. Eben wie auch Plinius in gleichem fall / im 37. buch 4. Cap. setzt. Non vlla in parte Ratio, sed volūtas Naturę quęrenda. Man soll nicht die befügten vrsachen oder vrsechlichkeit eins dings suchen / sondern dē willen der Natur. Welches ein mercklich vngeschickte Incongruitet, vnd von vngereimpts eim Philosopho zuhören ist / zusagen / daß etwas ohn vorgehende vrsach vnd ohn befüglichkeit zugange vnd beschehe. Zu dem ist es ein vnleidliche vermessenheit / zusagē / daß darumm dises dings / welchs man sicht / keine vrsach vorhanden sey / weil man dieselbige vrsach nit kan wissen / als daß man vil mehr / so man die vrsach nicht erfolgen kan / sein eigene vnwissenheit erkente vnd bekente.

Nun aber kan man Gott kein grössere Ehr anthun /dann so man eigene angeborne vnwissenheit bekennet / vnd hingegē thut man Gott groß vnrecht / wann man blödigkeit eigenes Verstands nicht will erkennen.

Daher kompts / daß / nach dem Job vnd seine Freund / lang von Gottes wunderbarer leitung vnd führung seiner Händel gedisputirt / vnd letsilich gemeint / sie haben die Warheit bey eim Härlein getroffenn / da erscheint jhnen erst Gott der Herr im Gesicht / vnd fangt mit jhnen also an zu reden. 40 Wer ist der vnverstendig Mensch / der mit seinen vngeschickten reden dem Allerhöchsten seine Wunderliche Werck verdunckelt vnd verkleinert? Darauff erklärt vnnd erzählt er dem Job auß dem Wetter die höhe / grösse vnnd die schröckliche bewegung der Himmel / die stärcke des Gestirns / die Ordnung vnnd Gesatz des Himmels oder des Firmaments vber die Erd / den Baw der Erden auff die Wasser / vnd wie vnerforschlich die Wasser mitten inn der Welt auffgehenckt schweben / vnnd andere wunder / die ein jeder wol vor Augen hat vnn sicht / aber nicht recht ansicht vnnd besicht: vnd erweißt darauß / daß alle Menschliche Wissenheit vnd Witz / nichts dann eitel vnwissenheit vnd Aberwitz seie. 41

Viel geben dem Aristotele dē Rhum gröster Gelehrter Weißheit vnn Erfahrenheit / wie es dann gewiß / daß er sehr viler sachen wissens gehapt / Aber doch noch nicht das Tausentest theil Natůrlicher sachen gewußt hat. 42 Dann alle Hebraische Philosophi 43 vndAcademici haben bewert / daß er in Rebus Intelligibilibus, In sachen / die gründtlich Erkātnuß belangend /nichts gesehen hab / vnnd inn Natürlichen sachen /jhm die aller schönsten vnd fůrnemsten seien vnbekant gewesen. Auß betrachtung dessen / weil er ja nicht die zahl der Himmel gewußt hat: welche die Heylig Schrifft durch des Tabernackels Zehē Decken oder zehen Tapeten / auß weiß Leinē gezwirnet / von blawer Seyden / Scharlachen vnn Rosinrot / vnd mit Cherubinen verblümpt / an gezeigt hat / als ein Muster dieser Welt. 44 Deßgleichen wann die Heyl. Schrifft sagt: Die Himmel seind das Werck deiner finger: Welcher dann zehen an der zahl sind. Dann sonst stäts an andern orten / sagt sie / Die Werck der Händ Gottes. Welches allen Philosophis vnd Mathematicis vnbekant gewesen / biß es durch den Herrn Johannem von Realmont ist demonstrirt vnn außgeführt worden. 45

Ja Aristoteles hat auch kaum die Ordnung der Planeten gewußt: Angesehen / weil er die Venerem vnd den Mercurium vber die Sonn setzt: wider diß / so der Geographus Ptolemæus nachgehends hat erwisen: Ja hat nicht ein eintzige bewegung des Gestirns gewußt. 46

Vnd damit man die sach so hoch nit erhole / vnnd sich bemüh im Aristotele die Warheit vō den Dæmonibus, oder Himlischen Gestirnigen vnnd Elementischen Geistern / vnd von den vbernatürlichen sachen zusuchen / so sicht man inn folgender außführung daß der mehrertheils Natůrlicher sachen jhm vnbekant seind gewesen. Als die Saltzung 47 des Mörs / welche der Hochgeborn vnd Hochgelehrt Fürst von Mirandula, genant seiner zeit Phœnix, allein der Prouidentz oder fürsehung Gottes hat zugeschriben. Vnnd nicht desto weniger / ist der vrsprung der Bronnquellen davon Aristoteles lehrt / noch vil vngereimter. 48 Als daß sie jnnerhalb den Hůlen der Erden / durch erfäulūg des Luffts entstehn solten. In ansehūg der grossen vnerschöpflichen Vrsprung / Quellen vnn Flůß / welche einen vnauffhörlichē Lauff haben: Allda aller Lufft der gantzen Welt / wann er sich schon in eitel fäule solt zerlösen / inn hundert Jaren nicht so viel Wassers könt gebären / als in einem tag an solchen Wassersötigen Orten pfleget zu entspringen vnnd zuverfliessen.

Die Hebraischen Philosophi / auch Salomon selber / haben erwiesen / daß sie auß dem Meer entsteh vnnd kommen / gleich wie die Adern des Menschlichen Leibs jren vrsprung von der Leber ziehen. Auch sicht mā sehr offt in der Natur / daß sie wirckungen wider alle Natürliche vrsachen fůrbringet: Gleich wie man am Schnee mag sehen / welcher allein ein gefroren Wasser ist / daß er / wiewol er seiner Natur halben kalt ist / vnd von kälte her entstehet / doch die Erd erwärmet / vnd die Saat / Frücht auff dem Feld für gefrost bewaret: Vnnd deßgleichen der Reiff / welcher sonst vber die massen rauher vnnd kalter Natur ist /die Feldfrüchte vnd Rebschoß gleichsam wie in eim Ofen verbrennet: Vnnd derwegen auß diser vrsach schreibt Festus Pompeius, das wort Pruina, welchs bei dē Latinern Reiff heißt / ewerde vom Perurēdo, vom Brennen oder Brunst also genennet. 49 Vnd die H. Schrifft erzehlt vnder andern Wunderthaten Gottes auch dise / im hundert vnn sibenzehenden Psalmen.Qui dat Niuem sicut Lanam, & pruinam sicut cinerem spargit. Welches der Hochberhümpt Poet Buchananus also ins Lateinisch Carmen gebracht hat.


Qui Niuibus celsos operit ceu vellere montes,

Densas Pruinas Cineris instar deycit:

Der Schnee außschickt wie Wollen weit /

Vnd wie Eschen den Reif außstreyt:

Welcher mit Schnee deckt Berg vnn Thal

Gleich wie mit wollen vberal.

Welcher den Reif außstreyt so klein /

Gleich wie die Eschen dünn vnd rein.


Aber weder er / noch Theodorus Beza, haben mit jhren Versen vorgedacht Wunderwerck genugsam angerůrt oder erreicht. Seiteinmal ein gut theil Wollen schwartz ist / vnnd der Reif nichts mit allem sich mit der Eschen vergleichet. Sondern man möcht es also transferiren.


Welcher mit Schnee fein warm erhällt

Wie mit einem Wullenē Rock das Feld /

Vnd mit dem Reif die Schoß verseeret

Als wers mit glüender Aesch zerstöret.


Auch hat Albertus den Irrthumm Aristotelis mit dem Regenbogen angezeigt: als er nemlich geschrieben / der Regenbogen begebe sich nicht des Nachts: Welchs ein offenbarer vngrund ist: Vnnd deßhalben auch die vrsach / die er darzu anzeucht / gātz nichtig: Wie es dann auch in der Warheit ein vngereimpts ist. 50 Dann es müßt auß eben derselbigē vrsach folgen / daß alle Wolcken einerley farb weren. Daß ich nun vil tausent wunder der Natur / welcher vrsach noch nicht entdeckt worden / hiemit geschweige.

Daher dann der Cardinal Cusanus, so zu seiner zeit vnder den Gelehrten sehr hoch geacht gewesen /gleichsam mit eim finger die Varietet / vngewißheit vnnd vnbeständigkeit der Lehr des Aristotelis, hat deutlich an tag gegeben: Vnd vor jhm der CardinalBessarion: 51 Vnd vber alle hat der Cardinal vonAlliaco oder vō Ailli erhalten / vnnd durch kräfftige Beweisungen außgefürt / daß im Aristotele nicht ein einige necessaria Demonstratio, oder Not schließliche vnfälbare erweisung seie: Ausserhalb die / durch welche er demonstriert vnn vergwisset / daß allein ein Gott sei / vnn etlich wenig andere beweisungen / die er gemerckt vnd auffgezeichnet hat.

Belangend dann / daß Aristoteles 52 der Welt Ewigkeit vnderstandē zubeweisen (wie er dann vnder den alten Philosophis der erst vnd allein der Meynung ist gewesen) steckt dasselbige voll vngeschicklichkeit: Inmassen Plutarchus, 53 Galenus, 54 die Stoici, 55 die Academici 56 eiß haben erwisen / Ja selber die Epicurer 57 haben seiner dißfalls gespott: Vnd vnd' dē Hebreern hat der Rabi Maymon, 58 (welcher von wegen seines Hochgelehrtē verstāds / der groß Adler genant worden) auß gutem Gelehrtem grund die vnmöglichkeit der Aristotelischen Demonstration angezeigt vnd verworffen. Deßgleichen Philoponus inn vierzehen Bůchern / in Griechischer sprach geschrieben / welche / als dise Matery belangendt / wol wůrdig / daß sie in kurtzem in Latein vbergesetzt wůrden. Vnnd letzlich /ist auch Thomas vō Aquin 59 der vnmöglichkeit diser Meinung durch andere Argumēt gewar worden: Welche ich hie einzufůhren will anstehen lassen / dieweil ichs an andern Orten 60 getractieret habe.

Wiewol nun dem Aristotele offt vnn viel gleichsam (wie man spricht) die Händ im Sack seind ergriffen worden: Dieweil er sich nicht wol darauß hat wickeln mögen: Jedoch hat ers so wunderlich vnder einander gespunnen vnnd gebrauwet / das niemand hat errahten können / was er darmit gewölt hab. In massen solches erscheinlich auß dem ersten Capitul seiner Physic /vnd im buch von der Seelen: Darinn Scotus, der Subtilstē Philosophen einer / so je gewesen / gemerckt hat / daß in den Aristotelischen vermeynten gründen / so grosse widerwertigkeiten sich erhaten / die nimmermehr bei einander bestehen noch verglichen werden können / Auß welchen etliche die Zerstörlichkeit vnd endlichen zukönfftigen Abgang der Seelen haben geschlossen: Gleich wie Dicearchus auch noch zu Aristotelis zeiten / der Epicurus Atticus, Aphrodiseus, Simon vnnd Pomponatius: Etliche auß eben denselbigen gründen die vnsterblichkeit der Seelen abgenommen / als Theophrastus, Themisti9, Philoponus, Simplicius, Thomas Aquinas, der Printz von Mirandula. Vnd die Araber / sonderlich der Auerroes, haben dieVnitatem Intellectus, oder die Eintzigkeit des verstands der Menschlichen Natur / auß eben denselbigen orten geschlossen.

Darauß wol zu vrtheilēn / daß Aristoteles die schöne Secreta oder Geheimnussen / welche die Alten gemerckt / bei weitem nicht gewußt habe. 61 Deßhalben sie dann auch hinder seine Contrafactur oder Abbildung / ein Weib gemacht / so mit einem Schleyer das Andlitz verdeckt gehabt / vnd Physis, das ist / die Natur geheissen. Darmit anzudeuten / das jhme das schönste von der Natur sey verdeckt gebliben / vnd daß er nichts dann die äusserlichkeit an Kleidern hab erplickt vnd gesehen.

Auch sagt man (inn massen Procopius 62 schreibt) er hab sich ins Meer gestürtzt / dieweil er die vrsach nicht hab erfolgen können / warumb daß Meer vmb den Nigropont inn vier vnnd zwentzig stunden sibenmal ab vnd anlauff.

Vnd so die fůrnembsten Schätz der Naturen vns verborgē sein: wie wöllen wir dann zu den vbernatürlichen vnnd Intelligibilibus gereichen? 63 Darumb pfleget Heraclitus am ersten (wie Plutarchus schreibet) vnd nach jm Theophrastus zusagen / das die allerschönsten sachen der Welt verborgen bliben / von wegen vermessenheit der Menschen: welche nichts deren Sachē glauben wöllen / da jhre vernunfft derselbigen vrsachen nicht kan ergreiffen.

Vnder welche man auch die frembden Händel der bösen Geyster vnd Hexen / so die Menschliche vernunfft vnd Natůrliche vrsachen weit vbertreffen / setzen vnnd zehlen mag. 64 Aber zu gleicher weiß / wie mā diesen billich fůr einē Thoren hielt / welcher läugnen wolt / daß der Calamit oder Magnet nicht solt der Nadel oder dem Eisen Zünglin vnnd Stefftz eine Impreßion geben / oder jhnen eine sondere art eintrucken / sie gegen Nort zukehren vnnd zuwenden: wann er schon desselbigen vrsach / woher solche macht entstande / nicht wüßte: Oder der nicht bekennen wolt /daß der Zitterfisch oder Schläffithäuser / 65 wann er sich im Netz verwickelt / nicht erstlich der Fischer Händ / darnach jhre Arm / vnd endlich jren gantzen Leib einschläffe vnd vnempfindlich mache: ob er schon die vrsach / waher es sich begebe / nicht könte erkündigen. Also mag man auch wol die jenigen fůr Thoren halten / welche der Hexen vnd Geyster frembde händel vnd werck sehen / vnd aber gleichwol /demnach sie die vrsach nit ergrůnden mögen / oder weil es sonst an jm selbst Nattůrlicher weiß vnmöglich / nichts daruon haltē noch glauben. So doch Aristoteles 66 selber / als er sich vber viel sachen / welcher vrsachen jhm vnbekant gewesen / hat entsetzen vnd verwundern müssen / gesagt / das der jenig / so diß / welchs augenscheinbar / in zweiffel ziehet / nicht besser von der Sachen rede vnd halte / dann der alles gar zu leichtlich glaubte.

Nun sehen wir aber / das Orpheus, der vngefährlich zwölff hundert Jar vor Christi Geburt gewesen /vnnd nach jhm Homerus, welche die ältsten Scribenten vnder den Heiden seind / das Hexenwerck / Zauberen vnd beschweren / wie es heut auch breuchlich /beschriben vnd inn Schrifften hinderlassen haben. So sicht man auch in H. Schrifft vnn im Gesatz Gottes /so mehr dann zwey hundert Jar vor dem gedachtenOrpheo publicert worden / daß des Egyptischen Königs Pharaons Zauberer die Werckgottes nachgethan vnnd gleichsam nachgespilt habē. Man lißt daselbst /wie des Königs Saüls Hexin oder Zäuberin / den Geystern auß den Gräbern herfür geruffen / vnd sie reden vnn sprach haltē gemacht. Auch sind man 67 allda im Gesatz Gottes die scharpffe hochverpeente verbott /das man keins wegs soll nachlauffen den War sagern /Zauberern / Zeichendeutern vnnd Beschwerern: Darunder dann allerley art der Zauberey vnnd Warsagung benendt sind / vmb welcher willen Gott / wie er selbst sich erklärt / die Amorreer vnd Chananeer von dem Land außgerottet hat. Vnd vmb welcher willē der König Jehu die Königin Jesabel auß dem Schloß herab stürtzen vnn die Hund auffressen liesse.

Man sicht auch in den Gesatzen der zwölff Tafeln /welche die Römischen Gesandten auß dem Griechischen Landrecht gezogen / namhaffte straffen wider die Zäuberer geordnet.

Ja man sicht auch / das die allerschröcklichsten straffen 68 vnder allen Römischen Keyserlichen Satzungen / gesetzt seind / wider die Hexen vnnd Hexen meister: Allda sie dann benandt werden / Feinde der Natur / Feinde des Menschlichen Geschlechts / vnnd Vbelthätige / 69 von wegen der vbergrossen vbelthat die sie begohn: Vnd welches sonst in keinen Gesatzen sich findet / so werden auch die Hexen besonderlich durch die Gesatz verfluchet: Seiteinmal also von jhnen steht / Daß sie die grewliche 70 Pest müsse außleschen vnnd verzehren.

Man sicht in Griechischen vnd Lateinischen Historischreibern / beides Alten vnnd Newlichern / von allerley Land vnd Volck / daß sie eben dergleichen händel / wie wir von vnsern erfahren / von jrer zeit Zauberern beschreiben / wie sie offt gleichmäsiger Wirckung vnnd Verrichtung sachen in vngleichen vnderschidenen Landen außgeführt / auch wie sie im Geist verzuckt / vnn dann durch jhn mit Leib vnd Seel inn weite Land verfůhrt oder vertragen / vnd widerumb durch die bösen Geister inn wenig stundē herumb gebracht werden. Welches dann alle Hexen einhelliglich gut rund bekennen. Inn massen zu sehen in der Teutschen / Italiäner / Frantzosen vnnd anderer Nationen Büchern. Dessen auch Plutarchus gedenckt 71 von dem Aristeo Proconiensi, vnd von Cleomede Astipaliano. Deßgleichen Herodotus von eim GottlosenPhilosopho, welchen er deßhalben Atheistam nennet.Plinius von eim Hermon von Clazomeno / Philostratus vom Apollonio Thianeo: Vnnd alle Römische Historischreiber von Romulo bezeugen: wie er vor seinem hellen Kriegsheer in die Lufft sey verzuckt worden. Gleich wie man inn den Frantzösischen 72 Chronicken von eim Graffen zu Mascon lißt / daß jhm deßgleichen widerfahren sey.

Vnd es hat sich durch vnzahlige Gerichtliche Proceß befunden / daß etliche Personen / als sie gleiche mittel / wie die Hexen gebraucht / alsbald inn wenig stunden auff hundert oder zwey hundert meilen von jren Häusern seind vertragen worden: Vnn als sie daselbst die grosse versamlung des Hexengesinds gesehen / sich versegnet vnn Gott vmb hůlff angeruffen haben: Darauff gleich einsmahls die versamlung der bösen Geister vnnd Hexen sey verschwunden / vnnd sie alleinig da gelassen worden: Darumb sie nachgehends mit grosser nohe anff vil Tagreysen haben heimziehen müssen.

In summa man besehe die ergangene Proceß wider die Hexen auß Teutschland / auß Franckreich / auß Italien / auß Hispanien / so viel als wir derselbigen in Schrifften 73 noch haben: Vnd besehe darneben zu gleich die täglich vnzählige kuntschafften / die widerholte Zeugnussen / Confrontationen oder Entgegenstellungen / die Vberweisungen vnd Bekantnussen /darauf die / so verurtheilt worden / biß in Todt bestanden: Welche mehrtheils gantz alber vnverständig Leut oder alte Weiber warn / die nie keinen Plutarchum / noch Herodotū / noch Philostratum / noch anderer Völcker Gesatz gesehen noch gelesen / noch mit den Hexen auß Franckreich vnnd Italien jemals sprach gehalten vnd sich verglichen: wie sie so artlich inn allen sachen vnd puncten vberein stimmen. 74 Sie haben S. Augustin im fünffzehenden Buch von der Statt Gottes nie gesehen / welcher geschriben hat / das man keins wegs daran zweiffeln soll / vnd daß ein vnuerschamter Tropf sein müßt / der ver neynen wolt /daß die bösen Geyster nicht solten im brauch haben /mit den Weibern fleischlicher vermischūg zupflegen: Welche die Griechen deßhalben Ephialtes, vnnd Hiphialtes nennen / die Latiner / Incubos, Succubos vnd Syluanos: Die alten Teutschen Gallier / Dusios (diß wort praucht daselbst S. Augustin) oder Drusios (Die heutigen Allemanischen Teutschen / Truten / vnd Auff vnd Vnderhocker) etliche in Manns / etliche in weibsgestalt. 75 Welcher vermischung alle Hexen einmütiglich geständig / daß sie sich nit im Schlaaf sonder Wachend zutrage. Welchs genugsam erweißt / daß es nicht eine dergleichen Oppreßion oder Nächtlichs Schwerblůtigs Trucken ist / daruon die Medici reden vnn handeln: Seit einmahl dieselbige inn diesem vberein stimmen / daß diß auffhocken / daruon sie meldung thung / sich zu keiner zeit / dann im Schlaaf begebe. Vnn daß es auch vnmöglich sey / das gleiches den Succubis als den Incubis widerfahre.

Noch ist darzu auch diß frembd zuvernemmen /daß diese Hexen außsagen / vnn gleichsam eins Munds bekennen / daß wann die bösen Geister inn Mansgestalt sich erzeigen / gewohnlich Schwartz seien / vnd die andern vberlängen / oder wie kleine Zwerge vnd Bergmännlin erscheinen: Inn massen Georgius Agricola, 76 ein fůrnemmer berhümpter Mann zu seiner zeit / in Schrifften hinderlassen hat.

Nun / wie gedacht / die Hexen / dauon wir hie reden / haben dasselbe nicht gesehen / was Valerius Maximus im ersten Buch von dem Cassio von Parma schreibt: Welchem als ein langer Bechschwartzer Mann erschienen / vnnd er jhn gefragt / wer er sey /geantwort / Se Cacodæmona esse: das ist / das er ein böser Geyst seye.

Deßgleichen haben die Hexen auch nit gesehen gehabt / die Historien Plinij des Jůngern / in den Episteln Plutarchi, Flori, Appiani, vnd Taciti: darinnen sie von Curtio Ruffo dem Proconsule in Affrica, vnd vom Dione vnd Bruto handeln: welchen gleichmäßig Gesicht auch wachend fůrkamen. Noch die mercklich Histori 77 vom Philosopho Athenodoro, der gleichsfalls wachend ebē ein solches Gesicht von eim bösen Geist sahe / in gestalt eins langen schwartzen vnn mit Kettinen gefesselten Manns / der jm ein gegene zeiget / da fünff ermördter Cörper lagen / in einer vnbewonten Behausung / die von wegē des bösen Geists öd vnn lär stunde. Gleich wie auch im Suetonio 78 von eim gleichmäßigen fall / so nach der ermördung des Keyser Caligulæ, vnn im Plutarcho 79 von einem / so nach des Damons vnd des Remus todt sich begeben /erzehlt wird. Nemlich daß gleich auf jren tod / die Mordruchtbare örter von den Geystern seien vnwonsam gemacht wordē. Welche Geister die Latiner Remures, vnn durch veränderung der liquida oder des Buchstabens L. Lemures, von gedachtem Remo, desRomuli Brud' her nantē.

Daroben ist gleich zu anfang gedacht worden / wie die Johanna Harwilerin bekant / das der Teuffel jr stäts in gestalt eins langen schwartzen Manns erschienen sey. Nun will ich zur mehr leuterung derselbigē Geschicht / noch dise History mit anhenckē / welche sich den zweiten Februarij / im Jar 1578. hat zugetragen: Dieselbige helt sich also. 80 Catharin Darea /eins zu Cœuures bei Soissons wohnhafften Taglöhners Weib / als sie von H. Hunalt / dem Vogt zuCœuures zu Red gestelt vnn gefragt worden / warumb sie zweien jungen Töchterlein / deren eins jr leiblichs / das ander jhrer Nachbarin Kind gewesen / die Häuptlein abgehawen habe? Hat sie geantwort / der Teuffel sey jhr in gestalt eins langē schwartzen Manns erschienen / vnn hab sie darzu angereitzt / auch jren darzu jres Manns Hagmesser oder Heipe gereicht vnnd gegeben. Sie ist zu Compiegne vor Gericht gestanden / darnach zum Todt verurtheilt wordē.

Ich könt dergleichen zu vnserm fürnemmen dienliche Geschichten hie mehr erzehlen: Aber ich will sie an sein gelegen ort sparen: Darauß alsdann bescheinen soll / wie eigentlich dergleichen Historien / so sich auch bei vnderschiedenen Völckern / vnn zu weit vnterschiedlichen zeiten begeben / allezeit zusamen treffen vnd stimmen / vnd solches auß der Zauberer vnnd Hexen händel vnd bekantnussen selber.

Derwegen soll man nicht so eigensinnig wann man die Werck vor augen / vnd gleichwol die vrsach nicht sicht / wider die Warheit auff eigenem verbeitztem Wohn stäts beharren. Dann wann der Menschlich verstand die vrsach / oder daß Waher vnd Warumb / das ist / das Διότι nicht kan ergründen vnd erfahren / so muß er sein vrtheil vnd vernunfft auff diß / so da augenscheinlich geschicht / das ist / auffs ὅτιεσσι, auf diß / das es sey / einziehen / vnd notpfrengen. Angesehen / daß diß die zwen Weg seind / dardurch man alle Sachen kan erweisen vnd wissen.

Vnd Plato 81 selber / wiewol er ein Hocherleuchter / vnd seinem Nachnamen nach Diuinus, ein Gottreicher Mann gewesen: Jedoch wann er inn seinen Schrifften auff die Zaubersachen gerhatet / welche er sehr fleissiglich inn dem Eilfften Buch von der Gesatzlichkeit durchsuchet vnd examiniert / so setzt er doch / daß es ein schwer verständliche sach seie /vnnd wann man sie schon verstand / sey sie doch schwerlich andern einzureden: Vnd viel / spricht er /spotten sein / weil man sagt / die Zauberer brauchen Wächssine Bilder / die legen sie in die Gräber vnd auff die Kreutzstrassen / vnnd begrabens vnder die Thor / vnnd begehen alsdann durch Beschweren /Abersegen / binden vnd stricken wunderliche ding darmit. 82

Nun seind vnsere Zauberer nicht inn Griechenland /in Platonis Heymat gewesen / sie haben den Platonem nicht gelesen / wie Wächssine Bilder zumachen /durch welcher mittel / sampt denen darzu gethanen Beschwerungen / sie durch hůlff des Sathans die Leut mögen tödten: Wie dann diß durch vnzähliche Gerichtliche Proceßinn massen wir nachgehends melden wöllen / verificiert vnnd klar gemacht worden: Vnd sonderlich durch den Proceß mit den Hexen zu Alencon / die jhre Feind dardurch hinrichteten. 83 Vnnd durch den Proceß des Enguerrand von Marigny / so fürnemlich auff den verzauberten Wächßinē Bildern bestunde / also daß er auch darumb beklagt war / als ob er den König darmit hab tödten wöllen:

Wie es sich dann auch vnlängst mit eim Engelländischen Zauberischen Priester zugetragen / welcher Pfarrherr inn eim Dorff Istincton genandt / ein halb Meil von Lunden gewesen bei welchem / als er im Herbstmonat / des Tausent / fůnffhundert / sibentzigsten vnnd achten Jars gefänglich angriffen worden /man drey beschworne Wächßine Bilder hat gefunden /darmit vorhabens wesend / die Königin von Engelland / sampt zwen andern jhren Nahe zugethanen Herren zutödten. 84 Gleichwol muß ich diß darbei melden / daß als die Zeitung auß Engelland kommen / die That damals noch nicht so hell am tag sey gelegen.

Wiewol dann nun / wie droben kurtz angeregt /Plato gantz keine vrsachen solcher obenhin gerůhrter Hexenhändel wußte: Jedoch hat er nicht desto weniger dieses stäts für gewiß vnd vnzweiffelhafft gehalten /vnd deßhalben inn den Gesatzen seiner vollkommenlich wolbestelten Policey / die Peen des Todts den Zauberern vnnd Hexen / so Viech oder Menschen durch Zauberwerck vmb das Leben brächten / erkant vnd bestimpt. Welchen Zaubermordt er sehr wol auff jhr verbrechen im selbigen ort von einem andern Mordt / der ohn Zauberey zugeht / vnd sonst ein Mannschlacht eigentlich heisset / hat wissen zu vnderscheiden. Gleich wie auch der Hebreer Philo in ebenmäßigem fall im Buch 85 von besonderbaren angesehenen Gesatzen gethan.

Nun / die vnuerständigen haltens für vnmöglich: die Gottlosen verruchten Leut aber / vnd die / so sich als weise Leut anstellen können / wöllen daß jenig /so sie sehen / vnnd aber seine vrsach zumelden nit wissen / keins wegs bekennē / damit sie nit für vngeschickt angesehen werden. Die Hexen vnd Hexenmeister treiben jhr gespöt darauß / vnnd solches auß zweyen vrsachen / Einer / auff daß sie auß dem verdacht kommen / als ob sie auch mit inn der zahl der anderen seien / der andern vrsachen / durch solche mittel des Sathans Reich fortzusetzen. Narren vnd fürwitzige Leut aber / die wöllens versuchen.

Gleich wie es nicht so gar vnlängst inn der Statt Com in Italien (inn massen Siluester Prierias erzehlt) sich hat zugetragen / daß beides der Official vnd der Ketzermeister des Glaubens / als sie ein grosse anzahl Hexen gefänglich hielten / vnn gleichwol nicht glauben konten / was dieselbigen verjahen / bei jn beschlossen / solche vngläubigkeit zubewähren / vnn auß dem Vnglauben sich zupringen. 86 Liessen sich derhalben durch ein Vnholdin zu jrer Walfahrt führen: Daselbst / nach dem sie sich ein wenig besonders zur seiten still gehalten / sahen sie alle die Grewel / die Huldungen / so sie dem Teuffel thaten / die Täntz /vnnd die vermischungen: Vnd vnder deß / allweil sie alles Officialisch vnd Inquisitorisch für witzig genug beschnarchten vnd bemaulgafften / stalt sich der Teuffel / als ob er jhren nicht warneme / noch vber sie zu Inquirieren begerte: Aber letstlich zum abzug / ließ er sein Höllisch Ketzermeisterammt vber sie erscheinen / vnnd züchtiget sie mit so vngemeynen schlägen vnd streichen / daß sie nach fünffzehen tagen den Geist auffgaben. 87

Etliche fürwitzige oder vil mehr wanwitzige Leut haben Gott gar verleugnet / vnn dem Teuffel gehuldt vnd geschworen / damit sie die Sach nur erführen. Aber es ergieng jhnen / wie dort den Thieren.


Die inn des Lewen Hül wol sprungen /

Aber nicht wider herauß gungen.


Hingegen recht Gottsförchtige Menschen / wann sie die Geschichten / so sich mit den Hexen zugetragen / recht haben erwogen / vnd durch die Welt hin vnd wider die Wunderthaten Gottes behertziget / vnnd sein Heilig Gesatz sampt den Historien inn H. Schrifft fleissig durchlesen / so ziehen sie dasselb /was Menschlichem verstand vnnd sinn vngleublich beduncket / nit in zweiffel / sondern pflegen also zu vrtheilen / so vns vnzählig viel natürlicher sachen vngleublich fürkommen / vnnd etlich derselbigen auch vnerfolglich vnnd vnbegreifflich seind / wie viel mehr wird dann die macht der vber natürlichen Intelligentien / oder der verständigsten kräfften / vnd der Geyster thun vnd wesen / vnbegreifflich sein müssen? 88

Nun sehen wir aber in der Natur die frembdesten sachen vorgehn / die sich doch ordenlich tag fůr tag pflegen zu zutragen vnd zubegeben: Als daß man Meer vnnd Erden vmbfähret / vnd die post zu Land vnn Wasser gegen Berg auff gleichsam wider den Stram nimmet: Welches heut vnseren Kauffleutē gemein ist: Wiewol es den alten Vättern / S. Augustino und Lactantio lächerlich vorkommen / vnn deßhalben auß eingebildter Vnmöglichkeit desselbigen stucks /gäntzlich die Antipodes oder Gegenfůßling verneynet haben. 89 Welches doch heut so ein klare Sach / vnnd so vnwidersprechlich / als die klarheit der Sonnen offenbar vnd erwisen ist.

Vnd dise Leut / welche für vnmöglich schelten /das der Böse Geist einen Menschen auff hundert oder drey hundert Meilen von seim Hauß vertragen könne /haben nicht bedacht / das alle Himmel / vnd alle dise Wundergrosse Himmlische Cörper jhre bewegung vnd lauff in vier vnd zwentzig stunden vollbringen /das ist / zwey hundert / fünff vnd viertzig Million /siben hundert / ein vnd neuntzig tausent / vierhundert vnnd viertzig Meilen: die Meil zu tausent Schritten gerechnet. 90 In massen ich solchs im letsten Capitel zu beweisen gedencke.

Sagen sie dann / Ja dise sachen sicht man alle tag /vnd man muß sich da wol der Sinnen behelffen vnn genůgen. So bekennen sie ja schon / daß man der Geister werck vnd händel / wann sie schon dem lauff der Natur zu wider / doch glauben zustellen / vnn sie nicht weiter in jhren vrsachen durchreuteren vnd erbeutelen solle. Auß erwegung / weil wir auch die Wunder der Natur / die wir vnabläßlich vor augē weben vnn schweben haben / nicht begreiffen können. Seiteinmahl auch die Philosophi nicht vberein stimmen / warinnen das Gemerck der Warheit / welchs sie Κριτήριον τς Αληθείας nennen / bestande. 91 Die Dogmatischen Philosophi / das ist / die jenige welche jhrer sachē gar gewiß sein wolten / vnnd deßhalben sich für Lehrer vnd Vnderweiser anderer Leut dargeben / setzen die Regel / daß warhafft vom falschen zuerkennen / auff die fünff Sinne / wann dieselbigen nach der Vernunfft gereguliert werden. Plato vnd Democritus verwerffen die fünff Sinn / vnnd wöllen / der Intellectus oder Verstand sey allein Richter der Warheit. Theophrastus setzt zwischen die Sinn / vnd den verstand / den gemeynen Sinn / welchen er τὸ Εναργες, dz ist / Euidens, dz Offenbar oder die gleichsam außgetruckte begreiflichkejt nennet.

Aber die Sceptici, das ist / die jenigen / welche alles in ein zweffel zogen / vnnd vber kein Sach satten bescheid geben wolten / sonder jhr vrtheil auff hielten vnd versparten / weil sie mercktē / daß nichts in die vernünfftige Seel 92 eingang / dann was zu vor durch die Sinn wirdt angenommen / vnnd aber die Sinn vns offt betriegen vnd verfůhren / haben sie dafür gehaltē /daß man gar nichts wissen könn. Dann sie sagten /wann die Regel des Aristotelis, welche er vom Platone ab entlehnt hat / war ist / daß die verständtlich Seel 93 gleich wie ein weisser / Pogen Papirs / oder weiß Täfelin seie / daß jederzeit bereit ist / allerley Gemähl anzunemmen vnn fürzustellen / vnd daß nichts in der Seel sey / daß nicht zuvor in den Sinnen gewesen ist / so muß war sein / daß vnmüglich sey /etwas grůndlichs zuwissen. 94 Seiteinmal doch der aller klarest vnn Spitz findigst Sinn / das Gesicht ist /vnnd gleich wol war / daß nach deß frommen Heracliti sag / die Augen falsche Zeugen geben / 95 inn dem nemlich / da sie vns die Sonn nicht grösser / dann fůr einen oder zwen Werckschuch breyte Kugel (vnnd wie jener Baur meint / eines Schaubenhuts oder Wannenbreit) deuten vnd angeben: so doch diß herrlich Himlisch Aug vnnd Spiegel der Welt / hundert sechtzig / vnnd sechs mal grösser ist dann die Erden: 96 Vnnd daß die Augen im Wasser die ding viel grösser machen scheinen / dann sie an jhnen selber sind / vnd gleichsfals die geraden Stecken im Wasser für krumm angeben.

Anlangend dann die andere Sinn / daß dieselbige all nach vngleichheit des Alters zwischen Jungen vnnd Alten sehr vnderscheiden sein / wann sie schon am aller gesundesten zu sein pflegen. Dann daß ein Alter / halt ein ding für Warm / welches das ander für kalt auffnimmet. Vnd eben ein einige Person / vrtheilt offt einerley gleichmässig ding / die sie gegen jhre Sinn gehalten nach vngleicher zeit gantz vngleich befindet / Inmassen solchs kundlich vnn am tag ist / Der erst / so auß dieser verwirrung ein Außflucht gefundē / ist Socrates gewesen / welcher vnverholen gesagt /daß er nuhr einding wůßt / nemlich diß / dz er nichts wüßt. 97 Folgends hat dise Meinung sehr vil Nachfolger oder Sectirer bekommen: vnn diß durch mittel des Philosophi Arcesilas, als dz für nemst Haupt der Academischē Sect. Vnn ist demnach ersetzt worden vonAristone, Pirrhone, Herile, vnn zu vnserer zeit durch den Cardinal Cusanum in den Büchern / die er De Docta ignorantia, von Gelehrter vnwissenheit / geschrieben hat. 98

Vnd zu gleicher weiß / wie die Ersten / jnen selbst zu ehren / sich Dogmaticos nanten / das ist / Doctores / Lehrer / gleichsam weren sie jhrer sachen so gewiß /daß sie es auch andere lehren vnd vnderweisen könten. Also nanten sich die andern Scepticos oderEphecticos, das ist / Dubitatores, Zweiffeler: Welche doch gleichwol nicht bekennen wolten / daß sie nichts wüßten / gleich wie Socrates bekant hat: Dann wann sie bekenten / sie wůßten gar wol / daß sie nichts wůßten / so bekenten sie ja schon / daß man etwas wissen könte. 99 Also das wann sie einer fragt / ob sie wüßten / daß das Fewr warm were / oder der Sonnenschein hell vnn klar / so gaben sie zur Antwort / Man müßt es also dafůr halten vnnd meinen. Gleich wie jhr Vorgänger Socrates, der sagt / er wůßt nit ob er ein Mēsch od' ein Vieh wer. 100

Auch solches mit der that zubeweisen / hat polyenus, der fůrnemst berhümtest Mathematicus, zu seiner zeit / als er des Philosophi Epicuri Sophisterei vnn zweiffelhaffts Disputieren gehört / plötzlich seine jme gātz wol bekante Kunst veracht / vnn widersinnisch bekent / die gantze Geometria seie falsch vnd vnjust / welche man doch vnder allen Kůnstē für die Warhafftigst vnd gewisseste hellt: Dieweil dieselbige zum wenigsten an dē Sinnen pflegt zu hangen. Welche Sinn doch Aristoteles allein 101 für das Fundament aller Scientien oder Wissenschafften vnn Künst hat auff geworffen / vnd gewöllt / daß man mit denselbigen sich allein soll behelffen / vnd durch zusammen bringung oder Collection viler Sinngefaßter Particulariteten oder besonderbarer Sachen / als dann allgemeine Regeln aufführen vnd stellen / darnach man vilerley richten / vnd also darauß die Scientias vnd Warheit / welchen man nachtrachtet / ergründen möge.

Aber solt allein der Glaub auff den Sinnen berhuen / so würde des Aristotelis Regel nicht lang bestand haben. Angesehen / weil alle Menschen der gantzen welt / vnd die am weitesten vnnd besten / wie ein Reiger durch viel Zäun sehen können / bekennen würden / daß die Sonn viel grösser vnd die ding / so man inn Wassern sicht / vil kleiner seien / als sie wol sonst scheinen. Vnn daß es falschwerck vnd triegerey ist /das der Stecken im Wasser / inn massen er als dann einem jeden fürkommet / gebrochen oder gebogen sey.

Gleicher weiß ist auch des Platonis vnd Democriti meynung vnrecht / da sie an dem Intellectu oder verstand allein bekleben / vnnd nach demselbigen alle warheit zu vrtheilen vornemmen. 102 Dann es ist ja vnmöglich / daß ein Blinder von den Farben / oder der Daub von dem zusamen gestimmten Gesang könne vrtheilen. So muß man sich derhalbē nachmahls der meinung Theophrasti behelffen / welcher seine zuflucht hat zu dem gemeynen Sinn vnd verstand / so daß mittel zwischen den Sinnen vnd dem Verstand ist / vnd was man dardurch mit hören /sehen / fühlen vnd schmacken erfahren / gegen der Vernunfft / als zu eim Probierstein halte. 103

Vnd diß vmb so vil desto mehr / dieweil so vielerley hohe schwerbegreifliche sachen hin vnd wider vorhanden / das sie von sehr wenigē können gefaßt oder erfolgt werden. In solchem fall alsdann soll man einem jeden in seiner Kunst / vnd dem was er weiß glauben. Also daß wann die gantz Welt für gewiß hielt / Sonn vnnd Mon weren gleich / inn massen sie scheinen / wann sie im Auff vnd Nidergang gegen einander stehn. Jedoch müßt mā sich stäts nach den Weisen / vnnd dieser Kunst erfahrenen richten / welche dargethan vnd erwisen haben / dz die Sonn hundert / sechs vnd sechtzig mal vnd drey achttheil grösser ist dann die Erd / vnd sechs tausent / fůnff hundert / fünff vnd viertzig mal vnnd siben Achttheil grösser dann der Mon.

Vnd ist hierinnen der Juristen Weisen Rhat zufolgen / welche sich nit schewen / inn sachen so die Medicisch Facultet vnnd Kunst betreffen / sich auff die Medicos 104 zuziehen / vnd für sich selbst nichts darinnen zu vrtheilen noch zuschliessen. 105

Aber der Zauberer vnd Hexen heimlichkeiten sind so hehl vnn geheim nicht / das man sie seid vō drey tausent jaren her durch die gantz Welt nicht solt erkůndigt vnd entdeckt haben.[ 106]

I. Erstlich hat ja das Gesatz Gottes / welches nicht lůgen kan / sie die Hexen fein entdeckt / vnd gleichsam nach jren arten specificiert: Auch geträwet / die Völcker außzureuten / so die Zauberer nicht der gebůr nach straffen. Derhalben soll man ja hierauff bestehn /vnd nicht erst wider Gott ein Disputation anstellen /von sachen / dern wir vnerfahren oder vnwissend seind.

II. Fůrs ander / sind auch den Griechen vnd Römern / vnn anderen mehr Völckern zuuor ehe sie von dem Gesatz Gottes das wenigst vernommen / die Zauberer vnnd jhre missethaten / gleich so wol als dem Volck Gottes abschewlich vnnd Todtverwürcklich gewesen / wie diß an seinem ort soll erklärt werden. Kurtz daruon zureden / alle Secten vnnd Religionen der Welt (sagt Augustinus) haben den Zauberern jhre straffen erkant vnd gesetzt.

III. Vnd fůrs dritt / will man dann bei Leuten / so der sachen erfahren / der Warheit halben nachfragen /wo find man besser erfahrene / dann die Hexen selber / die nun von drey tausent jaren her jhrer Händel /Opffer / Täntz / Nachtfahrten / Mördt / vergifftung /versegnung / verbindung vnd Zaubereien / geständig /vnd mit dem Todt dieselbigen war sein bestettigt haben? Man sicht ja hierin / daß alle die / so man je in Italien / in Teutschland vnd Franckreich verprent /von stuck zustuck mit einander zutreffen.

So aber die gemeine Einhelligkeit des Gesatzes Gottes / die einhelligkeit d' menschlichen Gesatz aller Völcker / der Vrtheilen vnd Gerichtlichen erkantnussen / der vberweisungen vnnd vberzeugungen / der Vergichten vnnd nachgestandener Eräfferungen / der Confrontationen vnnd Executionen: Ja wann die gemein Einhelligkeit der Weisen vnnd Gelehrten nicht genugsam ist / vorgedachts zubeweren / was will man dann fůr kräfftigere beweisung fortan weiter suchen vnnd finden? Wann Aristoteles beweisen will / daß die Sonn warm sey / so sagt er / also bedūckt es die Indianer / die Gallier / die Seythier vnd die Moren / so ist man der beweisung zu friden. 107 Belangend aber die Argument / die man darwider möcht auffbringen /da hoff ich / wöll ich in folgendem mäniglich ein genügen thun.

Vnder des wöllen wir diese Meister Zweiffelklůgling vnn Wagzungen auff ein ort stellen / als die da alle ding auff die Nadel setzen / vnnd zweiffeln ob die Sonne hell seie / ob das Eiß kalt seie / ob das Fewer heiß seie: Ja seind so letz daran / das wann man sie fragt / ob sie eigentlich wissen / wie sie heissen / antworten dörffen / es stehe noch zu bedacht: Vnnd sollen gleichwol diß wissen / daß nicht weniger Gottlosigkeit ist / inn zweiffel ziehen / ob möglich / das Zauberer vnd Hexen seien / als inn zweiffel ziehen /ob ein Gott sey / der durch sein Wort vnd Gesatz das ein so wol als dz ander hat vergwisset vnd certificiert. 108

Aber das gantz Geschwürm aller Irrthumb ist daher entstanden / daß mehrertheils die / so die krafft vnnd macht der Geister / vnd der Zauberer vnd Hexen seltzame Vnfuhren verläugneten / wolten kurtzumb von vbernatürlichē oder Metaphysicischen sachen / Physicaliter oder Naturmässig disputieren: Welches eine merckliche Incongruitet oder vbelstand an Gelehrten ist vnd heißt. 109

Dann jede Kunst vnd Scientz hat jre Principia, Anfeng vnd Grůnd / die von andern vnderscheiden sind. Als ein Physicus helt / daß die Atomi od' Sonnenstäublin vntheilig oder vnscheidbar vnn ontrennig seien: Welches bey dē Mathematicis ein vnleidlicher Irrthumm ist: Dann sie sagen vnd demonstrierē / daß auch das geringste vnd wenigste / so ein Leibhafft oder Sinnbegreiflich wesen in der Welt hat / in Corpora Infinita, das ist / in vnendliche Cörperliche wesen theilbar sey.

Der Physicus demonstriert / 110 daß nichts Infinitum oder vnendbar sey / hingegen beweißt der Metaphysic9, daß Prima causa, die vrsprünglich vrsachInfinita vnn vnendbar sey. Der Physicus mißt die verschinen vnnd zukönfftig zeit / durch die zahl der Motion oder Bewegung. Der Metaphysicus nimpt die ewigkeit on zahl / ohn zeit vnd ohn bewegnuß.

Der Physicus bewert / 111 daß nichts vberal in der Welt an eim gewissen Raum vnnd ort sey / welches nit ein Corpus oder Leibhafft vnd Sinnbegreifflich sey: vnnd daß nichts die bewegnuß leiden mög / dann ein leibhaffts wesen oder Corpus: vnd das kein berührūg / fühlung noch tastung / dann eines Leibs zum andern sey. Hingegen beweißt der Metaphysicus, das Geister vnd Engel seien / welche die Himmel bewegen / vnnd also Accidentariè, zufelliger weiß / auch bewegung leiden / nach der bewegung jhrer Himmel: wie Aristoteles dessen gestendig / 112 vnd darauß schließlich folgt / daß die Geister zugleicher einer zeit nit zugleich vberal oder allenthalben seien: sonder nohtwendiglich an dem ort seien / da jhre werck oder wirckung erscheinlich. 113

Der Physicus demonstriert / daß die natürlich form nicht sei vor dem Subiecto, noch ausserhalb d' Matery / vnn verliert sich gantz vnn gar durch Corruption od' verserung vnn verzerūg. Welchs zwar Aristoteles in gemein vō allen Formis Naturalib. redt. Aber nicht desto minder beweißt er hin wider / daß die Metaphysicische formē verscheiden bleiben / ohn einigen abgang noch änderung / Vnd was noch mehr ist / sagt auch ebengedachter Author in seiner Metaphysic / 114 daß deß Menschen form / so der Intellectus ist / von aussen herbey komb (allda er die Wort braucht / 115 Θύραδες ἐπεσίει) vnd bleib noch nach abgang des Leibs vberig.

Alle Physici halten für ein vnzweiffeliges Principium, es mögen nicht zwo Formæ od' Gestalten in einem Subiecto oder eintzigen wesen sein / sonder allzeit werd eins durchs ander außgeschlossen vnnd vertrieben. Auch sey kein Wechselung vnd Verruckung der formen auß einem Leib inn ein andern. Vnd gleichwol sicht man Augenscheinlich / daß die Dæmones vnn bösen Geister (welche die Peripatetici nennen Formas separatas) sich in die leib d' Thier vnnd Menschen thun / vnnd auffgethanes Munds des Menschens jnnerhalb jrem leib redē / oder die Zung herauß biß an die Lungader streckē / ja redē auch mācherleisprachē / die dem besessenen sein lebtag nie bekant gewesen. Vnnd das noch mehr ist / nuhn reden sie im Leib / bald inn den Gemächten. 116 Daher nendten die alten solche / Εγγασριμύθους, vnd Εγγασσριμάντεις vnd Ευρικλέας, das ist / Bauchruffer /Magenwarsager / Därmsprecher vnd Gemächtschwetzer.

Will man dann sagen / wie die Academisch Philosophisch Sect / das die Dæmones kräfften vnn Engel Cörper haben / wirt es noch vil frembder lauten / vnd den Principijs der Natur widerlauffen: welche nicht zulassen / daß ein Leib den andern durch fahre noch durch tringe. Vnnd gleichwol hat man solchs von alters her stäts gesehen / vnn vnd sichts alle tag gemeinlich in vilen besessenen Leuten.

Daher spricht Aristoteles, daß die alten nimmer nicht die Physicische vnnd Naturgemässige Disputation mit d' vbernatůrlichen vnn Metaphysicischen Scientz haben wöllē mengen: Vnd setzt darbey dieMathematicos zwischen beide ein. Dardurch zu verstehn gebend / das mā nicht die Natürlichen vrsachen zum vrtheil von den Hexen / vnd jhren händeln mit den Geistern vnd Teuffeln / soll mit anwenden. 117

Damit dann vnser fůrhabend materi / so fůr sich selbst sonst schwer vnn dunckel / desto baß verstanden werde / so hab ich gegenwertiges Werck inn vier folgende theil angestellet.

I. Im ersten Buch wirt gehandelt von den Naturen der Geister / vnd wie dieselbigen sich mit den Menschen vereinigen oder gesellen: Auch von den Göttlichen Mitteln geheime verborgene sachen zu wissen: vnd demnach auch von Natürlichen Mitteln / zugleichem end zugelangen.

II. Im zweiten Buch / werden Summarisch auffs kürtzest / so möglich gewesen / die Künstlein / vnd vnzimliche Mittel der Zauberer vnnd Hexen angerhürt: Doch also / daß keiner darauß gelegenheit schöpffen mag / daß böß zu seim vortheil zuziehen. Sondern allein vmb vorspieglung der Netz vnd Strick / darvor sich jeder zuhüten hat: vnnd zubehülff der Richter / die stäts der weil vnd muß haben / dergleichen ding zuersuchen vnd nachzuforschen / vnnd gleichwol gern bericht hetten / daß Vrtheil recht zufellen.

III. Im dritten Buch wirt von zimlichen Mitteln gehandelt / wie man den Zaubereien vorkommen oder sie wider vertreiben solle.

IIII. Im vierdten dem letsten wirt angehenckt / die widerlegung des Doctor Johan Weier / vnd die aufflösung der Argument / welche man inn disem Handel erregen möchte. Vnnd ziehe alles mein Schreiben vnnd fůrgeben auff die Regeln Maximas der alten Theologen / vnnd auff die erkantnuß oder determination der würdigen Facultet der Theology zu Paryß / so datiert ist den Neuntzehenden Septemb. M. CCCXCVIII. 118

Welche Determination deßhalben ich zu end dises Buches hab / wie sie im Lateinischē Original lautet /hinzu thun anhencken lassen / damit ich stäts dahin meine Anflucht oder zugang hette.

Das I. Buch
Das I. Capitul
Das Erst Capitul.
Von eygentlicher Beschreibung oder Definition der Zauberer / Hexen vnd Hexenmeister.

Ein Zauberer / Hex oder Hexenmeister ist / der fürsetzlich vnd wissentlich durch Teuffelische Mittel sich bemühet vnd vnderstehet sein fürnemmen hinauß zutringen / oder zu etwas dadurch zukommen vnd zugelangen.


Dise Beschreibung oder Definition hab ich zu forderst setzen müssen: Dieweil sie nit allein zu dises angefangenen Tractats Verstand hoch notwendig: Sonder auch vmb Anleitung willen / ein rechtes billiches Vrtheil von den Hexen zufellen: Welches biß hieher von allen / so sonst von den Hexen geschriben / ist vnderlassen worden: Vnd ist also diß das Fundament /darauff gegenwertiger Tractat wird gebawet bestehen.

Nun laßt vns von stück zu stück die vorangeschickte Beschreibung erwegen vnn erklären.

Erstlich werden gesetzt dise wort / vorsetzlich vnd wissentlich / auß dieser vrsach / seiteinmal jm also /wie die Keyserliche geschribene Recht setzē / Irrthumm bringt keinen willē nit. 119 Also daß der Kranck / so auß gutem trawē ein Teuffelisch Recept brauchet / welchs jhm ein Zauberer oder Hexin / die er für from geschätzt / gegeben / darumb kein Zauberer ist: Dann er hat seiner vnwissenheit gute fug vnd vrsach. Aber diesen bescheid hats nicht / wanns jhm der Zauberer erklärt / oder in seim beiwesen die bösen Geister anruffet / wie es sich dann bißweilen pfleget zu zutragē. Diß hab ich allein zu einem Exempel wöllen anziehen / welches hernaher baß vnn außfůhrlicher an seinem ort soll erleutert werden.

Aber diß muß man nun hie vor allem wissen /welchs die Teuffelische Mittel seien.

Das Wort Diaboli (darauß der Teutschen Teuffel scheint her geflossen sein / wiewol es etliche vom Tieffen fall her ziehen) ist Griechisch / vnn heißt zu Latin Calumniator, 120 Lästerer oder Verleummder: Dieweil er der frommen wandel vnd leben / in massen die H. Schrifft 121 anzeiget / stäts außspähet / vnn vor Gott fälschlich anträgt.

Die Teuffelische Mittel seind vnnd heissen die vom Teuffel erfundene Aberglauben / Grewel vnd Gottsschändungē / [1] die der Satan seine Diener zu lehren pfleget / dardurch das Menschliche geschlecht in grund verderben zuführē vnd zustürtzen.

Daher haben jhn die Hebreer Satan / das ist / Feind / Hässer / oder Widersächer genant. 122 Gleich wie es auch der Königlich Prophet Salomon 123 andeit / da er spricht / GOTT hat nach seinem Bild den Menschē geschaffen / daß er vnsterblich sein solte / aber durch des Sathans Neid ist der Todt inn die Welt kommen. Dessen dannauch sonst an vilen enden der Heiligen Schrifft gedacht wird. Darauß er nicht allein schliesset / daß ein Feind Menschliches Geschlechts vorhanden / sondern daß er auch von anfang geschaffen sei / innmassen im Job 124 gemeldt wirdt.

Ja nicht allein die Heilige Schrifft / sonder auch allerley geschlecht der Philosophen / die Academici, Peripatetici, Stoici, vnd Araber stimmen hierinn / daß Geister seien / vberein. Also / daß wer es in zweiffel ziehen wolt (gleich wie die Epicurische Atheisten thun) der müßt gantz vngereimt die Principia der Metaphysick verneinen / ja daß ein Gott sei laugnen: Welchs doch vom Aristotele ist bewisen worden /sampt der Bewegung der Himlischen Cörper / die er den Geistern vnd Intelligentijs oder Verständigen kräfften zugibt. 125 Dann diß wort Geist / versteht sich beydes von Engeln vnn von Dæmonibus oder Teuffeln. Vnd wiewol Plato, Plutarchus, Porphyrius, Iamblicus, Plotinus haltē / daß es gute vnn böse Dæmonien habe: Jedoch verstehn die Christen 126 das wort der Dæmonum stäts für vnsaubere böse Geyster.

Auch die Theologisch Facultet inn der Sorbon zu Pariß hat in jhrer Determination, Anno 1398. den 19Septembris nach der meinung der alten Lehrer / die fůr Ketzer erkandt / so da halten / daß auch gute Dæmones seien. Gleich wie hingegen die Engelischē Geyster allezeit für gut werden gehalten. Welches dann ein guter notwendiger entscheid vnnd erkantnuß ist / darmit man den jenigē / die vnder vermäntelung der guten Dæmonien, die Teuffel erfordern vnd anruffen / jhre Gottlose entschuldigung abkürtzen vnd benemmen könne.

Vnd belangend den anfang oder vrsprung der bösen Geister / ist er sehr schwer / dauon etwas gewisses zuschreiben: Auch selbst Plato, da er im Timæo daruon redet / spricht also. 127 περὶ διὲ τῶν Δαιμόνων εἰπεῖν και γνῶναι τήν γίνέσιν, μεῖζον ἢ καθ᾽ ήμᾶς, πισσέον δὲ τοϊς εἰρηκόσιν ἒμπροθεν, das ist / Es sei weit vber vnsern verstand / viel von den Dæmonien vnnd von jhrem vrsprung sprach zuhalten: vnd deßhalbē soll man bei dem bleiben / was die alten daruon angegeben haben.

Vnd zwar ist die meinung der Alten diß falls der sicherst weg: Dann dieselbigē haben gehalten / daß Gott alle Geister inn der gnaden vnd ohn Sůnd geschaffen habe / aber als etliche vnter jhnen sich wider jhren Schöpffer aufflänen wollen / darüber seien gestürtzt worden. Vnd hierzu ziehen sie an / des Trachen fall / der ein grosse anzal Sternen mit jhm hat herab gezogen: Dardurch inn der Offenbarung Johannis / der öberst oder Fürst aller Dæmonien oder bösen Geister / sambt seinen vnterthanen bedeutet wirdt. 128 Welchs die Alten Heyden habē auff die Gigantomachiam oder Himmels bestürmmug d' Riesen gezogen. 129

Auch selbst Phericides der Philosophus ist diser meinung / als er dē Trachen Ophionæum nennet / das Haupt der wider spänstigen rebellischē Teuffel / vnnTrismegistus, in Poimandro, vnn Empedocles, welche die Dæmones oder Geister / so von Himmel gefallen Ουρανοπετεῖς, das ist / Himmels gestürtzte nennen.

Sanct Augustin redt gleichsfalls also auch daruon /im 22. Capitel des 8. buchs von der Statt Gottes. Derwegen solche meinung als die ältest vnn ansählichst auch von den Christen wirdt für glabhafft angenommen.

Vnd gleichwol scheints / als ob Gott disen grossen Sathan im anfang der welt geschaffen habe / welchen die H. Schrifft den Behemoth vnnd Leuiathan nennet / als sie setzt / Is prima rerū origine à Deo conditus est, das ist. 130 Er ist erstes anfangs aller sachen von Gott geschaffen. Vnd damit man erweiß / daß er nicht inn der Gnaden erschaffen sei / so ziehet man auß dem Jesaiam / da Gott also redet. 131 Ich hab den Sathan zu verderben / zuverwůsten vnnd zuverstören geschaffen.

[2] Vnd auß diser vrsach nennt er sich offt Asmodæus, vom wort Schamad welchs verderben vnd stürtzen heisset. Als da Gott zu den Hebreern von der Raach redet / die er an allen erstgebornen Menschen vnnd Vieh im gantzen Reich Egypten zu üben vorhabens. Ich will nicht gestatten / spricht er / daß der Verderber ewer Häuser eingange.

Orpheus nennt gleichsfals auch den grossenDæmon einen recher. Vnd weil er ein Zaubermeister oder beschwerer gewesen / so singt er jhm zu ehren ein sondern Hymnum oder Loblied.

Sie ziehen auch den Psalmen an / da geschriben steht. Den grossen Leuiathan / welchem du ein gestalt hast geben / von jhm zu triumphiren / etc. Vnnd das jenig / so dort im Andern Buch Mosis gemeldt wirdt. Ich hab dich gemacht O Pharao / damit ich meine Macht an dir erzeige: Welchs sich (vber die Histori dem Buchstaben nach) von dem Sathan verstehet. 132 Gleich wie im Propheten Ezechiel angeregt wirdt. Sihe da / mich deinen Feind / O Pharao / Pharao /grosser Leuiathan / du Trach / der mitten vnder deinen Wassern ligst / welcher gesagt hast / Das Wasser ist mein / vnnd ich hab mich gemacht / etc. Ich will dich zur speiß der Vögel des Himmels machen.

Die Außleger seind hierinn eins / das Leuiathan /Pharao vnnd Behemoth / bedeuten disen Feind des Menschlichen Geschlechts / vnnd das Königreich Egypten bedeute das Fleisch vnnd die Begird / vnnd die Wasser / das anlauffen der flüssigen Natur / die nur jmmerdar zum verderben rinnet vnd laufft / welches die eigenschafft des verderbers ist / gantz widersinnisch Gott / dem Schöpffer aller ding. 133

Dann zu gleicher weiß / wie ein Schöpffer / Vatter vnnd Erhalter zu der Schöpffung / fortpflantzung vnnd Erhaltung vonnöten ist: Also ist auch der verstörer / zur successiua Corruptione, oder zur aneinandergehengten Zerstörung in diser Elementarischen Welt vonnöten. 134

Wie dann auch im dressigsten Capittel der Gleichnussen vnd Sprůchwörter Salomonis gedacht wirdt /daß dem jenigen der seines Vatters spottet / vnd die Lehr seiner Muter verachtet / die Rappen am Bach die Augen außhacken. 135 Allda er die Teuffel durch diesen Elementarischen Bach versteht / die gemeinlich in schwartzer gestalt / wie die Rappen erscheinen / vnd das liecht des Verstands / disen so der Natur Gesatz verachten vnd Gottes spotten / außleschen.

Weiter halten die Hebreer darfür der Sathan werd vndergehn: vnnd ziehen den Ezechiel vnnd Jesaiam an / da gesagt wirdt / daß dermalen eins Gott den grossen Leuiathā / die gekrümte grosse Schlange / so inn dem Meer ligt / tödten werd. 136 Vnd versteht daselbst durch das Meer / die flůssige vnd Elementarische matery / welche Plato vnd Aristoteles, als sie den vrsprung des bösen ergründen wöllen / fůr den zweck vnnd handhab alles vbels haben erkant vnnd genant: Vnnd welche Salomon in seinen Gleichnussen vnd Parabolen nennt das Weib: Da er sagt / daß keine Boßheit vber eins Weibs Boßheit seie: Vnd bißweilen nennt ers ein Hure / die alle Männer annimmet / als die Matery aller formen / innmassen es der Rabi May / mon außgelegt hat. 137

Sie sagen auch / daß die Leut / so sich gantz vnnd gar inn dieser Welt inn Gottes dienst ergeben / werden wie Gottes Engel sein: Erunt, sagt die Heilig Schrifft / sicut Angeli Dei: Vnd daß hingegen die Leut / so Gott verläugnen / vnnd sich inn des Sathans dienst ergeben / werden zu jhren jhnen außständig Peinen vnnd Plagen / auch für Teuffel vnnd Hencker oder Nachrichter der Gerechtigkeit Gottes dienen /vnd letzlich gar zugrund gehen. 138 Darzu ziehen sie den Propheten zachariam an / da stehet: Auferam Spiritum immundum de Terra, Ich will den Vnreinen Geist von der Erden hinweg thun. 139

Auch weil das Gemerck der Engel vnnd Teuffel /der erwehlten vnd verworffenen diß ist / daß die einen werden das Ewig leben haben / die andern ewiglich sterben werden / nach dem sie die wolverdiente plagen vnnd straffen vmb jhre Boßheit außgestanden haben / auff zeit vnnd tag einem [3] jeden durch den geheimen Raht Gottes bestimmet.

Dieses ist kůrtzlich die meinung etlicher Hebraischer Theologen / darmit auch die Alten Griechen seind eingenommen gewesen. Dann wir sehen / daßPlutarchus 140 vnder andern vrsachen / die er fůrwendt / warumb die Oracula oder Warsagungen der Geister hin vnnd wider auffgehört haben (welchs dann Cicero 141 schreibt / lengst vor jm geschehē sein) auch sagt / daß das leben der Dæmonien oder Geister sein gewiß bestimpt ziel habe / vnnd als bald dasselb sein endtschchafft erreicht gehabt / auch die Oracula zu jhrem ende geloffen seien. Vnd Porphyrius 142 zeucht des Apollinis Oracul oder Weissagung von sich selber / in dise Verß.


οἴ οἴμοι τρίποδες ςναχήσετε, οἴχετ᾽ Απόλλων,

οἴχεται ἐπὶ φλογόεν με βιάζεται οὐρανιον φῶς.


Das ist.


Ach weint / Ach weint jhr Treyfüß mein /

Dann Apollo der ist nun hin /

Er ist dahin / daß macht mich zwingt /

Ein Liecht / welchs auß dem Himmel tringt.


Vnd zwar / ist hierzu wol warzunemmen / daß Eusebius, 143 so die Kirchenhistori geschriben / ein sonderlich merckliche Histori hiervon erzehlt / welche zu des Keysers Tiberij zeiten sich soll begeben haben /vnd auch inn dem Plutarcho 144 zufinden ist. Daß /als jhren vil die Echinadischen Jusulen vorfuhren /eine stimm im lufft / hörten / ruffend Thamus, Thamus, welches des Schiffmans Namen war: Dem selbigen / als er geantwort / hat jhm die stimm befohlen /wann er an die Insuln Palodes kem / solt er zuwissen thun / daß der grosse Pan gestorben sey. Welches dann also geschahe: Vnd als bald hat sich vber dieser zeitung daselbst herumm ein grosses seufftzen vnd heulen erhebt / doch daß man niemands gesehen.

Aber S. Augustinus, Thomas von Aquin / vnd viel Jüdische vnd Lateinische Theologi haben darfůr gehalten / daß von der vermischung der Geister mit den Weibern (welches sie sagen inn der Heiligen Schrifft im ersten Buch Mosis am 6. Cap. seinen grund haben / vnnd von den Zauberern stäts bekant sein worden) Teuffelische Menschen herkommen / so von den Hebreern Rochoth, das ist / Capita oder Häupter genant werden / vnd darfůr gehalten / daß sie vnder Menschlicher gestalt nit destweniger Teuffel seien. 145 Gleich wie auch die Hexen / welche jhre Kinder / so bald sie geboren werden / dem Teuffel beeygenen vnnd versprechen / vnnd inn jhrer Eltern scheutzlichem leben fortfahren / gleichsfalls Teuffelischer Natur sein. 146

Dannenher Gott / als dem innsonderheit solch vnmenschlichkeit ein Grewel ist / einen schrechlichen Fluch vber die jenigē hat ergehn lassen / welche jhren Samen vnnd Leibsfrucht dem Moloch auffopfferten: vnd träwet jhnen / daß er sie von dem Land außrotten wölle / gleich wie er den Chananeern gethan: Von welchen der Königlich Prophet Salomon im Buch der Weißheit sagt / daß jhr Samen von Gott verflucht seie. 147 Dann sie opfferten dem Teuffel offt jhre Kinder / entweder daß sie dieselbige lebendig verprentē /oder sie metzigten / wie die Hexin Medea gethan / so sich an des Königs Creon, von Corinth Tochter / die jhren Bulen Iason jhr vertrawet hatte / zurechen / derselbigen Kind inn der flucht zustucken zerrisse. 148

Wann jhm dann schon also / daß die Geister / von jhrer anfänglichen Genade / darinnen sie erschaffen geweßt / abgefallen / vnd / inmassen wir haltē / vnsterblich seind: Auch daß sie durch dergleichen fortpflantzung / wie die Hebreer fůrgebē / sich vermehret haben: Vnd daß Gott dē Sathan zum verderben vnd verwüsten böß gestaltet vnd gemacht habe / damit die auff einander folgende Generirung zur Verderbung in diser Elementarischen Welt fortan vollzogen werde. 149 So muß man doch dahin nicht kommen /daß jhm ein Mensch einbildete / als ob eine Vngerechtigkeit in Gott seie.

Gleich wie der Persier Manes, aller Manicheer vrsächer gethan: Welcher damit er / wie er sagt / die Absurditet oder diß vngereimpt stuck möchte vorhüten / als ob das böse von Gott kem / wann er bekente /daß er den Satan von Natur böß geschaffen hette: noch dargegen zuliesse / daß Gott den Sathan inn vollkommenheit geschaffen hette. 150 (Dann als dann / wie er sagt / můßt [4] notwendiglich folgen / daß er nicht sündigen könte / noch in eine böse Natur oder verkehrte art schlagen vnd mißrhaten:) So hat er zwen gleichmächtige Anfäng vnnd Vrsprüng gesetzt: Den einen anfang von gutem / den anderen von bösem. Welches die gröst Ketzerei ist / so je gewesen / vnnd deren auch S. Augustin sich zuletst hat entschlagen /vnn gelehrt / daß das böse allein ein Priuatio oder Entäusserung vnn Abgang des guten seie. 151

Welches doch die jenigen nicht vernůgt noch zu friden gestilt / die da halten / daß die Vicia oder Laster /gleich so wol als die Tugenden / Habitudines, oder zu vnd angeartete kräfften sind / da sich eins wie dz ander durch vilfaltige ůbung / Action, Affection vndDisposition laßt in ein vnvermeidliche art bringen vnd angewenen.

Aber alle die Argument der Manicheer / wann man wol darauff acht gibt / seind mit disem grůndlich zuerlegē / daß nichts in diser Welt seie / daß nit gut sey / gleich wie Dionysius im Buch De Diuinis Nominibus, von den Göttlichen Namen / anzeiget. 152 Vnd geschicht nichts / daß nicht entweder für sich selber /oder durch Relation / das ist durch Gegensatz vnd vergleichung gut sey: In massen der Magister der Sententien sehr wol gelehrt hat. 153 Gleich wie auch Gott Kräuter geschaffen hat / die einem Gifft / dem anderen Artzney bringen. Ja selbst die Schlangen vnnd Natern / welche die Manicheer fůr des Teuffels geschöpff außgaben / dienen zur bereitung der allerherrlichsten Medicin / vnnd zu heilung der Aussetzigen vnn andern vnheilsamē Kranck heiten. 154 Also sagt vnnd halt man auch von den sachē vnn händeln /so wol fůr sich selber böß / aber durch Relation /wann mans gegē andern halt / gut seind. Als der Strauchräuber / so die Reisenden oder wandersleut vmm beraubung jhres gelts vnd guts anfellt vnnd angreiffet / begehet wol ein grewlich stuck / welches Halßsträflich an jhm selber ist / vnd nicht desto weniger vnter des weißt er nicht / daß er villeicht einen Vattermörder darmit vmbgebracht / oder einen / welchen Gott liebet / auß diser Welt Not vnd Jammer erledigt (gleich wie Salomon im Buch der Weißheit darvon redet) vnnd also sich Gott seines dienstes gebrauchet hat be: Vnnd nicht desto minder / daß darbey dem Räuber vmb dieser Missethat willen wirt nachgestellt / wirt gefangen vnd durch das vnverneidenlich Gericht Gottes an seinem leben gestraffet: Vnnd endtlich dardurch gereitzt / Gott seine Ehr zugeben. 155

Deßgleichen wiewol König Pharao in Egypten alle Hebraische Knäblin / so bald sie an die Welt kamē /liesse tödten / Jedoch wirt dannoch diß darneben inn Heiliger Geschrifft gemeldt / daß jn Gott verhärtet /vnnd jhm widerstrebend gemacht habe / damit seine Macht / die etlicher massen ins verborgen gelegt worden / durch die gātze Welt offenbar würde. 156

Daher sagt der weise König Salo / mon / der Gottloß werd offt erhöhet / vnnd allein zu der Ehr Gottes auff den tag des Gerichts vnnd der Raach geschaffen vnnd ernehret. 157 Dann wie es auch inn der Welt zugange / zuletst schickt sichs vnnd geht es doch alles auff die Ehr Gottes auß.

Vnd hierin wirt fürnemlich die Gerechtigkeit vnnd Weißheit des vnbegreifflichen Gottes erkent / der sein lob auch auß den abschewlichsten Menschen kan schöpffen vnd pressen / vnnd der bösen Menschen Grewlichkeit auff seine Ehr verwendē / seine Raach dardurch zuůben. 158

Soll man aber darumb böses thun / auff das Gutes hernach komme? Diese frag erregt Sanct Paulus inn der Epistel zu den Römern vber eben dergleichen sachen. 159 Aber was gibt er fůr ein Antwort darauff? Er spricht / daß dieses verdammliche Leut seien / die solche reden treiben: Vnd beschleußt folgends dasselbig ort mit einem verwunderlichen Außruffen der vnerforschlichen Weißheit Gottes: sprechend / O welch eine tieffe des Reichthumms / beide der Weißheit vnnd der Erkantnuß Gottes: 160 Wie gar vnbegreifflich seind seine Gerichte? Wnnd vnerforschlich seine Wege? Dann wer hat des Herren sinn erkannt? Oder wer ist sein Rhatgeber gewesen / etc.

Es hat nicht sehr vnlängst zu Pariß sich begeben /daß einer vom Adel / durch vnverworffene / jedoch falsche zeugen vberzeugt worden / als hetter einen den er nie [5] gesehen / entleibt: Derselbig / als er augenscheinlich gemerckt / daß auff der Königlichen Kammer vrtheil es nun an dem / daß er dasselbige peinlich außstehn mußte / hat er zuletst auch diese vnthat darzu bekannt / daß er seinem Vatter mit Gifft vergeben habe. 161 Der fall ist an jhm selbst voran vielen kundtbar. Jedoch könt ich noch ein vnzahl andere Exempel mehr erzehlen / deren ein jeder sich erinnern könte.

Aber es ist genug fůr dieses mal vbergangen / daß man darumb Gott kein vngerechtigkeit zumessen solle / weil er den Teuffel zum verderber geschaffen / oder geduldet hat / daß die Engel seind gefallen. Eben so wenig / als man an einem stattlichen Gebäw die heimlichen gemach vnd Schwindpfül / oder andere löcher vnd örter / dahin man allerley Vnlust vnd Wust läret /schüttet vnd erhaltet / zustraffen pfleget: Seitenmal ja dieselbige Absönderungen vnnd heimliche ort vnnd gemach auch inn dem allerstattlichsten Pallast sich nöttig erweisen.

Vnd der jenig / so Gott lästert / mit dem / daß er das vbel / so inn der Welt ist / inn jhm vnserm Herren Gott zusuchen vndersteht / wirt viel ein schwerern fluch außstehen / dann Cham / welcher seines Vatters Noe Scham / darauß er kom / men war / vnnd die seine Brüder mit abgewendten Gesicht bedecketen /gantz vnverschamt gespottet hat. 162

Demnach erweiß / daß in der Heiligen Schrifft /nach erschaffung diser wunderbaren Welt / inn seiner schöne / grösse vnnd volkommenheit gesagt wirt /Gott hab gesehen / daß alles so er geschaffen / wunderschön vnd gut war.

Dann der gantzen Welt Profey oder heimlich gemach / ist diß klein theil der Elementarischen Welt /da sich alles inn die Element / Fewr / Lufft / Wasser vnd Erd / purgiert / außläret / vnnd außfeget: Welches auch der Academisch Philosophus Proclus kaum dieses Namens werdt geachtet / daß ers ein theil der Welt genennet hette. 163 Sondern pflegts einen Appendix, Anhang / Apotelesma, Endung vnnd Ablauff der Welt zunennen. Seiteinmal nichts anderst ist dann ein vnempfindlicher vnnd vnsinnhaffter Puncten / inn betrachtung des Meers vnnd der Erden gegen den Himmeln: Inn massen durch den Geographum Ptolemæum sehr wol bewisen worden.

Vnnd nicht destweniger hats inn disem Schmeißhauß / darinn der gestanck vnd das böse dieser Welt gleichsam ein verschlossen stecket / grosse / herrliche / wunderbare schöne Werck Gottes.

Zu gleicher weiß nun / wie Gott / der von Natur allein gut ist / nicht jrren noch fehlen kan / noch etwas schaffen / daß seiner Natur halb nicht gut wer / also können auch die Teuffel / so sie auß jhrer Natur her böß seind / nichts thun / daß inn jhm selber gut sey: vnnd so sie auß jhrer Natur her nicht böß sind / können sie gutes thun / eben auff die weiß / wie die Engel fehlen / fallen / schaden vnd verletzen mögen. 164

Inn betrachtung / weil auch dort im Job steht / daß auch die Sonn vor des Herren Angesicht nicht rein seie / vnnd daß er auch an seinen Engeln vngerechtigkeit gefunden habe. 165 Vnd an einem andern ort / da der Engel mit dem Patriarchen Lott redet / spricht er /Wann wir jrren / wirt er vns vnsere vbertrettung /nicht vergeben.

Nun stimmen aber alle die Alten inn folgendem vberein / daß die Engel zum theil verordenet seind zur Bewegung der Himmel / vnnd der Himmelischen Liechter / vnnd zu leitung der Natur. 166 Die anderen zur Erhaltung der Königreich / Fürstenthumb vnd Regiment / welche die Philosophi, Psellus vnd Porphyrius, Κοσμάγους, das ist / Weltfůhrer heissen. Etliche zu leitung vnd anführung der Menschen. Etliche daß sie Gott besonder dienen vnnd loben: wiewol sie sonst zwar allesampt zu lob vnd preisung Gottes sich vergleichen.

Belangend dann die bösen Geister / dienen sie zwar auch zur ehren Gottes / als vollstrecker / Nachrichter vnnd Hencker seiner hohen Gerechtigkeit / vnnd thun nicht das geringst ohne gerechte zulassung vnnd stattung Gottes. 167 Dann ob wol die bösen Geister nimmer gutes thun / ohn zufälliger weiß per Accidens, daß es vngefährlich wider jre meinung also sich schickt vnnd begibt / da sie zwar sonst ein grössers[6] vbel / so darauß entstehen solt / vorhaben. 168 Als wann sie einen Krancken deßhalben / jhne zu jhrem dienst zu reitzen / heilen. Jedoch ist diß gewiß / daß Gott nimmermehr etwas böses würde ergehen lassen /wann es nicht deßhalben geschehe / daß noch ein vil bessers darauß entstünde. Inn massen Sanct Augustin sehr fein daruon geschriben hat / welcher der Beschreibung oder Definition der Geister so inn demApuleio, dem Fůrnemsten Hexenmeister seiner zeit /zufinden / gefolget hat / die dann also lautet. Dæmones sunt genere animalia, ingenio rationabilia, animo passiua, corpore aërea, tempore æterna, das ist. 169 Die Dæmones oder Geister sein inn gemein darvon zureden / lebhaffte wesen / seind von vernunfft verstendig / im Gemüt leidenhafft / am leib lüfftig /zeit halben ewig. Aber das wort Aeterna / Ewig / versteht sich für Perpetua, oder Diurna, fůr langwärend / gleich wie es auch offt inn der H. Schrifft gebraucht wirt. Seitenmal nichts ewig ist / dann gott allein / das ist so viel gesagt / Welchs keinen anfang hat vnd nimmer keind end gewinnen wirt. Oder wie Jesaias sagt /Der vor allem gemacht war / vnd nach allem sein wirt.

Daß er dann weiter in der Beschreibung setzt / dieDæmones haben lüfftige Leiber / oder Cörper von lufft / das ist der Natur der Geister / welche puræ Intelligentiæ oder verstandskräfften vnd erkantnussen sind / zuwider. 170 Auch sagē die Academici nicht /daß die Dæmones oder Geister Puræ Intelligentiæ seien.

Philo der Hebreer / als er diß auß legt / so im vierten Buch Mosis gemeldt wirt / daß der Herr von dem Geist / welcher auff dem Mose gerhuet / auff die zwey vnd sibentzig erkorene Männer gewichen seie /spricht er / daß diß zugangen sey / wie mit eim Liecht. Ich dörfft noch weiter sagen / daß sie auß einer Quinta essentia seien / gleich wie man von dem Himmel redet. 171 Damit man die Absurditet oder vngeschicklichkeit von Abgang der Geister verhüte /wan man sagen solt / daß sie Elementarisch seien /oder auß den Elementen bestanden. Welcher der einig Punct ist / darumb Cicero erhalten hat / die Seelen seien nicht Elementisch / oder auß den Elementen her geschaffen.

Apuleius sagt auch inn obgesetzter Beschreibung nicht / ob die Dæmones böß oder gut seien: Wiewol die Alten darfür gehalten / daß es eins theils gute / ein theils böse / vnnd folgendts auch Neutralen / das ist /weder einer noch der andern art gantz theilhafftig sonder mittelmässige habe.

Vnd Psellus vnder den Christlichen / Plotinus vnder den Academischen / Iamblicus vnder den Egyptischen Philosophis, setzen jhrer dreyerley vnderscheid / vnd ordenen in gemein alle die Dæmones in sechs örter: Nemlich inn Himmel / inn die hohe gegene des Luffts / inn die mittele Region oder gegene /inn die Wasser / auff die Erd / vnd vnder die Erd. 172

Jedoch wöllen wir der Resolution der Theologen folgen / als nemlich / daß alle Demonien böß seien. 173 Auch mag es nicht bei einander bestehen /daß man inn die Intelligibilem oder verständliche Erkantnuß reine Natur / eine Neutralitet oder keinerley Geschlecht setze. Angesehen inn sonderheit / weil die Alten nie keine andere Epitheta oder Zunamen der Geister / dann dise zwen gehabt / nemlich Eudæmon vnd Cacodæmon, das ist Gut Geyst / vnnd Böß Geyst.

Demnach dann nun dieser puncten von Vrsprung /Natur / qualitet vnnd eigenschafft der Teuffel oder Demoniē abgehandelt / leytet vns die obgesetzte Definition oder Beschreibung der Geyster fortan jetz weiter / was nemlich die händel der Teuffel / vnnd die Teuffelische Mittel seien / deren sie sich zu verderben des Menschens gebrauchen. Welcher Punct zugleich auch mit darschiebt vnnd vntergibt / die Gesellung vnnd vereinigung mit den Teuffeln. So laßt vns dasselbig angreiffen / vnnd so viel möglich abhandlen /dieses Inhalts / daß dergleichen vereinigung vnd Gesellschafft der Teuffelergebenen Menschen / mit dem Menschen verfůhrer dem Teuffel / sich eigentlich begeben vnd zutrage.

Das II. Capitul
[7] Das II. Capitul.
Von Zugesellung / Gemeynschafft vnd Beiwohnung der Geyster zu den Menschen.

Es mag keine Gesellschafft noch Vereinigung bestehn noch erhalten werden / dann nur vnder vnn zwischē gleichē Sachen / oder die eine gleichnuß od' zusamen artung vnnd guten willen gegen einander tragen vnd haben. 174 Gleich wie die Immen sich zusamen thun vnnd gesellen / von wegen der gleichnuß / die zwischen jhnen ist / vnd des nutzes / den sie auß jhrer geselliger zusamen haltung können erholen vnd schöpffen: Deßgleichen auch die Aumeysen / vnd andere zusamen wonende vnd geselligeThier.

Hingegen zwischen den Wölffen vnn Schafen /zwischen denen Gott eine Antipathiam, oder natürliche gegenartung vnn widerwillen / vnd eine vnversůnliche / auff Leib vnn Leben schedliche Feindschafft Gott eingenaturt hat: als zwischen gantz auß der massen verruchten Gottlosen / vnnd heiligen Gottsförchtigen Leuten / da kan gleich so wenig eine beständige Gesellschafft vnd verein sich erhalten / als zwischen den Reinen Engeln vnd den vnsaubern Geystern. 175

Gleichwol hat es noch mitteler art Menschen / die weder gar böß / noch gar gut seind / vnd schicken sich in vnn zu beiderley geschlecht Leuten / also daß man sagen möcht / das die verständige Seel des Menschen / das mittel oder die mittel art sey zwischen Engeln vnd den Teuffeln. 176

Dann man erfährt / daß der gewaltige Gott der natur / alle ding durch mittelsachen / die sich zu vnd gegen den Extremitatibus, oder eussersten widerwertigkeiten anschickten / reimten vnn mäßigten / hat fein zusamen verpflicht vnnd inn einander verknůpfft: Auch die Harmony oder zusamenartung vnd in einander fůgliche stimmung der Oberen verständigen Erkantnuß klugen / oder Intelligibilia, vnd demnach der Himlischen / vnnd letztlich der Elementarischen Welt / durch vnauflößliche mittelfügung vnnd gemässigte verpflichtung vnnd verflechtung / artlich vnd ordenlich zusamen geschicket. 177

Vnd zu gleicher weiß / wie die Harmonia oder Rechtfůglichkeit vnnd zusamen gerichtete vberein stimmung zerfallen vnnd vnkräfftig werden můßte /wann die widerwertige stimmen nit durch mittelstimmen zusamen gerichtet / gleichsam inn ein ander geknüpfft vnd gezogen würden: Also hat es auch ein gestalt mit der Welt vnd seinen theilen.

Als im Himmel / seind die widerwertige zeichen mit eim zeichen / daß mit beiden vberein kommet vnnd zutriffet / zusammen verbunden. zwischen dem Stein vnnd der Erden / sicht man den Mergel / Thon vnd Lett / als mittelstuck. Inn mittel der Erden vnnd den Metallen / die Marcasiten oder Fewrstein vnd Kupfferertz vnn andere Mineralien oder Bergwerckertz. 178 Zwischen den Steinen vnnd Kräuteren /seind die geschlecht der Corallen mittelmässig: Dann sie seind zu Stein gewordene Kräuter / die Wurtzeln /stengel vnd frůcht fürbringen. Zwischen den Kräuteren vnd dē Thieren / seind die Zoophyta, oder Plantanimalia, oder lebhafft Kräuter vnnd Safftlebend Thier / die ein empfindnuß vnd bewegnuß haben / vnd ziehē ein leben an sich durch die Stein vnnd Felser geheffte Wurtzeln / als die Mörosteren / Muschelfisch / Napfmuschelen / Möreichelen / Mörpensel / Mörsternen /Mörjgel / vnn andere Schnägfisch oder Schneyckfisch / auch sonst allerhand Schwammen. 179 In zwyischen der Irrdischen Thier / vnd denen inn den Wasseren /seind die Amphybia, oder Beidlebige Thier / als die Biber / Otter / Schnecken / so jnner vnd ausserhalb dem Wasser können leben. In mittel der Wasserlebenden vnn den Vögeln / seind die fliegende Fisch. Zwischen [8] den andern Thieren vnnd den Menschen / sind die Affen vnd Meerkatzen.

Vnnd zwischen allen vernünfftigen Thieren / vnd den verständlichen Naturen oder Erkantnuß kräfften (welches die Engel vnn Teuffel seind) hat Gott den Menschen in mitten gesetzt / dessen ein theil sterblich ist / als der Leib / vnn ein theil vnsterblich als der Seelhafft verstand. 180

Aber die Heiligen Männer / so das sterblich vnnd Irrdisch theil vernichtigen / damit sie jhr verstandkräfftig Seel mit den Engeln zugleichen vnd verbinden / suchen ein anders band / nemlich der obgedachten Erkantnußwesen vnnd verstandgenossen Welt mit der vndern Welt. Welchs sich am ersten damals begeben hat / da Adam in den stand der vnschuld geschaffen worden / vnd darbei noch den freien willen 181 gut oder böß zusein hatte.

Daher kompts / daß die Hebreer sagen / Gott hat zum letzten den Menschen geschaffen / vnd die Engel darzu beruffen / inmassen Philo Iudæus darvon schreibet: Beides darmit anzuzeigē / daß der Mensch von der verständlichen oder Erkantnußkräfftigen Natur sein theil habe / vnd auch daß die vnterste Welt mit der Oberstē vereiniget seie. (Hie aber kan ich der Vertent gewissens halben den Leser zuwarnen nicht vnterlassen / daß er dieser meinung / als daß der HErr die Engel zur erschaffung des Menschen beruffen hab / nicht schlechtlich beifall thue / seinteinmal sie sehr Judentzet / vnnd auß dem so Gott dort sagt / Laßt vns Menschen machen / vbel geschöpfft wird / damit sie /die Juden allein die Treifaltigkeit / welche auß gedachtem Spruch die Christen bewären / mögen widersprechen.)

Sonst anlangend die anderē lebhafften wesen oder Thier / da wirdt allein gesagt / daß er den Wassern befohlen / Vögel vnd Fisch zugeben: Vnnd der Erden / die anderen Thier zubringen: Aber gar keins nicht den Menschen: Welcher ein band vnd verknüpffung der vnsichtbaren Verstandgemässen zu der Sichtbaren Sinnbegreifflichen Welt sein mußte. 182 Welche verpflichtung zwischen den Engelen vnnd den Heiligen Leuten stäts aneinander gewäret / durch das Gebett /vnd durch andere mittel / durch welche alle zeit das Menschlich geschlecht erhalten worden.

Deßhalben dort im Psalmen gesagt wird / Gott hab den Menschen etwas geringer dann die Engel gemacht. 183 Allda das Wort Meelohim nit Gott bedeut / wie es etliche vertolmetschet haben: Auch haben es die zwei vnn sibentzig Tolmetschē der Bibel für Engel außgelegt: vnnd der Chaldeisch Außleger hats für Maleache gegeben: Welchs auß dem Hebraischen wort Maleach genommen ist / so einen Engel heisset /mit also das Aequiuocum oder das zugleich vilerley bedeutendt Wort Elohim auffgehebet wird.

Vnd derwegen solt der viel berůmbt Frantzösich Poet Clement Marot / da er das gedacht Ort inn dem achten Psalmen auff folgende weiß gereimet hat.


Tu l'as faicttel que plus il ne lui reste,

Fors estre Dieu


Das ist. 184


Du hast jhn geschaffen also fein /

Daß jhm nichts fehlt / dann Gott zu sein.

Es darfür also gegeben haben /

Du hast jhn geschaffen also hoch

Daß er geht kleins den Engeln noch.


Darumm nennen die Hebreer 185 die Engel / der Menschen Zuchtmeister vnn Pædagogos, gleich wie die Menschen der Thier oder des Viechs Hirten sein. Daher / als es Plato 186 von den Hebreern gelehrnet gehabt / hat er geschrieben / man gebe die Geissen nit den Geissen / noch dz Vieh dē Vieh zu hütē noch zu Hirten / sondern den Menschen / vnd die Menschen den Engeln zu / bewahren. Nos inquit, sicut Oues, mira Diuinorum Pastorū custodia semper egemus. Wir bedörffen stäts / spricht er noch weiter / gleich wie die Schaaff der verwarung vnn Hirtung der Gůttlichen Himlischen Hirten.

So dann nun die Engel gut seind / vnnd die Teuffel böß / so haben auch die Menschen einen freien willen gut oder böß zusein. 187 Innmassen Gott inn seinem Gesetz sagt. Ich hab dir / spricht er / fůrgestellt das gut vnnd das böß / das Leben vnnd den todt / so wehle dann nun das gut / so wirstu leben / etc. Vnd noch viel heller wird an einem andern ende gesagt. Als Gott den [9] Menschen schuff / ließ er jne bei seinem freien Willen / vnd sagt zu jhm / wann du wilt / so bewarest du mein Gebott / vnnd sie werden dich bewaren. 188 Ich hab dir Fewr vnnd Wasser fürgelegt / du hast die macht / dein Hand in das ein oder das ander zustrecken. Du hast das gut vnnd das böß / das Leben vnd den Tod vor dir stehn / dir kan werden / welchs dir gefallt.

Vnd darmit erscheine / daß nach dem fall Adams /der Mensch den freien willen nit verlohren habe / so ist folgender Spruch inn dem Gesatz Gottes eingemenget / vnd daselbst zu dem Cam geredt worden / er habe macht gutes oder böses zuthun. 189 DarüberMoises Maymon schreibt / die Hebreer kommen alle hierinn vberein / daß der Mensch einen freien Willen habe / vnnd daß solchs inn keinen zweiffel gezogen werde: darüber er Gott lob vnnd danck saget. Diß sind ja verständliche wort / die sich bey dem gedachten Maymon finden. (hie ist der Leser abermal zuerinnern / daß er die vom Authore angezogen Sprüch / zu behauptung des freien willens wol bewäre. Dann der Heiligen Schrifft gemäß zureden / wie kan der gefallen Mensch sich von sich selber auffrichtē / was soll der guts wehlen / dessen dichten / trachten vnnd gelüsten böß ist / wie kan fleisch das Geistlich erkennen /wie kan die Vernunfft vrtheilen / die man soll gefangen nemmen / vnnd die da wandlen inn eitelkeit jhres Sinns? wie kan diser erkennen / was gerecht ist / der da mangelt der vrsprůnglichen angeschaffenen Gerechtigkeit / vnnd keins wegs weißt die Gerechtigkeit die für GOTT gilt: wie kan der Tod / oder der entfrembdt ist vom Leben vrtheilen vom Leben / die Finsternuß / oder deren Sinn vom Gott diser Welt verblendt sind / vom Liecht? wann nicht der Morgenstern inn den Hertzen ist auffgangen? wie wirdt das jrrig Schaaf sich selber suchen / finden vnn binden? wie kan der Sůnden Leibeiger knecht / ein Freiherr sein /er werde dann frey gemacht. Sie sagen wol / sie erkennen Gott / aber mit den Wercken verleugnen sie jhn: Derwegen ist der alt vnnd new Mensch zu vnderscheiden / der Saulus von Paulo / der vngewäschen vnbekehrt Mor / von dem / vom Apostel Philippo getaufften Moren. Kurtzumb der Mensch muß durch dē Glauben auß gnaden mit dem Heiligē Geist erschaffen sein / vnd zum bild Gottes verkläret vnd wider / geboren / vnnd also klug werden: dann wie kan er antworten / wann man jhm nit ruffet? S. Paulus sagt zū Philippern / Gott ists / der inn euch wirckt beide das wöllen (wehlen) vnd das thun / nach seim wolgefallen: der nimpt vnser gemüt vnnd willen vnder den gehorsam des Glaubens gefangen: vnd welcher Ackerman wirdt einernden / der nit zuvor gesäyet hat? Ja auch die eusserlichen werck geschehen nit ohn Gottes hülff / wie S. Jacobus saget am 4. cap. Die jhr nun sagt /Heut oder Morgen wöllen wir gehn inn dise oder jene Statt / die jhr doch nicht wußt / was morgē sein wird /dafür jhr sagen soltet / So der Herr will / vnd so wir leben / wöllen wir diß oder das thun.

Vnd auff solche weiß / bleibt der Theologen obgesetzte Decision vnnd Entschluß warhafft / daß alle Geister gut oder böß / vnnd dißfalls von einander vnderscheiden seien. Welches die Theologen durch dise wort angedeutet sein für geben / als da dort steht / Gott habe die Wasser von den Wassern gescheiden: vnnd daß derhalben die Menschen das mittel zwischen beiden seien vnd machen. Dann etliche seind den Engeln / etliche den Teuffeln zugethan vnnd verwandt / etliche aber bekůmmern sich weder vmb einen noch den andern. 190

Diese Verwandtschafft / Freundtschafft oder Geselschafft aber / sie seie nun den reinen oder vnreinen Geistern / so hebt sie entweders an durch still schweigende / oder durch deutliche außgedruckte Conuention oder vergleichung. Dann wir gedencken vns hie dieser wort zu behelffen / deren S. Augustin / auch Thomas von Aquin / vnd die andere Theologen sich gebraucht.

Es hat zwar Menschen / die sich nimmērmehr zur betrachtung der Himlischen Erkantnußreichen sachen oder Intellectualium pflegen zubegeben / noch jhren Geist nimmer höher dann jhre käl zuerheben / sondern hin zu leben wie schwein vnn anders vnuernůnfftig Viech: von denen die Schrifft sagt. 191 Sie seind kein Menschen mehr / sondern gleichen sich dem Viech /[10] mit welchem Leib vnnd Seel mit einander dahin fähret.

Vmb diese betreffend / scheint es / als ob sie mit keinerley Geistern gemeinschafft haben / weder mit guten noch bösen / von wegen des grossen vnterscheids / so zwischen diesen Säwen ist vnnd den Geistern / so von Natur vnleibhaffte Geistliche wesen seind.

Aber diese / die alle jhre Sinn vnnd gedancken auff alle boßheit vnd Bůberey verwenden vnn verkehren /die verkern zu gleich auch jr Seel (wie Iamblicus darvon redt) inn eine Teuffelische art / erstlich / durch heimliche Paction vnnd vergleichung / so stillschweigender weiß zugehet / inn massen hernach darvon folgen wirt: Wnd demnach durch außgetruckte eigentliche vberein komnuß / Conuention vnd vertrag. 192

Im gegenspil dann / wann der Mensch auff gutes sich legt vnd begibt / vnnd seine Seel erhebt zu Gott /zu gutem vnnd zur Thugend / so kan sich begeben /daß nach dem durch die Gnad Gottes seine Seel ist gereinigt worden / vnnd sich beides inn den Erkantnuß geheimen Thugenden / oder Virtutibus Intellectualibus, vnd in den gutsitlichen Thugenden / oderVirtutibus Moralibus, geübet hat / daß er eine solche gemeinschafft mit dem Engel Gottes bekommet / daß er nicht allein von demselbigen bewart vnnd verhüt wirt / sondern auch seine gegēwertigkeit spüret vnn gleichsam fůhlet: auch die stuck / so er jhm befilher oder verbietet / rechsinnig erkennet. 193 Aber diß widerfährt sehr wenigen / vnnd allein auß einer besondern hohen gnad vnnd güte Gottes.

Der hochberümpt Medicus vnn Philosophus Auerroës nennet diß Adeptionem Intellectus, Erlangung der höchsten Erkantnuß: Vnd sagt / daß hierinn die gröste Wolfahrt vnd Glůckseligkeit / so inn diser Welt ist / bestehe.

Welches der frömbst Philosophus Socrates, am aller ersten vnter den Griechen / so sich der Weißheit beflissen / hat wargenommen: wie wir solches bey seim Discipulo Platone, im Buch von der Weißheit /genant Theages lesen. 194 Adest, inquit, mihi Diuina quadam sorte Dæmonium quoddā, à prima pueritia me sequutū. Das ist. Von meiner Jugend auff / spricht er / habe ich stäts auß Göttlicher Gnadē / weiß nicht wz für ein Geist / der mir nachhenget vnd folget /empfunden vnd wargenommen. Darnach sagt er weiter darauff / daß er mehrmals eine stimm höre / durch welche er verstehn könne / daß er des jenigen / so er vorhabens / müssig stehn solle.

Sonst ist diß bey den Hebreern oder Juden viel breuchlich gewesen / innmassen inn heiliger Geschrifft zusehen / welche tausent solcher Exempel voll ist / wie Gott den Heiligen leutē durch seine Engel beigestanden / durch Engel verständlich mit jnen geredt / vnd anderen durch zeichen seinen willen zu verstehn geben (Aber dises beweret noch nit die vorgedachte Adeptionem spiritum, daß man die Geister durch sonder geschicklichkeit solt zuwegē bringen: Sondern den Propheten vnn Patriarchen seind allein die Engel als gesantē / wie auch der Nam Angelorum mit sich bringt / erschienen / jhnen etwas zuoffenbaren / auch wirt der Namen Engel offt für Menschliche gesandten vnd Botten / als Priester oder Propheten außgelegt / als im Buch der Richter am 2 Capitel vnd da Johannes der Teuffer ein Engel genandt wirt / vnd in der Offenbarung Johannis durch vnn durch / zu dem schreibt die H. Schrifft die gaab der Propheceiung nimmer den Engelische Geistern zu / sonder allein dem H. Geist.) 195

Vnd vnter denen / die gemeinschafft mit den guten Geistern haben / hat es vilerley Gradus, Auffsteigungen vnnd zunemmungen. 196 Dann etlichen hat Gott so einen fürtrefflichen Engelgegeben / daß jhre Propheceiungen vnn vorsagungen stäts war vnn gewiß gewesen: Wie man dann von Mose, Helia, Samuel, vnd Heliseo saget.

Andere haben sich nicht stäts also gewiß vnn vnfehlbar befunden / entweders auß vrsach / daß ein Geist etwas vnkräfftiger vnd vnvolkommener als der ander ist / oder daß die matery / darvon sie gehandelt /nicht so eigentlich vnd gewiß geschaffen geweßt. 197 Gleich wie die Sonn sich nicht also hell vnn klar inn der Erden als im Wasser erzeiget / vnd nicht so hell im trüben als klarem / noch [11] im erwegten vnnd vngestümen / als stillen Wasserscheinet. Auch mögen die Anfechtungen einer betrůbten Seelen / oder ein Seel /mit Betrůbnussen verunrhůwiget / nit so wol die Intellectualisch oder Erkātnuß kräfftige klarheit / oder die vberklare durchleuchtige Himmlische Erkantnuß begreiffen vnnd auffnemmen / als eine vnbekümmerte /vnangefochtene vnnd vnbetrůbte.

Wir haben kurtz hie vor gedacht / daß ein sondere gab Gottes sey / wann er seinen guten Geist dem sendt den er lieb hat / also daß er stäts von jhm verstanden / gehört / auffgenommen / vnnd inn allen seinen händelen geleitet wirt. 198 Dann es kan sich wol schicken / daß ein Mensch Thugenthafftig vnnd Gottsförchtig sey / auch jhne ohn vnderlaß anrufft vnnd Gott jhm doch seinen Geist nicht widerfahren lasse: Aber im gleichwol so viel Weißheit vnnd verstand gibt / als er von nöten hat.

Oder wann er jhm schon seinen guten Engel / jhm zubewaren / zugibt / wie die Theologen darvon halten / vnd die Heilig Göttlich Schrifft von dem jenigen redt / der inn dem Schutz des höchsten ist / von dem er seinen Engelen befehl gethan / jhne auff allen seinen wegen vnnd stegen zubehůten vnnd zufůhren. 199 Wirt doch nicht gleich derselbig die gegenwertigkeit des Engels Gottes spůren vnd mercken.

In massen an dem Exempel des Patriarchē Abrahams Dieners oder Schaffners Eliezer zusehen / zu welchem / wiewol Abraham sagt / als er jhne außsandt seinem Sohn inn frembden Landen vmb ein Haußfraw zuwerben / daß Gott seinen Engel zu seinem geschäfft vor jhm her senden werde / vnn es auch also warhafft geschehē ist / jedoch hat Eliezer desselbigen nichts gemerckt: Eben so wenig als die Kinder oder Sinnverruckte Leut mercken / daß Gott sie mehrmals durch seine Engel behůtet / da sonst / wa derselbig Engelisch schutz nichtthete / sie inn tausent vnd aber tausent Noht vnnd gefahr gerhieten / deren sie nimmermehr entkommen möchten. 200

Aber welchem Gott die besondere gnad erzeiget /daß er jhn gleichsam Sinnlicher vnd empfindlicher weiß laßt die gegenwertigkeit seines Engels erkennen vnd mit jm also gemeinschafft pflegen / daß er jhn verstehet / der mag sich viel seliger dann die andern halten vnd schätzen. 201 Vnd noch seliger ist er /wann er die gaab der Prophecey darbey hat / welches die höchste Ehr ist / dahin ein Mensch inn diesem leben mag erhöcht werden. Auch sicht man / daß derselbigen allezeit sehr wenig gewesen.

Da Gott sein Volck durch die Wůsten führet / hat es allein zwey vnd sibentzig Männer / denen solche gnad widerfůhre: wiewol des Volcks sechshundert tausend war / ohn die so vnder zwentzig Jaren waren. 202 Vnnd Jeremias war allein der jenig zu seiner zeit / welchen Gott befahl / dem Barachia der von Gott die gaab der Prophecey begerte / anzuzeigen /daß er eine zu viel grosse sach begerte. 203 Was bedarff es vil bewärens? Die gantz H. Schrifft ist solcher gemeinschafften der Engel mit den Ausserwelten Gottes voll.

Ich weiß wol / daß die Epicurer / Atheisten vnd Rochloß Leut / dieses für eine fabel halten: aber ich bin nicht gesinnt sie klug zu machen. Gleichwol weiß ich auch diß / daß allerley geschlecht der Philosophen vorgedachts von beiwonung der guten Geister für vnzweiffelhafft halten.

Dann Plutarchus im buch / daß er vō dem Dæmonio oder geselligem Geist des Socratis geschriben /helt die vereinigung oder Gesellung der Geister zu den Menschen fůr gantz gewiß vnd schreibt / daß angeregter Socrates, welcher der frömbst in Griechenland geacht worden / offt zu seinen Freunden gepflegt hab zusagen / daß er stäts die gegenwart eines Geistes spůre der jhn ohn auffhören vom bösen vnn gefahr abhielte. 204 Die erzehlug des Plutarchi an demselbigen ort ist etwas weitläuffig / es mag jeder daran war glauben was er will.

Aber diß kan ich für ein Warheit sagen / daß ich von einer gewissen Namhafften Person / so noch in leben verstandt / daß er einen Geist gehabt / der weder tag noch nacht jhne verlassen / vnd jhn erst hab angefangen zuerkennen / da er vngefehrlich sieben vnnd dreissig Jar alt worden: wiewol dieselb Person darfůr hielt / daß jhm dieser Geist sein lebtag gefärtig sey gewesen: vnd [12] dasselb neme er auß dē vorgangenen Träumen vnd Gesichten ab / darinn er stäts vor lasteren vnn vngemach gewarnet ward. 205 Vnn gleichwol hab er jhn damals nie sinnlich gefühlet oder vernommen / inmassen er jn nach seinem 37. Järigem Alter hat gespůret.

Vnnd dasselbig sey jhm / wie er sagt / auff folgende weiß begegnet. Er hab ein gantz Jar zu vor vnauffhörlich Gott auß einbrünstigē hertzen Morgens vnd Abends angeruffen vund gebetten / jhme seinen guten Engel zusenden / der jn in seinen sachen leite vnd führe: Vnnd vor vnd nach dem Gebett jedesmal Etwas zeit zur hetrachtung der werck Gottes angewendt /also daß er bißweilen zwo oder drey stunden vber jhm selbst allein gegessen / Vnnd mit sinnē vnd trachtē /mit durchsuchung feines verstands / vnnd mit lesung der Bibel sich beernstiget vnd bemůhet / damit er doch finde vnnd wüßte / welche vnder allen den heut streitigen Religionen die rechtest vnd warhafftigst were: Vnnd sprach darzu vielmals diese folgende Verß auß dem hundert / drey vnd viertzigsten Psalmen. 206


Lehre mich thun / daß dir thu gefallen /

Dann du bist mein Gott stäts ob allen /

Dein guter Geist mich führ vnd leite

Auff vnschuldigem Weg allzeite /

Dein gütiger Geist führ mich fortan

Auff der vnschuld gantz ebener ban. 207


Strafft darneben die jhenigen / welche Gott bitten /daß er sie bey jhrer einmal eingesogenen vnd gefaßten meinung erhalten wölle.

Als er nun solches betten an einander triebe / vnnd die Heilig Geschrifft lase / da fand er zu seinem vorhabē in des Philonis Iudæi Buch von den Opfferen /wie das gröst vnd angenemst Opffer / so ein frommer auffrechter Mensch Gott thun könte / were allein / so er / nach dem er zuvor von Gott gereiniget / sich selber jhm auffopfferte / vnnd Gott dem Herren ein opfferung auß sich selber machte. 208

Disem Rhat folget er / vnn opffert Gott seine Seele / vnnd erließ sich gantz jhm fůr eigen. Nach demselbigen / wie er darvon redet / hat er angefangen Träum vnd Gesicht zu haben / die voller guter Lehr vnnd vnderweisungen waren / vnd jhne jetzunder dieses Lasters / dann eins andern halben strafften / bißweilen vor gefahr warneten / zu zeiten inn einer beschwerlichkeit jhme ein guten rhat erzeigten / oder etwan sonst zu Ehrlichen sachen anmaneten / vnnd dasselb nicht allein inn Göttlichen sachen / sondern auch inn Menschlichen.

Vnnd vnder anderem bedaucht jhn einsmals / wie er schlaffend Gottes stimm hörte / die zu jhm sagte: Ich will deine Seel erlösen vnd Selig machen / Ich bin es / der dir vor der zeit erschienen ist.

Darnach hab der Geist jeden Morgen vmm drey oder vier vren an der Thüren pflegen zuklopffen / vnn bißweilen sey er auff gestanden / die Thür auffgethan / aber niemandt gesehen. 209 Solches hab der Geist zu gedachter zeit an einander getrieben: Vnd wann er nicht auffgestanden / hab es widerumm angeklopffet /vnd jn so lang geweckt / biß er auffgewacht / vnd sich auffgemacht.

Alsdann hab er begunden sich zuförchten / vermeinend wie er sagt / es were ein böser Geist. Vnd diser vrsachen halb / hab er vnauffhörlich gebett / also daß er es auch nicht einen tag vnderlassen / vnnd sehnlich von Gott begert / daß er jhm seinen guten Engel zusenden wölle. 210 Hab auch offt vnd viel die Psalmen gesungen / welche er beinah alle außwendig gekönt.

Darauff hab sich der Geist / als er gewacht / zuerkennen geben: Vnd des ersten tags / da er den Geist gefühlt vnnd vernommen / sehr hüpschlich vnnd lieblich viel streich an ein Gläserin geschirr gethan / welches jhn sehr erschreckt gehabt.

Zwen tag hernach / hab er seiner Freund einen / des Königs Secretarium / so noch inn leben / zu eim Mittagmal zu Gast gehabt: derselbig als er hört / daß der Geist auff einer Scabell gleich neben jhm auch also klopffet / fieng er an darüber sich rotprecht zuentfärben / vnnd forchtsam zuwerden. 211 Aber er der Gasthalt er hab gleich zu jhm gesagt / Förcht euch nicht günstiger Freund / dann es hat nichts zu bedeuten. Vnnd gleichwol auß dem Argwon jhne gäntzlich zu bringen / hab er jhme den handel / wie er in d' warheit geschaffen erzehlet.

Hat darneben für gewiß gesagt / daß jhne der Geist von der zeit an stäts gefůhret [13] vnd geleitet / vnd jme empfindtlich warzeichen zur losung geben hab: als nemlich / daß er jhm bißweilen daß recht Or / wann er etwas vnrechts gethan / vnn bald das linck Or / wann er recht daran gewesen / angegriffen habe. 212

Wann dann einer zu jm kommen / der jhn betriegen vnn hindergehen wöllē / hab er bald die losung am griff des rechten Ohrs gemercket: Wars aber ein frommer Man / der jhm zu nutz vnnd wolfart käme / so fühlt er das zeichen am lincken Ohr. Vnnd wann et etwas / so jhm schädlich / trincken oder essen wolt /merckt er gleichsfals dasselbige warzeichen. Auch so er etwan im zweiffel stůnde / etwas fůrzunemmen oder zuhandlen / warnet jhn gleicher weiß das Ohrntasten. Wann er etwas arges gedacht / vnnd sich doch zweiffelhafft hinderdacht / empfieng er ebener gestalt gleich die vorgemelte Ohrenlosung / jhne darvon abwendig zumachen.

Zuzeiten wann er anfieng Gott mit einem Psalmen zuloben / oder von seinen Wunverthaten red zuhaltē /befand er sich gleichsam mit Geistlicher krafft eingenommen / die jme recht einē Mut darzu schafft.

Vnd darmit er die Träum / so etwas bedeiten / lehreten oder warneten / von den andern fantastischen betrůglichen einbildungen / welche sich begeben /wann man vbel auff / oder im Sinn betrůbet ist /möchte vnderscheiden / ward er stäts vmb zwo oder drei Vhren Morgens von dem Geist auff geweckt /daß er vber ein kleins wider einschlafft. 213 Da hett er alsdann vnfälbare warhaffte Träum / anzeigend / was jhm inn den zweiffeligen Sachen / so jhm fürfielen /zuthun / zu glauben oder zulassen ware / oder was sie für ein End gewinnen würden. Also daß er sagt / es sei jhm von der zeit an / kaum daß geringste begegnet / dessen er nicht vor verwarnet worden / oder kaum ein zweiffel von gläublichen oder vngläublichen sachen eingefallen / dessen er durch gedacht mittel nicht guten bericht vnn entscheid empfangen.

Gleichwol sei nicht on / er hab keinen tag hingehn lassen / da er nicht Gott angeruffen / daß er jhne seinen willen / Gesatz vnd Warheit lehren solte. 214 Auch bracht er ausserhalb dem Sontag (von wegen wie er sagt / der mancherley ärgerlichkeit vnnd grober vngebůr die am selben tag häuffig vorgehn) ein besondern tag in der Wochē zu mit lesung der Bibel /mit nachsinnung vnnd betrachtung des jenigen so er gelesen / vnd mit preisung Gottes durch einen Lobpsalmen / Auch gieng er an dem selbigen jm selbst freiwillig angesetzten Feirtag nimmer nit auß dem Hauß / sondern gebrauchet seiner daheim zu vorgehörten Heiligen übungen.

Jedoch erzeigt er sich nicht desto weniger zu allen seinen Händlen zimlicher massen lustig / mutig vnd frölich / vnd zohe darüber auß der Schrifft den Spruch an / Vidi facies sanctorum lætas. 215 Der Heiligen Antlitz sahe ich freudig gestaltet.

Aber wann sich bei der Gesellschafft zutruge / daß er etwas böser wort außstiesse / oder etliche tag das betten anstehen liesse / so ward er dessen zeitlich bald im schlaff erinnert vnnd verwarnet. 216 Wann er ein böses oder ärgerlich Buch lase / schmiß der Geist gleich auff das Buch / zur warnung / es fahren zulassen. That er dann etwz abbrüchlichs seiner Gesundheit / ward er gleich darvon abgewichen / vnnd seiner kranckheit sehr sorgfeltiglich bewaret vnd verhütet.

Kurtz die Geschicht zubeschliessen / dieser fromb Man / hat mir so viel von seinem Verwarergeist angezeigt / daß es zuviel wer / alles an disem ort zuerzehlen. 217 Aber vor allem / ist er stets frü auffzustehn ermant worden / vnd dasselb gemeinglich zu vier Vren: Vnnd sagt / daß er einmal im Schlaff eine Stimm gehört / welche gesagt.


Wer ist der / so am ersten wacht /

Vnd zum Gebett sich frisch auffmacht?


Auch meldt er / wie er mehrmals ermant worden Allmusen zugeben / vnd als / dann / je mehr er dasselbige gereicht / je mehr hab er seiner sachen wolfart vnd heilsamen verstand gespüret.

Vnd als auff ein zeit seine Feinde beschlossen /jhne vmb das leben zubringen / vnnd wußten / daß er durch ein Wasser ziehen mußte / da het er ein Gesicht im traum / als wie jm sein Vatter zwey Pferd zufůhrete / eins Rot / dz ander weiß: Darauff gab [14] ihm diß vrsach / daß er des folgenden Tags zwey Pferd entlehnen hiesse: da bracht jhm sein Man / den er darnach geschickt / zwey Pferd / das ein Rot / das ander weiß /wiewol er jm nichts darvon angezeigt gehabt / welcher Haar er sie begerte.

Ich fragt jhn / warumb er mit dem Geist nit offentlich pflegte zureden / da gab er mir zur Antwort / daß er auff ein zeit jne gebetten / mit jhme zureden / aber alsbald habe der Geist sehr hart / gleichsam als mit eim Hammer / an seine Thůr geschlagen / jhme darmit zuverstehn gebend / daß er dieses ansuchens kein gefallen trůge: Vnnd deßhalben habe er jhn offt vom schreiben vnn lesen / wann er dem selbigen zustreng oblage / abgehalten / jhne dardurch zuvermögen / seinen Geist vnnd Sinn zur Rhu zubegeben / vnd mit jhm selber allein nachsinnens vnnd Meditierens zupflegen. 218 Hab auch offtmals wachend eine gar reine subtile vnn jnarticulierte oder onvnterschiedliche stimm gehöret. 219

Ich fragt jhn auch / ob er den Geist je inn einer gewissen gestalt gesehen habe: da sagt er mir / daß er wachend nie nichts gesehen / ohn alleine etwas liechts oder glantzes / inn gestalt einer Runden gar hellen klaren Kugel oder Scheiben. 220 Aber eins tags / als inn äusserster gefahr seins lebens gestanden / vnnd Gott von Hertzen gebetten / jhne zubewaren / da sagt er / habe er gegen dem anbrechenden Tag / noch halb schläfferig vber seim Bett / darinn er lag / ein junges vber die massen wūdersam schönes Kind / so mit eim weissen vnd auff Purpurfarb sich ziehenden Röcklein bekleidet gewesen / gesehen: Vnnd solchs behielt er thewr vnd hoch / angeregter gestalt erscheinen sein.

Auff eine andere zeit / als er widerumb in äusserste gefahr kommen / vnd sich zu Bett schlaffen legen wöllen / hat jhn der Geist ohn vnderlaß daran gehindert / vnnd nicht nachgelassen / biß er jhne widerumb auffgebracht: Vnnd alsdann beharrt er vngeschlaffen die gantze Nacht im Gebett zu Gott. Des folgenden tags / errettet jhn Gott auff eine wunderbare vngläubliche weiß auß etlicher Mörder blutgirigen händen. Vnnd als er der gefahr entkommen geweßt / sagt er /hab er im schlaff eine stimm gehört / die gesagt.


Nun sagt man recht zu diser frist /

Wer in dem Schutz des Höchsten ist

Vnd sich Gott thut ergeben /

Der spricht / du HERR mein zuflucht bist /

Mein Gott / Hoffnung vnd Leben:

Ja wer im Schirm des Höchsten lebt

Vnd vnter seinem Schatten schwebt /

Der spricht inn aller angst vnd Not

Mein Hülff vnd Burg / die ist mein Gott. 221


Vnnd nun gefürte erzehlung abzukürtzen / ist kürtzlich diß zuwissen / daß er inn allen seinen beschwerlichkeiten / allen Reysen vnn vorhaben / Gott vmb Rhat / hülff vnn beistand bittlich vnn sehnlich angesucht habe. Vnd als er auff ein zeit Gottbate /jme mit seinem Göttlichen gütigen Segen beizuwohnen / het er zu Nacht im Schlaff ein Gesicht / wie er sagt / als sehe er seinen Vatter / der jhne gesegnet vnd benedeiet.

Ich hab von obgedachter Person diß so mir zu wissen kommen / hie deßhalben erzehlen wöllen / damit scheinbar zumachen / daß die gemeinschafft vnnd zugesellung der Bösen Geister den Leuten nicht so frembd vnnd seltzam soll fürkommen / wann die Engel vnd guten Geister solches obgehörten verstands mit dem Menschen pflegen.

Belangen aber / daß er sagt / der gut Engel habe jm das Ohr zu gewissen malē gerührt / diß find man auch im Job vnn Jesaia angezeigt / da er sagt / Dominus vellicauit mihi aurem diluculo, Der Herr hat mir das Ohr inn aller frůe angeregt / etc. 222 Vnd Job sagts noch heller / da er meldt / Gott taste die Ohren der Menschen / daß er den verständigen die Geheimnussen offenbare vnd entdecke. Dardurch also Gott sich allgemach gleichsam empfindlich zu erkennen gibt.

Vnnd betreffend / daß er sagt / er hab den Geist gleichsam mit eim Hammer hören schlagen / lesen wir / daß diß der Propheten erstes Gemerck gewesen. 223 Dann im Buch der Richter wirdt von Manoha des Samsons Vatter gemeldt / daß der Engel des Herren vor jhm anfieng zuklopffen: Innmassen der Rabi Dauid sagt. Allda das Hebraisch wort Lapaæmo schlagen / [15] klingen oder thönen heißt / vom wort Paæmon welchs ein schellelein / Glöcklein / Trummen oder Päucken bedeutet.

Aber zusagen / daß jeder seinen guten Engel habe /das will sich etwas beschwerlich schicken. Dann obwol diese meinung sehr alt ist / inmassen dise Griechische Verß außweisen.


Απαντι Δαίμων Ανδρὶ τῷ γειομείῳ,

Απαντας ἐσσί μυσσάγώγος του Βἰοὐ


Jeder Mensch / der geboren wirdt /

Hat ein Geist / der sein Leben führt / etc.


Jedoch scheint das widerspiel war sein: Dann man sicht außtrucklich / daß auff den Saul / nach dem er von dem Propheten Samuel zu einem König gesalbet vnd gesegnet worden / vnnd vnder wegen den Reyen der Propheten / welche auff Seytenspielen spielten /angetroffen / der Geist Gottes kommen seie / vnnd /wie die Heilig Schrifft sagt / er gantz sei geändert wordē. 224 Daher sagt Samuel zu jm / daß er als dann alles thun soll / was jhm in Sinn kommet.

Vnnd als stehet / daß Gott habe von des Mosis Geist genommen / vnd jn auff die zwo vnnd sibentzig Personen / so er auß sechs tausenten jhm erwehlt /außgetheilt / vnnd daß sie warsagten / wann der Geist Gottes auff jhnen ruhete: darauß kan man wol abnemmen / daß der Geist Gottes zuvor noch nicht mit jhnen war. 225 Man nimpt auch darauß ab / daß der Geist Gottes seie wie ein Liecht oder glantz / der sich ohn Ringerung auß vnd mittheilet / vnnd daß er allein bei wenigen Personen / vnd darzu nicht allzeit bei den selbigen sei. 226

Gleich wie inn ebenmässigem fall in angeregter H. Schrifft gemeldet wirdt / daß der Geist deß Herren den König Saul verlassen / vnd jhn bißweilen der böß Geist geplagt habe: vnd so bald er seine zu vnderscheidenen dreyen malen zu Samuel vnd Dauid / vnnd anderen Propheten / so bei jhnen waren / abgefertigte Gesandten / zu jhnen näherten / so bald sei der Geist Gottes vber sie kommen / vnd haben gepropheceiet. Ja selbst Saul / als er kam sie zufangen vnd zutöden /ward gleichsfals alsbald von dem H. Geist eingenommen / vnn fieng an Gott zuloben vnd war zusagen. So bald er aber der Prophetē Reyen verlassen / verließ jn auch der Geist des Herrn: Vnd war nicht dest weniger eine kurtze zeit zuvor von dem bösen Geist eingenommen gewesen / vnd von Sinnen kommen / vnnd hatte auch gepropheceiet: Wie dann die Schrifft 227 gar eigentlich hiervon redet: Vnnd also wird diß wort / Propheceien / in gutem vnn bösem verstand genommen. 228 Wie dann wissentlich / daß der vnrein Geist die wunder Gottes nachthun / vnnd also zureden /Contrafaiten kan / vnd zuverstehen geben / daß er auch zukůnfftige ding wisse.

Gleichwol wie gedacht / kan sich wol begeben /daß ein Person durch ein Engel Gottes geleitet vnnd dewart werd / da man seinen doch nicht gewar ward /noch mit disem Geist / der einen verhüt / weder verstād kündlich noch empfindlich gemeinschafft hat. 229 Inn erwegung / weil die fůrtrefflichkeiten der Engel sehr vnderscheiden seind. Inmassen ich von dem Geist Mosis / Samuels vnn helie darobē gedacht hab: welche die Geister vnd Engel viler anderen Prophetē /die der Geistlichen Intelligentz oder Erkantnuß nicht gnugsam fähig waren / weit vbertraffen. Sihe da / diß sei also genug von der gemiinschafft vnd zugesellūg der guten Geister mit den Menschē geredt. Berürend dann ferrner die zuwonung der Menschen zu den Teuffeln / wöllen wir im gantzen nachfolgendem Tractat nach der lenge darvon handlen.

Aber vor allem muß mā von dem vnterscheid der gutē vnn bösen Geister ein grůndliches wissens haben: dasselb wöllen wir nun gleich kurtzlich durch fůhren.

Das III. Capitul
[16] Das III. Capitul.
Vom vnderscheid / so sich zwischen Guten vnd Bösen Geistern erhelt.

Wir haben darobē im Ersten Capitul zuerkennen geben / das der jhenige ein Zauberer oder Hexenmeister sei / d' sich bemühet / durch Teufelische mittel zu etwas sonders vorhabens zugelangē. Nach gehends im andern nun vorgehenden Capitul haben wir von der Vereinigung vnd Zupflichtung der Geister zu den Menschē gehandelt. So muß man nun folgends den vnderscheid eines Geistes vom andern erkůndigen /damit man die Kinder Gottes von den Zauberern vnnd Hexen erkenne / vnd vnderscheide. 230 Welches dann wol von nöten thut: auff dz die augenblendung des Liechts / vnnd der schein der Frommkeit / sampt dem glantz der Religion / welcher der Teuffel zu betrug vnd äffung der Leut offt gebrauchet / endecket vnnd hingenommen werde.

Die alten Griechen vnd Latiner haben dises ermercket / daß gute vnn böse Geister seien / deren die einen sie Eudæmones, oder Wolfahrtgeister / die andernCacolæmones, oder Vnglückgeister / Alastores oder Peiniger / vnd Palamæos oder Blutschuldrecher / die Latiner Lemures, oder Haußrummorer vnd Poltergeister nennen. 231 Welches die vnverständigen nicht können vnnd die Rochlosen nicht wöllen glauben /vnd die Zauberer / so sich gar frommlich anstellen /damit sie den argwon jhres bösen handels von sich abwenden / zu eim schein wol verspotten / aber mit der that der sachen sich wol verständig erzeigen.

Wir haben Exempel genug / daß der Teuffel sich ernstlich bemühet / die werck Gottes nachzuäffen /gleich wie wir von des Königs Pharaons Zauberer inn der Bibel lesen. 232 Auch lesen wir / das die bösen Geister von alters her betrogen vnnd verfůhrt haben: gleich wie sie noch heutiges tages darinnen fortfahren: Vnd dasselbige auff zweierley weiß / auf eine offentliche vnn außtruckliche / mit außgetruckten Pacten /vergleichungen vnnd gedingen / darzu sich allein die gröbsten vnd einfaltigsten / vnnd gewonlich die Weiber gern finden vnd einlassen. Auf die ander weiß /geschichts / wann sie auch Tugendhaffte / fürsichtige vnd gescheide Leut / vnd die guts geschlechts vnnd herkommens sind / durch Abgötterey vnnd vnter dem schein der Religion verführen. 233 Als da der Sathan /damit er die anruffung von dem waren Gott auf sich möchte verwenden / seine Warsagungen / Oracula vnd Prophetische bescheid vnnd Antworten durch niemand anders geben vnnd ergehn liese / dann durch die / so Jungfrawen vnd vnbemähliget waren / vnn die zum Gebett / welchs sie zu dem Appolline vnd andern dergleichen Göttern thaten / stäts andächtig fasteten: Welches dann der Teuffel also artlich hat wissen forzusetzen / das auch inn den newen Occidentalischen Insuln / längst zu vor ehe sie die Spanier beherrscheten / jre Priester stäts viel fastens vnd bettens triben /vnnd inn Processionen jhre Götzen in Panieren herumb trugen / auch zu ehren jhren Abgöttern lieder sungen: Vnd darauff gleich mit einem bösen Geist besessen wurden / dauon sie dann anfiengen / wunderding zusagen vnd zuerzehlen: in massen wir in den Historien des Occidentalichen Indierlands lesen: Auch pflegten jhre Priester durch vnd durch sich nit zu verheurhaten / außerhalb die / so die Sünden bekantnuß verhörten / vnnd den Beichtenden die Buß aufflegten: Deßgleichen dorfftē sie bei straff der züchtigung nichts auß der Beicht offenbaren / vnd fasteten sehr offt: Sonderlich wann man die Ernd einmachen / oder Krieg anfangen / oder jhren Gott / das ist den Teuffel / anreden wolte. 234 Ja auff das sie desto mehr verzuckt wůrden / thaten sie die Augen zu: etliche blendeten sich selbst / vnd opfferten jren Abgöttern Menschen vnn allerhand Vieh [17] vnd Thier. 235 Auch hat es vil Frawenklöster / welche von verschnittenē entmandten Leuten / so auch Nasen vnd Meuler abgehauwen hatten / sehr fleissig verwart wurden / mit getroeter leibstraf / wo jemands zu nach theil seiner Ehren sich vergriffe: gleich wie mans auch mit den Heydnischen Fewrhüterin oder Vestalen zu Rom hat gehalten. Weiter welche Priester werdē wolten / die kleideten sich in weiß / vnnd sönderten sich sampt andern Priesteren ab / brachten vier oder fünff Jar inn den Wälden zu / ehe sie daß Priesterampt zuuersehen anfiengen. Vnd den grösten Gott / den sie anbetteten war die Sonn / welche sie Guaca nanten / vnnd Paniacaua der Sonnen vnd des Mons Sone. 236 Dise gantze Histori / wie sie hie erzehlet ist / ward also im gesessenen Judischen Rhat vor dem König auß Hispanien erzehlet.

So ist auch gantz kundbar / das die Amorrheer vnnd andere Völcker / welche Gott der Herr vor seinem Volck Israel auß dem gelobten Land vertriben vnd auß gerottet hat / sich auch in dergleichē Zauberwerck vnd Abgöttereien geübet / vnn gleichsfals den Teuffeln die Menschē geopffert / mit jhnen Sprach gehalten / sie angebett / vnd sonderlich die Sonn hoch verehret haben: welche sie deßhalben von wegen fůrtrefflichkeit den Bahal nantē / das ist / Den Herrn. 237 Daher daß wort Bahalzebuf kommen /welchs so viel laut als Muckenhert oder Fliegenfůrst: Dieweil man in seinem Tempel keine Mucken gefunden: Gleich wie man auch von dem Pallast zu Venedig sagt / daß keine Flieg darinnen zu finden / vnd von dem Pallast zu Toledo, das nur ein eintzige Flieg darinnen zusehen sey. 238

Welches dann nit frembd noch new ist. Dann wir lesen / das bei den Cyrenaicis wann sie dem Acaron, dem Gott der Mucken / vnd die Griechen / wann sie jrem Iupiter, mit dem zunamen Myiodes, das ist /Fliegecht oder Muckartig / geopffert habē das gleich alle Mucken in einem gewölcklin daruon geflogen seien: Inn massen im Pausania in Arcadicis, vud imPlinio im XXIX. Buch / am VI. Cap. zulesen. Auch sicht man noch heut / dz manche Hexē oder Zauberer mit sonderen beschwerungen alle Schlangen auß einem Land verbannen. So soll es derhalbē niemand wunder nemmen / wann auch jhr Meister der Sathan der Bremenheld so meisterlichen grossen gewalt kan erzeigen / das er alle Fliegen vnn Mucken scheichen vnd verjagen kan / vnd auß einem Morgensternigē Lucifer erst ein Muck enscheicher vnd Fligenjäger wirt.

Aber belangend diß von Venedig vnn Toledo /wann es war ist / wie man daruon sagt / so ist zuglauben vnd zu vrtheilen / daß etwa im Pallast vnter einer Seulen ein Bild oder Götz vergrabē lige: Gleich wie man seid etlichen Jaren her in einer Statt in Egypten befunden hat: Allda sich kein Crocodil nimmermehr sehen ließ / gleich wie in anderen Stätten am Fluß Nilo gelegen / dieweil vnter der Seulen des Tempels ein Pleiener Crocodil vergraben lage. 239 Welchen hernach Mehemet Ben Thaulon hat verbrennē lassen: Dessen die Einwoner sich sehr beklagten / für gebend / das sie seidher die Crocodilen sehr geplagt hetten. 240 Ezechias der König in Juda / hat vmb gleichmäßige vrsach die Ehrinē Schlang darmit man sie nicht mehr anbettet / verbrennen lassen.

Man mag noch im dritten Buch des Rabi Moses Maymon die Ceremonien vnd Opffer der Chaldeer lesen / welche er auß dem Buch Zeusit (so dieses Volcks Ceremonienbuch oder Agend war) gezogē hat: Darinn man bemach eben dergleichen Opffer / Betten / Fasten / Däntz / Processiones / gleich wie in den Occidentalischen Insuln preuchlich gewesen / mag finden.

Auch waren die Baals Priester gleichs falls Propheten / die sich von der Welt absönderten / vnn in Rauchfarb gekleidet giengen / welches die scheutzlichst farb ist / vnnd daher nanten sie sich Camarin, villeicht vom Cämmerlin vnd seim Camin. 241

Vnd des sich sonderlich zu befrembden / so sicht man auß oberzehltem / das die in den Inseln gegen Occident eben dieser meinung von der Sonnen oder Apollo waren / deren die Amorrheer / Griechen vnn Latiner / daß er ein Gott des Propheceiens seie. 242 Welches dann genug anzeigt / daß der Teuffel alle vorgedachte Völcker diese schöne geschwetzige kunst gelehret habe.

[18] Auch selbst Ochozias der König inn Israel / so der gröst Zauberer zu seiner zeit gewesen / als er vom Fenster herab gefallen hat gleich seine Gesandten zu des Bahals oder der Sonnen Tempels abgefertigt / zu erkůndigen / ob er deß falls widerumb auffkommen werde: vnd als der Prophet Helias jhnen entgegen kommen / vnd erfahren gehabt / wo hinauß sie begerten / sagt er zu jhnen / Hat es dann keinen Gott im Himmel / welchen man vmb Rhat befragen könt? 243 Saget dem König / er werde des Lägers nit auffkommen.

So soll man sich nun nicht verwunderen / daß die Völcker gegen Nidergang der Sonnen vnter dem schein des Bettes Fastens / Opfferens / Bettfahrten /Kirchgäng vnnd Pröpheceiung / vom Sathan sein verfůhrt worden / demnach doch die Völcker im Gelobten Land / in Palæstina, in Griechenland vnd Italien keine andere Religion hatten / noch etwas anders höher vnd ehrwůrdiger hielten / als eben den obgedachten Abgottsdienst.

Vnd so man sagen wolt / das die Weisen vnd Klugen demselbigen kein glauben zugestelt hetten: So find man darwider / daß die allerweisesten Philosophi dises für ein gewiß vnd Göttlich ding haben gehalten. 244 Dann wer ist vnter allen Philosophis mehDiuinus oder Geistreich gewesen dann Plato? Nicht destweniger / als des Apollinis Warsagergeist oderOraculum den fragenden Athenern zur Antwort gegeben / die Pestilentz werd in jhrer Statt nicht auf hören / es werd dann sein Altar der aller Sinnrechnung nach viereckecht war / getoppelt: da hat Plato / so der gröst Geometer Gäumesser vnnd Außcirckler damals gewesen / nach dem er mittel vnnd weg gefunden gehabt /den Altar Physicisch vnnd grob vnn greifflich zudoppelen / zu den Athenern gesagt / Gott hab jnen die aller schwereste Frag auffgeben / die inn der gantzen Geometry oder Bodenmeßlichkeit zufinden vnnd noch nie nit demonstrirt sey worden / sie dardurch von der Gelt vnnd Ehrsucht / vnnd den vnerbaren bösen Gelüsten abwendig zumachen / vnnd zu eusserlicher vnd jnnerlicher Anschawung vnd betrachtung der Intellectualischen oder Klugmachenden im verstand bestehenden sachē / vnd Gottes wunderbaren Wercken zumanen vnd anzuziehē. 245 So meistlich hat der Teuffel dieses grosse sterben zu seinem vortheil wissen zu brauchen / dardurch sein Apollisch (aber nicht Apostolisch) Vorsagen in ein grösser ansehen zubringen.

Nach dem Platone / ist Iamblicus der Egyptier zu des Keysers Iuliani des Abtrinnigen / vnd von der Christlichen Religion abgefůhrten Mammelucken zeiten / fůr den höchsten vnd Geistreichesten gehalten worden: Welchen auch Porphyrius / (den man von wegen fürtrefflichkeit den Philosophum genant) fůr seinen Lehrmeister erkant gehabt: Nicht desto weniger ficht man in seinen Bůchern von den Mysterijs (welche gantz vertolmetscht zu Rom getruckt seind /vnd nicht in dem vberblibenen Fragment des Marsilij Ficini vorhandē) daß er der jenigen Gottlosigkeit verwirfft / 246 welche Bilder vnd Characteres / schrifften / Figuren / Bildungen Buchstaben vnn Gribus Grabus machen zu propheceien: vnd beschließt / 247 das die Prophecey nicht natürlich / sondern die gröst Gaab Gottes sey / 248 Vnd solch Gaab von niemand dann von Gott herkomme / vnd dem jenigen bescheret werde / der ein gereinigte Seele hat. Vnd daß noch mehr ist) so verwirfft 249 er der jenigen meinung / die da vermeinten / die Gaab der Prophecey zuerlangen durch mittel der Geister / so die alten Dæmones παρέδρους, das ist / Betsitzende oder Beirhätige Geister nanten / vnd inn den Ringen / Gläseren oder Gefässen trugen (Dergleichen Demonischē Geist Simon der Zauberer soll gehabt haben) Vnnd gleichwol sagt er / 250 daß die Prophecey zuerlangē sey / durch Hydromantiam oder Wasserzauberung / Lithomantiam oder Steinbeschwerung / Actinomantiā oder Strämsegnung / Xilomantiam oder Holtzwarsagung / Rabdomantiam oder Rutenwarnung / Orneomantiam oder Vogeldeitung vnn Alphitomantiam oder Mälweissagung: Vnd verwundert sich / wie die Götter so weit sich ernideren / 251 daß sie jre Göttlichkeit in speiß vnn kosten legen. Darabdoch Porphyrius grossen zweiffel trug / vnnd befihlet in allen gedachten sachen die[19] Göttliche krafft der Götter anzuruffen.

Aber wir wissen / wie Gott alle diese Heydnische Grewel verflucht hat / vnd in sonderheit verbotten /keinen gebildetē oder gezeichneten Stein / oder lapidem Imaginationis, oder Insignitum lapidem, das ist ein gezeichnete Seul zusetzē. 252 Der Chaldeisch Tolmetsch hat es geben für lapidē Adorationis, für einen Stein des Anruffens oder Anbettens / oder Angeruffenen vnd Angebettenen Stein. Welches sonst andere viel ohn sondere erwegung für ein jeden schönen außgehawenen Stein vnnd Bildstock verstandē vnn außgelegt haben.

Vnd eben gedachter Iamblicus schreibet / 253 die Seel werde bißweilen durch die Gottheit dermassen auß dem Menschen verzuckt / daß der Leib vnempfindtlich oder vnfůhlsam bleibe / vnnd weder streich noch stich fühle. Vnd bißweilen werde die Seel vnd der Leib verzuckt / welchs er Ecstasin nennet: Inn massen solchs den Hexen gewonlich widerfehret / die mit dem Teuffel eine vergleichung getroffen haben / vnd biß weilen im Geist verführet oder verzuckt werden / da doch der Leib vnempfindlich bleibet: Bißweilen aber mit Leib vnd Seel verzuckt werden / wann sie bei nacht zu jren versamlungen fahren: wie solchs durch vil faltige Proceß / in massen folgē wirt / kundbar worden. 254

Vnd nicht desto weniger / nach dem Iamblicus gemerckt / das die bösen Geister offt an statt der guten Geister kommen / so sagt er / das die Theurgia, oder die vnzimmlichen vnd nit gebürlichen Opffer / so nur zur Zauberey / Warsagung vnd Abgötterey getriben werden / den Göttern mißfallen / vnd als dann die bösen Geister an statt der Götter den Menschen bekommen vnd erscheinen. 255

Daher Porphyrius, wiewol er ein abgesagter Feind der Christē gewesen / sagt das alle die Götter der alten / böse Geister so er Cacodæmones nennet / gewesen seien.

Aber Iamblicus hat viel gründtlicher von diesen sachen geschriben: Dann er ein solchen verstand vnd vrtheil gehabt / daß er für den Heiligsten vnd fůrnemsten zu seiner zeit gehalten worden. 256 Also daß wann jhme der Keyser Iulianus Apostata geschriben /inn seinen Brieffen an jhne mehrmals diese vberschrifft gemacht hat / dem Hohen fůrtrefflichen Iamblico, oder Iamblico magno.

Gleichwol wie Hochsinnig er gewesen / ist jhme doch / nach dem Sprüchwort von Hohen Leuten /nicht ein kleine Thorheit widerfahren. 257 Dann als er sampt seinen Gesellen durch Alectriomantiam oder Hanen vorsagung erkůndigen wöllen / wer nach dem Keyser Valente Keyser werde / vnd der vorsagend Han dessen Nachkommenen Namens erste Buchstaben / nämlich ΘΕΟΔ, offenbart gehabt / vnd dessen der Keyser Valens verständigt worden / da hat er vnzahlig vil Zauberer / Schwartzkünstler vnn Vorsager lassen tödten: Alldamals dann Iamblicus, darmit er diser schmählichen peinlichen Straffe möcht entkommen / sich selber mit Gifft getödtet hat. 258

Aber damit nur genugsam erscheine / daß die geschwindesten klůgsten Köpff / vnn die Heyligsten Leut / offt seien betrogen vnd verführt worden / vnnd daß die schärpffest vnd stärckest Zauberey vnd Hexenmeisterey / mit dem Deckmäntelin der Fromkeit vnnd sonderer Heiligkeit sich vermumme vnn beschöne / so wöllē wir hernachgehends darthun / daß die Anruffung der Teuffel (welcher die Abscheulichsten vnd grewlichsten Hexen vnd Zauberer heutigs tags sich behelffen) voll angenommener Schein heiliger äusserlicher Gebärden / wort vnnd werck seie / als der sonderbarē gefaßten Gebett / der Fastentag / des Kreutzbildes / der Altarheiligen vnd der Meßostien /welche stuck sie gemeinlich zu jhren vnheiligsten Sachen pflegen zu verunheiligen vnnd zu mißbrauchen. 259

Ja es ist nicht sehr lang / da war zu Blois eine Hexen / welche / darmit sie ein Weib / so verzaubert worden / vnnd deßhalben kranck vnd Bettriesig ausserben / vnnd wie ein Liecht außzünden mußte / möchte heilen vnnd fristen / eine Meß vom Heiligen Geist zu Mittnacht inn vnserer Lieben Frawen Kirch des Aides, oder zur Hůlffmärgen halten liesse / vnnd sich nachgehends nach der länge vber das kranck Weib streckte / vnnd etliche Wort darüber murmelte [20] / darvon sie gleich gesund worden. 260

Darauß dann offenbar / daß der Sathan sie solche Ceremonien gelehrt gehabt / zu verspottung oder verklemerung der Geberden des Prophetē Helie / welche er brauchet / da er den gestorbenen Sohn der Sumanitischen Witwen durch Gottes krafft von den Todten aufferweckte. 261

Aber diß ist darbei zumerckē / daß zwen Monat hernach / die vorgedachte Fraw / welche die Hexin geheilt gehabt / widerumb kranck sei wordē / darob sie gestorben: vnn als die Hexin deßhalbē zu Red gestellt worden / hat sie sich darmit beschönt / sie habe zu viel geredt: In massen ich solches von dem M. Hardovin / Wirt zum Lewē zu Blois vernommen. Dann sie hab gesagt / die Hexin / die sie verzaubert hat / hab dz Loß oder Heilung einer an deren gegeben: welchs dann beidē Hexen / so sich der Artznei annemmen / sehr gemein ist / wie hernach soll gedacht werdē.

Ja der schön Beschirmer der Hexen / der vns zu diesem schreiben veranlaßt / hat solche Scheinheilige Beschönung nicht bergen können / da er vnder anderem / als er die Circul / kreiß / kreutz vnnd seltzame vngehewre Figuren vnd Buchstaben (die ich hie einzumengen vnterlasse /) zu findung der Schätz beschrieben vnd gesetzt gehabt / da schreibt er vnter anderem auch / daß man im mitteln Schätz graben auch folgende Psalmen sprechen solle. 262 Als De profundis, Deus misereatur nostri, etc. Pater noster, Aue Maria, etc. A porta inferi, Credo videre bona Domini, etc. Requiem æternam, etc. vnn darauff folgends Meßlesen. 263 (Ja es schreibet auch der Hochgelehrt Herr Ioannes Goropius Becanus, Historicus der Statt Antorff / in seinem Buch von der älte vnn herrlichkeit der Teutschen Sprach / welches er Hermathena nennet / daß er einen alten geschribenen Psalter inn Italien gesehen / darinnen bißweilen ein gantzer Psalm / bißweilen etliche Gesetz mit Roter Dinten vnterstrichen / vnn darbei geschriben geweßt /zu welchem prästen / glück oder vnglůck ein jedes /so Rubro signirt / dienen vnnd helffen könne / Also daß auch ein theil eins Psalmen ist zu der Pferd Huffschwirung / vnd andere stůck / so mans spricht / fůr andere Roßartzney heilsam angeben worden. 264 Der jenig / so solcher Gottslästerlicher weiß den Psalter verstelt / ist viel weniger zuenschuldigen / als der alle Psalmen von dem Messia auff seine Gebärerin / die H. Jungfraw Mariam verwendet hat. 265

Ja darmit dise Zauberische Schrifft verfälschler noch zu etwas anderer sachen / die ich zu melden hie vnterlasse / mögen gelangen / so pflegē si auff vier Täffelein / mit Jungfrawen Pergament vberzogen / zuschreiben / Omnis spiritus laudet Dominum, vnnd hencken es alsdann an die vier Mauren des Hauses. 266 Vnnd auff daß sie noch andere gewisse Schelmerei / die ich vngemeldt laß / verrichten mögen / so sprechen sie den hundert vnd achten Psalmen.

Vnd daß noch mehr ist / im Jar M.D.LXVIII. als die Italiäner vnn Spanier ins Niderlād zogē / führtē vnn trugē sie gātze gepäcklein vnn büchlein voll Zauberei / Segen vn Beschwerungen mit sich / die man jnen für allen vnfall mit zutragen gegeben hatte. 267 (Da zogen ja die Cananiter / Pheresiter vnnd Amorriter wider die vn Cananitischen / vnn Amorritische ins gelobt Land.)

Gleich wie etliche Teutsche das Nothembd gern pflegē bei jnen zutragē / welchs doch auff eine gar abschewliche weiß zubereitet wird: wiewol es mit vnseglich viel Kreutzen genug zugeht / daß ichs hie zubeschreiben vnvonnöten achte. 268

Vnd zu gleichem fall beschreibt vnd will ein namhaffter Zaubermeister / (der nicht werd ist / daß man jhn nenn) daß man vmb beruffung der Bösen Geister /fürs aller erst Fasten / vnn darnach eine Meß vom Heiligen Geist soll halten lassen. 269

So ists derwegen nicht so eine leichte Sach / den Zauberern auff die Spur zukommen / oder sie von andern frommen Leuten zu vnterscheiden: vnnd dassel big noch viel minder bei den Alten / weder heut zuerkennē. Wiewol alle Völcker / vnn allerlei Philosophi /wie trennig sie auch sonst in andern Lehrstucken waren / dannoch einmütiglich die Zauberer vnn Vnholdē verdammet habē: In massen S. Augustin darvon redt / Sectas omnes Magiæ pœnas decreuisse: 270 Vnn Seruius als er vō dē Römern schreibt setzt auch /daß sie stäts die Beschwerer vnd [21] Zauberer gescheucht vnd gestrafft haben. Wie dann solchs auß den Gesatzen der xif. Tafelen / vnd jhren Pandectis oder Digestis 271 genugsam erscheinlich: Vnd gleichwol waren alle jhre Oracula, oder Befragungen vnnd Vorsagung der Geister / die sie fürs Heyligst hielten / nichts anderst dann Zaubereien / Innmassen wir es hievor erklärt haben / vnd hernach noch weiter insonderheit stuckweiß erklären wöllen.

Vnd daß man dann sagen wolt / man můßt das Gemerck der guten vnnd bösen Geister auß jhren guten oder bösen Händeln abnemmen vnnd vrtheilen / das ist wol war: Aber hieran ligt die beschwerlichkeit /welches dieselbigen guten werck seien. Dann ob wol das fasten / Betten vnnd Anruffen / die Reynigkeit vnnd Keusheit / die einsamkeit vnd Eingezogenheit /die Contemplation oder besondere ergebung auff betrachtung vnnd erwegung hoher sachen / sampt dem heylen vnnd rahten der Krancken / fůr sich selbst gute Werck seind. Jedoch wann sie zu ehren dem Sathan /einem Bild oder Götzen vnnd zu erkündigung der Vorsagungen zukünfftiger oder verschiener sachen /angewendt vnnd gebraucht werden / so ist es so weit fäl / daß diese Werck gut sein solten / daß sie auch viel mehr Teuffelisch / verflucht / vnd ein verdampter Grewel vnn Fluch sein vnd heissen.

Nun erscheint aber durch die alten Historien der Heiden / welche die Beschwerer / Zauberer Wettermacher (dann diß wort braucht das 272 Gesatz) pflegten zuverdammen / daß sie gleichwol vorgedachte Grewel triben / Auch selbst die Amorrheer im Gelobten Land / vnd die Indianer zu vnseren zeiten.

Wol war ist es / daß etliche mit sonderem vorsatz gutwillige Zauberer vnnd Hexen gaben. Noch ist diß das ware gemerck nicht / sonder die rechte prob allerley geschlecht der Zaubererei verwandten zuerkennen / ist nemlich diß: das Gesatz Gottes / welches gleichsam augenscheinlich vnn greifflich voraugen stellt vnd in die Händ dargibt / was vnd wer ein Zauberer /vnnd was vnderscheids zwischen guten vnnd bösen Geistern seie.

Dann im Gesatz Gottes / seind alle Zaubereistück vnn Sortilegia außtrucklich verbotten / vnd in mancherley arten benent vnd specificiert: welche fein anleitlich zuerkennen geben / daß auch alles ander Zauber vnd Hexenwerck / so disem angleichet / gleiches falls verbotten seie. 273

Vnnd da muß man sich nit mit dem jenigen auffhalten lassen / was der Juden Historicus Josephus im achten Buch seiner Antiquiteten anzeucht / daß der weisest König Salomon die Kunst die Geister zu beschwören erfunden habe. 274 Dann es nicht wol gläublich / daß solches von jhm inn H. Schrifft zumelden wer vergessen worden / demnach doch die geringsten ding von jhm nicht sind verschwigen blieben: Auch zu dem / weil inn allen seinen vns zugestandenen Schrifften / nicht ein eitziger Puncien von dergleichen sachē zufinden. Man wölle dann den Weisen Salomon zu eim Scribenten vnnd Authore diser verfluchten abschewlichen Bücher machen / welche die Zauberer vnter dem Namen des Salomons vmbtragen. Vnd es mag sein / daß der Historischreiber Josephus gleich so wol als der Syrisch Philosophus Iamblicus hierinn sei verfůhrt worden.

Dann erschreibt / daß in beiwesen deß Keysers Vespasiani, ein Jud / mit namen Eleazar, als er mit einem Ring / eins Teuffels besessenen Menschē Nasen angerührt / durch krafft einer Wurtzel / die inn dem Ring gesteckt / vnd vom Salomon / wie er sagt /gewisen sei worden / hab gemacht / daß der böß Geist habe weichen müssen. 275 Welches ein schandlicher vnnd schädlicher Irrthumb ist (Wiewol jhren vil der meinung seind / als ob es das Kraut Squilla oder Mörzwibel sei: vnd darumm hencken si es zu eingang der Häuser / darmit die bösen Geister vnn Gespenst damit zuvertreibē: Gleich wie auch solchs der ältestPhilosophus Pythagoras abergläubig gerahten / vnn der zu vnserer zeit berümbt Medicus Hieronymus Bock inn seinem Kreuterbuch nit gar will widerrahten). 276

Seiteinmal kundtbar / daß wo ein Zauberer oder Hexin nur das Pulfferlein darvon in einen Schaaffstall leget / daß gleich das Viech darvon stirbt / wo es Gott nicht sonderlich bewaret: (gleich wie auch die [22] Wurmkrämer ein Rattē Aaß / die Mäuß darmit zutöden /wissen darauß zubereiten / daher es auch seinen Namen Maußzwibel bekommen.)

Ja zu gleicher weiß / wie der Sathan zuzeiten den Menschen vnd dem Viech so verzaubert worden /durch mittel seiner Diener vnnd Dienerin / der Zauberer vnd Herin / hülff vnnd Raht thut (doch also daß er stäts das Zaubermittel einer anderen person zustellt /darmit er nur nichts verliere / inn massen hernach gemeldt soll werden) Also schafft er auch offt / daß durch seine Teuffelische Mittel / von besessenen Leuten die Bösen Geister außfahren: Gleich wie der obgedacht Jud / von welchem Josephus schreibt / durch seinen Ring gethan. 277 Darinnen gewißlich keine Wurtzel / sonder viel mehr ein böser Geist gesteckt /durch dessen macht vnd vbereinkommenden verstand der ander Geist ist außgewichen / auff daß man nur an den Zaubereien vnnd Abgöttereien / mit denen der Sathan die alberen vnverständige Leut pflegt geplendt auffzuhalten / glaubhafft bleibe behangen.

Vnd so man dargegen wolt einwenden / kein Wolff freß dē anderen / kein Kräh pick der anderen die Augen auß / vnnd kein Teuffel treib den anderen auß /so ist diß die Antwort darauff / daß des Sathans Reich inn diesem fall darumb nicht getrennt oder zweyig sei / vnnd deßhalben jhme hierauß ein abbruch widerfahre: Sondern vil mehr wirdt es dardurch befestigt vnd fortgesetzt / vnnd die Abgötterey durch solche Miraculn nicht gestürtzt sondern geschůtzt vnnd gestůtzt. 278 (Wie auch Christus vom Jüngsten tag vorsagt / daß falsche Propheten auffstehn werden / vnnd grosse wunder vnd zeichen thun / darmit sie auch vnderstehn werden / die ausserwehlten zuverführen. So schreibt Paulus auch zun Thessalonichern. Des Satans wirckung geschicht mit lugenhafftigen kräfften /zeichen vnnd wundern / zur verführung deren so verlohren sollen werden.)

Wiewol man ohn abbruch voriger meinung mit dem S. Augustino nicht so gar vngeschicklich zugeben könt / das kein Teuffel den anderen vertreibe /noch einer den anderen zuschanden mache vnd stürtze / gleich wie gemeinlich ein Bößwicht dē andern pflegt hinzurichten vnd auffzureiben: vnd solches durch Göttlichen willen / inn massen im Jeremia gedacht wird / Vlciscar Inimicos meos per Inimicos meos, Ich will mich an meinē Feinden durch meine Feind rechen. 279 Vnd so die frommen offtmals die frommen bekriegen / folgt viel füglicher / das die bösen vil mehr die bösen durch Krieg plagen / vnnd ein Teuffel den anderen anfechte.

Nun lesen wir aber in dem Propheten Daniel / daß die Engel Regierer vnd Führer sind der Keiserthumb /Königreich / Fürstenthumb vnd Regiment / vnnd wider andere Engel / so andern Regimentenn vor vnd beistehn / in stätem streit ligen vnd kriegen. 280 Dann der Engel Gottes sagt zu Daniel / / daß der Engel Michael / des Jüdischen Volcks vorsteher oder Fürst /jhm wider dē Engel der Perser zu hülff seie kommen. 281 Gleichwol will ich die Außlegung dieses orts allzeit dē Schrifftverständigern befohlen vnd heim gestellt haben.

Also hat auch Gott am Himmel gegen einander lauffende Bewegungen geschafft vnnd geordnet / auch vngleiche würckung in der Planeten vnd Sternen /vnnd widerstrebende Element / Ja durch die gātz Natur eine Antipathiam oder Gegenartung vnd widerwillen zu einem theil / vnn eine Simpathiam oder zusammenmutung zum andern theil angesehen: vnd gleichwol in zwischen dieser widerwertigkeit vnd lieblichen holdseligem streit vnnd widersinnigkeit /besteht die Harmony vnd in einander gestimpte zu sammen fügung vnn einhelligkeit der gantzen Welt. 282

Aber die Confusion odes vermengung vnd verwickelung der guten vnd bösen Geister / ist daher auffkommen / daß die Newen Academici dise Maximā od' Hauptregel setzten / mā müßt den Himmel vnn die Erden / die Himlischen vnd Irdischen kräfften / vnn eins mit dem anderen vereinigen / kuppelen vnd verbinden / auff daß mā durch die Elemētarische vnn Himlischē mittel / die Göttliche krafft an sich bringe vnn ziehe. 283 Besecht die hierumm Hypothesin oder den Grundsatz des Proculi, Iamlici, Porphyrij vnnd anderer Academischen Philosophen. 284

[23] Von welcher gesatzter Regel man mit Warheit sagen mag / daß der recht Meister auff aller hand Teuffelische Kunst / dessen Bücher vnd Werh heut mit herrlichen Priuilegien durch den Truck außkommē / auff dieselbige alle seine Zaubereien / Beschwerungen vnd Anruffung der Teuffel gegründet vnnd gefundieret habe: Vnd vnangesehen der grossen Ergernussen / darmit gleich wie mit einer Pestilētzischē sucht die Regiment vergifftet werden / nicht desto weniger werden solche / Bücher mit der Potentaten vnnd Fursten befreiungen hin vnd wider getrucket / vnd offentlich verhandelt vnd verkauffet. 285

Dann er flickt vnd stickt ein hauffen Characteres /Figuren / zeichen vnd Buchstaben zusamen / vnd eigenet dieselbigen den Geistern oder Dæmonien eines jedē Planeten zu: Vnd will / man soll dieselbigen verzogenen vnnd krumbgebogenen Planetenzeichen vnd seltzam Zauberisch gekrätze Buchstaben inn solche Metall graben / die jedem Planeten zugeeignet werden / zur stund wann sie inn jhrer Exaltation oder Verhöhung / oder in eim Hauß einer lieblichen anmůtigen Coniunction oder zusamenfügung sein. 286 Vnd will alsdann ferrner / daß man auch ein Krant / ein Stein /vnn Thier / so desselben Planeten eigen sein / darbey soll haben / vnnd von diesem allem dem Planeten ein Opffer thun.

Auch bißweilen des Planeten Bildnuß im opfferen /oder die Hymnos vnnd Planeten lob des ZauberersOrphei aufftragen / mit welchen Hymnis der Printz von Miranda / vnter dem schein der Philosophy / gar zu vil sich hat bekůmmert vnn auffgehalten. 287 Also daß er auch vngeschewet geschriben / des obgedachten Poeten Orphei Lobgesang / zu Ehren den Göttern vnn Planeten gedicht / haben nicht weniger krafft in der Magia, als die Hymni oder Lob Psalmen des Prophetischen Königs Davids in der Cabala / darvon wir an seinem ort reden wöllen.

Ja rümpt sich noch darbey / er hab zum allerersten die Geheimnuß der Hymnorū oder Götter gesang desOrphei entdecket vnd an tag gebracht: Sodoch der selb Orpheus, der Ertzhexin Medeæ Zaubereimeister vnnd Anweiser ist gewesen. 288

Ja wann man die mehrgemelte Planeten lieder im grund erweget / seind sie allein dem Sathan zu Ehren erdacht: Darauff sich auch wol ziecht vnd reimpt /daß obangezogener Mirandischer Fůrst Picus darbey sagt: Frustra naturam adit, qui Pana non attraxerit: Man sucht vergebens Rhat vnnd Hülff bey der Natur /wa man den Pan auß der vnzahl der Götter nicht zum vortheil anziehet / vnnd zu sich pringet.

Nun durch eben dergleichen Mittel / hat auch obgedachter schöner Meister vnd Scribent der Planeten schrifften / seine Jünger in allerhand Abgötterey /Vnglauben / Gottlosigkeit vnn Zauberey angeführt. oder vil mehr verfůhrt.

Wiewol es scheint / als ob die Academischen Philosophi, von denen ich daroben geredt / solche Zauberschrifft auß vnwissenheit vnd Irrthumb auff guten glauben schlechts hinein brauchten / vermeinend / daß sie sehr wol vnnd gerecht daran weren. Aber der Agrippa vō Netteßheim / so sonst Edeles herkommens vnd in allerhand Erkantnuß oder Weißheitkünsten nicht nider erfahren geweßt / hat die obberührte Zauberzeichen auß eiteler vorsetzlicher Gottlosigkeit gebraucht.

Dann er ist der gröst Zauberer / so zu seiner zeit gelebt / die tag seines lebens allzeit geblieben. 289 Vnnd gleich auff seinen Todt (wie der Comisch Bischoff Paulus louius, 290 vnnd Philippus Melanthon, vnnd andere von jhme geschriben) hat man wargenommen / daß ein Schwartzer Hund / welchen er derAgrippa stäts seinen Monsieur vnd Herrn genendt /zu Lyon auß seiner kammer gangen / vnd in dem Fluß Rodano oder Rhosne sich vndergeduncket habe / vnd demnach forthin nicht mehr sey gesehen worden.

Aber wie gar ein Gottloß ding diß an denen sey /die das vnderst theil der Welt vermeinen mit dem obersten zuverbinden / vnn wie Picus mirandula sagt beide Welt ehelich zuvermählen vnnd zuvertrawen /(Vnter welchem scheinheiligen kleid sie doch die äusserst Gottlosigkeit verstecken) Ja vermeinen durch mittel der Kräuter / [24] der Thier / der Metall / der Zaubergeseng / der Planeten zeichen / jhrer Figuren vnnd Opffer / die Engel / vnd also erlaublich zureden / die kleinen Götter / vnnd durch diese den grossen Gott /den Schöpffer aller ding zu locken vnd an sich zuziehen: diß hat der HErre Gott inn seinem Heiligen Gesatz längst zu vor warnungs weiß zu erkennen geben /vnd gleichsam als dann mal verbotten / da er außtrucklich vntersagt / daß man keine Staffelen machen solt / zu seinem Altar zusteigen: sonder stracks fuß fůr jn kommen solte. 291 Welchs / da es die Platonischen Philosophi nicht recht verstanden / haben sie durch mittelung der vntersten Geister vnd Halb Götter / die Obersten Götter zu sich ziehen wöllen / auf daß sie endlich auch den höchsten Gott zu sich bringen möchten.

So mögen wir nun sagen / daß die Platonischen vnnd andere Heyden / die durch ein einfalt jhres Gewissens / oder auß vnwissenheit den Iouem, Saturnum, Martem, Appollinem, Dianam, Venerem, Mercurium, vnd andere Halb Götter anrufften vnd anbetteten / vnd darneben doch Heiliglich vnd auffrecht lebten / mit Bitten vnnd Fasten / mit abbrechen jhrer Gelüst / Geitz / Ehrsucht / Geilheit / vnd mit übung vnd erzeigung allerley werck der barmhertzigkeit / gerechtigkeit / frommkeit vnd redlichkeit vnd sonst vntadelich / vnärgerlich vnd vnschädlich den Leuten wandelten / wol Abgöttisch gewesen seien / aber darumb keine Zauberer nit: gleich wie wir auch die jenigen mit diesem Namen nicht beschelten können / so inn gleichem jrrthumb stecken / ob sie sich auch schon hefftig bemůheten / zu könfftige ding durch Teuffeliche mittel zuerfahren / Angesehen / weil sie vermeinten / das sie Gott daran kein vnehr noch vngefallen theten. 292 Vnd dieser vrsach willen haben wir zur beschreibung eines Zauberers gesetzt das wort /Wissentlich vnn Vorsetzlich.

Aber der jenig / so des Gesatzes Gottes kundig ist /vnnd weiß daß alle Teuffelische Warsagungen verbotten sein / vnd deß vngeacht / sie noch darüber braucht / dardurch etwas sonders zu erlangen / oder zu etwas anzukommen / der ist ein Zauberer.

So sicht man nun / daß diß daß gewissest Gemärck sey / darauß man den vnterscheid der guten vnnd bösen Geister / der Frommkeit vnd Gottlosigkeit vrtheilen kan / wann man achtung hierauff gibt / ob einer vmb außführung seines vorhabens vnnd geschäffts / sich zu den Geschöpffen wendet da er sich billicher zu dem Schöpffer kehren / vnnd von dem selbigen hülff vnd trost schöpffen vnd erholen solte.

Vnd dieweil kundbar / daß jhren viel mit den Vorsagungen mißbreuchlich sich einlassen vnnd vergessen / vnd also das böß für daß gut erwischen / so ist nun folgends vonnöthen / die Erklärung der Vor vnnd Weißsagungen / der vordeutungen vnn vormeldungen / der vorfůhlungen vnd vor empfindungen / der voroffenbarungen vnd vorlosungen / der vorrhätigkeit vnd Errhatungen / der vermutungen vnd mutmasungen /der Vorspuren vnd Außspůrungen / der vorgemerckten vnnd vormerckungen / der vorkůndigungen vnnd vorkundschafften / der vorwissung vnnd vergwissung / der voranungen vnd vormanungen jetzumal vorzunemmen.

Das IIII. Capitul
[25] Das IIII. Capitul.
Von dem Propheceien / oder Gottes Warsagungen vnd andern Göttlichen Mittelen / verborgene sachen vorzuwissen vnd Weißzusagen.

Die Griechen nennen einen Vor oder Warsager Manten, vom Wörtlein Manteia, welches eine Vorsagung oder Vormanung heisset: (Darmit beinach daß Teutsch Wort Manen vber ein stimmt / als ob dieMante weren / die eins oder von etwas Mantē eh es geschicht) Dieweil aber solche Geistvermessene Leut gemeinlich voll arglist vnn lugen oder Mendatiorum vnnd Menterie stecken / daher haben villeicht die Latiner vnd Frantzosen anlaß genommen / einen Betrieger vnd einen Lucken vnwarhafften Mann / der eitele Lugenträumt vnd Mensongiert, einen Mendacem vnnd Menteur, das ist / ein Lugner / der eben leugt wie ein Vorsager / zunennen. 293 Die Latiner nennen einen Vorkůnder zukünfftiger ding / Diuinum einen Göttlichen oder heiligen Menschen / mit einem zu viel hohen vermessenen Namen / der für die Zauberischen Vorsager zu gut ist: Dieweil er den Propheten baß zustehet.[ 294] (Die Teutschen nennens Weissagen vnd Warsagen / dieweil man sagen soll was War ist /vnnd was man eigentlich vor für gewiß weiß: Darumb hieß es bei den alten / Gwißsagen / oder Sächßisch /Witsagen / nach dem Spruch / Was wir wissen oder witen / das zeugen wir) Aber weil sie fůr Weißheit vnnd weiß / mehrtheils schwartz sagten / bekamē sie den Namen Schwartzkůnstler: Oder villeicht von dem Mönch Bechthold Schwartz / welcher das Teuffelisch / Mörderisch / vnmännisch geschütz erfunden. Etlich meinen sie heissen Weissager / gleich wie zu LatinDiuini, nemlich von dem wie sie sein solten / vnnd wie sie gehalten worden / daß sie als wissende / erleuchte weise Leut / weißheit vnd was wissenhafft wer / solten vorsagen.)

Das vorgedacht Wort Manteia aber / ziehen etliche her von Maneia, welches Sinn verruckung / Monsucht oder Vnsinnigkeit heisset: Dieweil die Vorsager /wann sie von der Dobsucht verzaubert vnd vom Bösen Geist eingenommen worden / mehrtheils raseten / wütheten vnd gleichsam Fallensůchtig worden. 295 Ja die Priesterin des fürnembsten Warsager Geists Apollinis genant Pythias oder Pythonissa (vom Bitten / weil man Rhat bei jhr pflegt zuerbetten / vnd vom Wůten / weil sie wütend jhren Rhat bietet) kondt nicht Vorsagen / sie war dann tobend / Wůtig vnnd besessen. Daher die hinfallend Sucht oder Sant Valentins Plag / oder Sant Johanns Vbel / zu LaeinSacer Morbus vnnd Lues Deifica, das ist / die Heilig Kranckheit / oder das Heiligmachend vbel ist genandt worden / dieweil die Zauberey übenden vnd verzuckten Vorsager / sich eben wie die Vallendssüchtigen anstellen (Darumb auch etliche Zaggläubige gemeint /solche Kranckheit werd von den Göttern oder Heiligen / den Leuten zugeschickt / vnd darumb sey sie auch mehrer Ehren vnnd Barmhertzigkeit würdig: Gleich wie man auch andere Kranckheiten deßhalben den Heiligen zugeschriben / als dem Sant Veit / den Sant Veitz Dantz / das Glockfewr / oder Rotlauff /oder die Brennend Raach / dem Sant Anthonio / vnnd darumb auch Sacrum Ignem, das ist / das Heilig Fewr / oder / Sant Anthonis Fewr genandt: Gleich wie auch die Feigwartzen heissen / Sanct Fiackers Leiden / die Pestilentz / Sant Sebastians Blatern / der Tropff / Sant Eutropij Schlag / das Podagram / S. Genowwee / der Gehe Todt / S. Christoffs end / Böß Brüst / S. Agathe Buß / der Grind / S. Rochus rach / d' Stein. 296 S. Liborius [26] lieb / das Grimmen / S. Erasmus darin / die bösen Augen / S. Otilien träher die Schwermůtigkeit S. Maturins vnmut / der Hundsbiß S. Humprechts straff / die Gicht / S. Wolffgangs geschick Ruckenwee / S. Lorentz demut / das Zäpfflinfallen S. Blasius vnfug / das Fieber S. Petronells hitz / der Ritten S. Martins schauder / das Zanwee / S. Apollonien fluß /der Husten / S. Quintins wust die Frantzosen oder die Spanisch sucht / S. Jobs leiden / etc.) 297 Wiewol das obgedacht Heilig vbel etliche gelehrte deßhalbē fůr Heilig dargebē / weil es in dem Haupt / welches der Seelen geheiligt vnnd sacrirt wonung heisset / pflegt zuentstehn.

Das Jüdisch Volck gab am ersten den Warsagern den Namen Videntes, oder Speculatores, die Seher oder Schawenden: Gleich wie König Saul / als er 298 seine Eselin verloren / einen Schawer oder Seher sucht / der jm daruon kundtschafft sagte / da sagt man jhm / Samuel wer ein Seher: da begert er einen viertheil eins halben Seckels von seinem Gefährten / dem Seher (oder / wie er jhn sonst weiters nennet / dem Mann Gottes / welches sich beinah auff Diuinum reimet) zugeben: Vnd als er den Samuel fragt / ob er ein Seher wer: Da antwort jm Samuel / Ja er wer ein Seher. 299 Dann (spricht der Text) Die Sehenden hiessen noch nicht Nebijm / das ist / Propheten. Welchs wort von Naba kompt. 300 Welchs schier allzeit inConiugatione passiua ist / anzuzeigen / das die Warhafft Vorsagung von Gott empfangen werde.

Belangend aber das wort Prophetia, welchs Griechisch ist / heißt es inn seinem Verstand Vorsagung: es geschehe nun in bösem oder in gutem.

Vnd dann forter berhůrend die jenigen / so wir Hexen vnnd Hexenmeister nennen / welche Půlfferlein / Salben vnnd Schmär brauchen / nandten die Alten vnd selbst Aristoteles dieselbigen auff jhre gewonliche Sprach /1. ὅι περὶ τῆς φαρμακείας, das ist / die mit Gifftgeköch oder Zaubergemäch vmbgehn / vnd die Hexin oder Zauberin oder Weckerin Pharmakides oder φαρμᾳκεύτριας. 301 Inn massen zusehen im vj. Buch / am 18, Cap. vnd im 9. Buch / am 17. Cap. der Historien von den Thieren: Allda er vnter anderm meldung thut / das die Zauberin vnnd Hexen sich zu jhrer vnkunst auch mit dem Hippomanes behelffen.

(Hippomanes heißt zwar Hengstwut / aber was es eigentlich sey / das steht noch heutigs tags im zweiffel: Dann etlich schreiben / es sey ein stůcklein Fleisch / welchs den Jungen Fůllen an der Stirnen wachs / etlich sagen auff der Zungen / etlich inn den Lenden / zwischen dem geschröt / welches jr Miltz soll sein / vngefährlich so groß als ein dürre Feigen: vnd so bald die Stut gefolet hat / so beißt sie es hinweg vnnd verschlinds: Vnnd so sich etwann begeb /daß man zuuor dem Fůllen solchs hinweg neme / so laß die Stut solchs Füllen nit mehr saugen / sondern wend alle lieb von jhm ab. 302 Ja etlich schreiben /wann es dem Fůllen nicht genommen würde / so würde es vor geilheit schellig / wůtig vnd vnbändig. Etlich haltens fůr ein Gifftartig feuchtigkeit / die auß der Stuten Geylin fleußt / wann sie brünstig ist: welche / wann man sie auffangt / vnnd es einem Hengst fůrhält / oder sprengt jhme das futer darmit / so wird er hefftig zum sprung gereitzt: vnnd wanns dem Menschen inn Leib kompt / so macht jhn liebwürig / vnnd Viechisch brünstig: Dann es ist so seltzam / das mans auch nirgends einfassen kan / dann in ein Stuthuf. Darumb helt mans für Vnholdenwerck. Etlich aber halten diß vom Miltz / das es auff der Zungen / oder zwischen dem Geschröt / oder an der Stirnen wachs /für tandmären / vnd meinen es sey ein Kraut / welchs Hengsttobigkeit heisse / vnnd die Pferd / wann sie es essen / gedachter gestalt tobend macht. 303 Es sey nun was es wölle / die vngewißheit zeugt genug / das nit vil wars daran sey. Wie dann die Zauberer vnd Hexen gern / gleich wie jhr Meister / mit solchē eingebildten fantaseien vmbgehn (wie im Alraun vnd Waldfahren zusehen.) 304

Vnnd darmit man verstehn möge / welche Warsagung recht vnnd zuläßlich / vnd welche vnrecht vnnd vuzuläßlich sey. So wöllen wir es mehr verstands halben also eintheilen / das alle Warsagung endweder

[27] Göttlich sey / oder natürlich / entweder Menschlich / oder Teuffelisch: von disen vieren wollen wir ordenlich nun folgends handeln. 305

Die erst Warsagung heißt Göttlich / als die von Gott außerhalb Mittelordnung vnd extraordinariè, vber Natürliche außrechnung vnd vrsach her entstehet. Vnnd diese belangend / haben wir dessen zeugnuß von Gott / da er also sagt. Wo ein Prophet vnter euch sein wird / so will ich jm erscheinen durch Gesicht vnd mit jhm redē durch Träum. Aber belangend Mosen meinen Knecht / der inn meinem gantzen Haußtrew ist / will ich mündlich mit jhm reden / vnnd von Angesicht zu Angesicht.

An welchem ort die Hebraischen Außleger gemerckt haben / das die Prophecey eine gnädige milte Gaab Gottes sey / die er durch mittel vnnd dienst des Engels oder actiuam Intelligentiam, das ist / durch wirckende Erkantnuß / erstlich vber die verständige Seel / vnnd darnach vber die vorbildung oder Imagination schicket: Vnd schliessen hierinn niemand auß /dann allein die Prophecey Mosis / so mit Gott immediatè ohne mittel vnnd wachend geredt hat. 306 Welchs auch bedeutet wird / als Gott zu Mose saget. 307 Ich bin der Herr / vnnd bin erschienen Abraham / Isaac vnd Jacob in meinem Namen Schadai, Aber meinen grossen Namen IEHOVAH, hab ich jnen nicht kund gethan. 308 (Allda das Wort Iehoua heisset HERR, vnd das wort Schadai, einen vollmächtigen / vnnd eine vberflüßige genugsame vnnd völle alles guten.)

Vnnd im letsten Capitel des letsten Buchs Mosis wird gemelt / das nie kein Prophet dem Mose gegleichet hab / dann er hab Gott gekant von Angesicht zu Angesicht.

Also geschicht nun das Wort Gottes / vnnd was er zu den Propheten redet / durch mittel der Engel / oder durch die Intelljgentias / das ist / erkantnuß kräffte /oder inn Träumen vnnd Gesichten. Daher die Hebraischen Thealogi 309 so der Propheten Lehr von Mund zu Mund verstanden vnd empfangen / gar fleißig allerley geschlecht der Göttlichē Gesicht vnn Träum haben erkündiget. Welche S. Augustin kurtz inn fünff Species hat begriffen: Darunder er auch die Menschliche Träum rechenet / daruon wir hie nicht reden /vnnd darauff auch inn massen Ihesus Sirach leheet /nicht vil zusehen ist: sonder allein auf die / so von Gott gesandt werden. Wiewol beiderley geschlecht vnder dem Wort chalom / begriffen sind / welches so viel heißt als das Griechisch Ενύπνος, vnd LatinischSomnium: Vnnd die gesicht Mareoth, welche Synesius nennet /τὰ ὅυαρ θεάματα, so die Latiner Visiones genant haben. 310

Aber der vnterscheid zwischen den beiden / ist mercklich zu mercken. Dann erstlich seind sie vnterscheiden / so vil die Empfengnuß vnnd vrsachung derselbigen belanget. Dann der warhafft Göttlich Traum wird schaffend empfangen: aber das Gesicht begibt sich halb schlaffend vnd schlummerig / mit einer warhafften vnnd lebhafften Impression oder Eintruckung in die einbildende Seele oder Ammam Imaginatiuam: welche die sachen dermassen vorstellt vnnd representiert / als ob man sie vor Augen sehe /darmit die Leut zu vnderweisen: Vnnd seind gantz vnd gar vnterscheidlich von den Träumen der Men schen vnd des Viechs welche nichts haben / dann die Natürliche Impression in der Imagination / wie man sie wachend gesehen hat. 311

Die Mittel aber vnd weg betreffend / Göttliche Träum zuhaben / vnd zur würdigkeit der Prophecey zugelangen / bestehn hierinn / das man erstlich alle vermessenheit vnd eitel ehr ablege / vnd der vnehrlichē Gelüst vnd des Geitzes sich enthalte: Vnd darauff sich befleissige / Tugendhafft zu leben: vnnd vber alles hernach auff betrachtung / nachsinnung /erwegung vnd erkantnuß der werck Gottes vnnd seines Gesatzes sich begebe. 312

Weiter halten auch die alten Hebraischen Theologi darfür / das die traurigkeit vnd grosses alter / die wirckung der Prophecei vil hindere: Vnd sagen / daß der grösser theil der Prophetē seien jung gewesen. 313 Vnn der fürnemst Punct / der einen dahin födern kan /ist / das man mit rechter jnniglicher freud / vnnd mit freudigem mut vnnd von gantzem hertzen / Gott lobe /vnd jme Psalmen [28] singe / auch auff den Musicischen Instrumenten vnd Seytenspilen sich vbe: daher kompts / daß dz wort prophecisiren auch Gott loben heisset: Als im Buch Samuelis am zehenden vnnd dreizehenden Cap. 314

Cum Prophetisiret, id est, laudaret, Da er Weissaget / das ist / Gott preiset vnd lobet. (Vnd man sicht in den Psalmen des Königlichen Propheten Davids daß er allzeit seine Propheceiungen mit lob vnn erhebung Gottes Namens hat vermenget / vnd vndergesprenget / nemlich die verheissung des zukünfftigen mit leistung des gegenwertigen.)

Vnd man darff hie nicht die erkündigung der krafft vnd macht der Träumgesicht vnd Göttlicher Propheceien auß der Philosophen beschreibung schöpffen vnnd lehrnen: Dann sie haben also daroon geredt /daß es das gemein Volck hat begreiffen mögen / vnd halten darfür / diese so von Natur bester Temperirung seind / die sehen die warhafftigsten Träum. So man doch inn täglicher erfahrug spüret / daß die krancken /wann sie nun in tödtlichem hinziehen ligen / auch weissagen vnd Prophetisieren / vngeacht / daß sie bei blühender vermöglicher Jugend nie Prophetisiert gehabt. 315

Auch Aristoteles, als er im Buch von den Träumen nicht gewußt sich zuentschliessen / sagt zu letzt / daß kein Verisimilis causa oder Waränliche vrsach / Warzusagen / sei beyzubringen / es sei dann / das man es einer Göttlichen vnn heimlichen vrsach / die / wie er sagt / vnsern verstand vbertreffe / wolle zuschreiben.

Nun aber ist der obgesetzt Spruch auß den Bücheren Mosis wol zumercken / daß Gott (außgenommen den Mosen) durch kein ander mittel dē Menschen sich gemein macht / dann im Schlaff durch Träum vnd Gesicht / vnnd dasselb allein den Propheten. 316 Weil darmit der vnterscheid zwischen dē Gesichten vnn Träumen / vnn zwischen dē Göttlichē vnn Menschlichē Träumen / od' denen / die auß schwermütigkeit vnn kranckheit entstehn / fein angezeigt wirdt.

Noch hat es auch zwischen den Göttlichen Träumen vnd Gesichten viel Gradus vnd auffsteigung. 317 Der erst Grad der Prophecei ist die Offenbarūg im Traum / sich auff gutes zubegeben / vnnd das böse zu fliehen / oder böser Leut Händen zu entkommen. Vnd alsdann wirdt derselbig in seiner Seelen einen Lehrweiser oder Preceptor empfinden / der jhne klug / gescheid vnd fürsichtig / (wie die Hebreer sagen) wirdt machen. Vnnd von diesem meldet die Schufft / der Geist Gottes ruhe auff jhm / oder Gott wohne bei jhm. 318

Der ander Grad der Prophecei ist / wann einer wachend etwas vernimpt / daß in seine Seele tringet vnnd durchgehet / welchs jhn treibet etwas sonders /Gott vnd seinen Wercken zu lob vnnd ehr fürzunemmen / zudichten / zu reden oder zuschreiben. Gleich wie man sagt / daß in solcher durchleuchtung vnnd Göttlicher auffpringung der Königlich Prophet David seine Psalmen / vnd Salomon seine Sprüch so voll hoher Geist vnd Trostreicher materien / so mit verblümten reden vnnd Allegorien bedeckt / sollen gestellt haben.

Gleichwol ist weder Dauid noch Salomon zur hoheit des Jesaie / Hieremie / Nathans vnnd anderer dergleichen kommen / in massen die Hebraischen Schrifftgelehrten haben angezeigt. 319 Vnnd als offt man inn Heiliger Schrifft lißt / Gott hab zu Dauid oder zu Salomon geredt / vnnd jhnen etwas gesagt oder befolhen / so legen es die Hebreer allzeit darfur auß / Gott hab mit jhnen geredt durch mittel der Propheten / wie Gad vnn Nathan gewesen / die von Gott offenbarungen vnn gesicht hatten / die selbigen dem Dauid zuverkünden. Inmassen vō Salomon gelesen wird / zu welchem Hajah der Silonit ist gesendt worden.

Ja sie haben auch / das / da zum Salomon gesagt worden / er soll der weisest vnn klugest / so je gewesen / sein / sei kein gesicht / sondern ein Göttlicher Traum gewesen. Auch sagt die Heilig Schrifft / dz als er erwacht / hab er vernommen / dz es ein Traum seie. Deßgleichen da gemeldt wird / Gott sei zū andernmal dem Salomon erschienē / legen sie es auß / es sei kein Gesicht gewesen.

Der dritt grad ist / wann der Geist gereiniget / im Traum etwan ein Figur sicht: es seie nun ein Mensch od' Thier / oder etwas anderst: Vnd gleich darbei versteht / wz sie brdeute: In massen inn dem Zacharia offt zusehen. 320

[29] Der viert grad ist / wann man Reden vnd wort hört / vnd doch keine Figur sihet.

Der fünfft grad ist / wann man schlaffend ein Menschen sich der redet / vnnd welcher die Göttlichen sachen offenbaret.

Der Sechste grad ist / wann es scheint / als sehe einer ein Engel / der mit eim im schlaff redt.

Der Sibende / wann einen schlaffend beduncket /daß Gott rede: Als Jesaias / da er sagt / Ich hab Gott gesehen / vnnd er hat gesagt / etc. 321 Vnd inn den Propheten Ezechiel / Michea vnd andern dergleichen.

Der Achtet ist / wann die erscheinung der Prophecey mit dem Wort Gottes ankommen: Vnnd inn disen grad setzten die alten Hebreer die Erscheinungen vnd Offenbarung / so dem Abraham geschehen: ausserhalb dieser / so im Eichwald des Thals Mambre ist vorgangen / welchen sie inn den neundten grad setzten. 322

Der zehend ist / wann man wachend einen Engel augenscheinlich sihet vnnd reden höret / in massen bei des Abrahams opffer zugangen.

Der letzte vnnd allerhöchst grad ist / wann man wachend ohn einige andere Mittel Gott von angesicht zu angesicht anschawet / vnd mit jm sprach hällt /welchs eigentlich allein dem Mose gebüret / inmassen in H. Schrifft 323 gedacht wird.

Daß also / wann Jesaias sagt / er habe Gott gesehen / so verstehet sich dises Gesichtsweiß / vnd nicht in wachender gestalt. 324 Vnnd wann man im Ezechiel liset / daß er zwischen Himmel vnn Erden auff ein Feld sei yerzuckt vnd transportiert worden / das geschicht alles auff schlaffende weiß. Sintemal auch gedacht wird / Ezechiel hab die Maur des Tempels zu Hierusalem durch graben / vnd gleichwol war er zu Babel.

Gleich wie inn gleichem fall / da zu Hieremia gesagt ward / er solt einen Leininen Gürtel in den Euphraten / so ein Fluß zu Babel war / verbergen / vnn nach etlichen tagen werd er verfault sein: So doch Hieremias nie zu Babel ist gewesen. 325

Ebenmässige meinung gewinnt es auch mit dem Fell / welches Gedeon auff das Thenn leget: Ja es findet sich inn der Schrifft durchauß / daß die Prophetē /ort / zeit / personen vnnd andere besonderbare sachen anzeigen / vnn gleichwol warē es nichts anderst dann Gesicht oder Erscheinung. 326

Daher als vil Heiden vnd Vngläubige darauff nicht acht gaben / haben sie gemeint / daß alle Propheceien / Offenbarungen vnn wort Gottes wachender gestalt seien zugangen: vnd habē daher anlaß genommen /die Heilig Schrifft für nichts zuachten vnd zuschmähen. 327 Dann es begebē sich sonderbare Sachen Gesichtsweiß / die wachender weiß vnmöglich sein.

Auch sicht man in der H. Schrifft / daß wann die Propheten befragt worden / nicht eher antwort vnd bescheid gaben / dann des folgenden tags: Es war dann eine Erscheinung oder gesicht vorgangen: Wie sichs mit dem Propheten Aias geschicht / der gleich auff der stätt der Königin von Samarien des Jeroboams Gemahl jhrē Bescheid gabe. 328 Aber die Propheten Holda sagt zu den Gesandten des Königs Josias / sie solten vbernacht warten: Vnnd Baleham sagt zu des Bahals Gesandten / daß sie die Nacht vber verharten: Dieselb Nacht hett sie ein Träumgesicht / daß sie dauchte / jhr Esel redte: Welchs wachend nicht geschicht / wie jhrer vil vermeinen. 329

Auch der Teuffel selbst / so Gottes Werck nachzuäffen sich befleisset / ließ vorzeiten seine Apollische Priesterin in der Hülen entschlaffen. 330 Deßgleichen / welche etwas vō Oraculo oder Warsagergeist desMopsi wissen wolten / die entschlieffen nur im Tempel: Gleich wie Plutarchus im Tractat vom Abgang oder Warsagerei erzehlt / daß ein Landfürst inn Asien gewesen / welcher weil er sambt anderen Epicurern all Religion zuverspotten pfleget / schicket er auff ein zeit einen Diener in des warsagers Mopsi Tempel /mit einem wolverwarten brieff / darinnen dise frag begriffen gewesen / ob Mopsus ein weiß od' schwartz Kalb begere / das man jhm opfferen solle? 331 Der Diener als er wider heimkeren wolt / schlieff er des Nachts im Tempel da sagt er / hab jhn schlaffend gedaucht / wie er einen Menschen sehe / der zu jhm allein dise wort sagte / Schwartz / Schwartz: Vnd von der zeit an hab der Landfürst dem Mopso geglaubt /vnd jhm offt geopffert.

[30] Aber zur vnderscheidung der Göttlichen Prophecey / vnd der Verzauberung des Sathans / seind fürnemlich zwey stuck wol zumercken. 332

Das erst ist / daß die / so von den bösen Geistern ergeistert werden / alsdann am allerdöllesten vnd Vnsinnigsten: Aber die von Gott begeistet / als dann die Weisesten vnd besunnesten seind.

Darumb sagt die Schrifft vom König Saul / daß allweil der Geist des Herren auff jhm gerhuhet / er Tugendhafft / auffrecht / Weiß vnnd fürsichtig still vnnd rhüwig gewesen / vnd zwey Jar inn diesem Stand verharret seie. Aber wann der Böß Geist jhn besessen /von Sinnen kommen vnd gewissagt hab. (In massen die Schrifft solches deutlich vermeldet. 333) Auch wann er in die Versamlung der Propheten kommen /besaß ihn der Geist Gottes / vnd fieng an zuweissagen vnd Gott zuloben. 334 Daher sagten die allē Hebreer /daß allein die Weisen / Weissager oder Propheten weren.

Gantz das widerspiel sicht man an den Sybillen vnd Prophetinen des Apollons / welche alles was sie sagten / Tobend vnnd Wütend / vnnd vor Rasigkeit schaumend fürbrachten. Gleiches erfährt man auch an den Demonischen Propheten / welche / eher sie Vorsagen / inn die äusserst tobsucht pflegen zugerhaten:

Das ander stuck des vnterscheids zwischen der Göttlichen Propheceiung / vnnd der Verzauberung /ist dises / daß die Göttliche Weissagung allzeit warhafft besteht / aber die Vorsagung des bösen Geistes lugenhafft vnd falsch / oder dermassen sich geschaffen befindet / daß er mit einer warheit / pfleget hunhert lugen mit durchzubringen / vnnd wie man spricht / viel Sester fauler Bieren vndē im Sack / mit einem Totzend gesunder / die oben ligen / zuverkauffen.

Darumb sagt auch Gott in seim Gesatz. 335 Daran werdet jhr die Propheten erkennen / wann sie etwas sagen werden / vnd solches nicht geschicht: dann zu solchem hab ich nicht geredt.

Jedoch soll man nicht gleich hierauß einen jeden Prophetē für lugenhafft / falsch vnnd bößwichtisch vrtheiln / welcher ein solche gab der Propheceiung hat empfangen / die nur vnterweilen vnnd nicht allezeit sich erzeiget / auch darzwischen etwan einen Menschlichen Traum hat / der auß Göttlicher schickung nicht entstanden / vnd deßhalben auß vngrund desselbigen villeicht etwas zukönfftigs verspricht / daß aber folgends keins wegs geschicht: Inn solchem fall flickt sich wol Irrthumm vnd fähler mit ein / aber nicht dest weniger bleibt ein solcher ein auffrechter Gottsföchtiger Mann. 336

Aber Gott will durch vorangezogenē Spruch zuerkennen geben / daß man auff Menschēträum nit bawē solle. Dessen vns auch d' Ecclesiasticus verwarnet /vns zuhůten / dē Tröumen / wann sie vō Gott nit zugeschickt werden / vil glaubens zuzustellen. 337

Vnd daß dem also / so sicht mans genug an dem Propheten Samuel / der allein vnter allen Propheten zu seiner zeit / der Trew in des Herrn Werck / genandt ward / vnn vnter dessen worten allen / keins sey auff die Erd gefallen. 338 (Daß ist / daß er inn verrichtung dessen / was jhm Gott befohlen / sich ein Trewen Eckart erwiesen habe / vnd kein wort jhm vergeblich hingangen sey.)

Ja alle Theologi seind hierin der sachen eins / daß die Propheten nicht aneinander die gaab der Prophecey gehabt habē. 339 Sonder mancher sein lebtag nur mit eim Gesicht / oder mit zwen oder drey Göttlichen Träumen begabt gewesen. Aber zuzeiten trägt sichs zu / daß Gott solche gnad durch des Propheten gantzes leben vollstrecket / gleich wie dem Samuel / Helia Heliseo vnd Aiah dem Siloniten solche gnad widerfahren.

Zu zeiten begibt sichs auch / daß den Propheten eine Prophecei eingegebē wirt / die doch nicht geschicht. 340 Inn massen vom Propheten Michea zulesen / so der Statt Jerusalem getrowet / vnd vom Propheten Jona / so der Statt Babel getroet vnd gepropheceit gehabt / sie werd kurtz hernach / nemlich jnnerhalb viertzig tagen vntergehn: Welches doch hindersich gangen / nach dem Gott durch Rew vnd Buß des volcks ist begütigt worden.

Solches wirt nicht allein in dem Hieremia am sechs vnnd zwantzigsten capitel / vnd im Jona am dritten sondern auch in dem Ezechiele am sibēzehendē angedeutet.

[31] Aber gemeinlich hat die Propheceiung im alter abgenommen vnn auffgehört: Gleich wie im Hieremia im LI. Cap. zusehen allda gemeldt wirt / die Reden des Hieremie haben damals auffgehört: vnd nicht deßweniger wirdt die Histori forter vollführt. 341 Darauß die Hebraischen Außleger wargenommen / daß die Propheceiung als dann bey jhm im selbigen Alter auffgehört habe.

Vnd von dem alten Hohenpriester Heli wirt gedacht / daß er keinē sticken mehr gesehē habe: Welchs die Hebreer vō dem Prophetischē gesicht verstehn vnn außlegen. 342 Ja die folgend Geschicht erklärt es ferrner / das Samuel / wie Jung er auch gewesen / das Gesicht gehabt / dem Heli das Gericht Gottes vber sein Hauß zuverkünden: da Gott zuvor stäts mit Heli gepflegt zureden. Daher kompts / daß man in dem Propheten Joel liset / es werden in den letsten tagen die Jungen Gesicht / vnnd die alten Träum haben. 343 Nun sind aber die Träum viel geringer dann die Gesicht.

Zu zeiten erlaßt sich auch die Eingiessung vnd gnad der Propheceiung auff das Rationalisch od' Vernunfftkräfftig theil / vnd nit die Imaginatiuam oder das Einbildende theil: Welches auß vnkräfft vnd schwachheit der Imagination sich begeben mag. Oder die Infusion vnn Einfliessung laßt sich in die Imagination / vnd erstreckt sich nit zur Ration vnn Vernünfftlichkeit auß vrsach / daß die Ration zu vnkräfftig / vnnd der Mensch im Contempliren oder Betrachten zu hinlässig ist. 344

Zu zeiten ist die Einfliessung also gethan / daß die Person getrungen wirt / den aufferlegten befehl zuverrichten. Wie an dem Hieremia zusehen / der allein zu seiner zeit der Prophet war. 345 Gott befahl ihm in Träumen vnd Gesichten / seinem Volck kundt zuthun / daß die damals belägert Statt Hierusalem / solt gewunnen werden / der König vnn das volck durch des schwerts schärffe fallen / der Tempel verbrennen / vnn die Statt geschleifft werden. Er dorfft mit der Warheit nicht wol herauß: Aber er sagt / der Geist des Herren tringt vnn treibe jhn also sehr / daß er genötigt die Warsagung müßt außkůnden. 346 Darauff das Volck rufft / man solt jhn kurtzumm tödten: Vnnd zur Würcklichkeit / ward er inn ein grub voll Schleims vnd Wustes geworffen / vnd leid etlich tag grossen Hunger / biß jhne der König heimlich beschickt / dem sagt er die Warheit vnnd den grund von allen sachen.

Dann offtmals wirt einem ein Prophecey vnnd Traum nur deßhalben zugeschickt / einem andern eine Vermanung zu thun / oder einen zuwarnen / oder eim des Herren Straff oder verdamnuß anzusagen. 347 Gleich wie Helias dem König Achab gethan / der Nathan dem David / vnd Hajah dem Jeroboam. Vnd nicht destminder het David den Geist Gottes: Aber er het kein Prophetische Gesicht / wie die andern Propheten / oder zum wenigsten het er jhn nicht so fůrtrefflich. 348 (Daher lesen wir / daß Christus allein vō dem Abrahā sagte / er hab sich gefrewet seinē tag zusehen / Aber vō dem Kůnig David redt er niergens des gleichen: sondern von jhm ist viel mehr der Spruch Christi zuverstehn / da er zu seinen Jüngern sagt / vil König vnnd Propheten haben begert zusehen was jhr sehet / vnd habens nicht gesehen.)

Vnnd daß sich die sach mit dem König David erzehlter massen halte / so erscheints hierauß: das wann er ein Krieg oder etwas sonst wichtigs vorhatte / er stäts den Propheten Gad vmb Rhats fragte / was er sehe: Oder zu dem priester / so vmb jhn war / sagt /daß er den Ephod oder Priesterschmuck anziehe / den willen des Herren durch Vrim vnnd Thummim zuersehen. 349 Diese wort Vrim vnnd Thummim seind Hebraisch / welche die LXXII. Außleger vertolmetscht haben / Erklärung vnn Warheit. Aber der Chaldeisch Außleger hat sie vnübergesetzt gelassen. (Wie dann die Hebreer im brauch hatten / die Meisterische Secreta vnd Geheimnussen zuverbergen). Jedoch gründlich daruon zureden / so heißt das wort Vrim, ein Liecht oder fewrigen glantz / vnd Thummim, Vollkommenheit. 350

Das war ein Tafel / darinnen warn zwölff Edeler gestein / darein die Namen der zwölff Kinder Israel eingegraben stunden: Welche Tafel mit zwo Ketten auff des Hohenpriesters Brust hienge / Innmassen [32] in den Büchern Mosis zusehen. 351 Vnd im Buch Numeri wird gemelt / der hohe Priester Eleazar / des Arons Nachkommen soll fragen nach der form des Vrim /vnd nach seinem Wort vnnd bescheid soll man sich richten. 352 Wann das jenig / so man vor hat / wol von statten gehn solte / gaben die Stein auff die gethane frag / einen schönen anleuchtenden lebhafften Schein / darauff der von Gott erleuchtet Priester den zukönfftigen Außgang der Sachen vorsaget. In massen inn der heiligen Schrifft 353 vnd inn den Antiquiteten Josephi 354 zu sehen: Allda gemeldt wird / das dieses Liecht oder Glantz zwey hundert Jar vor seines Alters zeit / auffgehört habe: Nun ward aber Josephus dreißig jar nach vnserem ewigen Hohen Priester Ihesu Christo an die Welt geboren. 355

Die Griechen nanten diese Brusttafel / oder dißPectoral, Λογιὸν, das ist / das Oraculum: Welches sehr vbel durch das wort Rationale ist vertiert worden. 356 Dann die König erholten in allerhand wichtigen sachen sich Rhats bei Gott durch den hohen Priester. Vnnd wann derselbig mit Antwort nicht gefaßt war / so wars ein zeichen des Zorns Gottes. Daher Saul als er von Gott verlassen gewesen / kondt er /wie die Schrifft sagt / weder Antwort bekommen durch Propheceiung / noch Träum / noch durch Vrim vnnd Thummim. Da befahl erst Saul / daß man jme eine Zauberin / die einen bösen Geist hatte / zuwegen bringen solte / von jhr zuerkündgē / was die Schlacht / die er folgendes tags lifern solt / vnd darinn er auch gebliben / für ein Außgang gewinnen wůrde. 357

Vnd im gegentheil empfieng Dauid allezeit seine Antworten vnn Bescheid durch gesicht etwann eines Propheten / oder durch Träum / oder durch Vrim vnnd Thummim: auch verricht er allzeit dasselbig / was jhm befohlen worden / sehr fleißig. 358

So hingegen Saul deßhalben / weil er nicht gehorcht / von Gott vnn seim Volck verlassen / vnd von seinen Feinden erschlagen ward: Vnnd als er hierůber sich noch entschuldigen wöllen / daß er den König der Amalechiter vnnd alles Viech deßhalben nicht vmbgebracht gehabt / auff dz er Gott dem Herrē ein stattlich Opffer thun möchte / da bescheidet jhn Samuel / Vngehorsam gegen Gott / sey ärger dann Abgötterey vnd Zauberey: Vnnd gehorsam gelt mehr dann alle Opffer der gantzen Welt. 359

Auch lesen wir im Job / daß wann der Herr der Menschen sich erbarmet / so warnet er sie durch Träum / vnd ziehet sie bei den Ohren / vnnd berichtet sie was sie thun sollen / sie noch demütiger zumachen. 360 Vnd thut das zum dritten mahl: Aber sind sie zum dritten mahl nit gehorsam / so werden sie verlassen. Vnd wann der / welchem der Herr seinen guten Geist jhn zu leiten sendet / jhm nit gehorsammet / träumet jhm der Geist jhn zuverlassen: Bessert er sich / so wird er nit verlassen: Bessert er sich aber nicht / so ist er verlassen.

Sihe / da hat man die drey mittel / als nämlich das Gesicht / die Träum / vnn daß alt Pectoral oder die H. Brusttafel / durch welche Gott vor alten zeiten seinen Willen den Menschen pflegt zuoffenbaren. 361

Daher Baleham oder Bileam / als er auß des Königs Balaks anschickung / dem Volck Israel fluchen sollen / vnd aber auß Göttlicher Erscheinung vnd Bewegung es segnen mußte / da sagt er vnter anderem. O wie ein gesegnetes Volck / welchs vnter sich kein Zauberei noch warsagerey hat: sonder dem der Herr zukönfftige ding offenbaret vnd verkündet / wann es vonnöthen thut.

Vnd wiewol wir seit der Offenbarung des Göttlichen Gesatzes / vnnd nach so vilen Propheceiungen /Gesichten vnnd Gerichten Gottes / so in den Heiligen Historien vnd Geschrifften auffgezeichnet zufinden /so viel berichts von der Warheit vnn dem Willen Gottes empfangen / daß wir heut zumal der Propheten nit mehr bedörftig. 362 Jedoch ist es gewiß / daß Gott noch nit vnderlaßt / den Menschē Gesicht / Träum vnd seine gute Engel zu senden / durch welche er jhnen seinen Willen zuerkennen gibt sich vnd andere wol zuführen vnd zuregieren. 363

Vnd zwar lesen wir inn den Hebraischen Doctoribus, daß wiewol das Oraculum oder die Vorkündung durch Vrim vnn Thummim, nach d' wider heimkonfft[33] auß der Gefängnuß zu Babel / auffgehört habt / doch stäts eine Göttliche Stimm sey gehört worden: Welche Josua der Son Leut genant hat Bathkol, dz ist / Die Tochter der Stimm / von den Griechen vnd LatinernEicho oder Echo geheissen / vnnd einen Widerhall vnnd Erthönung bedeutend. 364

Damit man aber erkennen möge / welche Leut mit obgedachter gnad / ware Gesicht / Träum vnd Engel zuhaben / begabt seien: da soll man auff ihren wandel gut achtung geben / vnnd sonderlich erwegen / wer der Gott sey / den sie anruffen. 365

Dann es kan sich wol schicken / daß einer Gesicht vnnd Träum hab / vnnd zukönfftig ding vorsag / welches auch also geschicht / auch wunder thu / vnnd gleich wol darneben lehrt vnd predigt / man müsse andere Götter / weder den Schöpffer Himmels vnd der Erden anruffen: Jedoch soll man jhnen keinen Glauben zustellen.

Seitemal es der Zeichen eins ist / daß Gott außtrucklich inn seinem Gesatz außbestimpt vnd daruor gewarnet hat / sprechend / daß er solche Träumer /Wunderthäter vnd Propheten zur versuchung schickē werde / zu erfahren / ob wir jhn auch lieben vnd förchten. 366 (Gleich wie auch Christus im Newen Testament diß widerholt hat / da er gesagt / Vor dem Jüngsten tag werden falsche Propheten auff erstehn /vnnd grosse Zeichen vnd Wunder thun / also daß auch inn den Irrthumb verführt werden / (wo es möglich wer) die Außerwehlten.)

Auß welchen worten dann abzunemmen / daß Gott nicht allein ware Träum den Außerwehlten vnd auffrichtigen frommen Leuten zuschickt: Sondern auch den vnglaubigen vnnd Bößwichtern / sie destschärpffer vnn raucher mit schrecken zustůrtzen. 367 Wie wir dann von des Königs Pharons vnd Nabuchodonosors Träumen lesen / vnd fürnemlich den Fürsten zubegegenen pflegen / wann hochwichtige vnnd gemeinen Nutz betreffende sachen zuberahtschlagen oder zubedencken fůrfallen. 368

Aber gemeinlich haben vnauffrichtige böse Leut /schreckliche vnnd abschewliche Träume: inn massen Salomon im Buch der Weißheit anzeiget: Vnd dargegen die frommen / ob sie wol bißweilen durch Träum erschreckt werden / sind sie doch stäts getrost / vnnd können von wegen vnbetrüglicher Hoffnung zu Göttlicher hülff / sich bald widerumb erholen vnd auffrichten. 369

Also lesen wir / daß dem Keyser Vespasiano / ehe er Keyser ward / geträumt / er werde zu dem Keyserthumb gereichē / wann Nero einen Zan verlohren hab: Welchs den folgenden tag geschehen / daß dem Neroni ein Zan außgefallen. 370

Vnnd Antonius Caraala / gleichsfalls Römischer Keyser / hat ein Traum / als ob sein Vatter Seuerus ein bloß Schwerdt inn der Hand haltend / zu jhm sagte. Gleich wie du deinen Bruder hast vmbgebracht / also mustu auch durch dises Schwerdt vmbkommen.

Vnd Hippias der Tyrann zu Athen hat einen tag zuuor / ehe er entleibt ward / einen Traum / als werd er von der rechten Seiten des Jupiters zur Erden gestürtzet. Was soll ich der Exempel vil erzehlen? Artemidori Traumbuch ist derselbigen Historien voll. 371 (Deßgleichē auch dz Traumbuch des Hieronymi Cardani.)

Zum anhang ist auch diß zumercken / daß der mehrertheil Natürlicher Träume der Leut art / Humores, Naturneigung / oder Natürliche Kranckheiten pflegen zubedeuten. 372 Inn massen Galenus schreibet / daß die Erfahrung zu erkennen geben / wann einem Krancken / so in einem Karrē fähret / von fall eins Sternens / oder wie ein Karren brichet / Träumet / dasselbig jhme einen gewissen Todt vorbedeute.

Die Alten erkandten die Träum daran warhafft /wann sie einen gegen dem anbrechenden tag ankamen / vnnd der / so den Traum hatte / bei sich selbst nicht betrübt ware. 373

Die Heilig Geschrifft aber gibt ein andere Regel /man soll den Träumen nit glauben / sie seien dann von GOTT zugeschickt. Vnnd das Warzeichen solcher schickung ist diß / wann sie herkommen von einem frommen warhafften / oder einem verruchten Gottlosen Menschen / den Gott bald außrotten oder stürtzen will.

[34] Aber die Wolfärige glückscheinende Träume / die den Zauberern / oder den Gottlosen / oder denen die ein verrucht aschewlich leben führen / fürkommen /die kommen von den bösen Geistern: wie wir hernach melden wöllen.

Das V. Capitul
Das V. Capitul.
Von den Natürlichen Mitteln / verborgene oder hinderhaltene Sachen vnd händel zu wissen / vnd zuerfahren.

Naturliche vorwissung / mutmassung oder errahtung ist ein Anticipation od' vor vernemmung vnd vorsehung entweder zukünfftiger oder beschehener vnd vorgangener / oder gegenwertiger vnd gleichwol heimlicher verborgener sachen / durch Erkantnuß vnnd erfahrung zusamen verpflichter / verbundener oder an einander hangender natürlicher vrsachen / wie die von der Weltschöpffung her angesehen vnnd geordenet worden / erkündigt / wargenommen / vermutet /vnnd zu wegen gebracht. 374

Dise Beschreibung diser natürlichē Vormutung oder Voranung / haben wir deßhalben hieher gesetzt /darmit ein gewiß vrtheil zufellen / welche Diuination oder im schein der Heiligkeit fürgenommene Mutmassenliche Errahtung zuläßlich / vnn welche vnzuläßlich oder Teuffelisch sey: vnd auff das wir hierinn auß der Ban der droben vorhergelassener Beschreibung der Hexen nit außschreiten.

Nun stimmen alle Philosophi vnnd Theologi hierinn vberein / daß Gott die erste Ewige / vnd die Ewige erste vrsach aller ding sey / vnnd alle ding an jhm hafften vnd hangen. 375 Dann ob wol Plato drey Anfäng der Welt gesetzt / Nemlich Gott / die Materi /vnn die Form / Jedoch im Timæo oder im Buch von Natur der Welt / vnd im Theætete, oder im Tractat von der Scientz vnd Wissenheit / vnd in dem siben den Sendbrieff an den König Dionem / setzt er Gott vber alle Vrsachen / vnd ausserhalb der Folg vnd Ordnung der Vrsachen.

Gleicher weiß hat auch Aristoteles demonstriert /das nohtfolglich ein Gott aller ding erste vrsach sein müsse / an welcher darnach alle andere Vrsachen hangen. 376

Welches dient zur abweissung der Gottlosen Lehr der Manicheer / welche erhalten wöllen / daß zwen Anfäng vnd Angäng seien / einer gut / der ander böß: Einer ein Schöpffer der Elementarischē Welt / der ander ein Schöpffer der Himmlischen Welt vnd der guten Geister. 377

Wiewol der Salaminisch Bischoff Epiphanius schreibt / das der Marcion drey / vnnd Basilides vier Anfäng gesetzt haben: Welches abschewliche vnd verworffene meynungen sind. 378

Dann wie Proclus der Academisch Philosophus sagt / Polytheismus est merus Atheismus, das ist /Die Manigfaltigung der Götter ist ein lautere Gottlosigkeit / vnd wer Numerum pluralem oder Infinitum, die vilfaltige oder vnendtliche zahl der Götter setzet /der vnderstehet den waren Gott gar auffzuheben / das ist / Απείρυα τὸν αναιρεί, Multitudo Deum tollit, Wer viel Götter erdicht / der glaubet keinen Gott. 379

Aber die Philosophi stimmen mit den Theologen inn dem nicht vberein von ordnung der vrsachen / wie die causæ auff einander folgen. 380 Dann die Academischen vnn Peripaterischen Philosophi sagen / das Gott ein wirckende vrsach oder Causa Efficiens sey der ersten Intelligentz oder Erkantnuß / krafft / welche die Hebreer Metatron heissen. Vnd dise geschaffene erste vrsach sey ein vrsach der anderen / vnnd die anderen der dritten / vnd also folglich aller der anderen biß endlich auff die letsten vrsachen hin.

[35] Daher Keyser Julianus der Abtrünnig / weil er des Platonis vnnd seines Lehrweisers Jamblici Irrthumm gefolgt / in dem Buch / welches er wider die Christen geschriben / auch diser meynung ist gewesen 381. Vnnd hat darüber die Christen gelästert / weil sie hielten / Gott wer ohn mittel der Anfang vnd der Vrsprung der Sichtbaren vnd vnsichtbaren ding: Welchs doch gantz gemäß der Heiligen Histori geredt vnd geglaubt heißt: Sintemal ja steht. Am anfang schuff Gott Himmel vnnd Erden / vnnd darnach eine jede Creatur: Wie dann daselbst je eins geschöpffs nach dem andern nach der Erschaffung der Engel gedacht wird / auff das man nur keinerley dings Schöpffung den Engelen zugebe. 382

Vnd die aller gelehrtesten in den Geheimnussen des Gesatzes / sagen / das die Wort / Gott hat geschaffen Himmel vnd Erden / bedeuten die Materi vnn die Form: Damit man der jenigen meynung abweise / die da halten / Gott hab die Materi oder Schöpff mäßig wesen nit geschaffen / sondern allein die Form oder gestaltung. Dieweil die Matery zuuor vermischt vnd verwirt vorhanden sey gewesen. Welches ein schädlicher Irrthumb ist.

Es ist wol war / das etliche darfür gehalten / gleich wie Origines gethan / Gott hab allezeit durch Succession oder stehte Vnabläßliche fortsetzung vnzahlige Welte geschaffen / vnnd wann es jhm gefallen / dieselbigen widerumb abgeschafft vnnd zu grund gericht: Als nämlich die Elementarisch Welt von siben zu siben Tausendt Jaren: Vnnd die Himmlische Welt von neun vnd viertzig Tausent Jaren: Vnnd hab alsdann alle gute Geister mit vnd inn sich selbst vereinsampt vnd versetzt: vnd die Confuse vermengte Matery on form tausent Jar ruhen / vnd wie einen Acker gleichsam im braach still ligen lassen / vnnd darnach durch sein Macht alle ding zu jhrem ersten stand vnd schönem wesen widerumb ernewert. 383

Sie setzen auch die Rhu der Erden inn das sibend Jar / vnnd nach dem neun und viertzigsten das groß Jubileum. 384 Vnn diser vrsach halben / sagē sie / sey bei der Erschaffung der Welt keine meldung von Erschaffung der Engel geschehen: anzuzeigē daß sie nach Abgang vnn Zerstörung der vorgangenen Welt /vnsterblich gebliben seien: Welches dann der Printz von Miranda inn seinen Positionen oder Disputierpuncten vber das Cabala für gewiß gehalten vnd außgeben hat.

Hierinn sehet jhr nun / was die Hebraischen Doctores 385 in jhrer geheimesten Philosophi von dergleichen vngemeinen hohen Sachen für Meinungen haben / auch was der alt Kirchenlehrer Origines 386 mit jhnen gehalten. Welche Opinion vnd meynung / wiewol sie von etlichen Theologen vnd Heiliger Schrifftkündigen weder angenommen noch gerecht mässigt wird / auß vrsach / weil es gleichsam das ansehen hat / als wölle man Gott zu weit vnd tieff in seine vnerforschliche vnd vnbegreifliche geheimnussen einprechen gribelen vnn graben: Jedoch ist sie zu hinnemmung der jenigen Gottlosigkeit dienstlich / welche des Spiridionis vnd anderer Bischoff im Nicenischen Concilio spotteten / vnnd widerstrebend sagten / Es wer ein frembd ding zu hören / das Gott nach so viel hundert tausend järiger zeit / ja nach einer vnendtlichen Ewigkeit / erst seit drey oder vier tausent Jaren her sich soll besunnen haben / vnd zu Rhat worden sein / diese Welt zuschaffen / welche doch bald vndergehn soll. 387

Vnd also auff dise weiß het auch des Rabi Eliezers meinung ein ansehen / da er schreibt / Gott hab die Himmel gemacht auß dem Liecht seines kleids / als auß einer materi. 388 Welchs des Salomons Red im Buch der Weißheit beinach folget / allda Salomō die vermengte vnn verwirrte materi vor der Schaffung diser Welt vorher setzet: Vnd deßgleichen an dem ort / da er sagt / dz vnter der Sonnē nichts newes seie. 389

Auch ob schon vnendliche Welt durch stäte Nachschaffung sein solten / welches doch nit zuuormuten /so muß man doch bekennen / dz die erst materi von Gott geschaffen sey: Welchs man on Gottlosigkeit nit verleugnen kan: Sonst würde die Ewigkeit der Materi darauß folgen / vnn die Causa Efficiens oder würckliche vrsachung / gleich so zeitlich vnnd zeitig als der Effect oder das Werck gemacht werden / vnnd [36] also das machend vnnd das gemäch allerdings gleich sein /auch viel andere vnuermeidliche vngereimte stuck darauß entstehen / die ich an einem andern ort 390 hab angerührt: Welches nach des Aristotelis meinung vnmöglich / vnd natůrlich gegen vnd bei einander nit bestehen kan: Seiteinmal er bekent / daß allein ein eintzige Erste vrsach ist / inn massen er dasselb außgeführt hat.

Auch haben es die Hebreer / vnnd die Academischen vnnd Stoicischen Philosophi einmütiglich verworffen: Gleich wie auch Plutarchus 391 vnnd Galenus / 392 Ja selbst die Epicurer haben solches inn ein gespött gezogen.

Vnd hiemit wöllen wir also hierauff beharren vnd beruhen / daß Gott die Materi auß nichts geschaffen habe: Welches das Wort Bara bedeutet / so schaffen oder Schöpffen heisset. Dann sonst het die Schrifft gesagt Asah, das ist / Machen / facere. Als da gesagt wird: Gott hab den Menschen gemacht auß dem Leymen oder Grundschollen der Erden: Da er dann die materi genommen / die er allbereit schon zubereitet hat. Welchs auch ein anders noch grösser geheimnuß auff sich trägt / als nemlich / daß Gott auß der Seelen den Intellectum vnd verstand oder die Erkantnuß gemacht habe. In massen der zum Christlichen Glauben bekehrt Hochgelehrt Rabin Paulus Riccius / der Israeliter / vnnd des Keysers Maximiliani Physicus / im buch vō der Seelē der Welt / angezeigt hat. 393

Auch ist es wol zumercken / daß inn diesen Worten Dixit, & facta sunt, Er sprach / Vnnd es geschach / Er sagts / vnnd es war gemacht / das Wort nicht allein /Sagen vnnd Reden / bedeut / sondern auch auß seiner eigentlichen bedeutnuß / Wöllen / vnd die Hebreer legen es also auß. 394 Seinteinmal Gott sein Wort zu dem Geschöpff nicht würde gericht haben / welchs noch nit vorhandē war. 395 Aber nach der erstē Schaffung aller ding / hat Gott sein Engel außgetheilet oder außbescheiden / durch welcher mittel er seine Creaturen ernewert vnd vnterhällt.

Vnnd wann man sagt / Gott sei die Wirckende vrsach / oder Causa Efficiens, vnd die Forma oder Gestaltung / vnn darzu dee Materi der Welt / so muß mans nicht verstehen / als sey Gott die form vnnd gestalt des Himmels / oder einiger anderer Creaturen: Sondern daß er der sei / der allen dingen das wesen vnd was sie sein / gibt / vnd das ohne jhn nichts bestehn könnte. 396

Wann ich sage Engel / verstehe ich inn gemein allen gewalt vnd alle krafft / die Gott den Geschöpffen gibt: Eben auff die weiß / wie die guten vnd bösen Geister / auch die Menschen / vnd die Wind / vnnd das Fewr in der Schrifft 397 Engel heissen. 398

Vnd derhalben / wann man die Himmel vnd Himlische Liechter sich bewegen sicht / das geschicht durch dienst der Engel / inn dem Verstand nemlich / wie die Engel eigentlich genommen vnd verstanden werden: In massen alle Theologi vnd Philosophi dessen bekantlich sein. Vnd selbst Aristoteles sagt / daß wann es Fünfftzig Himmel hab / so habs auch so viel Engel / oder Erkantnußkräfften / das ist Intelligentien. 399 Nicht darumb daß Gott nicht eigens willens / ohn einige andere Mittel vnn zuthun / alle ding führen vnd regieren könte: Sondern dieweil es seiner Göttlichen Mayestat viel gezimlicher anstendig seiner Creaturen also zu gebrauchen. 400

Daher lißt man inn der Heiligen Schrifft / Gott sei oder stehe inn der Versamlung oder gemein der Engel: Auch erscheinen die bösen Geister inn solcher versammlung Gleich wie der Prophet Micheas zu den beiden Königen in Juda vnn Samarien sagt: Vnd auß dem Buch Job erscheint / Daß Gott in versamlūg d' Engel mit dē Sathan rede. 401 Welchs alle Hebreer vō dem dienst d' Creaturē / welcher Gott in allen sachen sich gebrauchet / verstehen. 402

Wir haben droben gedacht / wie Gott auff kein andere weiß mit dē Menschen rede / dann durch seine Engel. (Außgenommen Mosen vnd Christum) Also thut vnn wircket er auch nichts inn vnnd an wesentlichen Leibhafften dingen / als durch die Himmlischen Cörper: durch Vnfleischliche Cörper die Fleischlichen. 403 Vnnd als dann braucht er entweder seinen ordenlichen gewalt vnnd Ordinary macht / oder braucht ohn mittel seines vngewohnlichen gewalts vnd Extraordinary macht.

[37] Wie solches genug zuersehen im Gesicht des Propheten Zacharie vom Guldenen Leuchter mit siben Ampelen (Welches hernach in die Offenbarung Johannis ist versetzt worden) Allda es der Engel selbst an eben demselbigen ort außleget für siben Augen /durch welche Gott sihet / vnnd für Engel / welche Oel von den zweyen Oelbäumlein / so zu der Rechten Gottes stehn / eingiessen. Welches alle Hebraischen Interpretes für die siben Planetē außlegen / inn welche die Göttlich krafft eingegossen ist / dieselbigen inn der gantzen Welt außzutheilen. 404

Derwegen ist allzeit erlaubt gewesen / vnnd nochmals zugelassen / die krafft der Himmelischen Liechter zu erforschen: Wo man allein die Natürlichen vrsachen nicht vberschreitet. Vnd hieran ist neben andern auch die Ehr vnnd Herrlichkeit Gottes gelegen /wann man zu Gemüt führet vnd behertziget / wie wunderbare sachen er durch seine geschöpff verrichte / vnd ihne darumb preiset / liebet vnd förchtet. 405

Dieser vnärgerlicher meinung seind gewesen die fürneme Lehrer der Kirchen / Iohannes Damascenus vnnd Thomas von Aquin im Buch De Sortibus, vom lossen oder loß werffen / vnnd im buch von den Astronomischen vrtheiler: Vnd gleicher meinung ist auch der alt tieffgegründet Schullehrer Scotus. 406

Ist derhalben nichts zuachten / noch vielweniger folg zuthun dem Irrthumb Lactantij Firmiani, welcher sagt / die Astrologi oder Gestirnkündigung / Necromancy / oder Todten beschwerung vnnd Schwartzkünstlerey / deßgleichen die Haruspicina oder Opfferschawung / sampt aller Magy vnd Zauberey / seien von den bösen Geistern erfunden worden: Welches wol von erstgedachten allen war ist / ausserhalb der Astrology vnnd Erkantnuß der Himlischen Wirckungen / die von Gott / dem Schöpffer des Gestirns wirt gegebē. 407

Vnnd wiewol der beschreit Theologus Iohānes Calvinus, mit rechtem vorsatz (wie es sich ansehen lasset) als er gesehen / daß Philippus Melanthon die Astrology zu viel inn hoher achtung gehalten / die Gestirnerfahrung / so viel jhm möglich gewesen / hat zuerniderigen vnd zuverkleinern vnderstanden. 408 Jedoch hat er Warheit halben nicht fůr vber könt / vnn dannoch die verwunderlichen Wirckungen des Gestirns müssen bekennen: Allein daß er diß / welchs jhm jeder Gottsförchtiger zugibt / daran gehengt / daß Gott ob vnd vber alles sey / vnn dz dem jenigen welcher Gott trawet / nichts zu förchsten stehe. Vnnd diesem stimpt auch Ptolemeus der alt Geographus zu /sprechend / Cœlo sapientem imperare: Das ist:


Ein Weiser Verständiger Man

Dem Himmel auch gebieten kan.


Daher sagt Abraham AbenEsra, ein fůrnemer hoher Astrologus vnter den Juden / die Kinder Israel seien dem Gestirn nicht vnterworffen: auff die / so Gott vertrawen / deutend. 409 Aber der so Gott nicht förchtet /spricht Salomon / wirt vnter dem Rad durchgehn. Da es ohn zweiffelig ist / daß er den Himmel / vnnd die Himmlische wirckende kräfften vnd Influentzen durch das Rad versteht. 410

Auff gleichmeinende weiß / als Philo der Hocherleucht Hebreer / die Biblische Allegorias od' der heiligen Schrifft gleichnussen vnn Sinnverwendungen außleget / da gemeldt wirt / daß der Engel vor dem Paradeiß mit einem Fewrigen Schwerdt ein Rad mache: Da spricht er / daß es der Fewrig liechtflammend Himmel / mit Himlischen Liechtern vollziert /seie: Durch deren Krafft / Macht / vnd Einfluß Gott der Herr dise Materialische Welt vnterhalte: Welche wetliche Materi einē Viechischen / Gelustsůchtigen vnnd auff Irrdische Wollustbarkeit verbaißten vnd verreitzten Menschen auffhällt vnd hindert / sich zu beschawlicher betrachtung vnn betrachtender beschawlichkeit der Werck vnd Wunderthaten Gottes zuerheben vnn auffzuschwingen. 411 Sondern macht /daß solche an jhr beklebende Menschē / in jhrem Leib gleichsam wie inn eim Todtengrab / als ein Blinder Maulwerff verdolbē liegen vnn steckē bleibē.

Von welchen die Heilig Schrifft in den Psalmen redt / sprechend / Sicut Vulnerati dormientes in sepulchris, quorum non es memor amplius, & ipsi de manu tua repulsi sunt. 412 Das ist: Sie [38] seind wie die Verwunten / so inn den Gräbern rasten / deren du nicht mehr gedenckst / vnnd die von deiner Hand verstossen sein. 413 Welchs ort vilen / so auff die Hebraischen Allegorien oder Verstandwendungen nit acht geben / zuschaffen gemacht.

Aber der Chaldeisch Außleger oder Paraphrastes erklärts vnd gibts also. Sicut occisi gladio dormientes in sepulchris, quorum non recordaberis amplius, & ipsi quidem à facie Diuiuitatis tuæ separati sunt: Das ist: Sie schlaffen ein inn den Gräbern / wie die vom Schwerd erschlagene / welcher du nit mehr eingedenck sein wirst. Dann sie seind vō dem Angesicht deiner Gottheit abgesöndert.

Durch das Schwerd hie / versteht er den Himmel vnnd die Natürliche Influentz der jenigen / so dem gemeinen lauff der Natur vnn dem Viehischen lebē der Thier nachsetzen. 414

Daher wirt auch inn Genesi gesagt / Gott hab die Wasser / so unter dem Firmament waren / getheilt oder gesöndert: Welche Wasser die Himlischen Einflüß oder Influentzen / von der Vberhimmelischen Wassern seind. Welches die Engel / oder die Welt der Engel / oder Engelwelt / oder die Erkantnußkräfftig verstandartig welt / oder Mundus Intelligibilis eigentlich ist vnd heißt. 415

Wir haben aber noch eine eigentlichere Zeugnuß Gottes vō der macht / die er dem Gestirn zugetheilet vnn verliehē hat / als da er zu Job sagt. 416 Kanst du auch die zwitzerende Gluckhenne od' Gläntzige Pleiadas binden / oder jhre Hünlin zusamen bringen? Kanst du auch den vmbschweiff des hellen Sterns des Wagenmās vnn dē Schwantz der grossen Bärin oderArcturi von dē anderen absönderen? 417 Oder magstu den Zeug des Heerwagens zertrennen? Oder kanstu daß Rägenlich Sibengestirn im kopff des Stiers od' die Hyadas herfür lockē? Kanstu dē Morgen vnd Abendstern zu bestimpter zeit vber die Kinder der Erden außführen / daß du sie widerumm zu rechter zeit heim führest? 418 Der Herr hat den gantzen Himmel zū gemärck mit Sternē durchzeichnet / daß sie seine grosse macht in diser Elemētarischē Welt andeuten / vnn Abends vnn Morgens jede ordenliche gewisse zeit zuerkennen gebe.

Darnach sagt er weiter in gemein zu Job: Bistu des Himmelslauffs berichtet / od' weist seine Gesatz? 419 Bistu der / so dem Himmel seine krafft vnnd Macht vber die Erde gibt / vnd seine Ordenung auffrichtest?

Diß sind ja merckliche Zeugnussen / so die Macht anzeigen / welche Gott den Himlischen Cörpern vber die Elementarisch Welt hat verliehen.

Auch nach der Erschaffung der Himlischen Liechter / spricht Gott / daß sie zeichen vnd Gemärck der zeit / Jar vnnd Tag sein sollen. Welches nicht allein andeutet / daß man die tag darnach zehlen vnnd rechnen soll. Daann auff die weiß / würden vil Million Sternen für nichts nutzen noch dienen: Sondern ist noch etwas weiters krafft hinder diesen worten.

Vnd es bedarff hie nicht der Sorg / daß die vber grosse Macht vnnd krafft der Himlischen Cörper /Gott seine vnter meßliche Macht ringere vnnd schmälere: sondern sie wirt viel mehr dardurch zur vewunderung erhebt vnd groß gemacht. 420

Dann so wir Gott loben wan wir die Tugent vnnd krafft nur eins Gesteins / eines Krauts / eins Thiers beschawen vnnd erfahren: Wie viel mehr haben wir dann vrsach Gott zuloben / wann wir die verwunderliche grösse / die Stärcke / die Klarheit / die geschwindigkeit / vnd schreckliche bewegung der Himmelischen Cörper sehen: Derhalben der Psalm ist / als er den Herrn vmb die ding / so hie vnden sind / geprisen / vnnd demnach auch an die krafft vnn Macht des Gestirns kommet / da wirt er vor verwunderūg gleichsam ausser sich verzuckt / vnn rufft


Suspiciens oculis tua celsa palatia cœlos,

Artifices digiti quos peperêre tui,

Lucentemque globum Lunæ, Titaniaque astra,

Quæ doctæ Domini constituêre manus:

Ecquid homo est, dico attonitus, quĕ mĕte reuisas

Sollicita, cuius te meminisse juuet? 421


Wann deiner Finger schönes Werck /

Die Himmel anschaw Ich /

Den Mon vnd Stern / vnd daran merck

Sie gehn ordenlich /

So sag ich als dann gleich bey mir

Gleichsam verwunderlich /

Wie hoch ist doch geacht bey dir

Der Mensch so sonderlich?


[39] Vnd die Warheit zusagen / der Himmel ist ein schönes herrliches Theatrum oder Schawplan der Herrlichkeit / des lobs vnnd Rhums Gottes: vnnd je meher man diser Himmlischen Liechter Wirckung vnnd Kräfft betrachtet vnd erkendt / je mehr wirt man gleichsam verzuckt / vnnd mit Göttlichem Eiffer /Gott zuloben besessen. 422

Die aller gröbsten Leut verwundern sich / wann sie sehen / daß das Meer anlaufft vnnd volle Flut gewinnet / wann der Mon voll oder New ist / vnd an andern enden die Flut nider vnnd kürtzer ist: Auch wann einen jeden tag die Flut vmb ein stund sich saumet: Vnd eben inn einer Landschafft / in einem Climate, oder inn einer gleichen Himmelsneigung / inn vngleichen Porten oder Mörhäfen die zeit des Ab vnnd Anfluts vngleich ist. 423

Die fischer sehen vnd mercken / daß zu abnemmenden Mon allerhand Schneckenhäußlein / Fischmuscheln vnnd schalen lär seind / Ja allerley / Thier /Kräuter / Pflantzen / Erdgewächs / vnd alle Element /empfinden als dann ein Wunderbare änderūg des Geblüts / der Feuchtigkeit / der Humoren / des Marcks vnd anders. 424

Vnd warlich ein Zimmerman würde langsam einen Bauw zum Gebäw inn vollem / sondern viel mehr inn abnemmenden Liechtfällen / sonst were daß Holtz zuverbawen vnnütz: Vnnd zu eben der zeit muß man auch impffen / vnd die Pflantzwurtzelen decken / vnd die kern vnd Hülsenfrücht wannen: Sampt noch viel andern vnzahligen stucken / welche die Alten haben wargenommen / vnd die man bey dem Plinio sehen mag. 425

Die Medici seind dessen erkantlich vnnd bekantlich / daß die Critici oder Iudiciarij dies, Das ist / die Decretorische oder Vrtheilfällige Tag inn den Fiebern vnd Kanckheiten alle von dem Mon geregiert werdē: Vnd selbst der Hochberümbtest Artzneylehrer Galenus hat vil Bücher darvon geschriben: Darinnen er vnter anderem einer sache sich verwundert / die man täglich im Horoscopo oder Ascendente vnd Stundensteiger der Krancken sihet vnn erfähret / daß die gegensatzung oder Opposition des Mons vnnd der Sonnen / den Krancken merckliche änderung gebieret: Deßglichen wann der Mon die Opposition des orts erreicht / da die Kranckheit angefangen. 426

Man erfährt auch in der Pestilentz / vnd anderen gemeinen Kranckheiten / daß zu jeder Opposition gleichsam inn einem Augenplick eine vnzahl Kranckē plötzliches Tods darauff gehn. 427 Aber Galenus vrtheylt nach der Erfahrung / die er auß den Obseruationen oder Abmerckungen der alten gelehrnet gehabt. Dann er auch die Rechtbewegung des Mons nicht gewußt: in massen auß seinen Büchern 428 erscheinet.

Aber er würde sich noch mehr wundershalben entsetzt haben / wann er die Wirckungen der anderen Planeten / vnnd jhre Zusamenfugē oder Coniunctiones, auch jhre Anscheinunge oder Aspect vnter sich vnd gegen dē Fixis oder beständigen Sternen verstanden het: Sonderlich was dieselbigen vber die Cörper /vnd vber die gelegenheit vnnd anstellung des Menschens vermögen.

Seitenmal die alten auß viljäriger erfahrung für gewisse Regelen ermerckt haben / daß wann Saturnus vnd Mercurius in einem Brutalischen oder Thierischen zeichen einander entgegen stehen / der jenig /so alsdann geboren wirdt / ein Stammler oder Stumm werde. 429 Deßgleichen daß wann der Mon im Auffgang ist / d' Mensch gesund sey: Vnnd zu Finsternuß zeiten / wann ein Kind geboren wird / solches nicht könn das Leben haben.

Kurtz darvon zureden / weil die Araber die krafft vnn wie vil die Himlischen Influentzen vber die Cörper vermöchten / hatten erfahren / darumb wolten sie /daß kein Artzet angenommen würden / er het dann eine Erfahrnuß der Astrology oder des Gestirns: vnd welche solcher beyder stuck kündig waren / die nant man Iathromathematicos auff Griechisch das ist /Beydes inn der Artznei vnnd Gestirnlehrnuß Gelehrte: (Gleich wie man heut auff einen anderen weg inn beyder Medicin / das ist / inn Alter vnd Newer / inn Galenischer vnn Paracelsischer / inn Griechischer vnd Arabischer / inn Medicamentischer vnd Chyrurgischer Artzenei Doctores promouiret:

[40] Vnd daher kompts auch / meins erachtens daß man die Medicos inn Stätten / da sie ehrlich bestallt werden / Bestelte Physicos heisset: als die beides der Physic / vnnd sonderlich auch der Metaphysic / deren die Astronomy nicht das geringst theyl ist / sollen erfahren vnd gelehrt sein.) 430

Ja (wie man Sprüchwortsweiß sagt) das Recept kurtz zubegreiffen / man sichts vnnd greiffts / das die Himmlischen Influentzen die Natürlichen Humores vnd Dispositiones, der Cörper arten / führen vnnd regieren. 431 Das aber diese Kunst etwas ist verächtlich durchgangen / vnnd ein bösen Namen vnnd Glauben gewonnen / das hat der jenigen vnverstand verursacht / die dem gemeynen Pöffel zu gefallen solche geschmähet oder zu vngeschickt daruon geschriben haben / in massen Philippus Melanthon daruon geurtheilet hat.

Aber diß ist beuorab vnleidlich / das die Astrologi sich in die jhnen nicht zuständige sachen wöllen mengen / jhr vrtheil von den Seelen / von Geistern / von Lastern / von Tugenden / von Würdigkeiten / von Straffen / ja von der Religion auch zufellen / Inn massen jhrer viel gethan / vnd hierinn den falschen Müntzern / oder Alchimisten gefolget / welche wol die fünfft Essentz auß den Kräutern vnd Metallen ziehen /auch Oel / vnnd wunderbare heilsame gebrante Wasser daraußbrennen / pressen vnnd kochen / auch von Tugenden der Metallen vnd jhren änderungen / alterirungen / verformirungen vnnd tranßmutierungen viel schönes reden köndten: Aber wann sie entweder auß fürwitz oder Geitz zu Buben gerhaten wöllen / so kochen sie letstlich auß jhrem Sud vnd Brut / lose nichtige Landbetrügliche falsche Müntzen. 432

Also thun auch viel vnzeitige Astrologi / die nach dem sie durch die Horoscopos vnnd Geburtsfigurierung die Natürlichen Humores vnd Dispositiones, die Arten vnnd Anschickung der Leiblichen sachen erklärt / so schreiten sie noch weiter / nemlich zu sachen / die vberal den Leib nicht berhüren / Nemlich zu Heurahten / zu Würdigkeiten / Reysen / Reichthumb vnd andern dergleichen dingen: Darüber das Gestirn weder stärcke / krafft noch Macht hat. 433 Vnnd wann sie schon etwas gewalts haben solten / so ist es Gottloßigkeit vnnd vnglauben / solchem nach zuforschen / Ja nicht allein vnglauben / sonder auch die äusserst Narrheit.

Dann so der Gestirnprophet falsch weissaget / daß der Mensch soll verbrennt oder gehenckt werden /wird der Mensch ohn vrsach vnd gelegenheit zuuor ehe er also stirbe / wol tausent Tödt außstehen. 434 Ist dann die Vorsagung war / so toppelt sich sein vbel /vnnd hat nimmermehr kein rhu. Wann der vermeint Gestirnweise Weissager einen fälschlich vertröstet / er werd ansehlich vnd Reich werden / so gibt er vrsach damit / das er sein Gut verschwendet / vnnd inn getröstung scheinender Hoffnung ein heilloser müssiggehender Schlingel wird. Ist dann die Vorsagung war /so machet der Auffzug der Hoffnung dem Menschē ein langweiliges verschmachtends leben / wie der Weiß Mann saget. 435 Geschicht es dann vnnd bescheint gegenwertig / so ist der lust / so man daran haben solt / allbereit auß vnd verlorē. Wiewol Gott gemeinglich zulaßt / das denen so solchē sachen sorgfeltig nachten vnnd zu viel anhencken / jhr eingebildt groß Glück fehlet / vnnd daß besorgte vbel begegenet.

Noch ist der jenigen Gottlosigkeit / denen auch die Religion zu solchen mißbräuchigen Himmlischen Influentzen herhalten vnnd Abergläubig hat dienen müssen / vnd die Glaubenssachen darnach circkeln vnd gauckeln wöllen / viel minder der entschuldigung fähig: Gleich wie Iulius Maternus Firmicus gethan /der im Buch vom Herrn der Genitur / geschriben hat: Wann einer den Saturnum im Löwen hab / so lebe er lang / vnnd nach seim tödtlichen Abschied von hinnen / ersteige er gewißlich die Himmlische Freud / vnnd fahre also / wie man spricht gleich eins mals auß der Butter Kuchen in die schmaltzig Jarkuchen (Ja jhrer etliche stellen auch dem Ewigen Messia / vnd Schöpffer des Gestirns / so vbernatürlich vom heiligen Geist empfangen vnnd von einer vnversehrten Jungfrawen geboren worden / seine Natiuitet / dz er auß Anleitunge des Gestirns [41] so ein grosser Prophet / wie er sich dann erwisen / hat müssen werden / vnnd alles der gestalt / wie von jhme geschrieben stehet / außstehn vnnd leiden: vnnd Luther hat jhnen notwendiglich auß Gestirnigem zwang ein Ertzketzer werden müssen /dieweil der ein Planet jhm ein Königreich / doch ohn ein Scepter / angedeutet vnd zugewisen habe / etc. 436

Ja der Arabisch Astrologus Albumazar schreibt inn den Astrologischen Floribus, das der / so ein Gebett zu Gott thut / wann der Mon mit einem andern Planeten / welchen ich nicht nennen will / vereiniget ist /vnd beide im Haupt des Trachens zusamen treffen /gewißlich dasselb / darumm er bittet / erlange. 437

Welch der Paduanisch Ertz Zaubermeister vnnd Medicus / Petrus von Appono, wie er inn seinemAstrolabio plano von sich selbst vnrühmlich rhümet /versuchet vnd Practiciert hat: Damit er nur andere Leut durch sein ärgerlich Exempel inn gleichen vnglauben verleitete.

So doch bei disem Stuck nicht weniger Gottsehr raud als vnverstand sich erzeiget. 438 Seit einmal des Trachen Haupt vnd Schwantz nichts anderst seind /dann zwen Puncten einer eingebildten vnterschidung oder imaginierten Intersection / auß zwen eingebildten Circulen anhangig / vnd die weder Sternen noch Planeten haben / vnnd allen Augenblick veränderlich seind.

Wiewol eben dieser Albumazar noch mit viel einem abscheuchlichern stuck inn diesem kommet / da er die Endung oder abgang der Religionen durch die Himmlischen Influentzen hat außgezirckelt / verzilt /verzwickt vnnd verzweckt: Also daß er ärgernuß vngeschewet / schreiben darff / die Christliche Religion werde im 1460. Jar auffhören vnnd zu end lauffen: Vnnd gleichwol ist es heut mehr dann hundert Jar /das die zeit für vber vnnd verschinen ist. 439 (Er wölle dann eine Sect vnter den Christen dardurch verstehen / welche er villeicht für die best Religion hat gehalten.)

Inn gleichmässigem fall hat auch Arnoldus Hispanus geweissagt / der Antichrist werd Anno M.CCC.XLV. kommen. (Villeicht hat er dardurch die Antipapas oder Aberbäpst verstanden / welche zur selbigen zeit auffstunden / da auff 70. Jar lang allzeit zwen Päpst waren / zwen Patronen inn eim Schiff /zwen Köpff inn einer Kappen / einer inn Italien zu Rom / der ander inn Franckreich zu Auenion: Daher darnach der brauch kommen das die Romanisten den Bäpsten zwen Schlüssel inn jhr Wappen gemalt haben / wie dem Keysers Adler zwen Köpff.

Vnd der Cardinal von Ales, welcher sein Buch mit dergleichen Lugē durchspickt hat / als er von dem Abnemmen der drey Religionen redt / supponiert / vnd laßt gleichsam für ein waren grund seiner vngereimbten meynung vorher gehn / das siben Tausent / Siben hundert / vnd fünfftzig acht Jar von Erschaffung der Welt sein solten. 440 Darinnen er / nach bewärter vnd angenommener Außrechnung der Christen vnd Juden /vmb fünffzehen hundert Jar fehl hat geschossen.

Gleich wie er auch inn dem Horoscopo oder Geburtsstellung der Welt sehr vngeschicklich setzt / die Sonn sey alsdann im Wider gewesen / so sie doch in der Wag war: In massen solchs der klarheiter Text der Bibel 441 außweiset. Allda mercklich erscheint / das der erst tag der Welt derselbig gewesen sey / welchen wir den zehenden tag des Sibenden Monats nennen /welches ja das Zeichen der Wag ist.

Noch hat des Churfürsten Pfaltzgraffen Ott Heinrichs Mathematicus / Cyprianus Leouitius zu vnserer lebzeit sich noch weiter hinauß gewaget. Dann er schreibt / das end der Religion vnsers Herren Ihesu Christi vnnd das End der Welt / werd Anno M.D.LXXXIII. sein. Auch bestättigt er dasselb so vermessenlich / daß er sagt: Procul dubiò alterum Aduentum Filij Hominis in sede Maiestatis su ępręnūciat. 442 Dz ist on zweiffel verkündtes die Zukunfft des Menschē Sohns inn seiner Maiestat: von wegen der grossen Coniunction inn der Wasserigen Triplicitet / Jesu Christi.

Welchs eine merckliche vngeschicklichkeit [42] inn der Astrology / vnd grosse Gottlosigkeit in Religionssachen ist. Seitenmal nie kein Planet sein eigen jm bestimpt Zeichen / Stand oder Hauß ab grund richtet oder stürtzet vnd vmbkehret: Vnd Jupiter ist inn den Fischen vereiniget / nemlich inn der zusamenfůgung /die er so höchlich förcht: Welches das Zeichen des Jupiters ist / mit dem Saturno / so sein freund ist / verfůgt.

Dieweil er dann so getrost angeregt Vorsagung für gewiß hat gedörfft außgeben / als ob man auch daran nicht zweiffelen solte / so ist es ein grosse thorheit an jhm daß er auff Treissig Jar nach der Welt VntergangEphemerides oder Tagzeiten gerechnet / vorgeschriben vnnd gleichsam zum Tagwerck vorgeschnitten hat. 443 (Oder man möcht jhm / dem Leouitio also helffen / daß er auff die alte Sag / welche noch vmbgeht / gegangen / da man spricht: Das Jar Achtzig acht / Ist daß Jar welches ich betracht / Geht alsdann die Welt nit vnter / So geschicht doch grosses wunder.)

Auch ist des zu vnserer zeit Ferrberümbten Philosophi vnnd Medici Hieronymi Cardanj vrtheil nit weniger / dann des vorigen Leouitij / ärgerlich vnnd vngeschickt / da er des Herrn Ihesu Christi Geburtstafel außgerechnet gehabt / vnnd um Italien / Teutschland vnnd Franckreich trucken lassen. 444 Fůrgebend / das der Saturnus inn dem Neunten Himmelsgehäuß die Verlassung seiner Religion / vnnd des Martis zuthun zu der Luna inn das Sibend Gehäuß / die weiß des Todts angezeigt habe. Welches warlich sehr lächerlich abgeht / demnach doch Mars inn seinem eigenen Zeichen / so fewrig ist / bestunde.

Aber noch viel ein grösse Gottlosigleit ist / die Religion dem Gestirn gentzlich wöllen vnterwerffen /vnnd gleichsam für Dienstbar vntergeben / Gleich wie auch der Aben Esra gethan / so prognosticiert / das ein grosser Hertzog oder Hauptmann / welcher die Juden frey machen / vnnd deßhalben Messias heissen wurde / im Jar M.CCCC.LXIIII. solt geboren werden / daruon man doch auff den heutigen Tag kein Zeitung nicht weiß / (eben so wenig als von des Rabelais seim König Picrochol: er hab dann villeicht Hertzog Karl von Burgund / oder König Karl den achten inn Franckreich gemeint / welche vmb dieselbige zeit mächtig waren.) 445

Derhalben solche Gottlose vnd Vngeschickte meynungen vnnd vorsagungen hindan gesetzt / laßt vns nun folgends allein bei den Natürlichen Vorsagungen bleiben / wie dieselbigen auß den Himmlischen Influentzen vber die Cörper / vnd vber die Humores vnnd Complexiones mögen geschöpffet werden.

Wol war ist es / die Geistreichigkeit / Sinnung /Arten vnnd Sitten der Menschen schicken sich gemeynlich nach den Humoribus vnnd Temperaturen: Wie Galenus schreibt im Buch / welchs er daruon geschriben / vnnd es betitult hat / Das die Sitten nach den Humoren oder Natürlicher feuchte sich pflegen anzuschicken. Aber diß folget nicht stäts nohtwendiglich vnd ist keine Necessitet vnn Notzwangnuß / sondern nur eine Inclination vnnd artneigung.

Vnd deßhalben / wann wir inn der heiligen Sprache (mit deren Adam / inn massen in Genesi steht / alle ding nach jrer natürlichen Eigenschafft genant hat) die Namen der Planeten lesen / daß sie den SaturnumSchabthai / dz ist / Ruhig vnn Still nennet / von der Natürlichen Neigung wegen der jenigen / die den Saturnū zum Herren der Geburt vnd des Horoscopi haben / vnd gemeinlich Melancholisch / Nachdenckig Still vnn Contemplatiuisch seind: Deßgleichen / daß sie den Jupiter Zedek, das ist / Gerecht / nennen: dieweil die jenigen / so den Jupiter zum Horoscopischen Geburtshaupt haben / scheinen zur Politischē Gerechtigkeit sehr geneigt sein. 446 Item den Martē Madim, welchs Starck bedeut / heissen / von deßwegen / weils diese / so den Martem zum Herren des Horoscopi haben / etlicher massen zu Martialischē / vnnd zur Arbeit erhärteten Leuten neiget vnd machet: Vnd also / wann auch andere Planeten von jhrer Naturneigung genant worden / da soll man es also verstehen / das es keine Nottringlichkeit / sondern allein eine [43] Inclination vnnd etwas Artung auff sich trägt.

Gleiches vrtheile wir auch von den grossen Coniunctionen der Hohen Planeten / inn den vnterschidenen Tripliciteten: Nach welchen / wann es sich begeben / die alte grosse Enderungen inn Stättlichen vnnd Fůrstlichen Regimenten haben wargenommen. 447 Vnnd gleichwol hab ich anderstwol erwisen / daß solches auch kein Necessitet mitpringe.

Seit einmal vns doch vnmöglich gewesen / nur allein von drey Tausent Jaren her / allweil wir die Astronomischen Obseruationes oder Beimerckunge habē (Dann die aller ältest reichet von dem Sennacherib / dem König inn Assyrien her) eine solche Erfahrnuß / darauff ein gewiß vrtheil zubawen / zuwegen zubringen. 448

Auch sehen wir / daß Ptolemeus vnd Firmicus den Mitnächtigen Völckern die Triplicitet des Fewrs zumessen: Vnd Albumazar im solches dem Orient zuschreibt / vnnd die Triplicitet des Wassers dem Mittag: Welchem Paulus Alexandrinus 449 vnnd Henricus von Mecheln haben gefolgt.[ 450] Vnd nicht des weniger geben viel andere / als Alabice oder Alcabicius Caphar, Abenacra, Messahala, vnd Zael der Israelit / die Triplicitet der Erdē den Mittagigen Völckern zu.

Nun ist aber vnmöglich / ein rechtes vnfählbars vrtheil von zukönfftiger änderung der Regiment zufassen / man sey dann inn diesem Fundament gewiß gegrünt: In massen diß inn den Büchern von der Republica oder vom Politischen Wolstand weitläuffig von mir ist beigebracht: Deßhalben ich es hiemit kürtzer abbreche.

Derwegen soll man sich nicht vngefähr zutragender Vorsagungen / so in der Erfahrung nicht bestendig /gebrauchen / noch etwas darauß schliessen oder determinieren. 451 Sondern / was man auch für Experientias / Erkündigung vnd Erfahrungen möchte haben /dieselbigen all der Oberherrschafft vnnd Regierung Gottes jederzeit vntergeben vnnd heimstellen. Angesehen / das er der Allmächtige ist / der des Mons vnnd der Sonnen lauff kan stellen vnnd auffhalten: Gleich wie er auff des Josue Bitt gethan. Deßgleichē die Sonn hindersich gehen machen: gleich wie er gethan /da er dem König Ezechia das leben vmb fünfftzehen Jar erstreckt hat.

Vnnd es ist ohn zweiffel / das der Mensch / so sich auff Gott vertrawend lasset / viel stärcker vnnd mächtiger sey /dann alle Himmlische Influentzen. 452 Daher sagt ein Alter Platonischer Philosophus / daß der jenig / so dem lauff der Natur folget / sich der Fatalischen Vorsehung / vnd dem Natürlichen lauff /welcher allen Elementarischen sachen bestimmet vnnd angesetzt ist / vnterwürfflich vnd diensteigen mache. Hingegen daß der / so von einem guten Geist getriben wird / allen Vorbestimmungen vnnd Vorsehungen frey vnverbunden vorgange.

Aber zu gleicher weiß / wie die Erkantnuß der Naturen des Gestirns vnnd der Himmelischen Liechter /Gottes Macht vnnd grösse entdecket vnnd erhebet. 453 Also hingegen seind die Arabischen Electiones jhren verkleinerlich / vnd derwegen verdammlich vnnd vnzuläßlich. Vnnd von diesen verstehet sich die Erkantnuß des Concilij zu Toledo im ersten Decret am achten Capitul / vnd des Concilij zu Carthago im 4. am 89. Cap.

Andere Natürliche Diuinationes oder Vorsagungen vnd Vormutungen / ligen etwas klärer am tag / als die da durch zugebung der zeit / für ein Ordenliche Experientz oder Erfahrnuß sich anspinnen vnn auffkommen. 454 In massen die gantze Wissenschafft vnnd betrachtung der Metheoren, oder der im lufft entstandener sachen / auß dergleichen Vorwissenden sachen bestehet.

Als da sein die Impressiones des Fewrs inn höchster Religion vnd gegene / oder die Generierung vnnd erzeugung der vnvollkommen Cörper inn der mittelen Gegend des Luffts: Als wann der Mon Rotfärbig sicht / bedeuts Wind / sicht er bleich / bedeuts Regen /sicht er hell vnd klar bedeuts schöne zeit. 455

Dann die Rauchige Exhalation oder Außathmung /welche die Wind verursachet / [44] ist gleich wie der Rauch / der die Fewr flam Rot machet: Wie auch die schwartzkol / so sie mit Fewr begriffen wirt / Fewrrot wirt / gleich wie Theophrastus sagt: Auß vrsach / weil die schwärtze vnd klarheit vnter einander vermenget seind: Forter die Feuchte Dämpffe vnd Vapores verursachen den Regen / vnd benemmen dem Mon seinen klaren glantz: Ist aber der Lufft sauber vnn mit Dämpffen nicht vernibelt noch verdunckelt / so sicht man des Mons klarheit ohn alle verhindernuß hell vnd schön.

Aber solche Natürliche Vorsagungen seind darumb nicht vngewiß / weil die Erfahrnussen mit dē Vrsachen zutreffen: Welches dann nicht schwer ist. 456 Gleich wie es den anderen Wegschwerer sein muß /wann man die Vrsach will erkündigen / warumb der Regen meher zu einer dann zur anderen zeit entstehe. Als dann wirt ein Astrologus sagen / daß die Alten durch vilfaltige Warnemmung befunden vnn angezeigt / daß wann der Mon mit den Hyaden, mit denPleiaden (daß ist / dem Stierkopfigen Sibengestirn vnnd der Gluckerin) oder mit des Krepsses Sternen sich einiget / als dann Dampff / vnnd also folglich Regen müssen erregt werden.

Jedoch seind etliche Zeichen gewisser weder die anderen / als nemlich dieses / welches alle Alten erfahren / vnd man vor augen sihet / daß so der Vierte vnnd Sechste Mon klar vnnd hell ist / solches ein gewisse Vordeutung der gantzen Monzeit seie: Es hindere es dann eine merckliche Coniunction oder Zusamenfügung. 457 Vnd gleichwol hat man noch nie dessen vrsach können ergrunden: Welches Virgilius wol gemerckt / da er sagt.


Sin ortu in quarto (namque is certißimus author)

Pura non obscuris in Cœlum Cornibus ibit,

Totus & ille dies, & qui nascetur ab illo,

Exactum ad Mensem pluuÿs, Ventisque carebunt.


Das ist:


Dann diß ist allzeit gewiß vnd war /

Wann der Mon mit sein Hörnern klar

Im Vierdten Auffgang hell steigt auff /

So ist derselb gantz Tag darauff

Vnd alle die Tag / so darnach gehn /

Durchn selben Monat hell vnd schön /

Daß kein Regen noch Wind entstehn.


Des Arati Solensis Buch von der Astrothesy oder Gestirnordnung / ist voll solcher sachen: vnnd vnötig hie von ort zu end dieselbigen einzubringen.

Belangend dann der Artzet Natürliche Vorkündigungen oder Prædictiones, laß ich dieselbigen gleichsfalls hie außstehen: Demnach doch ein jeder dieselbigen täglich vor augen vnnd Ohren gehn hat. Auch haben Galenus vnd Hippocrates in allen jhren Bůchern daruon gehandelt / vnn sonderlich im Buchde Arte parua. 458 Als da er meldt: Wann einer schwäche vnnd zitteren in den stärcksten Aderen fůhlet / daß man des Zipperleins gewißlich gewärtig sein solle. Vnnd wann die Rot Rur mit Melancholey vnn Schwermůtigkeit anfanget / daß sie gewißlich den Menschen vmb das leben bringe.

Noch ist ferner vorhanden die Phytoscopia: welches eine Vorsagung von verborgenen sachen auß Erdgewächsen Kräuteren vnn pflantzē herfliessend ist: Alls wann man ein Haselgerten inn mitten entzwey spaltet / vnnd dieselbig in den Händen für sich hällt / so biegt sie sich auff die Seiten vnnd das ort /da Metallische Aderen seind. 459 Vnd diß bedarff nicht vil Disputierens / es ist vō Bergwerckern genugsam erfahren vnd experimentiert worden: Auch schůttet man deßhalben gern die Ertzgrub Erde oder Metallischen grund zu den Haselstauden / auff daß sie dest schöner vnd höher auffwachsen. Wiewol nun die vrsachen diser Phytoscopischer vnnd auß Erfahrung erkanter Vordeutungen / noch verborgen vnd vnbekandt seind / Jedoch seind sie Naturgemäß. Vnd die Nachforschūg vnnd Erkůndigung derselbigen / offenbart die wunderbare Vnbegreifflichkeit vnd geheimnußreiche grösse vnd Herrlichkeit der Werck Gottes.

Zu gleicher weiß aber / wie die Natůrlichen Mittel /so vns Gott zu erfahrung der heimlichen vnd zukönfftigen sachen geben hat / gut vnnd löblich sind / Also seind auch alle dise Natürliche Mittel rhůmlich die er vns geben vnnd vnterwiesen hat / vns zu vnterhalten /zunehren / zukleiden / bey Gesundtheit / Kräfften /Stärck vnnd Wackerkeit zufristen / vnn die Kranckheiten [45] zuheilen: Jedoch also / daß man die krafft der Nahrung / der Artzneien / vnnd andere heimliche Macht / so inn den Elementen / Kräutern / Gesteinen /Metallen vnn Thieren verborgen ligen / nit anderst erkenn noch auffnem / dann daß sie gäntzlich von Gott herkommen vnd fliessen. 460 Als der seine Göttliche Macht vnn benedeiung entzeucht / wann es jhm gefällig / vnnd die krafft des Brots schwächet (wie im Gesatz Gottes gedacht wirt) so offt er einē Hnnger ins Lād schicket.

Auß der vrsach / thut der jenig / so alle Macht vnd krafft der Natürlichen ding in jhnen selbst suchet /vnd jhr krafft der gestalt verstehet vnd auffnimpt / als entstand sie allerdings auß jhnen / Gott groß vnrecht: Seiteinmal jhme allein hierinn preiß / ehr vnd lob gebůret. 461

Daher man sich bei dem Galeno / daß als er zu end des zwentzigstē Buchs / welchs er vom brauch der Glieder vnnd theil des Menschlichen Leibs geschriben / die Wunderbare Geheimnussen / so darbey zufindē /offenbart vnd außgelegt hat / so beschließt er die sach also. Es bedunckt mich dannoch / spricht er / daß wir ein schönes herrlich Ehrengesang zu Lob Gottes Rhum vnd preiß hiemit gesungen haben.

Vnd noch vil herrlicher redt der Heid Seneca hiervon / da er die straffet / welche sprachen / Die Natur thut diß / die Naturschafft jens: Tu naturæ Deo Nomen mutas, das ist / Du verwandelst / spricht er /die Natur in Gott / vnnd vermengst der Natur Namen mit Gott: vnn änderst dem Gott der Natur seinen Namen. 462 Wie vil besser stünd es / wann du darfür sagtest / Gott thut diß / Gott schafft jens.

In der gantzen H. Schrifft / find man diß wort /Natur / niergends nicht / sondern allzeit steht darfür Gott wirckt vnn that diß / Gott schafft daß es geschah / Gott verschafft jens / daß es ward vollbracht. etc. Die Hebreer brauchen allhie Verba transitiua, Hiphil das lautet bey vns von wort zu wort / Schaffts zuschaffen / Thuts zuthun / dz ist / Schaffts vnn thuts /daß mans thu. Die Griechen vnn Latiner die haben es durch Verba Actiua außgelegt. 463

Welcher wörter Mißbrauch vil irrthumb veursacht hat / daß man Göttlicher Maiestat vil vnzimliche sachen hat geschriben. Als da gemeldt wirt: Gott hab die Räder von des Pharaons Wägen geschlagen: Gott hab alles Erstgeborne in Egypten vmbgebracht. Allda es doch gantz gewiß ist / daß Gott nichts als durch seine Engel gethan hab. 464 Auß betrachtung / weil er ja seinem Volck befohlen / die Thürpfostē mit dem Blut des geschlachtē Osterlämmleins zuzeichenen: Auff daß / spricht er / so ich das Blut sehe / euch ohn schadē für vbergang / vnn nicht zugebe / daß der Schlagend Engel / oder der Verderber in ewere Häuser eingange.

Diß ist der brauch der H. Schrifft / daß sie Gott die Werck seiner Geschöpff zuleget: dieselbigen seien nun böß oder gut: Als da Jesaias spricht. 465 Nullum est malum in Ciuitate, quod non fieri fecerit Dominus Das ist. Es ist kein vbels / vnglůck noch plag inn der Statt / welches der Herr zugeschehen nit geschafft habe. Vnd im Hieremia. Omne malū hoc venire feci super locum istum, Diß vbel vnd Vnglück hab ich alles vber diß Lād geschicket: Wiewol jhme die bösen Geister vnd die Gottlosesten Verruchtestē Buben hie zu gedient hatten. 466 In massen im Propheten Malachia gedacht wirt: Ich will den Verschlinder schelten /daß er ewere Frücht nicht verderbe / noch ewere Reben vnfrucht bar mache: Auff daß jhr zu niemands ewere zuflucht nemmet dann zu Gott / vnd niemand förchtet dann Gott /vnnd niemand lob vnd danck darumb saget dann Gott.

Vnd daß die H. Schrifft nimmermehr das Wort /Natur / gebrauch / ist nit darumb geschehen / daß die Hebreer den vnderscheid zwischen dē Wercken Gottes vnn der Natur nicht gewußt hettē. Dann Salomon hat es offt angezeiget / da er inn seinen Sprüchen vnnd Gleichnussen saget: Das Kind ist klug / welches den Gebotten seines Vatters gehorsam ist / vnd daß Gesatz seiner Mutter nicht vergisset. 467 Da verstehet er die Gebott Gottes / vnnd das Gesatz der Natur.

Dann alle die abschewlichen Abgötterey / seind niendert anderßwo herkommen / dann daß man Gott verlassen vnd vbergeben / vnd die Ehr / vnnd Gnad der empfangenen [46] Gutthaten / der Sonnen vnnd den Himlischen Liechtern / vnnd folgends den Geistern /ja zu letst wol noch geringeren Geschöpffen zugeben hat.

Gleich wie die Egyptier / welche die Ochssen anbetteten: Auß erwegung / daß der grösten nutzbarkeit eine dem Menschlichen geschlecht von der Ochssen dienst entstůnde. Vnnd die Amorreer im Philisterland betteten die Wider vnn Hämmel an / welche sieEstherot oder Astherot nanten / vnn gleich wol sie darzu ässen. 468 Darumb hat sich Cicero gejrt / da er schreibt Nulla gens est tā stupida, quę id, quo vescatur, Deum esse putet, Das ist. 469 Es ist kein Volck so doll vnd thöricht / da es diß / welchs es ist / für seinen Gott solte halten.

Hiemit so sey dann gnug dargethan / daß diese Natürlichen Mittel / zu einer sachen zugelangen / zuläßlich vnd von Gott verordnet seyen / da man jhm allein lob vnd Ehr / vnnd nicht den Creaturen gibt vnnd sagt: Es geschehe nun gleich vmb erkündigung zu könfftiger verborgener sachen / oder vmb außrichtung vnnd vollbringung anderer händel. Als daß man durch merckung sonderbarer gewisser Stein / Stauden /Pflantzen vnn Kräuter / die Ertzgruben vnd gute Metallzechen erforschet / vnd anderst Natürlicher weiß erkündiget / darbey man keine Teuffelische Mittel braucht vnn übet.

Aber da kan ich stillschweigend nicht für vber /daß Joannes Picus / Printz von der Miranda / in seinen Magischen Positionen setzt / Die Natürliche Magia seie anderst nichts / dann die Practic der Physic: Welchs ein rechtes Gifftluder ist / darmit der Sathan feine geschickte Ingenia / vnnd manchen guten Geist verreitzet vnnd einnimmet / daß sie meinen /man mög durch krafft Natürlicher sachen / die Geistliche kräfften an vnd zu sich ziehen / vnd bringen / ja gleichsam nötigen vnd tringen. 470

Vnd gleichwol will er in der vier vnd zwantzigsten Position behaupten / daß inn der Magy nichts grösser krafft hab / dann die Figuren vnd Characteren. Vnd in der ein vnd zwentzigsten Position lehrt er / die Barbarischen vnn nichts bedeutende Wörter habē mehr krafft / dann die etwas bedeutē. 471 Wir habē droben die Eitelkeit / od vil mehr die Gottlosigkeit diser ding dargethan.

Aber noch mehr zuentdecken die Heimlichkeit solches betrugs / welche gemelter Author / oder der jenig / so seinen Namen fürwendet / vnter gedachtē Magischen Positionen / wie einen Angel verstecket / so sehē wir in dem Acht vnn zwantzigsten Gesatzen Puncten vber die Hymnos des Orphei, dise Wort.Frustra Naturā adit, qui Pana non attraxerit: Der besucht vergebenlich die Natur / Der nicht den Pan zeucht an sich zuvor: Oder es deutlicher zugeben. Man brauchet natürliche Sachen vmbsonst / wann man nicht den Pan zum besten hat / das ist / wann man nicht zuvor hat den Sathan angeruffen.

Dann alle Alten haben durch das Wort Pan diß verstanden / was die Hebreer Sathan nennen: Vnd durch die Panischen schrecken / haben sie stäts angedeutet das verfähren vnnd Scheugetůmmel des Teuffels / vnd diß / was die Besessenen erfaren vnnd leiden / wann sie die bösen Geister fliehen / welche sie zuplagen anfallen. 472 Vnd Plutarchus im Buch de Oraculorū defectu nennet den Fůrsten der Demonum oder bösen Geister / den grossen Pan / vber dessen Todt / (wie droben gedacht) die andern Geister ein jämerlich geheul vnn seufftzen Tiberij des Keysers zeiten geführt haben. 473 Welche Histori auch von dem Eusebio in den Bůchern vō der Euangelischen Vorbereitung bezeugt wird.

Vnd auff gleiche meinung versteht ebengedachtter Printz von Miranda in der Elfften Position / da er von der Leucothea oder Weißgöttin redt / dieselbige von dem Mon oder der Lunam: Welche die Hebreer Lebenah, das ist / Albam, die weisse heissen. 474 Vnd in der Neunten Position / da er meldt / daß inn der Magia keine Würckung sine Vesta sei / dast ist ohn immerwesende Eschen / verstehet er dardurch die Fewropffer.

Auch macht er dabei auß der Cabala eine schädliche Magi / die gäntzlich das Fundament des Gesatzes Gottes zerstört vnnd vernichtiget. Welchs ein jeder /der es nur genau besicht / wird mögē erkennen. Dann die Cabala ist nichts anders dann [47] die ware gerechte Außlegung des Gesatzes Gottes / so vnter den Buchstaben verborgen liget / oder der Buchstaben andeutet vnn bescheinet. 475 Vnnd nicht desto weniger ist sein vorhaben / Wunderzeichē durch krafft der Buchstaben vnn Charactern zuwürckē.

Dise betriegereien hab ich entdecken wöllen / auff daß die / so den Zaubereimeister Agrippam, vnd die so gleicher meinūg sind / lesen / nicht betrogen werden / vnd vielleicht Stein / Kräuter / vnnd ander Natůrliche sachen zu erlangung vnnd anziehung Göttlicher krafft vnn Influentz gebrauchē.

Daher auch Hippocrates im Buch de Morbo sacro, die Zauberer / so sich zu seiner zeit den Mon an sich zupringen außthaten / hefftig schilt vnnd straffet. Dann sagt er / diß wer eben so viel / als müßten die Götter solchen bescheissenden Kinden als dienstpflichtige jhres mutwillens geleben / vnnd jhnen als Leibeigen dienen: vnnd den Menschen Himmel vnd Erden vnterwerffen: wider die Anfäng vnn Gründ oder alle Principia der Natur: Vnd wider den klaren Text der H. Schrifft im Buch Job / da Gott von Ordnungen vnnd Gesatzen / die er dem Himmel vber die Erden gesetzt vnd gegeben / anregung thut.

Auch erweisen den betrug genugsam die selsamgerenckte Charatzerische Buchstaben / die Teuffelische Figuren / vnd Barbarische Wörter / die bißweilen gar vnverständilich seind / vnnd vberal nichts weder von dē Elementen / noch der Matery / noch den Natürlichen Formen / noch den Natürlichen Qualiteten / einhalten vnnd begreiffen.

Derwegen ist gar nicht auffrichtig gehandelt / daß man vnter Vermäntelung vnd fürwendung der Natur will die Zaubereien / die lose nichtswürdige Eitelkeiten / Abgötterei vnd Heidnische Aberglauben der Götzendiener / der Vnglaubigen vnnd Zauberer hindurch schleiffen vnd nicht inn ansehen bringen. 476 Gleich wie Zauberer vor langen zeiten gethan / welche den Leuten einzubilden sich beflissen / als ob die Zaubereien nichts anderst weren / dann ein krafft der Kräuter / der Thier / der Gestein / der Mineralien / der Metall vnn der Himlischen Cörper: Innmassen Exemplich an den Arabern / die den Leuten kurtzumb solches einreden / allein auff diß end hin / daß sie jhre Künstlichkeit vortheten / vnd den Zauberern eine Außflucht schafften. Ja die sach näher zu bestimmen /so seind diser meinung gewesen Auicenna, Algazel, Alpharabius, vnnd zu vnserer zeit der WeitbeschreytCornelius Agrippa. Vnnd ist dise meinung nicht so gar Vnachtlich gewesen / sondern lange zeit hievor seinen ansehenlichen Lauff vnd guten glauben gehabt. Inn massen inn dem Plinio erscheinlich / da er schreibet / das Kraut Ethiopis oder Morenkraut trockene die Pfitzen / Weir vnnd Bäch auß / vnnd offene alle beschlossenheit vnd verrigelte vnd versigelte Thürn /Fenster vnnd Läden. 477 Deßgleichen das Kraut Achimenis, wann mans inn der Feind Hörläger oder Schlacht werffe / mache es dermassen Zaghafft vnn Abmännisch / daß sie einsmals flüchtigen Fuß fůrnemmen. Item das Kraut Lataca, welchs die Persischen König jhren Gesandten mitgaben / vervrsachet aller dings ein vberfluß. Das ist also zuverstehen /daß die Brieffliche Patenten des Persischen Königs /alle Völcker erschreckt haben. 478

Gleichmässiges Vrtheil wöllen wir auch von dem fellen / daß Plinius von der Verbena oder dem Eisenkraut / sonst von Griechen Heylig kraut genant /schreibet / daß die Magi oder Zaubereikünstler außgeben / es heile alle Fieber / vnn allerlei kranckheiten /vnn schaff einem bei menniglich gonst (Vileicht weils Eisenkraut heisset / welchs als steiff vnnd hart wie Eisen machen soll: Oder weil es wie Dioscorides schreibet / die Gäst soll frölich machen / wann das gemach / darinn sie sitzen / damit besprenget.) Aber Plinius vnd alle Medici spotten dessen. 479 Weil sie durch lange erfahrung erkündiget / daß diß Kraut solcher krafftstuck nichts vermöge: Gleich so wenig als das Kraut Cynocephalica, oder Hundskopff (von andern Totter od' Flachskraut oder Orant genannt) welches alle andere inn Würckung vbertreffen soll / diß vermag / daß es einen hüpscher machet / oder gut für Zauberey vnnd Gespenst sei / wann mans bey sich trägt. (Wiewol Andreas Mathiolus im Kräuterbuch schreibet / daß er [48] inn eins Herren Schloß ein Kettenhund gesehen / welcher / wann er frembd Leut sahe /stäts pflag zubellen / aber auff ein zeit um acht tagen nicht gebollen habe / vnnd als man vermeint gehabt /den Hund durch vntrewe Leut / welche villeicht im selben schloß etwas args zubegehen im sinn hetten /verzaubert sein / het man den Orant oder das Sterckekraut inn den Hundsstall gelegt / da het der Hund alsbald widerumb angefangen zubellen. Von disem Orant oder Orchant / scheint hab d' Dichter des Amadys seine beste Fabelspickerin die Vrganda erdichtet.) Deßgleichen so wenig / als des Poetē Homeri Wend vnmutisch Nepenthe, oder / wie etliche wöllen /Ochssenzungenkraut / vnnd das Gifftschew Kraut Moly (sonst für Rauten von etlichen angeben) die jhnen zugemessene Wunder wůrcken: Deßhalben Plinius dieses Moly würckung billich spottet. Nicht darumb das nit viel schöne Geheimnuß der Natur /gleichsam wie Schätz hin vnd her verborgen stecken /welche täglich herfür gesuchet werden: fürnemlich durchs Fewr inn der Abstraction der fünfftē Essentz: Sondern das Plinius sich gleichsam selber inn die Zung beisset / vnnd zu verstehen gibt / was man auff seine erst nungedachte wunder halten soll / nemlich für eitele Tandtmährlein / die auß keiner erfahrung beizubringen stehn. Gleichmässiges Vrtheil kan man auch von dem fellen / so Plinius auß Democrito erzehlet / 480 das es gewisse Vögel hab / auß welcher Blut / wann man es vermischet ein Trach entstande / vnd wer denselbigē esse / der verstehe alle Vogelgesang /Oder wie er auff sein sprach redt / alle Vögel zungen jhre Colloquia, Tischreden. Reichsabschied vnd sonst burschantisch gespräch. Er hat vergessen auch zusagen von Ochssen vnd Eselssprachen.

Eben dasselb können wir auch sagen / von dem Demant / welcher wider das beschwören soll dienen. 481 Deßgleichen von den Roten Corallen / so wider das verzaubern vnnd versegenen sollen helffen / (welcher Wohn daher entstanden / weil die Poeten gedicht / die Corallen seien auß dem abtropffendē Blut von derMedusæ Zauberkopff erstlich entsprungen) Item von dem Jaspis oder Türckis / wider das Nächtlich erschemen der bösen Geister vnnd Teuffelsgeplerr. 482 Item von dem Agtstein oder Amber / dem kein Gespenst soll näheren dörffen / (welcher Wohn daher kommen /weil die Poeten fürgaben / die Agtstein oder Glasstein weren die Trähern der Sonnē Töchter / die sie vmb jhren vom Himmel gestürtzten Bruder Phaeton geweint haben / vnd daher der Sonnen sollen geheiliget sein.) 483

In gleichem werdt wöllen wir auch das jhenig beruhen lassen / welchs Dioscorides im 15. Cap. des 5. Buchs schreibet / das der Stein Memphitica puluerisiert mit Wein vnnd Wasser getruncken / den Menschen gar stupidum, tölpisch vnnd Närrisch mache.

Wir haben droben angeregt / das die Göttliche Vorsagungen oder Propheceien weder von Natur / noch auß Menschlichem Willen herkommen / sondern durch lautere Einblasung / Eingebung vnd Inspiration oder Eingeystung Gottes ohn mittel / vnd ohn hülff vnnd zuthun der Engel. Auch daß die Natürlichen Vorsagungen sich begebē durch Erkantnuß der Vrsachen / so dem Effect oder der würckung vorgehen. 484 Vnd die Natürlichen Mittel / zu etwas zugelangen /schicken sich durch ordentliche weg der Vrsachen zu jhrem Effect.

Die Menschliche Vorsagung aber / wiewol sie etlicher massen an der Natur der Sachen hangen: gleichwol mag man sie Menschlich nennen / darumb / die weil sie nicht stäts so gewiß sein / wie die Natur /noch auch stäts vngewiß / es geschehe nun gleich auß vnwissenheit der Vrsachen / oder auß Schwäche Menschliches Verstands vnd Geystes. 485

Vnd solche Menschliche Vorwissenheiten vnd Vorlosungen macht jm ein jeder inn seinem Stand durch Erfahrnuß selber. Als ein Politischer Regimentskůndiger Mann / so er sicht / wie bei eim Regiment oder herschenden stand die Vbelthaten vngestrafft / vnnd die Tugenden vnbelohnet durchgehen / so macht er jhm seine Rechnung darauß / solches vnregiment werde nicht lang bestand haben. Aber dieweil [49] diß nicht an Natürlichen sachen hanget / vnd dise Prediction oder Vorsagung eim solchen Weltläuffigen Menschen nit besonderlich von Gott geoffenbart ist / kan man sie Menschlich nennen / die zuläßlich ist. Jedoch muß man sie nicht fůr gewiß vnn vnzweiffenlich dargeben. 486 Dann diß hieß Gott in seinen Rhat eingriff thun: Welcher offt eine Statt vnnd Gemeyn wider allen Menschlichen verstand vnd Gewalt / von wegen etlicher frommer Leut Gebett vnd Vorbitt erhaltet. Wie dann diß auß dem erscheinlich / da Gott dem Abraham zusaget / wann nur zehen Personē sein würden / welche mit der Sodomitischē Schande nicht befleckt seien / so wölle er des Lands schonen vnd es nicht verderben. Aber wann du sichst / das Gott allgemächlich einen Tugendthafften / Auffrechten vnd wolverständigen Mann nach dem andern hinnimmet / so magstu frey künlich sagen / Gewißlich wirt bald ein vngestům Wetter diß Land oder die Statt vberfallen /vnnd jhre Herrschafften endweder vmbkehren oder verkeren. 487 (Dann sagt nicht Salomon? Gott schicke in seinem zorn dem Land Narren oder Kinder zu Regenten vnd Vorstehern?)

Wie nun die Politischen jhre Vorsagungen haben /also auch die Schiffleute die jhren / wann sie zukůnfftig änderung des Wetters vorgewissen vnd erschmecken / vnn als rechte Wetterschmecker auß gemeyner vnd gewonlicher Erfahrung von zustehenden Vngewitteen / Winden vnnd Regenzeitung sagen: wiewol sie manchsmal des Himmels lauffs keine erkantnuß haben. 488

Gleichsfalls thun auch die Hirten / die sagen offt die Pestilentzisch sucht / oder das Sterben der Schaafe vor / wann sie der Hasen Leber verfaulet sein / mercken. 489

Auch wissen die Bauren einem vorzusagen / ob ein fruchtbar jar vor der Thüren sey. 490 Wann sie allein die Senffkörner ansehen / oder mercken wie die grosse beerlein vnnd Johansträublein gantz dick getrungen wachssen: Vnnd andere dergleichen zu dem Feldbaw dienende sachen wissen sie mehr / vnnd dasselb allein auß erfahrung / ohn einige Erkantnuß Natürlicher vrsachē / vnn ohn Göttliche Offenbarung.

Vnd zwar solche Vorsagungen sind nicht vnzuläßlich noch vnzimmlich / es were dann / daß sie einer fůr gantz vnfehlbar wolte verkauffen / vnd einen gleichsam darauff versicheren. 491 Inn massen wir inn gleichem Fall von der Metoposcopy / oder Stirnbeschawung sagen mögen / wann man allein auß anschawung des Gesichts oder Andlitzes von den jnnerlichen gelegenheiten des Menschens vrtheilet. Vnter welchen gleichwol etliche Vermutungen jhre Natürlichkeit mitbringen. 492 Als die plötzliche Röte zeyget Scham an / die plötzlich erpleichung forcht / vnnd was deßgleichen / so sein Natürliche vrsachen hat /mehr ist.

Aber mehrertheils seind darunder / die mehr Menschlich dann Natürlich sind als leuchtende Kautzen augen bedeuten gemeynlich grewlichkeit: Wie solche der Dictator Sylla, vnnd Cato der Censor gehabt. Oder wann die Augen mit Blutstropffen gleichsam gesprenckelt scheinen / zeigen sie gleichsfals ein Blutgirigkeit oder vnbarmhertzige art an. Also sagt man von den Flachnasen oder Flätternasen / daß sie gern zörnen vnd vngedultig seind. Vnnd hingegen seind die hohe Nasen viel klüger vnd gedultiger. (Wiewol ein Sprüchwort bei vns darvon vmbgeht /die hohen Nasen zeigen ein hoch gemüt an / vnnd die eingetruckten Schaafnasen ein Niderträchtigkeit.)

Vnter den zunamen / die jhm Gott selber geben hat / als er mit Mose geredt / 493 da nennet er sich vnter den andern Elffen Eigenschafften Aerech appaijm das ist / Hoch Naß: Inn massen solches der Complutensisch Truck auß Hispanien vnd der Antorfisch von Wort zu Wort außgelegt. Auch geschichts an vielen orten der Bibel / da er sich den Gott mit der hohen oder grossen Nasen nennet: Welches alle Hebraischen Außleger für großmütig / gedultig / Patient vnd Langmütig außlegen. Vnnd im Widerspil das kazer appaijm welchs kurtz oder klein Naß heisset / für zornweg / gächzornig / der kurtz im stegreiff reutet / vnn leichtlich den Esel ansticht.

Auß welchem vns vnter andern lehren auch diß bedeutet wird / dz die Natürliche [50] Metoscopische Andlitzmerckung vnnd Physionomeibetrachtung nicht vnzimmlich vnnd verbotten sey: Ja mit der that solches zubewären / so sicht man / das im gantzen Orient / allda dise Kunst nie gar verloschē / die Leut auff solche Visierbeschawung vnn Mutmaßung sehr geübt vnd erfahrn sein: Gleichwol soll man darumb kein vnfählbar Gesatz darauß machen. 494 Dann es finden sich so verschlagen Leut / die jhre Arten vnd Weisen so wol verdecken vnnd verhälen können / daß sie jhres plickes vnnd Gesichts der gestalt mächtig sein können / daß auch / demnach viel Leut dardurch betrogen worden / ein Sprüchwort daher entstanden /Fronti nulla fides. Das ist.


Der Stirn ist nicht zutrawen /

Sie betrieget das beschawen.


Daher Alcibiades vber laut lachen müssen / als er gehört / das einer zu dem Zopyro Physiognomo gesagt / Socrates wer ein Buler vnd Hurer / vnnd ein Zornwäger Mensch / das zeige seine Antlitz gestalt an. 495 Vnd gleichwol gestund Socrates ein solches: Aber antwort darneben / die Lieb zur Weißheit hab jhn anders geartet.

Auch sehen wir mehrmals / das einer ein Jungfrawen Antlitz / vnnd wie man sprüchwortsweiß sagt /einen Hurenspigel führet / der doch einen rechten Löwenmut hat: daß die Belli auch sind Bellicosi: Die Buler sind auch Balger. Inn massen am Alexandro Magno erscheinlich / (Vnnd am Papst Bonifacio dem Neunten / der so schönes Jungfräwlichen anplicks vnn Visiers gewesen / das er Roseus flos geheissen / vnd gleichwol so Mannliche Krieg geführet / das auch sein Epitaphium auff folgend weiß angefangen.


Flete super Pugilem Claues, Crux, alma Tiara. etc.


Ihr Schlüssel / Kreutz du Heilig Kron

Beweint den Fechter hie zu lon / etc.


Vnd hingegen / trägt mancher / der ein Wildknöbelbärtig Löwengesicht hat dannoch einen Hasen im Busen. (Vnnd wie viel König vnnd Potentaten lesen wir inn jhren Catalogis / die Pulchri, die schönen vnnd hüpschen genandt sind worden. Welche doch des vorgeregten Socratis Philosophische Pulchritudinem, vnnd Tugentschöne nicht geacht haben: So dise doch die rechte schöne heisset / welche kein Kranckheit noch Alter abwischen kan: Die weil sie zu starck inn der Seelen vnnd im Gemůt verhafft bleibt. 496 Ja man lißt doch von ebengedachtes Socratis / vnnd seines Lehrjůngers Alcibiadis vngleichen gestalten gar widersinnige vrtheil. Dann man hat gleichsam Sprůchwortweiß von jhnen gesagt: Der eine als Socrates, sey wie ein heßliche wůste Krambůchs / die äusserlich wol vnflätig sey anzusehen /aber wann man sie auffthu / voll guter wolriechender Specerey stecke: Der ander sey wie ein Schön gemalte Apoteckerbůchs / darin nur Spinnwep / Staub vnd Gestanck stecke / vnnd sey ein Sammatkůßlein mit Stro gefüllet.) vnd was hats dem Alexandro Magno geschadt / das er ein krumm Gesicht gehabt hat / nemlich / weil jhm daß ein Aug höher dann das ander gestanden: sein Tugend hats doch zu eim wolstand gemacht: Solt Esau darumb frümmer vnd auffrechter gewesen sein / weil er ein gerader Jäger war / vnnd hingegen sein Bruder Jacob desto dümmer vnd vnfrümmer / weil er gehuncken hat? Nain / da hieß es / je krümmer je frümmer.) 497

Derhalben so folget darauß / das die Metoposcopy /vnd die von jhr herrhůrende Vorsagungen / jhrer vngewißheit halben allein Menschlich seien / vnnd heissen. Vngeacht / das man dem Aristotele das Buch von der Physionomy (darunder auch die Metoposcopy begriffe) zuschreibet: darinnen er gleichsam etwas gewisses grunds diser Anplick kunst vor hat zusetzen. Welchs doch mit des Aristotelis stylo vnn art zuschreiben gar nichts gemeins hat. Jedoch wie dem /wann man kein Vertrawen noch Notwendigkeit auff die Physionomy vnnd Metoposcopy setzet / ist jhr Natürlicher brauch nit zutadelen.

Aber da will sichs nicht reimen / daß man die Chiromanty / vnn Chiroscopy oder Händschawung vnter die Phisionomische kunst rechenen wolte. 498 Angesehen / weil die Gründ vnd Anfäng jhrer Meister / so daruon geschriben / dermassen einander zuwider seind / wie Fewr vnd Wasser. Vnd das noch mehr ist /so änderen sich mehrtheils [51] die Lineament / strich vnn faltzen in den Händen / vnd seind weder inn der Kindheit / noch bei gestandenem / noch höchstē Alter gleich vnd zusamen trefflich.

Belangend dann die andere gemeine Vorsagungen /so vnter dem Volck vmbgehen / will ich mich mit denselbigen nicht viel bemühen: Inn ansehung / sie nicht so viel wůrdig / daß man sie auff das Papir bringen / vnnd wie man spricht / ein Recept darauß schreiben solle. Als daß es Regen bedeute / wann die Frösch laut schreien / vnd daß Tauchendlein sich im Wasser viel dauchet / vnd die Kränch auß dem Wasser gehn / vnd anders dergleichen vnzahligs / so Menschlich ist / vnd eins theils an Natürlichen vrsachen hanget.

Es sind wol noch andere Menschliche Vorsagungen vorhanden / aber dieselben sind nicht zimmlich noch zuläßlich: Auß vrsach / daß sie Aberglauben vnd forcht vor eitelen nichtigen sachen / vnnd also folglich ein Mißtrawen von Gottes Macht vnnd Güte nach sich ziehen.

Dann diese Regel muß man fůr vnzweiffelig halten / das der jhenig / so Aberglaubigen Vorsagungen glaubet / oder sie schewet vnnd förchtet / der zweiffele allzeit an Gottes Macht: Eben wie vor Jaren der jhenig gethan / so auß seim Hauß gangen / vnd vber die Schwell gestolpert / vnnd gleich ein Vormutung eins vnglücks darauß geschöpfft: Gleich wie man sagt / daß dem Bruto an dem tag begegenet / als er den Julium Cæsarem erstochen. 499 (Deßgleichen auch dem Julio Cæsare / da er zu seiner ersten Anlendung inn Affricam / als er auß dem Schiff einsmals springen wöllen / auffs Maul gefallen: Aber es gleichwol jhme selber zu einer tröstlichen Bedeutung ziehen können /dann er inns Graß gebissen / vnd gesagt / Gelt Affrica / nun hab ich dich / nun hab ich dich mit den Zänen: Das heißt einem ins Land fallen / etc. Seinem Kriegsvolck anzudeuten das er das Land ohn zweiffel gewinnen wölle / in welches er so leichtlich auff die Naß gefallen war.) 500

Gleichen Aberglaubigen verstand hats auch mit dem / wann einem der Ring entpfallet / den er seiner Vertrawten an finger stecken wöllen. Vnd mit vielen anderen Weiberthädingen / die jhnen forchtsame oder Aberglaubige noch täglich ohn end erdenckē / vnn sich darüber kräncken. Zu gleichem fall hatten auch die Alten eine Conjectur oder Vermutung / die sie nantē Palmirum Augurium, wann ein Glid sprang /hupffet oder zittert: Welchs doch ein Natürliche sach ist / so seine natürliche vrsachen mit sich auff dem Rucken trägt.

Vnd gemeinlich widerfährt auß gerechter Rach Gottes einem das Vnglück / welches er ängstiglich sorgend glaubet / vnd nimmermehr bald einem / der daß Gespött darauß treibet. 501 Daher lißt man von Julio Cæsare / das er solcher eitelen Verwänunge vnd Fatzwerck nie nichts geachtet / vnnd alles jm wider der Vordeuteler vnd Warsager warnen vnn schwetzē glücklich sey hinauß gangen: Auch damals / wie kurtz vor er zehlt / da er im außsteigen auffs Auffricanisch Land auß dem Schiff gefallen / vnnd darzu gesagt /En teneo te Affrica. Vngeacht / was seine Beginischen Vögelgucker / Muckenfänger / Taubenkrämer vnd Därmrütler für vnfall darauß hatten abgenommen / so erhielt er doch drey gewaltige Sieg / vnd wurd jnnerhalb wenig tagen hernach aller seiner Feinden mächtig. Hat auch nie nit wöllen erfragē / was die Pharsalisch Schlacht für einen außgang werde gewinnen: Darüber er doch in derselbigen wider den Pompeium / der mit dreymahl mehrer Volcks gefaßt gewesen / vnnd vor der Schlacht aller Warsager vnn Zauberer Rhat gepflegt gehabt / herrlich gesiget. 502

Ich hab sehr vieler Potentaten vnnd Kriegsfůrstē wargenommen / welche alle darüber zugrund gangen /wann sie die Warsager vnnd Zeichendeuter zu Rhat gezogen. Ariouistus oder Ehren vest der Teutschē König / als er vier hundert tausent Mann wider die Römer gerüst beisamen het / vnd die Zäuberin vnd Vnholdē vil von der zeit die Schlacht zuliferen rhats fragte / vnd sie jm widerrhatetē / daß er vor dem Newmon solches nit vnterstehn solte: Da erfuhr es Julius Cæsar / wie er von sich selber schreibet: vnd liffert jm / vngeharrt der gemelten zeit / alsbald die Schlacht /vnnd erhielt sie gantz sieghafft.

[52] Aber damit man weit nachzusuchen vnbemüht seie / so haben wir ein Exempel vnserer zeit / da einer den fall der Schlacht vor Pavy / durch mittel eines Zauberers / der jhm des Feinds Läger gewisen / erfahren wöllen / vnnd darůber eine dergleichen vnverständtlich / Antwort / wie die Alten Oracula gewesen / hat empfangen: darauff hernach der leidige Außgang / wie jeder weiß / zu Nachtheil des gantzen Franckreichs ist erfolget. 503 Aber wir wöllen nachgehends von disem Puncten besonder handelen.

Wir haben auch ein anders Exempel von dem König auß Schweden / inn massen Brieff außweisen /welche er Anno M.D.LXIII. an die Teutschen Fůrsten geschriben: Welche einhielten / König Erich auß Schweden hab vier Hexin / die sich außtheten / sie wolten des Königs von Dänmarck Sieg alle hinderstellig machen. 504 Aber man ergriff eine / die hett nicht so viel macht / den Hencker hinderstellig zumachen / daß er sie nicht lebendig verbrente: vnd der König ist vier Jar hernach von seinen Vterthanen gefangen / entsetzt / vnn ins Gefängnuß / darinn er noch verstrickt liget / eingesetzt worden.

Hiermit so sey diß genug von den Menschlichen Vorsagungen / Nun laßt vns auch von den vngebürlichen Mitteln sprach halten.

Das VI. Capitul
Das VI. Capitul.
Von den vnzimmlichen vnd vngebürlichen Mittelen zu etwas sonders zugelangen vnd anzukommen.

Wir haben gleich erstmahls für einē grund gesetzt /das der jenig ein Zauberer sey / d' durch Teuffelische vnnd vngebůrliche Mittel wissentlich vnn vorsätzlich vnterfängt zu etwas sonders anzukommen vnd zugelangen. Wir haben auch die Mittel angezeiget / durch die man entweder mit Göttlicher hülff zu dem / so wir vorhaben / wann die sach gerecht vnn billich ist / mag gereichen: Oder wie man mit hülff der Mittel / die vns Gott inn seinen Creaturen weiset / auch durch anhang vnd folg der Natürlichen vrsachen / sampt den mit jhnen verbundenen Wercken vnnd Würckungen: Oder durch Menschlichen willē / so frey ist / etwas mag außfůhren.

Jedoch wann schon die Menschen etwas billichs vnd erbars gereichen wöllen / vnd jnen die Natur mangelt / so vermögen Menschliche kräffte nichts: Oder wan sie sich nicht zu Gott / der alles kan / fügen vnnd thun: Oder sich zu Gott wol schicken / aber auß arger meinung / jhn zu versuchen: Oder / ob es schon auß hertzlicher guter meinug geschicht / jedoch weil sie Gottes bey jhrer wolfart vergessen vnd jhn verlassen / deßhalben zur zeit der angst vnd trübseligkeit von jhm auch verlassen werden. 505

Gleich wie der Herr im Jeremia sagt. Wann auch Moyses vnnd Samuel jetzund mich für euch bitteten /wolt ich sie nicht erhören. Dann diese beide waren etlich hundert Jar zuvor gestorben / vnnd hatten allweil sie inn dieser Welt lebten den brauch / Gottes Zorn gegen dem Volck durch jhr Gebett abzuwenden vnnd zustillen. 506

Vnd an einem andern end sagt er zu dem Propheten. Nicht bette fůr dieses Volck jhnen zum besten: Dann ich will sie weder vmb jhr Festen oder Fasten /noch vmb jhr Gebett vnn Opffers willē erhören / sonder will sie mit Pestilentz vnnd Hunger auffraumen: Nicht desto weniger / mußt das Volck darumb nicht laß werden / sondern den Himmel mit stätem bettem vnnd anruffen durchbrechen vnd durchdringen / vnn alles vngehindert / in Kindliche vertrauwē auff Gottes barmhertzigkeit bestehn vnn also seinē zorn außstehn. 507 Dann Gott träwet [53] sehr hefftig / aber laßt sich auch bald widerumb begüten vnd erbetten: Wie der Prophet Jonas sagt: da jm Gott befohlen gehapt /der Statt Babel anzuzeigen / wo sie jnnerhalb viertzig tagen nit buß wůrckten / sie auff den grundtboden außzurotten: Darauff als die Einwohner Buß thaten /da gerewet es Gott / vnnd erbarmet sich jhren: Vnangesehen / ob wol das Volck allda die Creaturen anbettet / als die Sonn vnd den Mond / auch inn allerley Abgötterei vnd Zauberei ersoffen war.

Dessen sich auch Jonas verwundert / vnd darůber gleichsam zornig Gott zu redt drumb stalt / sprechend: Ich solt ja vor gewußt haben / daß du ein Gnädiger Barmhertziger Gott bist / Gedultmütig vnd vnaußsprechlichen gůte: Der dich des vnglůcks / der Straaff vnd Raach bald gerewen lassest / etc. 508

Sonst erfährt man an den Vngedultigen / daß sie verzweiffeln / vnd den Teuffel zu hülff ruffen. Gleich wie man am Könige Saul sihet / welcher nach dem er Gott vmb Raht gefragt gehapt / was er wider seine Feinde für Glückfall habē wůrde / auch die Propheten vnnd Priester deßhalben ersuchet / vnnd kein Antwort nirgens bekommen / da hat er sich zu einer Zäuberin verfůget / durch jhr Mittel den Außgang seiner Sachen zuerkůndigen. 509

Etlich ruffen noch vmb viel andere Sachen den Teuffel an: als etlich vmb findung der Schätz: etlich vmm abhelffung jhrer Kranckheit: Etliche damit sie jrem wollust ein genügē thun: Andere auff das sie zu Ehren vnd Herrlichkeit kommen. Etliche vmb erfahrung zukünfftiger oder abwesender sachen. 510 Vnd die aller ärgsten nur darumb / daß sie sich an jhren Feinden genug rechen mögen. Vnnd alsdann / wann der arglistig Geist schon angeruffen wird / gibt er doch nit gleich Antwort / sonder machet sich werd /vnnd laßt sich mehrmals betten: vnangesehen daß er gegenwertig ist / vnn gar nicht weit beydes von dem /der jhn suchet / vnd dem der jhn nicht suchet: Wie wir an seinem ort sagen wöllen.

Noch seind vber diese alle die allerabschewlichsten Zäuberer vnd Hexen / welche Gott verleugnen / jm gleichsam absagend: Vnd dem Teuffel sich ergeben /jhm allen gehorsam / Dienst / Vnterthänigkeit / ehr vnn Anruffung / mit gewissen Abredungen / Gedingen / Vergleichungen / vnd vbereinkomnussen / gelobend vnd versprechend. 511

Noch hat es auch etliche / welche wol ein abschewen tragen / zu dem Sathan sich zuverfügen / vnd jhne vmb erfahrnuß sonderbarer sachen zubegrůssen: Aber gleichwol schämen sie sich nicht zu dem Zaubergesind gemeinschafft zusuchen / allein daß sie jren Opfferen oder beschworenem vnd versegneten Geköcht nicht beiwohnen wöllen: Welches nicht weniger Gott ein greuwel vnnd zuwider ist / 512 als wann man sich zum leydigen Teuffel selbst zuschlůge.

Gleich wie inn ebenmässigem fall vil Leut zufinden / die zwar langsam vmb widerbringung jrer gesundtheit den Sathan ansprechen würden: Aber nicht destweniger machen sie jhnen kein Gewissen zu den Hexen vnn Hexenmeistern zuflucht zunemmen. Da alsdann das Vnholdselig Vnholden gesind inn jhrem beiwesen den Teuffel anruffet / jhnen Heylung vnnd gesundheit zuschaffen.

Gleich wie sich nicht sehr vnlängst zugetragen zu Vau / welches die Vorstatt der Statt Laon ist / allda eine Hexin gewesen / welche das Beschworen oder verhechtzet einer armen Frawen erst inn Höchster Kranckheit mit folgenden Ceremonien hat abgenommē: Nemlich ist auff die Knie gefallē / hat mit nidergebucktem gesicht auff die Erden vberlaut gebett /vnnd den Teuffel mehrmals angeruffen / diesem Armen Weiblin Gesundheit zuverleihē. 513 Darauff sie etliche Wort gesprochen / vnn der Krancken Frawen ein bissen Brots zuessen gebē / darvon sie alsbald genesen.

Welchs gleich so vil ist / als hette das Kranck Weib den Sathan selber vmb gesundheit angeruffen. Vnd es wer viel besser / man stürbe des grewlichsten Tods / so zuerdencken / dann auff solche weiß gesund zuwerden.

Es sind folgends noch andere / die mit dem Teuffel keins dings nit zuhalten wöllen / noch im wenigsten mit der Hexin vnd Hexenmeister raht sich behelffen. 514 Aber sie gebrauchen sich Teuffelischer Mittel / die [54] die Zauberer vnnd Hexen vollführt haben durch hülff des Teuffels: Welcher allzeit disen / so solche Mittel üben / beisteht / vnd jhre Sachen führet vnnd leitet. Nun soll man aber wissen / daß dise weiß nicht minder als die vorigen / ein stillschweigende vergleichung vnd heimlicher vngemerckter verstand mit dem Sathan ist / in erwegung der beschreibung des Heyligen Augustini / vmb vnterscheids willen gegen der offenbaren außgetruckten Sathanischen vereinigung vnd zuwilligung.

Auch lehrt solchen vnterscheid nicht allein Augustinus, sonder auch der Schullehrer Thomaß von Aquin / deßgleichen der hochberümt Jurist vnd Bischoff Durandus Speculator, auch der Bischoff vō Burgis Aegidius Romanus, vnnd sonst viel Theologi einmůtiglich mit jhm / daß zweierley verkomnuß /Pacta / Abred vnd vergleichungen mit dem Teuffel seien: Eine scheinbarlich vnnd außtrucklich: Dergleichen die Schwartzkünstler vnd andere Zauberer vnnd beschwörer / so in anruffen / eingehn vnn bewilligen. 515 Die ander vnscheinbarlich / heimlich / tacitè vnn stillschweigender weiß / oder simplicitè, auff vnwissende weiß / auß liederlichkeit vnd geringachtūg: Mit welcher alle die jenigen behafft sind / welche vorsetzlich jeder Abergläbiger Obseruation vnd großbedencklicher hochverdienstlicher haltūg Abgöttischer gebrauch / die on alle Natürliche vrsachen zugehn sich befleissen. Sihe da / diß ist vorgemelter hochgelehrter eigene beschreibūg in diser sachen.

Wol war ist es / daß der jenige / so da meinet / er thue der Sachen sehr wol vnnd fein / wann er vmb erkündigung willen / ob er ein wolfährige Reiß haben werde / auff der Vögel Flug acht gibt: Gleich wie die Alten auß form einer Religion zuthun pflagen / darumb kein Zauberer heissen mag: auch weder Außtruchliche noch verschlagene zuwilligung mit dem Sathan hat: Wiewol er nicht dest weniger ein Abgöttischer Mensch ist / vnn nicht so sehr sündigt als der /so es auß fůrwitz thut / vnwissend / daß es von Gott verbotten sei: Vnd der so es auß fürwitz vnn vnwissenheit thut / nicht so sehr sůndiget / als der so es wissentlich thut / da jhm doch kundtlich / daß es durch das Gesatz Gottes verbottē ist. Darumb haben wir inn der Beschreibung der Hexen vnd Hexenmeister die Wort / Vorsetzlich vnd wissentlich / Sciens prudens gebraucht.

Aber der ist rechtschuldig vnd straffbar / der da Gottes verbott weiß / vnnd doch auß verachtung desselben sich auff dergleichen sachen leget. Der soll ja gestrafft werden: gleichwol nicht so rauch vnd herb /als dise Teuffelsköpff / so mit dem Sathan eigentliche bedingte Conuention vnnd Verein getroffen haben.

Vnd auff das wir hiebei das Latinisch vnnd Frantzösich Wort / darmit man alle Hexen vnn Zauberer benennet / nach warem Verstandt außlegen / So ist ein Κληρομαντης, Das ist / ein Loßprophet / oder einSortilegus, vnnd ein Sorcier, (welches wort von den Frantzosen auß Lateinischem gezogen worden) eigentlich der / so durchs Loß etwas sortet / schrotet /loset / liset oder abnimmet / Ja der in vngebůrlichen losen Händeln das Loß wůrffet / ein loser oder Lachsner. 516 (Daher dann kommen mag / daß von disem mißbrauch her / wir Teutschen noch ein nachgültig nichtig Sach / ein lose sach nennen: Wiewol es andere für ein Abkürtzung des Worts Heylloß halten / vnnd etliche inn dem Verstand / als ob die Sach zulasen oder hindan zustellen sei / auffnemmen.)

Seiteinmal zuwissen / daß auch ein art von losen ist / die im Göttlichen Gesatz bewert wird / vnd ein losen / daß von den Politischen Rechtlichen Gesatzen gebillicht wirdt. 517 Dann wir finden / daß Josua das loß durch das gantz Heer vnter dem Volck Israel geworffen hat zu erfahren / wer von dem Gebannten Raub inn der Statt Hiericho gestolen habe. 518

Vnnd auff gleiche weiß wurffe Samuel das Loß /als man vmbfrage nach einem König het / darzu sprechend / Gott der Herr gebe vnnd schicke das Loß. Welche Wort auch bey anderen Alten mehr bey dem Loß sind bräuchlich gewesen: Auff das man damit all Teuffelisch Macht vnn Losung weit hindan schaffete. Damals aber ist das Loß gefallen auff den Stammen Benjamin / welcher der letzte war vnter den [55] zwölffen: Fortan wurff man das Loß weiter auff die Häupter der Geschlecht / vnnd das Loß fiel auff das Hauß Kiß /vnnd entlich wurff man das Loß auff alles Haußgesind des Kiß / da kam das Loß auff Saul: Welchē Gott zuvor zu einem König vber sein Volck erklärt gehabt: Auff daß es nit das ansehen bekam / als würdē die Scepter vnd Kronen von vngefehr verliehen vnnd gegeben. 519

Nachgehends wurff Saul das Loß vber das gantze Heer / zuerfahren wer das Fasten gebrochen hett /vnnd das Loß fuhl auff Jonathan / der allein Honig gessen hat / wider seins Vattees des Königs verbott. 520

Wir sehen auch im Dritten Buch Mosis / daß das Loß geworffen ward / vber zwen Böck / eines Bocks Loß dem Herren zum Opffer / des anderen Bocks Loß dem Zazel. 521 Die LXXII. Judischen Vertolmetscher der Bibel / weil sie diß Geheimnuß den Heyden nicht offenbaren wöllen / haben diß wort Zazel vertolmetscht Αποπομπαῖον, Emissarium, das ist / den Außgelassenen oder den Verschickten vnd außgesendten: Dieweil man denselbigen Bock frey inn die Wůsten hinauß lauffen liesse / vnd fort an nicht mehr gefunden ward. 522

Also sicht man auch in den Geschichten der Apostel / daß das Loß zwischen dem Mathia vnd Barnaba ist geworffen worden. 523 Dannerhen kommen / daß man die von der Geistlichkeyt hat Clericos geheissen / dz ist die Gewehlten / die außgeloßten / die Erklerten vnd Gelehrten. 524

Diß war auch vnter allen Heyden bräuchlich: Vnd sonderlich wann ein groß Vngewitter auff dem Mör entstund / so wurff man das Loß vber alle die im Schiff waren / vnnd alsdann ward der mit gewalt genommen vnnd inns Mör geworffen / auff den das Loß gefallen war. Gleich wie dem Prophetē Jonas geschach. (Auch befindet sich / daß vnter den Nachkommenen Noe / nach der Babylonischen sprach zerrüttung / die Länder seind durchs Loß vertheilt oder verloset worden.) 525 Dannenher von Abtheylung vnd Außlosung diser grossen Welt Erbschafft / ist der brauch allzeit biß auff vnsere zeit zu gebliben / daß wann man inn Erbschafften muß theylung fürnemmen / vnd wie man Juristisch darvon redt / die Succeßion Lotiren / vnd gemeines Gut dē Stammen oder Namen zulosen / daß mā solches vermög der Rechten 526 dem Loß vertrawet. Ja es wird solches durch bestättigūg aller völcker Gesatz für gātz notwendig gehalten /als das sonderlich abwehrung viles streits / Haders vnd Zancks dienet / dessen man sonst kein erleben würde.

Also thaten auch die Römer / wie Asconius in Verrianas bezeuget / daß sie jhre Richter in Gemeinutzliche Sachen durch daß Loß pflegten zubestellen. Vnd die Römischen Magistrat theilten die Landschafften oder Provmtzen vnd die Befelch vnnd ämpter durch das Loß auß / wann sie sonst anderer gestalt sich nit konten vergleichen: Welches die Latiner hiessen. 527 Sortiri aut comparare inter se prouincias. (Vnd die Griechen nanten das ort / da man den Raht mit dem Loß wehlet / Κληροτήριον.)

Dann auß disem Anlaß hat sich auch der Grewlich Einheimisch Krieg zwischen Mario vnnd Sylla angesponnen: Weil das Loß des Kriegs / so wider den König Mithridatem außzuführen gewesen / dem Sylla heim was gefallen / vnnd Marius aber bey dem Römischen gemeinen Volck ansuchen lassen / daß sie dem Sylla solchen durchs Loß jhm zugefallenen befelch abstricken solten. 528

Auß allem dann oberzehltem erscheint nun genugsam / daß das Loß für sich selbst zimlich vnn zuläßlich / doch mit betrachtūg / daß es die zulosende Sach werdt sei / vnn daß man die droben auß der H. Schrifft angezogene wort darzu spreche / O Herre Gott / schicke du das Loß: Oder / Herre / ich erlaß dir das Loß. 529 Vnd nicht den Mercurium zu einem Loßherren außwerffe vnn anruffe / wie die Griechen / welche disen Marckherren deßhalben Κληρώτος nanten.

Dann die Griechen erstlich ins Loß Gefäß ein Olivenplat legten / welchs sie Herme, das ist / Mereuriū nanten: Vnd darauff erst das Loß ergehen liessen /vnn vor allem erstlich das Oelblettlein / das ist / den Herman oder Ehrman / oder Oelmā / heraußzogen. 530

Dise Heydnische weiß nun zuverbesseren / [56] haben bei den Christen etliche im brauch / wann sie auff der Heiligen Drey König Abend einen König mit dem Loß wehlen / zum aller ersten für Gott den Herren sein / Loßtheil herauß zunemmen / die folgenden Loßstuck desto baß zuglücken. 531

Gleichwol ist diß auch noch nicht genug / Gott zu dem Loß / so man würffet vnn vorwaget anzuruffen: sonder man soll es auch zu keinen anderen / dann nötigen vnd wichtigen sachen anwenden: Inn massen diese Sachen / deren wir vorgedacht / gethan sein. 532 Sonst wo einer inn Nichtswürdigen geringen vnd leichtfertigen händeln / auß Fürwitz / oder auch in jeden bedencklichen Land vnnd Statt Geschäfften auß selbst geschaffter Vorsorg / als ob jhm ein Krieg oder anders weitrührigs vnnd hochantrefflichs fürzunemmen / als bald zum Loß sein zuflucht haben / vnd dasselb versuchen wolte: Das hiesse Gott seinen Herren versuchen: Welches ja deutlich inn H. Schrifft verbotten steht. 533

Sonder inn der gleichen Fällen / erfragte sich Dauid vnd andere heilige Leut rhats bei Gott / der ließ alsdann jnen seinen willen kundt thun / endweders durch die Propheten / oder durch den Hohen Priester / so den Ephod / oder die darob beschribene Brusttafel truge: Oder Gott offenbarts dem jenigen selber / der rhat bei jhm suchte / durch Träum oder Gesicht. 534

Vnd inn summa / in allen hochwichtigen vnd weit reichenden sachen / pflegten Heilige Personen sich Rhats bei Gott zuerholen: Welchen ob er gleich nicht allenmahl mit Antwort erschien: Jedoch führt er dasselb Hülffnötig geschäfft / darumb sie ansuchtē / zu gutem end auß / wo anders die Sach gerecht / vnd des Rhatsuchenden Menschens Hertz auffrecht war geschaffen.

Daher hat sich begeben / daß / als Josua mit den Gabeoniten / ohn befragung Gottes Rhats / Friden gemacht / er von jhnen betrogen worden: Auß vrsach /wie die Schrifft sagt / weil sie Gott nit vmb Rhat ersucht hatten.

Wie viel billicher vnd rechtmäßiger verwürfft man dann die Teuffelischē Loß / das ist / die / da man die Namen frembder Götter anruffet: Wie solcher massen geschaffen waren / die Loß der Elier / Lycier / Prenestiner / Antiatiner: Welcher hie zugedencken vn vonnöten ist / sondern seind vil mehr würdig / in ewiger vergessenheit vergraben ligen zulassen.

Auch heißt diß ein vnzimmlich Losen / da man mit Würffelen oder gezeichneten Steinlein / Beinlein vnnd Plöchlein das Loß würffet / wann man etwas thun oder lassen soll: Welches die alten Astragalomantiam, Das ist / Wůrffeldeutung genennet / vnnd sehr inn übung gehabt haben: Wie dann auch Julius Cæsar von den alten Teutschen schreibet / daß sie dreymal das Loß geworffen haben / zuerfahren / ob sie Marcum Valerium seinen Gesandtē solten hinrichten lassen oder nicht: Da dann der arm Gesant durch wolfall des Loses ist ledig außgangen. 535 (Ja es ist auch noch heut bei dem Christlichen Glauben / der doch sonst / wo er hin kompt / allen Aberglauben pflegt auffzuheben / nicht gar verschwunden: Vnd solchen Aberglauben helffen dise lächerliche vielmüßige Scribenten / welche gantze Scartecken De La Ventura, Libro Del Sorte, Glückgürtel vnnd Loßbücher schreiben vnnd malen / vnter dem schein der kurtzweil / bei dem Albern Völcklein erhalten vnd stärcken: Gleich wie ein Italiäner Lorentzo Spirto / der sich darbei gar witzig gedaucht / gethan / da er neben seinem Glückrad / vnd vil Regimentē Wůrffeln / vnnd seltzamen Grillenkrotestischen Basiliscen / Igelen / Scorpionen /Gebratenen Hertzen / Mörfinnen vnd Mörspinnen /die Heiligen Propheten / Patriarchen vnd König auß der H. Schrifft darunter einführet / welche den Fantastischen Glückfragern vnd Circulziehern jhren Fall oder Vnglůckspruch sagen müssen: Heißt aber daß die H. Schrifft nicht zu leichtfärtigkeit gebraucht / Ja gar zuverspotten dargestellet? 536 Nicht destoweniger wie vngereimpt vnd vngeschickt solch Loß werck disem abgangen / so hat doch auch ein Teutscher (auff daß die Italiäner nit allein thöricht weren) der sich zu end des Buchs Paul Pampst Premonstratenser Profeßion nennet / ein groß Loßbuch mit grossem Kosten vnd fůrwendung grosser Geistlichkeit / [57] auff gleichen aberwitzigen Schlag Anno 1546. trucken lassen /vnnd den Titul dermassen gestellt / als ob es zu Ehren der Römischen / Vngarischen vnd Behemischen Königin gemacht were: Darumb er dann auch des Reichs Adler vnd grosse Freyheit darfür getruckt: Dessen er wol nit bedörfft: Demnach doch der gröst theil Exemplaren zu Maculaturen / Papp vnnd Wurtzbrieffen worden. 537 Also gar hat es mit seinen Glückzeigenden Christkindlein vnnd Engeln / zu den Würffelen vnnd Trachenschwäntzen kein Genad vnn ansehen gehabt: Wiewol er inn erdenckung vnzahliger Namen auff jeden Buchstaben vnd Würffel hochbemůhet gewesen. Es hat zwar Jörg Wickram auch ein Loßbuch vnd Geburtzeiger geschriben / aber dasselb so lächerlich vnd greifflich Vexierisch / auch ohn mißbreuchige einführung der H. Schrifft gestelt / das es scheint /als hab ers diesen vorigen Kunden zur Verweisung vnd spott gethan.) 538

Ja so ferr fählets / daß man nun gedachte Wůrffelmaler solt vngetadelt hingehn lassen / daß auch die Höchverständigsten nötig gehalten vnnd gerhaten /alles Würffel vnd Toppelspiel / sampt allen anderen Wagspilen gleich so wol würcklich abzuschaffen / als es durch das Römisch gesatz Martia Lex genant /vnnd andere alte Gesatz ist verbotten. 539

Auff ebenmäßige weiß / ist auch allerley Art vnd Manier der Vorlosungen / deren man zu erkündigung etlicher sachen anders / dann wie gemeldt / gebraucht / vnzimmlich vnnd Teuffelisch. 540 Gleich wie vor alten zeiten die Homerische vnd Virgilianische losungen waren / da das man das Buch des Homeri vnnd des Virgilij auff gethan / vnd auß dem ersten Verß das Loß abgenommen. 541

Dergleichen / wann man eben auff solche weiß auch mit öffnung der Euangelien spielet: Wie dann diß vor zeiten bey den Christen breuchlich worden /nach dem man die gedachte Loß des Virgilij vnn Homeri verlassen gehabt / vnd diß nandt man damals. 542 Sortes Apostolorum, Das ist / Das Apostolisch Loß: Welches von dem Heiligen Augustino inn den Epistelen an Januarium verworffen wird.

In gleichen Reygen gehört auch das heut breuchlich Dodecaedro oder das Gezwölffte / vnd daß Spil der Hirten / allerley Abentheuren zuerfahren. 543 Welchs alles Teuffelische vnd vnerbare Mittel seind.

Vnter die Vnzimmlichen Loß setzen wir auch / die Geomanti / oder die deuteley auß verpuncter Erden /welche inn offentlichen vnnd getruckten Büchern die aller breuchlichst vnd ein besondere Teuffelische Kunst ist / so gleichwol auff ein gewagts vnn ein vngefehr gerhatlichen Wurff von dem jenigen angelassen wird / der die Puncten gemercket vnn gezeichnet /darauß die fünffzehen Figuren sich begeben. 544

Gleiche Rechnung wöllen wir auch mit der Tephramantia oder Aschendeuteley machen / welche mit Eschen / wie die Geomanty / erstlich mit Grund zugieng / vnd doch etwas vnterscheids hat / aber heut nicht mehr breuchlich ist / vnn derhalben wol vnerklärt bleibt. 545 Auff daß sie eben so wol inn der äschen erstorben bleibe / als die Botanomantia oder Kräuterlosung / vnnd Sycomantia, das ist / Feigenglückung: Welche beide vil besser Sycophantiæ, das ist / Lose Faige gespött vnd Feigen beschmierunge hiessen: demnach sie viel vngeschickter vnnd lächerlicher dann die anderen abgehn: Angesehen / weil sie auff die Bäum vnn Kräutterblätter / nach dem sie die Wind bei nacht hin vnd wider wähetē / grosse vordeutung baweten. 546

Welche Blätterlosungen mit der jenigen / darvon Virgilius vnn Titus Liuius anregung thun / sich nit vergleichen: Dann inn dieser / die sie vermelden /schreiben die Priester auff etliche Blätter / welche auff besondern Küssen lagen / vnd giengen diese an / die etwas jhnen Warzusagen begerten / vnd solches nicht ehe thaten / sie hatten dann zuuor offenbare Abgötterey getriben / da aber die anderen gemeinlich ohn greiffliche Abgötterey zugiengen. 547

Inn gleicher außmusterung lassen wir auch durch gehen die Onomantiam vnn Arithmomantiā, welche geschach mit zahlen / die man auß den Buchstaben eins jeden Namens zusamen bringet / vnnd folgends[58] nach diesem / das sie bedeuten möchten / inn ordnung der zahl setzet. 548 Vnd diese Buchstabenzahlung ist allein bei den Latinern breuchlich gewesen. 549 Ja welchs ein wůstes verrechenen mag heissen / so trifft auch die Tafel der zahlen / so man hat / nimmermehr mit der Abschätzung der Latinischen Buchstaben / die jhre zahlen bedeuten sollen / weder zu noch vberein. Dann der Buchstaben M. so Tausent bedeut / gilt darinn nit mehr dann LXXVIII. Vnnd das C. so sonst hundert bedeut / gilt darinn nicht mehr dann Sechs.

Vnd nit desto minder vergessen sich die jenigen /so solcher Buchstablerey viel achten / also gröblich /das sie auch durch dise Zahlmäßige Buchstaben / die Zahl / so dem Thier oder der Bestien in der Offenbarung Johannis zugegeben wird / vermeinen außzulegen (So doch wider diese Außrechnung der alt Vatter Jerenæus / viel eine andere art zurechenen vber dieser Apocalipsischen Bestien Zahl / inn den Griechischen Buchstaben der Wörter ΕΚΚΛΗΣΙΑΙΤΑΛΙΚΑ hat gebrauchet. 550 Gleich wie auch etliche Theologi zu vnserer zeit an ziehung eben derselbigen Zahl auff den Namen Marti Luthers andere gedancken jhnen geschöpfft haben.)

Belangend dann die Anagrammatismos / oder die Buchstaben versetzung der Vor vnd Nachnamen /flickt sich dasselb auch sehr lächerlich bedacht / das solche Versetzung gar eine widerwertige Deutung vnd Verstand aufftreibet. 551 Der erst / so solche vnter einander Wannung der Buchstaben erdacht / ist der Tragicisch Poet Lycophron auß Chalcide gewesen. Vnnd wiewol diese weiß nicht an dem Loß hanget /Jedoch wird es auch vnter die vnzimmlichen Loß gerechenet / wann man Glauben darauff stellet. (Als man sie Charles de Valois verkrümpten zu dem verstand / welchen er nie verstanden / nemlichen Vachasser l'idole: vnd dem von Crussol, Qui casso crudeles.)

Noch hat es auch eine andere art zu losen / deren die Alten sich gebrauchten / vnn nantens Alectryomantiam oder Hanen gescherr: Dieweil sie einen Hanen darzu namen: welchen sie hieltē für einen Vogel der Sonnen oder des Apollinis / der sonst für einen Gott der Warsagung vermeynt ward. 552 Dieses Mittels hat sich gebraucht der fürtrefflich berhůmptPhilosophus Iamblicus, als er erfahren wolt / wer nach dem Valente würde Keyser werden: Da hat sich befunden / daß der Han vier Buchstaben / ΘΕΟΔ, hat angezeigt / welches als es dem Keyser verkuudschafft worden / ließ er mehr dann hundert Zauberer tödten /dessen Jamblicus erschrocken / sich bald am ersten selbst mit Gifft tödtet. 553 Es ließ auch der Keyser alle Vorneme ansehliche Personen / welche Theodorus / Thedotus / Theodosius / Theodulus / oder mit anderen auff ein Theod, anfangenden Namen hiessen /vmbbringen. 554 Wer wolt da gern Diedholt geheissen haben?

Sihe da / wie der Teuffel seine Diener bezahlet /vnd mit seinen Lugen auch das Mörden suchet? (Wer es nit besser gewesen / man het den Hanen einen Wetterpropheten bleiben lassen / dann daß man jhn zu höherin gezogen / vnnd von bestellung des Regiments von jhm Zeitung erforschet hette?)

Die weiß vnd Manier / wie solches Hanen geteusch zugangen / will ich hie nit erklären: vnnd es wer gut gewesen / das es auch die Historischreiber zugedencken vnterlassen hetten: Seitenmal es gantz voller Gottloser Grewel ist / vnd im Gesatz außtrucklich verbotten / da gemeldt wird: Non inueuiatur in te Sortilegus, Quia est Abhominatio Deo tuo. Das ist /Vnter dir meim Volck soll kein Loßforscher gefunden werden / weil es ein grewel ist deinem Gott.

Er braucht daselbst das Wort Manahes, welches vom Wort 555 Manah kommet / so Namen zahlen oder Buchstaben vnd Charatzeres kratzen malen /oder machen heisset. Auß dem bedencken / weil alleSortilegia vnnd Loß / sampt allerley arten von Loßforschungen / deren nun vnzählig sind / pflegen am Buchstabenwerck vnd gezahl zuhangen. Braucht also fůr den allgemeynen Namen solcher vnkünst / das jenig / so am breuchlichsten ist. Sonst heißt das Loß eigentlich auff Hebraisch Goral, Pur, Soles, Welche Loß Namen [59] im Gesatz nicht verbotten stehen: Auß vrsachen / so oben gemeldt.

Vnd ist sonderlich der Text im letsten Buch Mosis zumercken / welcher die Gattungen der Verbottenē Loß zum warsagen eigentlich begreiffet: Als da wird erstlich angezogen / das man die Kinder hab lassen durchs Fewr gehn: Ein solch stuck / welches der Rabin Maymon noch inn Egypten bräuchlich sein meldet: Vnnd dasselb allein in gestalt einer Purgation / Fewrfegung / oder Fegfewrung / darbei die Kinder der gleichwol vngebrent bliben: Inmassen diß eben derselb Rabin den Leuten will einreden. 556 So doch gelesen wird / das durch solche abschewliche Opffer auch vnter dem König Manasse die Leut vom Fewr sind verzert worden. Vnnd zur zeit des Königs Hircani / als ein König der Idumeer belägert gewesen / hat er gleichsfalls seinen Sohn auff der Stattmaur für den Feinden auffgeopffert: Darab die Feind ein solches abschewen empfangen / daß sie von der Belägerung abzogen: Inn massen im Josepho solch vnthat zulesen.

Das ander / so durch das Gesatz Gottes verbotten worden / ist dieses / so daselbst Ariolus oder Vordeuteler genant wird / auff Hebraisch Quosem. 557 Welchs ein gemein Wort ist / so lehren vnnd vnterweisen heisset. Wie es dann in solchem Verstand im Propheten Michea am dritten Capitul auff genommen wird / da steht / Die Richter richten vmb gelt / vnd die Priester weisen vnd lehren vmb Gold.

Er braucht das Wort Kosem / vnd versteht sich bißweilen für ein gute Vorsagung: Gleich wie inn Sprüchen Salomonis am sechzehenden Capitel. Aber gemeinlich wirds für böß auffgenommen / vnd vnn bedeutet alle gattung vnzimmlicher Vorsagungen / als im xxiij. Cap. des vierdten / vnd im xviij. des letsten Buchs Mosis / vnn im Propheten Ezechiel am xiij. Vnnd im Buch Samuelis am xv. Allda diß Wort alle die andere bei sich einschliesset: Welche er auch daselbst besonderst benennet. Als nemlich Meonem Megonim: Welches einen bedeut / der vber zweiffelhafftigen sachen / so man fürnimmet / befragt / antwort gibt / vom Wort Anah / so Antworten heisset / vnnd von den Außleger Augur tolmetscht wird. Die Frantzosen haben diß Hebraisch Wort den Juden abgelehnet / vnd daher nennet sie die Beschwerer / Maistregonim für Megonim. 558 (Vielleicht weil man bei den Inden solchen kunden vil hat gefunden / Ja noch heutigs tags bei jhnen viel Teuffelsbanner / Beschwerer /Warsager vnd Magonische vnd Mangonische Harngucker befunden werden.)

Der drit ist der / den das Gesatz Menahes nennt: Welchs eygentlich heißt ein Calculatorem, ein Rayter oder Rechenmeister: Von dem wir droben angeregt /das jhne die Rabini Sortilegum, das ist / einen Buchstabenloßler vnd Zahldeutler nennen. 559

Der viert ist der Mecaseph das ist / der Præstigiator, der Verzauberer / oder Verblender / vom WortCaschaph, so den Leuten die Augen blenden heißt: Welches auch durch Mittel der Bösen Geister geschicht. 560

Vnter welchem auch begriffen werden die Beschwörer: So sonst auch Malehesim heissen / vom wort Lahas, so Murmeln / vnd laustern oder aufflosen bedeut. 561 LXXII. Biblische Tolmetschen haben fůr επαοιδούς, Das ist / für Incantatores, Beschwerer /Versegener vnd Verbanner außgelegt: Die Hispanier nennens auff jr Sprach Hechiezetros (So vom Teutschen Wort Hechssen entstanden / vnd beide scheinen vom erstgedachten Hebraische Le Hesim herkommen sein. 562 Wiewol der Historicus Auentinus es von den Hexen herziehet.) Anthonius von Turca Meda beschreibt inn seinem dritten Buch von seinem Garten die nun berhürten Hechiezeros also: Qui tacimante inuocant, Dæmonios, mescolando la Magia natural con ln del Demonio. 563 Das ist. Es seind die / so heimlich die bösen Geister anruffen / vnnd vermengen die Natürliche Magy mit des Teuffels Magy.

Der Fünfft so genandt wird / heißt Chober Das ist /Gesellig / koppel / oder Gespan / oder Zugespil / oder Zugefärt: Welchs die Gesellige Gespilschafft vnnd Gefärtschafft bedeut / welche sich [60] bei den Däntzen vnnd Versamlungen der Hexenmeister zuträgt. 564 Sonst kompt der Nam Chober vom wort / welches bedeut / sich gesellen oder gespilsam halten. Vnnd diß ist eben das Geschlecht welches wir eigentlich das Hexenheer / auch Zauberer vnn Zauberin heissen: (Welcher Namen Zauberer dermassen mit disem hie gesetzten Hebraischen Wort Chober vberein stimmet /daß es das ansehen hat / als sei eins von dem anderen her entsprungen.) 565 Die Hispanier heissen sonst dise Teuffelsbräut auff jhr Sprach Bruxos,

Das Sechste geschlecht wirdt genant scholel ob, Das ist / ein Geisterfrager: der bei den bösen in die Schul geht: vom wort ob so ein Fleisch oder Holes Gefäß heisset. 566 Dann der Bösen Geister Oracula oder Hölenrähters / hat man anderst nicht dann auß einer Hülen / eines auff geschrundenen Erdbodens hören können: Daher dann das wort Oraculum ist entstanden: Welchs ein Loch ist / Ab ore paruo terræ hiantis genant / so die Latiner Oraculum nennen: (So vil lautend / als ein Hörenhülum / das man auß der Hül die Verrähters stimm hat hören müssen: Ja hieß wol ein Hůrenhůl: dieweil er durch die Hůlen der jhme gehölligten Huren pflegt zuheulen.) 567

Das Sibend ist Iedeoni vom Wort Iada, welchs Wissen heissen: Eben gleich wie der Nam Dæmon, Wissendt oder Weiß bedeut: Inn massen Eustathius vber den Homerum meldet / daß es so viel laut als Δαήμων Sciens, Deutman: Die Vertolmescher der Bibel habens geben für Magus, so in Persischer sprach Weiß vnd verstendigkeit heisset. 568 Aber die Hebreer sagen inn dem Buch / welchs sie betitulen /die Sechs hundert vnnd dreitzehen Gebott Gottes /daß an disem ort Idehoni bedeut den / der ein solchē Teuffel fraget / der in ein Bein eines solchen Thiers stecket / welchs man Iadoha heisset / vnd mit dem Gesicht einen tödtet: Darumb man es dann auch von ferre mit Geschoß fellen muß. 569

Diß Thier wird Κατοβλέπας oder schelbgesicht imAthenæo genant: Welcher auch darvon erzehlet / daß es Kalbs grösse sei / vnd ohn vnderlaß weide vnnd ätze / auch mit grosser müh die Augen erheb / vnnd als dann wann es dieselbigen auffthu / tödte es disen /den es ansehe. Marius der Rahtsmeister zu Rom / als er Krieg in Numidten fůhret / vnn vil seiner Kriegsleut / so eins fangen wolten / verlohren gehabt / ließ es zu letzt von ferr schiessen / vnn schickt die Haut gehn Rom / welche darnach inn Herculis Tempel ist auffgehenckt worden / wie Athenæus darvon meldet. Ich hab eben dises auch inn den Commentarijs vber den Poeten Oppianum von der Jagt angereget.

Der Achtest inn dem Hexenregister ist der / so die Todten fraget Doresch el hamethim, das ist / der Necromanticus oder Schwartzkünstler: (Welchs Teutsch Wort vor Jaren / als der Vnverstand der Sprachen geregiert / auß vnwissenheit der Griechischen Sprach also schwartz verkůnstlet ist worden: weil man gemeint es komme vom Latinischen Nigro, so schwartz heisset / her: so es aber besser einen Todten beschwerer hieß.) 570

Nach erzehlung aber nun aller erzehlter Zaubergeschlecht / so wirdt an obengemeltem ort der H. Schrifft gesagt / Gott hab allem solchem einen grewel.

Im andern Buch Mosis werden auff Heibraisch die Zauberer des Königs Pharaons Quosemim, vnd bißweilen Chartumim genāt: Welchs letst ein Egyptischer Nam ist / den vil vertolmetscht haben für Genethliacū, für ein Geburtssteller / der einem sein Natiuitet stellet. 571 (Daher nennt sie auch Geilius Chaldęos: Vnd der Alt Lehrer Tertullianus Babylonios) Gleich wol muß mā diß darbei vermelden / daß die wunder / so die Egyptischē Zauberer thatē / mit der Astrology oder Gestirnermässung gar nichts vberein kommen: Dann ein Astrologus wirdt langsam eine Schlang inn ein Rut oder Gerten verwandlen / oder Frösch in ein Land bringen vnd Zauberen können. 572

Wir habē nun von den Zaubereien gehandelt / welche durchs Loß zugehen: Fortan dann wöllen wir von anderen handlen.

Aber darbei ist zumercken / daß bei den Latinern vnd Frantzosen das wort Sortilegus, Sortiarius, oder Loßforscher / nicht eigentlich von diesen geredt wird /welche Losen / ob es jhnen wol oder vbel gehn werde: [61] (Wiewol diß auch ein art von Sortilegischem Schrotlegen ist) Sondern fürnemlich von disem Losen Gesind / welches sondere Zauberische beschworene Pülfferlein auff die Strassen / oder vnter die Schwellen / oder andere Ort / da man fůrpaßieren muß / strewen oder legen / auff das sie damit die fůrgehenden tödten mögen. Daher dann offt sich begibt / daß das Zauberwerck der Hexen Freund so bald als jre Feind /vnn die / denen sie nichts böses gönnen / mag treffen vnnd rhůren: Wie wir an seinem Ort anregung thun wöllen. Nun laßt vns die andere vberige Kůnstlein vnnd vnzimliche durchs Gesatz Gottes verbottene Mittel für die Hand nemmen / auff daß wir zu dem /so wir vorhaben / dermalen eins gelangen.

Das VII. Capitul
Das VII. Capitul.
Von der Teratoscopi / oder Wunderdeutung /Aruspicina oder schaw der Thier eingeweyd /Orneomantia, oder Achtung des Vogelflugs /Hieroscopia / oder Opfferschawung / vnd andern dergleichen zu dem Vorsagen vermeinlich dienende Mitteln.

TERATOSCOPIA, oder Wunderdeutung ist ein Wunderäffische / Vermessene Kunst / welche die Wunder /so fůrgehen / beschawet vnd erwieget / vnd gar eigentlich derselbigen vrsachen / Wůrckungen vnnd Deutungen nachforschet. 573 (Die darmit vmbgehen /nennet man Teratoscopos, Prodigiatores vnnd Monstrorum Mōstrosos Monstratores, das ist / Abentheurliche Wunderliche Wunderdeuteler.)

ORNEOMANTIA, ist ein warnemmen / Erwegung der Bewegung vnd Wäferung der Vögel / darauß zukönfftige sachen warzunemmen. 574

HIEROSCOPIA, ist eine Schawung vnd Betrachtung der Opffer / vnnd dessen / das man opffert / darauß die Warheit zukönfftiger sachen abzunemmen vnd zuermessen. 575 Als wann etliche auß Opfferung der Meß Ostien / wie Alexander Alesius schreibt /vorstehende fäll wöllen erdeutelen.

ARVSPICINA, ist etwas weitläuffiger: Dann zu dem / daß es sonst insonderheit eine Därmschawung /so begreiffts auch die Betrachtung des Luffts / der Plitzen / des Tonners / des Gewitters / der Wundergeburten / vnd in gemein alle Auguralische Scientz oder Kunst: Welche nicht gar zuverwerffen / sondern inn seinem werdt zuhalten / wann man das gut vom bösen scheidet. 576

Dann betreffend die Wundergeburten vnd Wunderzeichen / welche wider der Naturlauff sich zutragen /da kan man nit verneinen / daß sie nicht solten eine anzeigung Göttliches zorns vnnd auffmunterliche Warnung auff sich tragen / dardurch Gott die Menschen zur Buß locket vnnd reitzet / sich zu jhm zubekehren / vnd nicht der bösen vnsicheren sicherheit des Aristotelis zufolgen / welcher behaupten wöllen / es ändere vnd varier sich nichts in der Natur / vnn die Wundergeburten kommen von nichts anderst her / als auß mangel der Matery: Welches doch alle Werck vnnd Wunder Gottes / so je vnd je seind vorgangen /vnnd noch wider dē Natürlichen lauff vorgehn / hieß auffheben vnd vernichtigen. 577 Wiewol eben Aristoteles / jme selbst widerlauffend / ein Buch gemacht hat / Περὶ θαυμασἰον Ακουσμάτου, De Miris Auditionibus: Das ist / Von den Wunder gehörten Zeitungen der Wunderwerck. 578 Vnd bekennt auch vnter anderem / daß die Erde gantz vnd gar můsse mit Wassern bedecket werdē / als die das aller schwerest ist: vnn daß die Erd zum theil deßhalben entdecket bleibe / damit die Irrdischen Thier vnnd das Geflůgel darauff leben vnd ruhen könne.

Welche bekantnuß fůr ein Zeugnuß [62] wider jhn selber / vnnd zur großmachung Gottes ehren dienet. Seiteinmal solchs stuck offt in der Heyl. Schrifft für ein wunder widerholet wirdt / daß Gott das Erdtrich auff die Wasser gesetzt vnd gegründet habe / darauff zu schwimmen: Innmassen solches die Insul Los vmm Thessalien / vnd andere mehr erweisen. 579

Dann ob man wol am boden des Mörs grund findet / Jedoch erfahren die Schiffleut täglich / daß sie auff dem hohen Mör / wann sie jhr Plei außwerffen / keine Erde mehr spüren. Auch sicht man Augenscheinlich /wann mā am Gestad des Mörs stehet / wie sich das Mör gleichsam als ein Berg inn die Höch erhebet. 580

Ja / welchs gleich so wunderlich ist / so hatt Gott durch eine vnaußsprechliche Macht die Wasser gefaßt vnd gebunden / vnd jhnen end vnd ziel gesteckt / darüber sie nicht schreiten dörffen.

Belangend dann die Cometen / oder die Geschwantzte Wundergestirn / welche auß langwiriger vnhinderdencklicher Erfahrung allezeit für zeichen des zorns seind erkant worden / da kan dannoch Aristoteles nicht laugnen / daß sie nicht wider den gemeinen ordentlichen lauff der Natur sich begeben. 581 Aber die Vrsachen / so er vō Entzündung der Cometen / von einem Erdrauch / von den Fewrigen Spiessen vnnd Trachē anziehet / sind dermassen läppisch /daß sie auch von allerley Secten der Philosophen verspott werden. 582

Wie es dann gewiß ist / daß ein Comet ordentlicher weiß nicht minder dann fünfftzehen Tage weret / vnd nicht vil vber zwen Monat sich erzeiget / vnnd daß einer grösser als der ander ist. Etliche nemmen jhren lauff von dem ersten Mobile, gleich wie der letst / so im Monat Nouembre / im Jar 1577. erschienen / Etliche ergehn sich vom Meridie zum Septentrione: Wie diser / so Anno 1556: entstunde. 583 Andere bleiben fix vnd steiff / wie der / so im Nouember Anno 1573. ist erschienen.

Aber durch was vnterhaltūg diß groß vnd schrecklich Fewr genehret werde: Warumb grosse Sterben /Hunger oder Krieg darauff zuerfolgen pflegen: darvon hat Aristoteles gar vberall nichts gewußt. Auch wer es jhm auß seinem Hirn zuergründen vnmöglich gewesen. Dann es dermassen Augenscheinliche von Gott geschickte Zeichen seind / daß ein jeder / der sich damit bekümmert / seinen Vnverstand darinn muß bekennen. Welches zwar zubekennen vnd zu erkennē auch vil besser ist / hie durch Gott seine Ehr zugeben / dann daß man durch schandtlichen vnd schädlichen Frevel vnd vermessenheit jm solche Ehr vnterstand zu vnn weiß nit was für ein erträumte vnraubē terhaltung eins solchē grosen vnn langwigen Fewrs auß dem Rauch vnn den Dämpffen der Erden / inn der reinen Aetherischen oder Gestirnigen Gegene / wöllen erdichten vnd außgründen.

Sonderlich auch auß betrachtung dessen / daß die Dämpff vnnd Rauch weder Jar noch tag auffhören /vnd die Fewrige Impreßones inn der Aetherischen Höhe sich nicht bißweilen einmal inn zehen Jaren sehen lassen: wie die Alten solches wargenommen.

Ja damit wir nicht von Wunderen / vnd disen sachen / welche wir wider dē lauff der Natur vorgehn sehen / viel redens treiben / so ermeß man doch nuhr die Menschliche Vnwissenheit vnd Aberwitz in gemeinen vns täglich vor Augen vnnd in Händen schwebenden vnd hebenden händeln / die vns nicht destweniger so vnbekant fürkommen / als die grösse der Sternen: Deren der kleinst (ohn den Mon vnn Mercurium) zehen mal grösser ist dann die Erd. 584 Ja so hoch nit zusteigen: man nemme allein für sich das fürnembst Edelst theil der Werck Gottes im Menschen /welchem vnter allem ist dasselbig genugsam erkant /oder wer darff sich rühmen / daß ers erkant hab / oder sich vermessen / es fortan rechtschaffen zu erkennen? Wie kan man dann so vnbesunnen von den vngewonlichen Widernatürlichen / vnnd auß gemeiner Ordnung schreitenden Wundern vnn Wercken Gottes grosses wissens vnnd vrtheilens sich anmassen?

Zuvor ehe der Persisch Mächtigst König Xerxes Achtzehenhunder Tausent Mann wider das Griechenland führte / vnn auß Asien mit solchem vnerhörtem Heer inn Europam setzte / da erschien ein ansehlicher[63] Comet: Auch noch einer zuvor / ehe der langwirig Peloponnesiacisch Krieg angieng. 585 Ferner ein anderer zeigt sich vorō Niderlag der Athener inn Sicilien. 586 Vnd folgendt abermals einer vor der Niderlag der Lacedæmonier gegen den Thebanern. Deßgleichen vor dem einheimischen Burgerlichen Krieg zwischē Cæsarre vnn Pompeio / erschienen Fewrflammen am Himmel. Auch nach der Entleibung dises Cæsaris /vnd vor der grewlichen Hinrichtung deren / so vom Augusto vnd Marco Antonio die Acht erkant gewesen / erschienen ein sehr grosser Comet / der nachgehends dem Cæsari zu Ehren auff die Můntzen gepräget / vnd jhm sonst zu rhum hin vnnd wider eingehawen vnd gegraben ward. Weiter vor dem / ehe Hierusalem vom Römern gewonnen worden / erschien vber dem Tempel eine Fewrflamm ein gantz Jar lang / inn massen Josephus vermeldet.

Auß disen vnd andern Exempeln vil mehr / wirt man ja stattlich vberzeugt / daß es keine gemeine Naturmäßige sachē sind / wann dergleichen Wunderzeichen / wider den lauff der Natur sich fůrthun / sondern daß sie vns dē Zorn Gottes mercklich träuwen vnd an deuten: Welchen man gleich wol durch einprůnstig Gebett vnnd ernsthafft Bußwircken widerumm kan abwendē.

Gleichmeßiges vrtheil kan man auch von den wider die Ordnūg der Natur sich schickenden Miß oder Wundergeburten fällen. 587 Dann daß man fürwendt: solches geschehe durch schadhafftigkeit / presten vnn mangel der Matery: Da muß man folglich auch gestehn / daß die anfäng / Gründ vnn fundament (vnter welchē auch die Materi begriffen) darauff Aristoteles die welt fundiert / schadhafft presthafft vnn verderblich werē: Ja auß disem müßt ferrner bekātlich folgen / daß die Welt bawfälliger wer: Welches doch weit von seiner jm selbst eingebildter Ewigkeit der Welt fählschiesset. 588

Hierumb so muß man nun bekennen / daß vns diese gedachte Stuck verborgen / häll vnnd verschollen bleiben / vnnd allein Gott der sey / so alles seins gefallens führet vnd regieret.

Daher kompts auch daß die Jarzeiten / so gleich sich schicken vnnd Witteren / vnversehene Mißgewechs entstehn / das Viech mit plötzlichen Sterben dahin fält / der Hunger das Land verzeeret / Blut vnd Stein regenet. Vnd andere Wunderbare sachen vorgehen / darvon gantze Wunderbůcher im Truck vorhanden sein. 589 Vnd schickt sich diß alles vngewonter weiß / da nicht destominder der lauff des Gestirns inn seinem wäsen beharret. Aber Gott ist an keine gewonheit verbunden / vnd wircket vorgemeldt sachen /wann er nur seinen Segen jetzunder der Erden / alsdann den Vassern / vnnd bald dem Viech entziehet: Ja wann er seiner Gerechtigkeit gefällig / so vermaledeiet er das gedeien / vnn sendet Hunger / Pestilentz vnd Krieg in eim Land.

Nun dise Vorsagung / die man auß dergleichen sachen / wann man Wunderwerck sihet / schliesset vnd abnimmet / ist nit vnzimmlich / jedoch mit diesem Anhang / daß man es Gott zuschreibe vnd zumesse /vnnd nicht den Götzen oder Abgötteren: gleich wie die Heiden thaten vnd noch thun. 590

Dann die Athenienser / wie Plutarchus im leben des Periclis schreibt / verbranten lebendig als Ketzer die jenigen / welche sagen dorfften / die Ecclipses oder Finsternussen begeben sich / wann der Schatten der Erden / oder des Mons inn zwischen beide kommet: Vnnd scholten solche Leut Μετέωρολεοχεῖς, Das ist /Ketzer / die inn zu vil hohen sachen vnd inn Geheimnussen der Götter zu viel bekümmerlich vnnd fürwitzig vmbfahren. 591

Deßgleichen die Römer / als sie die Nacht zuvor ehe sie die Schlacht mit dem König Perseo thaten /die Finsternuß angehn sahen / schlugen in alle macht auff jre Harnisch vnd Beckelhauben vnd erschüttelten sie mit grossem prasseln / dardurch dem Mon seinen schein wider für zulocken (Eben als wann man heut der Zornigen Tonnerenden Wolcken mit Wetterleuten zuspricht / daß sie im frieden von einander ziehen wöllen / damit die Sonn mit jrem glantz widerumb auffziehen könne.) 592 Hetten sie damals den fund des Bůchssengeschoß gehabt / sie hetten dem Mon die traurigkeit noch baß vertriben.)

Ja die Indianer / wann sie ein Finsternuß sahen /weinten sie / vermeinend / [64] die Sonn / jhr geachter Gott / hab dem Mon blawe Mäler geschlagen (gleich wie ein par vnstelliger Eheleut bißweilen einander auff solche weiß dörffen das Liebmal anzeichenen.) 593

Dise Aberglauben haben beinahe allenthalben auffgehört / gleich wie auch die Augures oder Vögel Gemercker vnnd Taubenvögt / so auff den Vogelflug acht hatten / vnnd jhre vnnd anderer Leut sachen darnach anrichteten: Daruon der Alten Bücher voll seind. 594 Dann es war kein Versammlung noch Vertagung des Volcks / kein Fridmachung / kein Bundrichtung / kein Krieg ansagung / diese Vögeldeuter vnd Gefiderbischoff wurden ordenlich darzu beruffen / anzuzeigen ob sich zum vorhabenden geschäfft gute anläßige zeichen sehē liessen / ob der Lufft nicht darüber betrübt wer / ob die Vögel recht oder lincks flügen / sessen oder ässen / vnnd andere dergleichen Gottloß Abergleubig nichts würdig ding welches im Gesatz Gottes verbotten ist.

Vnnd zu solchem vorhaben erzehlet der Historischreiber Josephus / im Buch von dem Jüdischen Krieg / daß ein Jüdischer Hauptmann geweßt / der einen solchē Deutelvogel / den die Vögel Intendenten zu jhrer Deuteley brauchten / zu todt geschmissen hab / sprechend / es sey doch gar ein vngeschickts das man ein Thier da will von außgang eines Kriegs fragen / welches doch sein selbst außgang nicht mag wissen. 595

Wiewol man die Nichtigkeit solches Augurischen Schertzengefiders wol mit einem anderen grund kan wider weisen: Das nämlich die Latiner für vnglückhafft vnd schandtlich hielten / wann sie den Vogelflug zur lincken sahen. So doch andere Völcker zur Rechten jhr schand vnnd vnfall abnamen: Inn massen solches Cicero im Buch von der Diuination angemerckt hat: Welches ja genugsam erweißt / das es nichts anders dann betriegerey vnd Lugenwerck ist: demnach jhre gründ einander zuwider lauffen / beides inn gelegenheit des Luffts / vnd im Vögelflug.

Dann daß fůrnembst der Auguralischen Kunst bestund inn anstellung eins Tempels: Das ist / in bestimmung der gegene des luffts / da man contemplieren vnd betrachten mußt / wo die Lincke oder Rechte der Welt sey. 596 Darůber doch die Griechischen / Latinischen vnnd Barbarischen Authores vnter sich selbst nicht zusamen stimmen / vnd samptlich wider die Hebraischen Scribenten streiten: Wie ich dann solches anderswo 597 angedeut hab. 598

Deßgleichen als der Prophet Hieremias von den Schwalben / Turteltauben vnd Storcken redt / da sagt er wol / das sie die zeit jhrer Widerkonfft wissen: Aber er sagt nit / das sie den Außgang der Schlachten vnnd andere dergleichen sachen wissen solten.

Noch ist viel ein vngereimpterer handel vmb dieEpatoscopiam, da man im Opfferen / die Leber / daß Hertz / die Lung vnd das Miltz / sampt allem Gedärm vnd Eingeweid erkuttelt vnnd durchsicht / darauß zuerschmecken / ob diß / so man vor hat / glücklich werde hinauß gehen. 599

Darbei dann zwifache Gottlosigkeit mit vnterlauffet / erstlich daß man inn solchen todten krafftlosen dingen die Warheit suchet / vnd darnach / das man den Götzen vnd Abgötteren opffert.

Es ist wol war / man kan nicht sagen / das die / so diß Kuttelwäschen triben / darumb Zauberer waren. Dann sie handelten nach jrem besten gewissen / vermeinend / Gott ein wolgefallen daran zuthun. Sondern wir haben hie vormals droben offt angeregt / daß diser ein Zauberer sey / der Wissentlich Teuffelische Mittel / zu etwas zugelangen / brauchet: Gleich wie der jenig thet / der vorgemeltes Mittel ůbete / vngeacht / daß er wůßte / solches im Gesatz Gottes verbotten sein: Nun laßt vns auch von anderen Teuffelischen Verfůhrungen vnn betriegereien / so vnter den Heiden die fürnembsten vnd ansehlichsten waren / fermer handelen vnd reden.

[65]
Marginalien
1 Anlaß zu schreibung folgenden Buchs.
2 Ein wunderlich Histori von einer Hexin.
3 Eine Mutter verschenkt jhr Kind dem Teuffel.
4 Ein gestifelt vnd gesporter Teufel.
5 Hexin verlangenen jren Namē.
6 Zauberey trifft vnschuldige.
7 Das Teuffels Geschlecht wirt vneins.
8 Der Tëufel kan wol plagen / aber nit stäts heilen.
9 Göttliche vnd Menschliche Gesatz wider die Hexin.
10 Von der Hexen Walfahrt.

11 Was auff dem Hexentag gehandelt wirt.


12 Die weil Doctor Weter seim Buch ein milten Titul geben De præstigijs, etc. von betrug vnnd blendūg der Hexen etc. hat man den Titul hie gescherpfft.


13 Doctor Petrus de Apone.
14 Petri Marmor Buch von Hexen.
15 Ein Theologus für ein Hexenmeister verbrent. He xenprediger.
16 Geistlich vnn Weltlich Potentaten werden Hexenmeister:
17 Zauberschul zu Toledo.
18 D. Andreas Alciatus ist wider die Ketzermeister.
19 Bartolomei Faye opera.
20 Vergiffter sind ärger dann Mörder.

21 Vom Neapolitanischen Zauberer Conseruator: Vom berhümpten Zeuberer Trois Eschelles Monceau: oder dem Berg von Dreyen Leytern.


22 Hüdert tausent Hexen vnd Hexenmeister inn Franckreich.

23 Leuit. 20.
24 All Philosophi verdammen die Hexen / ohn die Epicurer.
Aristotelis widerweisung der Epicurischen meinung.
25 Von dē Engeln oder Geistern.
26 Arist. lib. 4. & 6. Physices Auscultationis.
27 Lib. 8.
28 In lib. de Dæmonio Socratis.
29 Das ein jeder Mensch einen Engel habe.
30 In lib. de Mirabilibus Auditionibus.
31 Pfaffen brauchen Teutteuffel für Beischlaff.
32 Der Hexen Dantzplatz.
33 Olai Magni Buch.
34 Basiliscen beschweren.
35 Von Motion der Geister.
36 Lib. 6. Physic. & 8. Metaphysic:
37 Gott erkent niemandt dann Gott.
38 Der allerding ein vrsach ist / der weißt auch allerding oder verzuckung vrsach.
39 Lib. 4. & lib. 6. & 7. Metaphysic.
40 Von vnverstand deß Menschlichen verstands.
Inhalt des Buchs Job.
41 Auß disem spruch beweisen etlich Astrologi.
42 Dem Aristotele hat noch vil gefehlt.
43 Rahi Maymon lib. 2. Nemore.
44 Aristoteles hat nicht gewußt wie vil Himmel seien.
Zehen decke des Jüdischen Tabernackels deuten zehen Himmel.
45 Io. Realmontensis.
46 Aristoteles weißt die ordnūg der Planeten nicht.
47 Iohan: Picus, Princeps Mirandulanus in Positionib.
48 Aristoteles weißt nicht woher das Mör gesaltzen.
Faule Meinung Aristotelis von faulung der Lufft zu Wasser.
49 Natur thut viel wider sich selbst.
Reiff / wann man die buchstaben hindersich lißt /pungts feir.
50 Aristotelis Irrthumb mit dem Regenbogen.
51 In lib. 1. Seittēt Quæst. 3.
52 Lib. 1. de Cœlv.
53 In lib. de Psychagogia, in Timæo tractatu.

54 In lib. de Placitis Hippocratis.

55 Plutarchus in Placitis Philosophorum.
56 Plato in Timæo & Philoponus libris 14. contra proclum.
57 Lucretius & Plutarchus in Placitis.
58 Lib. 2. Nemore Hanebo quin.
59 Lib. 2. Dist. 1. Quæst. 3.
60 In Lib. de Methodo Histor. cap. 6.
61 Wie man Aristotelem gepflegt zumalen.
62 Libro 4. Aristoteles stürtzt sich ins Meer.
63 Waher viel sachen verborgen.
64 Hexenwerck ist vnder vbernatürlich ding zurechnen.

65 Die Griechē nennen jhn Narken, die Latiner Torpedinem, von seiner Wirckung / ist ein gewohnt wunder der Natur.


66 Arist. in Ethici ad Nicomach.


67 Exod. c. 22. Leuit. 20. 21. Deut. 18. Hiere. 27. 19. & 50. Nabum 3. & 4, Reg. c. 9. & 2 Paral c. 33.Iesa. 3, 4. & 8. 47. Nu: 23. 4 Reg. 23.


68 Toto titulo de Malesicis.
69 Ob Malesiciorum magnitudinem Malesici appellantur l. 3. de Malesi. C.
70 L. Neminē Eodem Tit. Quos feralis pestis absumat.
71 Plutarch. im leben Romuli.

72 Hugo Floriacenis.

73 Sprenger in Malleo Malle ficarū. Item Paulus Grillandus.
74 S. Augustin bewerk das die Geister fleischliche beiwonung thun.
75 Daher kommt der fluch / Das dich die Drüß berür oder anstoß.
76 In lib. de Spiritibus subter raneis, vom Berg werck.
77 Plinius Secundus in Epistol.
78 Im leben des Keysers Caligulæ.
79 Plutarchus im lebē des Cimonis.
80 Von einer Hexin die jhrem Kind das Häuptlein abhawet.
81 Lib. 12. de Legibus.
82 Von den Wächßinen Zauberbildlein.
83 Die Leut durch beschworne Wachßbilder tödten.
84 Von eim Zauberischē Priester / der die Königin von Engelland tödten wöllen.
85 Sonst genandt περὶτῶν αναφερομένων συ ἔιδεινὅμων.

86 Ein Official vnd Inquisitor, die auß fürwitz mit den Hexen fahre werdē vom Teuffel todt geschlagen.


87 Der Teuffel jnquiriert vber ein Inquisitor.

88 Wie ein frommer Mann sich in den zweiffel von Hexen schicket.
89 Die Schiffahrt inn Americam vnd Indien geschicht wider die Natur.
90 Wie vil Meilen inn wenig stunden die Himmels Sphären vmßlauffen.
91 Veritatis Character indelebilis oder das Gemerck der Warheit ist zweiffelhafft.

92 Rationabilis anima.

93 Intellectualis anima.
94 Daß man nichts wissen könne.
95 Κακοὶ μάρτυρες Ανθρώποισιοι Οφθαλμόιs.
Wie vil die Sonn grösser dann die Erd.
96 Ptolomæi in Almagest lib. 5.
97 Socrates weiß daß er nichts weiß.
98 De Docta Ignorantia. Vrsprung Doctorum.
99 Von dubitanten.
100 Socrates weiß nit ober Mensch oder Vnmensch sey.
101 In posterioribus Analyticis & lib. 4. & 6. & 7.Metaphysicæ.
102 Platonis meinung wirt auch als falsch verworffen.
103 Vernunfft ist der Probierstein der Sinn.

104 L. 7. De Statu. Hominum. L. 2. De suis & Legitimis. ff. Auth. De Restit. Fideicom. & ca. quæ parit. 11. mense. L. Aediles aiunt De Aedilitio Edicto L. 1.de Ventre inspiciendo.


105 Der Juristē löblicher brauch.

106 Leuitici. 20. 4. Lib. 13. De Ciuitate Dei.

107 Beweisung per indiuidua.


108 Die alles im bedacht auf ziehen / vnd vor stetem jhnen vngenugsamen bedencken / inn stetem zweiffel schweben.


109 Waher die Hexen Patronen auff kommer.

110 Lib. 2. Physicorum.
111 Lib. 4. & 6. Phsicæ Auscultationis.
112 Lib. 8. τῶν μετα τὰ φυσικά
113 Vō der Geister regung vnd bewegung.
114 Lib. 12.

115 Lib. 2. De Generat. Animal. Lib. 12. Metaphysic.


116 Futrüffer vnd Magēsprecher seind auch Pythones so auff dem Treifuß die Oracula durch Oraculi geben.


117 Eintheilūg folgendes Wercks.


118 Merck / die Lateinisch Determination d' Theologischen Facultet vō Pariß / welche im Frantzösischen fornen steht / hat man als ein beschluß des wercks /zu end des Buchs geordnet.


119 L. Nihil cōsensui. De Regul. Iuris. L. Si stuprum De adult: ff. L. Aut facta. De Pœnis. ff.
120 Διάβολος ὰπὸ τον διαβάλλειω.
121 Job. cap. 1. Was Teufflisch Mittel heissen.
122 Was Satan heisse.
123 Im Buch der Weißheit am 3. Cap. vnnd Ecclesiast. 17. vnd Genesis cap. 3. Iob. c. 1.
124 Iob. cap. 40.
125 Aristot. libris Physic. & Metaphysic.

126 August. in Ioan: Tract. 42. & lib. 8. de Ciuitate Dei. cap. 22. & lib. de vera Relig. cap. 13. & lib. contra Manichæos, cap. 33. & contra Pelagium lib. 1.


127 Von vrsprung der bösen Geister.

128 Apoc. 12.
129 Der Poeten Himmelsstürmung warauß sie geschöpfft worden.
130 Wann der Sathan geschaffen. Job. cap. 40. vnd 41.
131 Jes. 54. Der gestürtzt stürtzt gern.

132 Pharao bedeut den Teuffel.

133 Catharrus peccati.
134 Wie ein Ernehrer vonnöten / also auch ein Zerstörer.
135 Durch Kappen werden die Teuffel verstanden.
136 Ezechiel it. Jesai. 27
137 Durch Weitzer Boßheit werden die Teuffel verstanden, Rabin Maymon lib. 1.
138 Marci 13.
139 Die Gottlosen werden für Teuffel dort dienen. Die Teuffel werden leylich vergehn.
Dise Meinung wirdt am Origeno verworffen / darum hie wol acht zugeben. Er deutet auffs Fegfewr.
140 Plut. in lib. περὶ τῶ ὲκλελοιπότωον χρησσηῥμον.

141 Cic. in lib. De diuinatione. Diß widerleger die Antimachiauellisch Regentēkunst / im 2. Buch im 5. spruch.


142 In Libro περὶ Εὺλογίων φιλοςοφίας.


143 Euseb. lib. 5. Cap. 1. 8. 6. προπαρασκευῆς Ευαγγελικῆς.


144 Plutarchus im Buch vō Abgāg der Warsagūg.Thamus ist ein Egyptischer Nam / ist jhnen so viel als Adamus Dise Geschicht begab sich zur zeit des sterbens Christi / darumb deuten den Pan viel auff Christū welcher der ander Adam genant wirt. Durch Copulation der Geister mit de Wēibern werdē Rohe oder Rauhe Häupter.


145 Rach haupt oder Rauch haupt.

146 Kinder de Teuffel auffopffern.
147 Leuit. 20.
148 Königin Medea die Ertzzauberin.
149 Gott schafft nichts böses.
150 Der Manicheer grund vnd meinung.
151 S. Augustin war erstlich ein Manicheer.
Was das böse sey vnd heisser.

152 Dann alles in der Welt die gut sey.

153 Mala sunt bona per Relationem.
154 Tyriacks widerlegt die Manicheer.
155 Ein Mörd ist Gotts diener.
156 Von der Tyrannen verhärtung.
157 Der Gottloß wirt zur Raach erhōhet.
158 Gott preßt gutes auß bösen.
159 Rom. 11.
160 O altitudo Diuitiarum sapientiæ & scientiæ Dei?
161 Geschicht eim / so bekent darum er nicht gefragt.
162 Chams fluch ruhet auff disen / jrē Schöpffer vngerecht schelten.
Der Welt scheißhauß seind die Element.
163 In sermonibus de Munde.
164 Von der Teuffel natürlichem wesen vnd thun.
165 Job. 4. Himmel vnn Engel sind vor Gott nicht rein.
166 Die Aempter der Engel.
167 Der bösen Geister ämpter.
168 Wie die bösen Geister guts thun.
169 Die Beschreibung der Geister auff Philosophisch.
170 Ob die Geister lüfftige leiber habē.
171 Geister sind wie liechter. Geister sind ein fünfft Essentz.
172 Sechs örter der Geister.
173 Incompatibilitas Neutralitas Naturarum Intelligibilium.
174 Zwischen gleichen besteht gleichheit.
175 Von gegen artung vnd mittelartung allerding.
176 Der mensch ist das mittel zwischen Engeln vnn Teuffeln.
177 Zwo gegenwelt vnn ein mittelwelt.
Exempel der mittelmäßigen Creaturen.
178 Corallen gewächs.
179 Halb Thier halb Kräuter.
180 Mensch ist halb Thier vnd halb Engel.
181 Gen. ca. 4. Deut: ca. 30. Gut Argumēt für die Astrology.
182 Die Erd hat kein Menschen gebracht.
183 Psal. 8. Paulò minuisti eum ab Angelis.

184 Andere verteutschen es Hastu jn ein wenig mind gemacht dann Gott / Andere. Hast in ein kleins von Gott lassen verlassen sein.


185 in. Lib. Podekim.


186 In Simposio Protagoræ, politica, Critia, & in legibus & in Epinomide. Engel seind Menschen hirten /vnd Menschen Viechhirte.


187 Deut. 30. Genes.

188 Vom Menschlichē freien willen / fahr nit hie Menschlich eigenwillig.
189 Genes. 4.
190 Imò wir sind Gott all verwāt / aber nit all zugethan.
191 Säw haben mit keinen Geistern zuthun.
192 Iamblicus Lib. 3. cap. 32. Zweierley vergleichūg mit dem Bösen.
193 Gemeinschafft der frommen mit den Engeln.
194 Von des Socratis Dæmonio.
195 Vor der Propheten Engeln.
196 Gradus der Gemeinschafft mit Geistern.
197 Einer trübē Seelen Erkantnuß ist trübe.
198 Nicht alle frommen habē gleich kräfftige Engel /oder spůren jren Engel
199 Psalm. 91.
200 Genes. 24.
201 Prophetischer Geister ist 8 Höchst.
202 Num. 11.
203 Das widerspiel ist dem Salomon widerfahrē / der solches erbottē hat.
204 Von Socratis Gesellige Geist.
205 Ein wūderliche Newliche Histori von eim frōmen Mann der ein Gefärtigen Geist hatte.
206 Welches die war Religion.
Im Frātzösischen sind diß Maroti Verß: anfangend /
207 Seigneur Dieu, oy borai son.
208 Sich selber Gott auffopfferen / ist d' best Gottes dienst.
209 Der gute Geist wecket zum Gebett.
210 Psalmen lehren recht auff Gott vertrawen.
211 Des Geistes klopffen.
212 Des Geistes Ohrenpfetzen.
213 Wie die Nechten Träum geschaffen sein.
214 Fromme leut setzen jhnen freiwillig Feirtag.
215 Facies sanctorum lætæ.
216 Aergerliche Bücher verbotten.
217 Frü zū Gebett auffstehn / gefaller Gott. Daher sagt Dauid offt Mane astabo & videbo.
218 Nicht jeder Geist redt gern.
219 Meditationes lieben die Geister.
220 Gestalt der Erscheinūg der Geister.
221 Psal. 19. Qui en la gar de du haut Dieu. etc. Auß Cl. Marots Psalmen.
222 Der Geist pfetzer den Propheten die Ohren. Jesat. 50. Job. 33.
223 Die Engel geben sich mit Klopffen zuerkennen.
Judicum 13. Daher auch an Aarons kleid die Glöcklin gemacht werden.
224 1. Reg: 10. Klang erweckt das Propheceiē.
225 Numeri 11.
226 Gottes Geist ist wie ein Liecht.
227 Sam. 18. Böse Geister können auch propheceien.
228 Samuel 19. Wer die Propheten verlasser / dē verlasser auch der H. Geist.
229 Vil haben Geister / die sie nicht fühlen.
230 Der Geist vnterscheider Gottes vnd Teuffels Kinder.
231 Furiæ.
232 Zweierley Weg des Teuffels die Leut zu verführen.
233 Wie der böß / vnter dem schein des guten die Leut vō Gott abführe.
234 Von der Abgötterey in Newen Insuln.
Der Indianischen Priester gebreuch.
235 Nunnenklösterin Indien.
236 Indianer betten die Sonn an vnd jhren Son.
237 Amorrheer Abgottsdienst.
238 Zu Venedig im Palatio find man keine Mucken /gleich wie zu S. Vlrich zu Augspurg keine Mäuß.
239 Waher d' Mucken vertriben werden.
Von kraft d' beschweren Bild.
240 Abgöttisch Bilder verprent.
241 Baalpfaffen in rauchfarb gekleidet.
242 Sonn ein Gott des Propheceiens.
243 König Ochozias ein Zauberer.
244 Beweisung dz auch die Philosophi den Warsagergeistern glaubten.
245 Was der teufel wend auff böses end dasselb der weiß Mann auff gutes wend.
246 Lib. 3. c. 30. 2. & 14.
247 Lib. 3. ca. 24. & 27.
248 Wie auch Synesius Lib. περὲ Ενυπνίαν: ἀγαθῶν ἄν ἔικ τὸ μὲγσσον.
249 Lib. 3. ca. 13. Dæmones Paredri.
250 Lib. 3. ca. 15. per Aquam Radium, Aues, Lapides, durch Rutē durch Höltzer / etc.
251 Lib. 3. ca. 17. Αλφιτομαντάα vocatur quæ sit ex farina.
252 Leuit. 26. Was die Lithomantia gewesen.
253 Lib. 3. ca. 2. & sequentibus, Was verzuckung oder Εηφᾳσις sey.
254 Der Hexen verzuckung.
255 Mißbrauch bringt Mißgeister.
256 Lob des Iamblici.
257 Von des Philosophi Iamblici end Hanenweissagung.
258 THEOD.
259 Anruffung der Teuffel geschieht durch Göttliche Wort.
260 Hexen brauchen auch Messen.
261 3. Reg. 17.
262 Mißbrauch der Psalmē.
263 Mißbrauch der Psalmē zu Schatzgraben.
264 Der gantz Psalter auff Zauberwerck verstellt.
265 Der Marienpsalter zu Venedig getruckt.
266 Kunst ein gespēst auß eim Hauß zuvertreibē.
267 Spanier wöllen Niderland mit Zauberei gewinnen.
268 Hembd der Noht.
269 Mißbräuch der Maß vō H. Geist.
270 August lib. 18. De Ciuitate Dei.

271 L. Item iubeo, P. si quis Astrologus. De iniur. Toto Titulo De Maleficis & Mathematicis. L. Si. quis aliquid. De pœnis ff.

Wie die Zauberer gute Werck vngut machen.

272 Lib. 4. De Maleficis. C.
273 Deut. 18.
274 Ob Salomon Zauberbücher geschriben hab.
275 Josephi Fabel von der Wurtzel / so Teuffel außtreibt.
Mäußzwibel im hauß auffgehēckt vertreibet gespenst.
276 Hieronymi Tragi Irrthumb. Viech stirbt von Meußzwibelstand.
277 Wie die Teuffel selbst einander außtreiben.
278 Befeh die Patres vber das xj. cap. Luce vom Spruch Per Beelzebub eijcit Dæmonia.
279 Frommen betriegen offt einander.
280 Daniel 10. & Deut. 32.
281 Engel streiten mit einander für die Regiment.
282 Die einigkeit besteht auß vneinigkeit vnd streit.
283 Mittel werlangung Göttlicher krafft.
284 Iamlicus in Lib. de Mysterijs.
285 Er verstehet hie Cornelij Agrippæ Occultam Philosophiā, zu Cölln vnn Leon gedruckt.
286 Von dē Planetischen Charactern vnnd mit Buchstabē gezeichneten Glückpfennigen.
Den Planetē Opffern.
287 Orphei Götterlob werden Davids Psalmen verglichen.
288 Orpheus ist d' Zauberin Medeæ Lehrmeister gewesen.
289 Cornelij Agrippæ Schwartzer Hund.
290 Libro Elogiorum.
291 Exod. 20. Warumb Gottes Altar kein Staffeln hatte.
292 Ob alle Abgötter Zauberer seien. Nicht alle Abgöttischē seind Zauberisch.
293 Warsager sind Vormaner. Lugen kompt vom Warsagen.
294 Cic. in Lib. De Diuinari.
295 Sinnverruckung der Warsagenden.
296 Waher die Fallendsucht Heilig heiß. Warumb vil Kranckheiten den Heiligen zu geschriben.
297 Das Haupt ist der Seelen geheiligt vnd geweihet.

298 Gleich wie man heut die Titul braucht / Episcopi, Inspectores, Super attendenies, Intendentes.

299 1. Reg. 9.
300 Da heißt es Quod vidimus hoc testamur.
Daher vom Videre & vîsu ist witten vnd wissen. Samuel. 10. 11. Hierem. 26. Vers. 9. Zach. 13. 4.
301 Von d' heutigen Hexen Namen.
302 Was Hippomanus für ein Zauberstuck sey.
303 Das die Pferd jhr Milz nicht am geschröt haben.
304 Zauberer gehen gern mit fabeln vmb.
305 Von vier Geschlechtē der Warsagung.
306 Definition der Prophecei.
Rabi Maymo nis. Lib. 3.
307 Exodi. 6.
308 Warumb Gott Jehoua vnn Schadai heißt.
309 Rabi Moises Maymon L. 3.
310 Sinesius in Libro.
περὶ Ενυπνίων.
311 Von vnterscheid der Göttlichen vnn Menschlichen Träum.
312 Wie Göttliche Träum zu bekommen.
313 In Libris pirke Aboth.
314 Waher weissagen Gott loben heißt.
315 Hierauß müßt obgesetzt Argument von den jungen Propheten fallen.
316 Num. 12.
317 Gradus der Träum vnd Gesicht.
318 Auff welchē Gott ruhe / vnn bei wem Gott wohne.
319 Dauid vnd Salomon sind minder gewesen dann Jesaias vnd Hieremias.
320 Gesicht von Figuren.
321 Jesai. 5.
322 Genes. 12.
323 Num. 12.
324 Jesaie 6.
325 Hier. 13.
326 Jud. 6.
327 Waher die Heyden die H. Schrifft. verspottet.
328 Warumm die Propheten erst vbern anderen tag antwort gaben.
3. Reg. 12.
329 4. Reg. 22. Die Prophetin Holda.
330 Teuffel wirckt auch Warsagūg im schlaff.
331 Von des Mopsi Oraculo.
Mopse schwartz oder weiß.
332 Vnterscheid Göttlicher vnd Teuffelischer Ergeisterung.
333 1. Samuel. c. 18.
334 Das wort Prophet wirt auch von Zauberern vnn Beschwerern geredt. Deut. c. 13.
335 Deut. 13.
336 Ein Prophet mag wol bißweilen fählen.
337 Eccles. cap. penult.
338 1. Samuel. 3.
339 Die Gaab der Prophecei daurt nit stäts.
340 Etliche Propheceien seind hinder sich gangē.
341 Im alter hörten die Propheten auff.
342 1. Reg. 7.
343 Joel. 2. Gesicht höher dann Träum zuachten.
344 Wo kein Cōtemplatio ist / da ist die Ratio schwach.
345 Von getrungenen Propheten.
346 Exempel vom Propheten Jeremia.
347 Propheten auff der Prediger art.
348 Dauid hat kein Prophetisch Gesicht gehabt. Abraham hat Gesicht vom könfftigen Meßia gehabt.
349 Ein Prophet fraget den andern rhats.
350 Vom Pectoral od' Prustlatze des Hohenpriesters.
351 Exod. 28. Numer. 27.
352 Wie das Jüdisch Oraculum zugieng.
353 Esdræ. 2. & Nehem. 7.
354 Lib. 3. cap. 6.
355 Wann das Jüdisch Oraculum auffgehört hab. Im Jar der Welt 3355.
356 Pectoral. Rational.νογιὸυ .
357 Samuel 1. cap. 28. vers 9.
358 1. Samuel. 2. vnd 5.
359 Samuel. 15.
Oseæ. 6. Eccles. 4.
360 Job. 33.
Gott zeucht die frommen bei den Ohren. Gott warnet zum dritten mal das ist auff drey weiß.
361 Num. 23.
362 Waher die Propheten heut auffgehört.
363 Dann Christus ist vns an statt aller Propheten.
364 Nach der Babilonischen Gefängnuß hat das Judisch. Oraculum
In Libro. a Pirkeboth.
365 Wie heutigstags / die mit gutē Engeln begabte zuerkennen.
366 Gott schicket falsch Propheten zur witzigung. Matth. 24.
367 Falsch Leut haben auch ware träum.
368 Fürstenträum.
369 Träum machen die bösen Gewissen verzagt.
370 Exempel von der Gottlosen schreckliche Träumen.
371 Traumbuch Artemidori.
372 Medicische Träum.
373 Die Träum gegen tag / die warhafftigsten.
374 Definition der Diuination.
375 Heiden setzē selber Gott zur vrsach aller Sachē vnd vrsachē
376 Aristotel. Physico 6. & 8. et τῶυ μετὰ τά φυσικὰ 12.
377 Manicheer Irrthumm von vilen vrsachen.
378 Irrthumb von drey oder vier Schöpffern
379 Απείριαν τὴν Θεὴυ ανανρεῖυ, καὶ Πολυ θέστατα Αθεότατα εἷνης.
380 Als Gott vrsacht die Engel / die Engel vrsachen andere Creaturē etc.
381 Bei dem Cirillo wider Julianum / dessen buch Cyrillus schier gar außgeschribe hat.
382 Engel habē nit vberal geschaffen.
383 Origines meinung von schaffung vnzehligen Welt.
384 Alle 49. tausent jar werdē newe Himmel / all 7000. newe Erd.
385 Rabi Iuda & Leo Hebræus & cæteri.
386 In Libris περὶ Αρχῶν.
387 Gottlose Einred.
388 Die Himmel sind Gotte Kleid. Chaos.
389 Vnter der Sonnen ist nichts newes.
390 In Methodo Historica Bodini cap. 6.

391 In Commētario de Animæ procreati one, quæ in Timæo Plato nis describitur.

392 In Libro De Placitis Hippocratis & Platonis.
393 Der bekehet Jud Paulus Riccius.
394 Psalm. 33.
395 Außtheilūg der Engel.
396 Quia formadat esse rei.
397 Psal. 103. vnd 104.
398 Alle kräfftē heissen Engel.
399 Als vil Himmel als viel Engel.
400 Warumb Gott Engel brauch / da er wol selbst alles regierē kan. Psal. 81.
401 3. Reg. 22.
Job. 1.
402 Aller Geschöpff kräffte erscheinē vor Gott.
403 Gründ für die Astrologi.
404 Inn die 7. Ampeln der 7. Planeten hat Gott Oel Göttlicher krafft eingegossen
405 Beschirmūg der Gestirnkundigung.
406 Damasc. in Theologicis sententÿs.
407 Lactantij des alten Lehrers Irthumb.
408 Caluinus im Buch wider die Astrologos.
409 Abenesra vb er den Dealogum: Eben dasselb wirt auch tradiert inn Büchern.
410 Pirke aboth.
411 Daß Flammschwert des Cherubins vor dem Paradiß / bedeut den Gestirnigen Himmel.
412 Psal. 77. vers. 7.

413 Die Viehischen Menschen ligen in diser Materialischen Welt / wie die erschlagenen in dē Todten gräbern / vnn die Säw inn Träbern.


414 Was das wasser scheiden im erstē buch Mosis heiß.

415 Engel welt.
416 Job. 4.38.
417 Wer will dz Himmlisch Heer zehlen.
418 Beweisung der Astronomy auß der Schrifft.
419 Weltleuffige sind kein Himmelsleuffige.
420 Des Gestirns Macht ringert Gott sein Macht nit.
421 Psalm. 8.
422 Je mehr man des Gestirns macht betracht / je mehr es Gott loben macht.
423 Von Anlauff des Mörs.
424 Krafft des Mons.
425 Hierumm besehe mā die bücher vom Feldbaw vnn Meyerhof.
426 Plin. lib. 18. cap. 32. Von dē Monischen Enderungen in Kranckheiten.

427 Irrthumb des Galeni.

428 De Diebus Decretorÿs. Hippocrates in Libro prognosticoon.
429 Stammler im gewissen zeichen geboren.
430 Iathromatetici.
Beider Medicin Doctores woher.
431 Waher die Astronomy veracht worden.
432 Mißbrauch der Astrologen in vbernatürlichen sachen.
Astrology den falschen Müntzern verglichen.
433 Warüber das Gestirn mächtig.
434 Widersinnisch stuck / so auß der Astronomē vorsagung folgen.
435 Spes dilata facit languere.
436 Firmici vnchristlich Astronomisch stuck. Christo sein Natiuitet stellen ist nit Astronomisch.
437 Gottslösterlich Gebett nach dem Gestirn.
438 Eingebildte Gestirnte Thier.
439 Wann der Christen Glaub wird auffhören.
440 Grober fehler des Cardinals von Alliaco.

441 Exod. 22. Ioseph. cap. 3. li. 5. Antiquit. Rabi Abraham Aben Esra vbers 7. cap. Danielis / setzt den Anfang der Welt in den monat Tisri welchs der Herbstmonat ist. Anno 1583. wird die Welt vndergehn.


442 Leouitij jrrthumb von dem Jungstentag.

443 Leouitius rechnet die Jar nach der Welt vntergang.
444 Natiuitet Christi von Cardano gestellt.

445 Falscher Messias wird vorgesagt.


446 Solchen widerspricht der Antorfisch Historicus /Goropius / das Hebraisch die ältest sprach sey / sondern will die Cimbrisch.


447 In lib. de Repub. Et de Methodo Historiarum.
448 Die Astronomy ist 3000. Jar alt.
449 In Instituti Art. Apotelesmaticæ.
450 [In Sexti Magni Introductorÿ.]
451 Man soll auch erfahrene vnd gewiß scheinende sachen / Gotts gewalt vntergeben.
452 Ein Gläubiger ist stärcker dann alles Gestirn.
453 Welche Astronomos die Concilia verdammen.
454 Natürliche Vorsagung auß Meteoris vnd Lustschwebende sachen.
455 Solcher Wetter Zeichen der Witterung find man vollauf inn den Feldbawbüchern.
456 Vom Wetter schmeckē.
457 Schön Wetter am Mō zuerkennen.

458 Deßgleiche ein sonder New buch von dieser Materi D. Nicolai Taurelli, Medicæ Prædictionis Methodus, diß 81. Jars außgangen.


459 Phytoscopia oder Kräuter schawūg.
Vorsagung der Haselstauden.
460 Woher die krafft aller ding her fliesset.
461 Man soll den Natürlichen Mitteln kein krafft zuschreiben.
462 Wider die / so alles der Natur zuschreiben.
463 Irrthumb d' Latinischē Version der Bibel.
464 Exod. 12.
465 Was Gottes böse Diener thun / schreibt die schrift Gott zu.
466 Hierem. 12.
467 Gott ist der Vatter / die Natur die Mutter.
468 Ochsen vnd Hämmel werdē angebet.
469 Cicero in Libris de Natura Deorum.
470 Magis sey die Practic der Physic.
471 Barbarische Wörterkrafft.
472 Vom Panischen schrecken.
473 Eusebÿ Præparatio Euangelica.
474 Daher die Alben das Gespenst.
475 Was die Cabala sei.
Cabala est recta Diuinæ Legis Interpretatio, quā litera adumbrat.
476 Vil hält mā fůr Zauberei / welche ein Natürliche vnbewußte kraft sind.
477 Plin. lib. 26. cap. 4.
Kräuter die die Wasser trocknen.
478 Fürstliche Patenten seind ein schrecklich Kraut.
479 Eisenrich schafft gōst / Ja Goldrich.
480 Lib. 10. & Gellius lib. 10. cap. 12. & Philostrat. Lemnius.
481 Gestein wider das Gespenst.

482 Adamas.

483 Lycurium.
484 Waher die Natürlich Vorsagung.
485 Menschliche Vorsagung.
Vorsagung auß Erfahrung.
486 Politische Vorsagungen.
487 Wo Gott zörnt da nimpt er täugliche Leut hinweg.
488 Schiffleut seind Wetterhanen.
489 Faul Hasenleber bedeut Schaf sterben.
490 In den getruckten Baurenregeln find man deren sachen vil.
491 Vrtheil auß der Physiognomi / oder Anplickung.
492 Vorsagung auß gestalt des Andlitzes.
493 Exod. 34. Das die Vorsag auß Physiognomi zuläßlich sey.
494 Orientalische Völcker gute Physiognomici.
495 Die Philosophi ändert die Physionomy.
496 Welche recht Schön heissen.
497 Außwendig Rot vnd inwendig tod wie faul öpffel.
498 Von der Händschawung.
499 Regel auff Vorsagung.
500 Julius Cæsar macht ein böses Zeichen gut.
501 Nach dem spruch Salomonis / Was der Gottloß förcht / das begegenet jm auf dem weg.
502 Daher hat man auch den Cæsare stäts für ein Verspotter der Götter gescholten.
503 Waher die Schlacht vor Pavi vnglückhafft gewesen.

504 Solchem Exempel ist nit so gänglich zuglauben: dieweil der Author auff vngleichen bericht geht.

505 Auf viererley weiß werden die Mēschliche Mittel gehindert.
Welcher Gottes vergißt / inn glückseligkeit / den verlaßt Gott hinwider in trübseligkeit.
506 Hierem. 14.
507 Das erst Mittel etwas zuerlangen / ist das Gebett.
508 Jon. 4.
509 1. Reg. 28.
510 Die Rachgirigkeit ruffet dē Mörder.
511 Die aller ärgsten Hexen vnd Hexenmeister.
512 Leuit. 19. 20. Deut. 10.
513 Exempel d' Hexenmeysterischē Ceremonien zu heylung der kranckē.
514 Von denen die nit Zauberer brauen / aber zauberisch Mittel.
515 Zweierley vergleichūg mit dem Teuffel.
516 Cleromăteia oder Loßsagung.
517 Vom Rechtmäßigen losen.
518 Josue 7.
519 1. Reg. 10.
520 1. Reg. 15.
521 Leuit. 16.
522 Geheimnuß vom Opfferstock vnn Freibock.
523 Act. 1.
524 Waher die Geistlichkeit Clerici heissen.

525 Solchs wird eigentlich erwisen ins Vertenten Buch von Noe Stammen vnd jhrer Nachkommenen Besitz vnn Länder.


526 L. Sed. cum ambo De Iudic. ff. l. si. duobus in princip. commun. De leg. C. etc. sors. etc. hi qui. etc. illud 26. q 2. etc. de Sortileg.


527 Daher heißt ein Erdschafft bei den Griechē Κληρονομία. Vom losen Gleich wie die Venediger auch mit etlichen ämptern thun.


528 Da war das Loß kein lösung des Zancks.

529 Gott ist der Lößherr vnd Löser.
530 Imò andere legen Hermen für Mineruā auß.
531 Vom Lößkönig auff der H. Trei König tag.
532 In was Sachen dz Loß zubrauchen.
533 Mit vnnötigem Loß versucht man Gott.
534 Mittel Gott Rhats zufragen.
535 Würffel Loß. Astragalomantia.
Teutschen werffen das Loß vber Menschenleben.
536 Von Loßbüchern.
537 Paul Pampst Loßbuch.
538 Geburtzeiger Jörg Wickram von Colmar.
539 Vom Würffelspil besihe weiter Lamberti Danei /Tractat daruon vnd den Spielteufel.
Lex Martia.
540 Im Pantagrue im 3. Buch find man Exempel.
541 Vergilianisch loß.
542 Apostolisch Loß.
543 Hirtenspiel.

544 Geomantia.

545 Tephramantia.
546 Loßung auß gewäheten Blätteren.
547 Virg. lib. 6. Aeneid. Liui. lib. 22.
548 Loß mit Namen vnn zahlen.

549 Als wann die Tauffnamen eines Manns vnn Weibs gegē einander rechnet / welches vor dem andern sterben soll.


550 Die Zahlen sind 666. vnn 1260.

551 Anagrammatismi. Als da man Charles de Valois, hat gewant vnnd gewendt in Vachasser l'idole.
552 Hanenprophet.
553 Vmb eines geschärr werden vil hundert vmbbracht.

554 Gleich wie Herodes vil Kind eins Kindshalben tödten liesse.


555 Rechnūg: Daher kommt dz Arabisch wort Almenach / das ist Außrechnung: Wie dann die Arabisch Sprach auß dem Häraischen gezogen ist: Daher vnser Calender Almanach heissen / wie wol es etliche für All Monat verstehn. Deut. 18.


556 I. Fegfewrūg der Kinder bei den Heiden / heißt die Alt Version Iustrationem filÿ.

557 II. Nariolus ist vil als Fariolus so von Fari wieHana Fana.
558 Meister Gonim.
559 III.
560 IIII. Augenblender.
561 Ja wol Maulhechssen.

562 Hechssen waher genant.

563 Antonÿ Turcæ Medæ Horti.
564 V. Hexengespilschafft vnd Däntz in der H. Schrifft angedent.
565 Das Wort Zauberer kompt vom Hebraischē Chober.
566 VI.
567 Woher das Wort Oraculum komm.
568 VII.
Was Magus heisse.
569 Vom Basiliscischen Thier Jadoha.
570 VIII. Irrthumb des worts Schwartzkünstler.
571 Zauberer in Egypten.
572 Planetarÿ.
573 Wunder wunderer.
574 Vogelachtung.
575 Im Griechischen lauts so vil / als Heilige schawung.

576 Augurium ist sonst ein Kunst / die zukōnfftigē Fall weiß Vorzusagē / aber nicht stäts für war nachzusagen.


577 Von Mißgeburtē od' Monstris.

578 Vom wunder des Mörs.
579 Schwimmende Erd vnd Insuln.
580 Das Mör ist bodēloß.
581 Von dē Cometen wundern. Hievon besehe mā die Cometen predigten.
582 Hievon ist ein grūd in Thomæ Erasti Tractatu de Cometis. zulesen.
583 Wiewol Gemma vnd Röslinus vermeinen ein gewissen lauff der Cometē erfunden zuhabē.
584 Wie schwach des Menschen Verstand sei / die Wunderwerck zuerkennen.
585 In Herodoti Historienbuch.
586 Exempel etlicher erschinener Cometen.
587 Von den Mißgeburten.
588 Irrthumb des Aristelis.
589 Als dz Wunderbuch Lycosthenis vnd Ficellij.
590 Die worsagung von Wunderzeichen ist Christlich.
591 Atheniensische oder Heydnische Ketzermeister.
592 Diß schreibet / Plutarchus im Aemilio & Tacitus in Druso.
593 Sonn vnd Mon schlagen einander bei den Indianern.
594 Von den Augurijs oder Vögelgemerck.
595 Taubē Intendenten.
Man fragt / die vnuernäufftigen für die Vernünfftigen.
596 Dann vom Contempliren heißt der Tempel.
597 In Methodo Historiarū cap. 5.
598 Die Welt lincks vnd rechts.
599 Opfferschaw oder Därm ersuchung. κπαοσκοπα.
Das II. Buch
Das I. Capitul
Das I. Capitul.

Das Wort der Magy ist Persischer sprach / vnd wird verstanden für eine Erkandtnuß Göttlicher vnnd Natürlicher sachen. Vnd Magus ist nichts anderst / dann ein Weißheißt geflissener Philosophus oder Naturkündiger.

Aber zu gleicher weiß / wie die Philosophei (welche eigentlich ein Ergebung auf Weißheit heisset) durch die Sophistē oder Weißheitrhümling ward verkert / vnnd gleich wie die ware Weißheit so an jhr selber ein Gab Gottes ist / durch Gottloses wesen vnd Abgötterey der Heiden verstelt war. 1 Also ist auch die Magy endlich inn Teuffelische Zauberey verwandt worden.

Der erste Teuffelsdiener aber / so solches Gottloses geschäfft in Persien offentlich sich hat außthun dörffen / ist der Bactrianisch König Zoroastres gewesen: gleichwol dasselb vnterm schein der frömkeit / wie dann der Sathan zuthun gewonet ist. 2 Dann was redlicher ehrlicher geburt vnd ankonfft ist / das schewet sich dannoch mit Schalckheit vnd Bůberey vmbzugehn vnnd noch vil mehr derselbigen sich außzuthun.

Plinius redt im xxx. Buch / im ersten Cap. also daruon. Die Magica, so die aller schalckhafftigst vnd arglistigst aller Künst ist / hat nicht desto weniger zu jeden zeiten / durch die gantz Welt ein ansehen gehabt: Vnd deß soll sich niemand verwunderen / Dann sie hat allem drey fürnemer Künst: so inn sonderheit Menschlichen Gemůts mächtig seind / zusamen inn eine an sich gezogē vnd verkuppelt / also daß nun vnzweiffelich kundbar / daß sie fůrs erst auß der Artzeney gleichsam sey geboren: Zu dieser hat sie mit schmeichelhafftem verheissen vnnd grossem zusagen die krafft der Religion / welche das Menschlich geschlecht sonderlich bald verblendet / zum schein auch verfüget: Vnnd endlich vnter die beide die Mathematische Kunst vermischet. 3

Daher hat auch Iamblicus, Proculus, Plotinus, Porphyrius vnd der Keyser Julianus / so von Christlichem Glauben widerumb zu dem Heidnischen gefallen / die Magy fůr eine solche Kunst dargeben vnd beschriben / daß sie eine Anruffung sey der guten Dæmonien oder Geister:

Aber die Goëtiam oder Gräber besuchung / daß sie eine Anruffung sey der Bösen Geister: welche sie verworffen: Dann solcher gebrauchten sich die / so zu den Gräbern sich verfügten / die Todten außzugraben vnd da jhre Geister anzuruffen. 4

Vnnd der Blind Zauberer / der zu Pariß im Jar M.D.LXXIIII. gehenckt worden / vnnd mehr dann Anderthalb hundert seiner Burst angegebē gehabt /der sagt selbst einmahl zu einem vom Adel / der mir dann solchs erzehlet / er wolt jhm allein die weiß Magy / vnnd gar nicht die Schwartz Magy weisen.

Gleich wie auch der Scribent Leo Affricus / so von der Nationen Sitten geschriben / vnter anderem gedenckt / daß die Zauberer inn Affrica / Weisse Teuffel vnn Geister anbetteten (Da bleibt das Sprüchwort noch war / Affrica bring allezeit etwas besonders vnd wunders.) 5

Auch sicht man / daß die Bůcher des grossen erfahrenen Doctors in diser Teuffelischen Kunst (welchē ich vnterlaß zunennen / auß vrsach daß ich seine Gottlosigkeit gern ewig wolte vergraben sehen) zu anfang nicht anderst inn halten vnnd fůrwenden / dann die Physic / die Philosophy / die verborgene krafft der Wasser / der Kräuter / der Thier / der Metall / vnnd[66] folgends der zahl vnd des Gestirns. Aber im vierdten Buch / welches der verheissen Schlüssel ist / den seine Zauberjünger außgehn lassēn / da laßt der Teuffel die Klawen vnter dem heiligen Mumkleid erst recht her fůr gucken / da mischet er das zuuor versüßt vberzuckert Futer mit Teuffelischem gifft / als mit den Apostitzlerischen geradbrechten Wörtern / Buchstaben / Characteren / Zifferen vnd Namen der Teuffel vnn der Geister / sampt aller jhrer Anruffung vnnd zulockung.

In gleicher verfůhrung stecken auch Auicenna vnd Algazel / inn dem sie halten / das alles / was durch die Zauberer geschehe das wirck vnn wercke sich durch Natürliche vrsachen: welches ein rechtes Trugluder ist / die mutigen Ingenia vnd Lehrbegirige Gemüter an Angel zubringen / vnnd sie zu allerhand Zauberey zuverreitzen. 6 Wie dann dise vermeinte Natürliche Meister zu gleichem arglistigem end vnn fall auch den Namen Spiritus Familiaris, Das ist / der Freundtlichen Geheimen zuthätigē Geister erfunden haben: Vnd inn Affrica der Schneweissen Geister: Vnn in Griechenland die Sybillen: Vnn in vnserm Teutschland die Wißtruten vnnd Schneeweissen Sybillen / vnd die Mörfinnen / in Franckreich Fees vnd von etlichen Latinisch Fatiferæ geheissen / 7

(Welches etliche für der Heidnischē Römer Forst hütende Faunos halten: Daher auch / wie man meint /das wort Finnen soll entstanden sein: Dieweil sie sich beides inn Franckreich zu Lusignan / welchs inn Försten gelegen / vnd auch in Teutschland inn der Ortnaw auff Stauffenberg / so gleichfalls mit grossen Wälden vmbgebē / haben beinah auff einerley weiß in Weiblicher gestallt vnnd Bulschafft sehen lassen. 8 Wiewol etliche diß Wort Finnen von Venus herziehen: Dieweil man bei vns Teutschen vil geschriben Gedichts vom Venus berg bei Brisach / vnd jhren darinn schlaffenden Rittern / singet vnd vmbtragēt. 9 Andere meynē / es komme von der Rähters aufgebende Spynge zu Thebe / welche Mörspinn sich ins Mör gestürtzt hat / da jhr der Blutschänderisch vnd Vattermörderisch König Oedipus jhr im auffgeben Rähters vom Thier / welches dreyzehen Fůß eins tags abwechsselet / auffgelößt gehabt. 10 Aber ich denck /dise Finge habe sich eben im Möre ertrencket / wie der obengedacht schwartz Hund des Cornelij Agrippe. Das aber dise Sphynx ein Teuffelsgespenst gewesen sey / gibt es nit allein die jr angedicht scheutzliche Gestallt / das sie ein Haupt vnd Händ gehabt wie ein Jungfraw / ein Leib wie ein Hund / Flůgel wie ein Vogel / Nägel wie ein Löw / ein Schwantz wie ein Trache / vnn Sprach vnd Stimm wie ein Mensch: Sondern auch das sie die fůrwanderenden Leut gemördt /vnd dem gedachten Vattermörder zu seinem Blutschänden / vnd dem darauß folgenden Jamer / Krieg /vnnd Brudermörden / hat gleichsam anleitung gegeben.)

Dessen hab ich die Leser erinnern wöllen / auff daß sie vnter vermäntelung schöner Wörter jhnen kein geplerr vor den Augen machen lassen. 11 Dann wie ist diß möglich / welches ebē der obgedacht finster Meister schreiben darff / das ein jeder Planet / ja jeder Stern seinen bösen Geist / so wol als ein guten Geist habe? Seiteinmal doch in dem Himmel keine Teuffel nit sind / vnn alles vbel einbeschlossen steckt vnd bleibet in diser Elementarischen Welt: welche nur ein kleiner Particul dieser grossen Welt ist / vnnd darzu vom Himmel des Mons mehr dann fünfftzig tausent Meilen entlegen.

Ja sprechen sie / gleichwol stimmen alle Theologi vnd Philosophi hierinn vberein / daß jeder Himmel /Planet / vnn Stern seine Intelligentz / verständlich kräfft oder Engel habe / der jhne bewege / regiere vnnd treibe. Nun lasset vns den fall setzen / daß jeder Stern seinen Engel oder Intelligentz habe: So ist dannoch nie kein Philosophus gewesen / der fürgeben dörffen / dz böse Geister im Himmel seien noch vil weniger stehet zu vermuten / dz zwen Widerwertige Geister sich in jhren Händelen vergleichē werden /sonderlich im vnveränderlichen vnnd vnwandelbaren bewegen der Himmelischē Cörper. 12

Dann es hat nit darmit eine gestallt / gleich wie mit einem Menschen / der frey ist / guts oder böses zuthun / vnnd der jetz / wann er sich auff Arges kehrt vnd begibt / [67] vom bösen Geist getriben wird / vnnd alsdann wann er sich auff gutes leget / vnd zu Gott sich bekeret / von dem guten Geist geregiert wird.

Zu dem / wie kan es sein / daß man den guten Engel / oder den Weisen Geist anruffe vnd bitte / vnd nit zugleich mit diesem Anbetten (es geschehe nun gleich dem Planeten / oder seinem Geist / oder den beiden Geistern mit einander) ein grosse Abgötterei begange. 13 Auß erwegūg fürnemlich der fürgeschribenen weiß vnn Ordnung zuopfferen / die diser Erbar Hexenlehrer fürmahlet / In dem er nemlich angibt /wie man einen Stein / ein Kraut / ein Thier / ein Zahl /ein Buchstaben / ein Metall / ein Aspect / vnn eine sonderliche dem Planetē bestimpte zeit / sampt seinen Beschwörungen / Hymnis oder Gestirnpreisungen /vnn Anruffungen gar eigētlich erwehlē soll / vnn darmit dē Geist jm gnädig oder geneigter machen.

Wann dann diß soll keine verdammliche Abgötterei heissen / auß welcher Wurtzel seind dann alle die Abgöttereien des Bahals oder Bels entsprungen? welcher die Sonn vnn der Apollo ist. Oder die Abgötterei mit der Luna der Himmelskönigin: Wie sie der Prophet Jeremias nennet? 14 Seind si nicht auch / gleich wie die vorigē / auß verleitung der Anruffung des Gestirns kommen.

Nun schwöret aber Gott im Propheten Hieremia /er wölle durch Fewr vnnd Blut / durch hunger vnd Pestilentz alle die auffreibē / welche die Himmelskönigin angeruffen haben. Welche doch die Mittnächtischen Völcker gegen Septentrion / wie auch noch viel Lappenländer / vnter Mänlichem Titul vnnd Namen haben geehrt / angebettet vnd genennt.

Wie dann noch heutigs tags die Teutschen hierinn jhrer Heydnischen Vorfahren altem brauch folgen /vnnd das vnterst Himlisch Liecht / nit wie andere Völcker / mit einem Weiblichen Namen oder Titul ehrē oder nennen / also daß sie es Lunam oder die Mönin hiessen: Sondern sie erheben sie etwas mehr /vnd benennen sie gantz Männisch / den Mon / ja nennens an etlichen orten gar dē Heyland / oder Helland /welchs hell im Land scheinet. 15 Dem Alten aber nanten deßhalben diese Himmelslunten so Männisch /dieweil sie sich beredt hatten / kein Nation wer seiner Weiber Meister / als die das Monliecht mit Männischem Mamen nenten. 16

(Ja damit sie den Weibern allen zugang zur Meisterschafft benemen / haben sie sich nach dem Mon /Man / vnnd jhrer Mänlicher abkonfft Kinder od' Knäblin / nach der Sonn / Son vnd die Sön genāt / als die an jhrer statt alle tag frisch wie die Sonn auffgehn.) 17

Wiewol es andere dahin deuten / daß sie dz Weiblich Geschlecht vil mehr durch widersinnische änderung diser Namen geehrt haben / vnd die Sonn / als höher vnnd grösser mit Weiblichem Titul begabt /vnn dem Mon dargegen jren Namen gegeben: Darmit anzuzeigen (Wie auch S. Paulus lehret) daß dem schwächsten Werckzeug soll die gröst ehr angethan werden / vnn der Stärckst soll sich am wenigsten rühmen / aber zum meisten thun. 18

Welches die Mongezeichnete Türcken langsam thun: Weil sie / vermög jhres Machometischen Gesatzes / die Weiber für solche verworffene Creaturen achten / daß sie glauben / sie werden am Jüngsten tag nit in Himmel / darein sie doch sonst vil Thier losieren) kommen / sondern von wegen jhres wannelbaren Gemüts in den wandelbaren Mon ewig verstossen pleiben. 19 Aber sie sehen zu / daß sie nicht ein solch finster Losament bekommen / darauß sie ewiglich weder Sonn noch Mon sehen.)

Obgedachts von beschönung der falschen Magy /hab ich deßhalbē eingefůhrt / etlicher massen dadurch mit Antwort zubegegnen dem Jamblico / Proclo / Porphyrio / vnnd andern dergleichen Doctoren vnn Meistern in der Diabologischen kunst / welche viel hundert tausent Menschen zu jhrer Gottlosigkeit haben verführet: Fürgebend / man müß alles in dieser Welt vereinigen / das oberst mit dem vntersten verknipffen / durch die Elementarischen Creaturen die Sternen vnn Planeten herbei ziehen / vnd durch dise jhre Geister / vnnd demnach die Engel vnn kleine Götterlein herzubringen / vnnd endtlich durch diß Mittel Gott mit einander bekommen. 20

Vnd wans dise schöne Mitteler lang [68] herumm ziehen vnn knipffen / so ziehen sie doch nichts anderst herbei dann dē Sathā / vnn mit diesem finsteren Engel verkuppeln sie sich mit Seel / haut vnd haar. Gleich wie dem Agrippa geschehen / welcher disen gemeldtē Alten Doctoribus die Sach hat nachthun wöllē / vnn darüber einē bösen lohn bekommen.

Dannenher die Theologisch Facultet inn der Sorbon zu Pariß / im Jahr M.D.CCCXCVIII. sehr fůrsichtiglich vnd wol inn dem xxvj. Articul jhrer Determination / dieser scheinbaren fürwendung ist vorkommen /vnn hat alle die Gottlosigkeit der jenigen verdampt /die da halten / daß die krafft vnd macht der Himlischen Intelligentien / oder Himmelskräfften eben auff die weiß inn die Seel einfliessen / gleich wie die macht der Himlischen Cörper vnnd Liechter inn den Leib einlassen. 21 Vnnd in der Warheit kurtz darvon zureden / so ist dannoch fůr ein Abschewliche Gottslästerliche Lehr zuverfluchē / daß ein jeder Stern seinen bösen Geist haben solle.

Auch seind es wir nit allein / die solche Meinung für vngereimt dargeben: Sondern es hats auch der Philosophus Aphrodiseus vnd andere Philosophi / Porphyrius / Proclus vnd Jamblicus verworffen.

Aber dise benante / seind gegen anderen in dem etwas mehr zuschelten / daß sie / hindan gehebt jhren verstand / auch zum kundbarn Mißbrauch / noch schwäre andächtige Ceremonien gebrauchten / Fasteten vnd opfferten den guten Geistern / vnd andern kleinen Göttern / oder Halb Göttern / vnn mischten vnter einander dē Herculem / den Bachum / dē Apollinem / dē Aesculapium / die Engel vnd andere deßgleichen.

Darumb hat Gott nicht vergebens so offt widerholt / daß man keinen anderen Gott anruffen soll / dann jhne. 22 Dann das Hebraisch Wort Thistaueh, so im Text der Zehen Gebotten vorhandē / vnd das Chaldeisch wort Tisgod, so eben so viel bedeutet zeigt nichts anderst an / dann sich neigen: welchs die Latiner Adorare oder Anbetten heissen. Plinius spricht:Galli adorando dextram ad osculum referūt, totumq; corpus circumagunt, quod in lęuam fecisse Religiosius esse putant. Das ist / Die Gallischen Teutschen küssen vnn bettē gleichsam die Recht Hand an / vnd kehren sich darnach vmm / wann sie jhre Ehrerbietūg thun / vnn haltens fůr ein böß zeichē vnn vormutung / wann man sich zur Lincken lencket.

Demnach aber Gott bewußt / daß die Heyden sich am ersten zu den Sternen vnn Planeten vnd anderen Creaturen wůrden wenden vnd kehren / darumm hat er so eigentlich vnn außtrucklich dasselb bei lebens straff verbottē. 23 Ja daß mehr ist / er verbietet auch /Staffeln zu seinem Altar zumachen / auff das man nur stracks fusses zu jm gleich gehe / vnd nicht Staffelweiß zu jm steige / wie die Platonische vnd Phythagorische Philosophi vnnd andere Heyden jhnen solche Steigling durch Sternengeister vnd Patronheyligen erdacht haben. 24

Vnd ist sonderlich hiebey zumerckē / daß diß verbott der Altar staffeln / bald hernach an dē Decalogum oder die Zehē Gebott / vnn in ebē dasselbe Capitel gesetzt wird: Allda dann weder außtrucklich noch heimlich stillschweigend des Tempels oder vom Altar gedacht wirdt: Welches genugsam erweißt / daß man es nicht alleine von den Steinen verstehen solle.

Aber die Gottlosigkeit dieser schönen Weissen Magy noch mehr darzu thun / ist zuwissen / daß der jenig / so solcher sachē sich beholffen / vnn sein vorhabē außfůhrē wöllē / der habe die Bildnuß des Planeten / welche mit sonderm darzu vorgeschribenē Solenniteten vnd zierlichkeiten zubereitet vnd gemacht worden / tragē müssen. 25 Welches ich deßhalben anregē wöllen: Dieweil ich grosse Herren / auch Personē hohes ansehens gekannt / die mit solchē Apostitzlereien vnn Gottlosem Aberglauben vmmgangen. Ja ich hab gesehen / daß mā einem der fürnemmsten Potentaten der Christenheit / so vnnöhtig hie zubenennen /ein gulden Bild des Jupiters / so durch die Thevrgy zubereit gewesen / hat verehret: Welches dann dahin hat kräfftig sein sollen / daß es jhne noch höher anbringe: Vnn / welchs jämerlich zusehē gewesen / mā hat dasselbe vnglůckselige bild auch nach seinem Tod (welcher jm gar schrecklich kommen) jm am Hals noch hencken gefunden: Eben diser Herr hielt auch stets einen Neapolitanischen Zauberer bei sich / welchen er seinen Conseruatorem, das ist / gleichsam[69] seinen Heyland vnd Erhalter nannte / vnd Järlich mit zwölff Hundert Frantzösischē Pfunden besoldete.

Nun gebraucht aber Gott in dem Gebott / Du solt dir kein Bild hawen / oder schnitzē / das Hebraisch wort Pessel, welchs ein jedes gemodelt / gebossirt vnnd gebösselt gegossen / gehawen / geschnitzt / gegrabē / vnn gestochen Bild begreiffet: Auch ist die Abgötterey der jenigen / die solche Bildnussen vnd Characteres tragen / gewißlich vil grösser / dann deren / die sich vor den Bildern der gedachtē Götter neigen / bucken / ducken vnn schmucken: Welches doch auch im Gesatz Gottes bey lebens straffe hart steht verbotten. 26

Jedoch erhält sich ein mercklicher vnterscheid zwischen vorgedachten vnd dann den Pythagorischen vnnd Academischen Philosophis vnd Heyden: Dann weil sie vorgeregter Sachen nach jrem besten Gewissen als Heyden auff guten glauben gebrauchten / so waren sie keine Zauberer: Wiewol sie gäntzlich Abgöttisch waren / vnnd meinten inn jhrem Sinn sie betteten Gott an / vnd dienten jhm durch dise Mittel / gar wie sichs gezimpt. Aber die jenigen seind die warē Zauberer / welche das Göttlich verbot wissen / vnn dessen berichtet sind / daß der Teuffel solcher Schelmerey ein Vrsächer vnd erfinder ist / vnnd sich derselbigen gleichwol behelffen.

So lasset vns nuhn die vnzimliche Mittel fein nachfolgends stuckweiß / vnnd auff das glimpfflichst ohn jemands ärgerung erwegen / damit man sich darvor zu hüten habe / vnd der sachen alsdann / wann man von disen / so solche stuck brauchen / vrtheilen solle / ein grůndtliches wissen möge haben: Wiewol ich mich hiebey etwas verwickelt spüre. Dann soll man gantz eigentlich vnd gleichsam augenscheinlich alle die Weisen / Mittel Wort vnd Geberden / die man zu dem Zauberwerck pflegt zu brauchen / darthun vnd handeln / so heißt es lehren / daß besser wer / man ließ es inn ewiger vergessenheit vngerüttelt still ligen. Soll man dann mit vnverständtlichen Worten das Gottloß wesen / so darbey fůrgeht / allein blößlich vbergehn /so ist weder den Vnverständigen damit geholffen /welche man vor den Stricken des Teuffels warnen muß / Noch auch den Richtern damit gedeut / welche von wichtigkeit vnn Verdienst der Vbelthat gern wolten ein satten bericht wissen / damit sie nicht nach dem gemeinen Won / vnnd wie man spricht / der blawen Prillen nach vrtheilten. Vnd inn sonderheit heut zumahl / da beinahe alles in Stätten vnn auff dem Land / auch biß zu den Kindern zu / ja die Element mit dergleichen Gifft beschmeißt sein.

Wiewol mir nun vnmöglich dē Huntertstentheil des Gottlosen wesens / so dißfalls begangen wirt / zuerzehlen / auch ich für mich selbst dieselbigen zuwissen nicht begere / vnd wann ichs schon wüste / solches lieber vnterdrucken vnd verschweigen wolte. Jedoch kan ich auß ehegedachten vrsachen nicht vnterlassen /daß ich nicht solt etwas nun fürbringē / wz ich entweders Schrifftlich hinderlassen befunden / oder in Processen / die sich mit Zauberischen Leuten begeben /hab gemercket vnd erfahren. Vngeacht / daß mir wol wissend / wie die Boßhafften Geister alle stund newe Künstlein vnd Höllenstücklein erfinden vnd fürbringen. Gleich wie der Poet sagt. Tibi nomina mille, Mille nocendi artes, etc. Das ist / du hast so viel Bößkůnst zuschaden / Als mit vil bösen Namen bist beladen.

Hingegen aber kan Doctor Johann Weier / so sich für ein beschürmer der Hexen außgibt / eines Gottlosen stucks sich nit entschuldigen / daß er inn seinem Buch / welchs er zur beschönung des Hexenwercks geschriben / die abschewlichsten vnd schrecklichsten Formulas vnn Weisen / die zur Zauberey breuchlich sein / hat zu vieler Hertzen ärgernuß dörffen mit einmengen. 27 Also daß inn dem er will gesehen sein /als ob er dem Teuffel vnd seinen Fůndlein widerspreche / vnd sie verfluche / da lehrt er nicht desto minder dieselbigen stůcklein / vnd zeigt sie glichsam mit Fingern an / dermassen / daß er auch die Buchstaben /Characteres vnnd Wörter setzet / die sein Lehrmeister Cornelius Agrippa / nie nicht / als lang er gelebt / hat offentlich wöllen außkommen lassen.

Derwegen hab ich / so viel mir möglich gewesen /solche vnkůnst / so billich inn vergessenheit hinzulegen / in disem meinem [70] schreiben stäts verborgen /versteckt vnd verdeckt: Vnnd bin hieran vernůgt / daß die Richter oder wer Ampts wegen darüber zu sprechen hat / auß meiner anleitung etlicher massen erkennen mögen / was straffwürdig sey oder nicht / vnd die Verständigen oder einfaltigen so vil darauß schöpffen / daß sie nicht in dise Fallstrick gerahten / welche diser fein Vorfechter der Hexen / sie zubetriegen / hat zugerichtet / vnd hiemit also vnter des Sathans Joch zukommen / verhüten.

Die vnzimlich Mittel / so wir hievor außgeführt haben / die entspringen auß dem Loß / vnd scheinen /als bestehn sie allein auff vngefährlichem Wagen vnd glück. Aber bey den folgenden / die wir nun zubeschreiben vorhaben / da lauffen Wörter vnd Namen vnnd besondre Bewegnussen vnnd Bildnussen mit vnter: Welche frembde vmbständ dann außtrucklich des bösen Geistes gegenwertigkeit andeuten.

Als wann man die Sieb dantzen machet: Welchs bei den Alten zu jedem fůrnemen ist bräuchlich gewesen: Inn massen bey dem Luciano zusehen. 28 Daher das Sprüchwort kommen / Durch die Sieb reden / das ist / Κοσκίνῳ μαντεύεθαι, Cribro diuinare. 29 VnndTheocritus nennet ein solchen Warsager / Siebzauberer vnnd Wagsagbeuteler / an dem ort nemlich da er spricht. Εἶπε, καὶ ἀγροιώτ᾽ ἀλαθέα Κοσκινόμαντις. Vnd vil treiben es also / daß sie sich nit darzu verbergen.

Ich bin selbst einmal zu Pariß inn einem fürnemen Hauß / vngefährlich vor zwentzig jaren / darbey gewesen / da ein junger Mensch vor vilen Ehrenleuten /vnangerhůrt ein Sieb sich bewegen machet / vnn dasselb auß keiner anderen geschicklichkeit oder geheimnuß / dann daß er zu etlichen malen etliche besondere Frantzösische wort darzu gebrauchte / welche ich hieher zusetzen vmb vermeidung ärgernuß vnterlasse.

Aber kurtz zu bewären daß der böß Geist bey disem Jungen gewesen / so erscheinets hierauß weil es einem anderen / der inn seinem abwesen eben dieselbigē wort gesprochen / nicht angehn wöllen. 30 Mein vrtheil belangen / halt ichs für ein Gottloß stuck. Angesehen erstlich / daß in der Heiligen Schrifft eine Gottslästerung ist vnn heisset / wann man bei einem anderen dann bey jme dem einigen Gott schweret: Welches aber dieser Siebbeschwerer damals that. Zum anderen / ist es auch ein Teuffelisch Mittel: Auß betrachtung / weil es nicht Natůrlicher weiß geschehen kan / vnd solchs im Gesatz Gottes verbotten stehet. 31

Das man aber sagen wolt / die krafft der wörter vermögen zu dergleichen Stucken etwas / da sicht man das widerspiel / daß es nur ein Teuffelische äffung vnnd teuscherey ist / deren sich die Boßhafften Geister pflegen vil anzunemmen / auff das sie Vnverständige Leut anlassen / vnnd sie allgemächlich inn jhre Schul ziehen vnnd bringen. Was auch der Hochgeborn Fůrst Iohan Picus, Printz von der Miranda in seinen Positionicus gesetzt hab / die Barbarischen Vnverständlichen Wörter haben inn der Magy mehr krafft dann die Verständtlichen. 32

Vnd solche meinung baß zuerklären / so erfährt man täglich / daß kaum ein Baursmann ist / der nicht wisse / daß wann man ein gewissen Spruch auß dem Psalmen: den ich nicht nennen will / vnter deß / weil man Butter machet / spricht / die arbeit gleich hinderstellig werde / vnnd nichts guts noch rechts zumachen sey. 33

Auch fällt mir jetzund ein / daß als ich zu Chelles in Vallois war / daselbst ein kleiner Lackey gewesen /d' die Magd im Hauß an jhrem Buttermachen verhindert / daß kurtzumb nicht fort kommen können. Da träwet sie jhm / sie wölle jhn geisselen lassen / wo er sie nit des Zauberischen Segens erlasse: Welches er dann that / allein mit wider hinder sich sprechē des vorgesprochenē spruchs / vnd als bald gieng das Buttermachen widerumb von statten. Wiewol man beinach einen gantzen tag darmit zugebracht hatte.

Wann es ein solche Natůrliche gelegenheit darmit helt / daß mā etwz Zuckers / wie wenig es auch sey /in dē Butter würfft / vnd alsdann / wie solches die täglich erfahrung gibt / der Butter nit gestehn wolte /da müßt man es vngescholten paßieren lassen. 34 Seiteinmal zwischen dem Zucker vnn Butter ein Natürliche widerige Neigung vnd gegenart oder Antipathia ist.

[71] Eben wie in gleichem fall / wan man ein wenig Kupffers in ein Eisenofen wirffet / so machts / daß das Eisen nit zerschmeltzen kan / vnd sich gantz vnnd gar zu äschen verkehret. 35 Daher die Eisenschmid /nach dem sie das Fewr angemacht / stäts darbey wachen / damit keiner zu ihrer Schmiden nahe / vnnd mit ihnen nuhn gedachter Vntrew mit dem Kupffer spile:

Gleichwol möcht man hie fragend einwenden / ob man wol mög ein ort oder Spruch auß der Heyligē Schrifft zu dergleichen Aberglauben sprechen: Als wann man einen sonderen Spruch auß den Psalmen spricht / wan man schlaffen ligt / dardurch zu schaffen / zuerwachen wann man will. 36 Vnd wiewol denselbigen Spruch / welchen solche verführte Leut zu gemeltem vorhaben anwenden / der Prophetisch König David dahin gericht hat / sich zum Gebett vnnd lob Gottes zuerwecken: so will ich ihn doch nicht anziehen. Dieweil es vnrecht ist / den Worten etwas krafft zuzumessen / da nichts weiters darzu kommet. Dann auff diese weiß / schreitet man allzeit auß einem Aberglauben in den anderen / biß man sich zu letst gar inn einen Vnglauben verstůrtzet.

Derwegen soll man der Zauberer brauch der H. Sprüch nit anderst erkennen noch haltē / dann fůr einen eitelen Gottslästerlichen mißbrauch / darmit sie Gottes vnd der Welt spotten / vnnd dem Teuffel mit hofieren. 37 Vnnd wann schon jhre Recept vnn Segen noch zehēmal / oder / welche zahl jhnen zuspott der Heyligen Schrifft sehr gemein / noch drey vnnd Sibenmal so sehr mit scheinbarer Heyliger fůrwendug gestaffiert werē / als mit schönen Gebetten / mit Psalmen / mit dem Namen Jesu Christi zu jedem beinach leichtfärtigē geschäfft / mit der Treyfaltigkeit / mit Creutz zu jedem Wörtlein / mit Weihwasser / mit den Worten des Canons der Meß / mit Gloria in Excelsis: Omnis Spiritus laudes dominū: A porta inferi: Credo videre bona Domini etc. Welche Sprüch vnd Wort dest abschewlicher sind bey der Zauberey zuhören / je tröstlicher sie sonst einem Rechtglaubigen in Rechten Weg weren.

Auß diser vrsach / ist es keine paßierliche vnd verantwortliche Kunst / das einer eine Achß nimmt hällt sie stracks gegen eim Plei / spricht etliche Heilige Wort oder einen Psalmen darzu / nennet darnach etlich Namen der jenigen / von denen man zweiffel geschöpfft / auff daß man dardurch etlicher besondern gewissen händeln auff die spůr komme: Durch welchs zu letst sich schickt / das zur benennug des schuldigen Namens die Achß sich vmbwendet: diß ist eine Teuffelische Kunst / welche die Alten Axinomantiam genant haben / vnd deßhalben nochmals verwůrfflich bleibet. 38

Inn gleichem werd halt ich auch die Dactyliomantiā mit dem Ring auff dem Glaß voll Wassers: darmit ein verschreite Italiänische Zaubererin zu Pariß im Jar M.D.LXII. vmbgieng: die dann damals weiß nicht was / fůr wort darzu murmelt / vnnd erzhatet bißweilen durch solch Mittel das jenig / darumb man sie fraget: wie wol / grůndtlich darvon zuredē / der mehrertheils dardurch betrogen ward. 39

Joachim von Camerich erzehlt / daß Hieronymus Moron / nach dem Cantzler zu Meyland worden /einen Ring habe gehabt / der da hab reden könnē /oder welchs gewisser / hat einen Teuffel gehabt / der durch den Ring oder im Ring geredt hat. 40 Aber er vergißt auch nicht darbei / was fůr lon sein Meister jhm hab gegeben / vnd daß er zu letst mit schandē von seinem herzlichē Stand sey verstossen vnn verwisen worden.

Jedoch hat es etliche / die dise ZaubereygattungHydromantiam oder Wasserdeuteley nennen / vnd sagen daß die Dactyliomantia oder Ringmantzey von solchen Ringen verstandē werde / darinnen die Zauberer die Geister tragen / welche man Geheime oder Heimische Geister / vnnd die Griechen / wie wir daroben gedacht / Daemonas Γαρέδρους oder Seßhafft Deutelmännlin nennen. 41

Wnd solche Wasserspenstigung oder Hydromantiam, deßgleichen daß Bronnengesuch oder die Pegomantiam belangend / da meint man daß der Römisch König Numa Pompilius damit sey vmmgangen. 42

Aber Varro verstehts vil anderst / da er erzehlt /wie ein junger Knab / der besonderlich [72] von den Zauberern zu solchem geschäfft angelassen vnd gebraucht ward / an ein Bildnuß im Wasser hab gesehē / welchs fünfftzig Verß vom gantzen Mithridatischen Krieg /ehe er je angegangen / hat erzehlet.

Auch möcht man zweiffelen / was die Aèromantia, oder Lufftanung sey: wo sie nit ein theil der Auguarlischen Scientzist / so durch gelegenheit des Luffts Worsaget. 43

Belangend dise / welche man Alphitmomātiam oder Aleuromentiam nennet / was es auch ein Art von Warsagen durch das Mäl: Welcher kunst zwar Jamblicus gedenckt / doch vnvermeldt / wie es zugienge. 44

Er redet auch von der Lithomantia oder Steinbeschwörung / welche er gleichfals nicht außleget. Aber ich habs droben angerůhrt / als ich das ort auß dem Gesatz Gottes / da das anbetten der Gebildten Stein verbotten wirt / hab außgeleget. 45 Allda es scheint /als sey es ein wolpalierter Stein inn gestalt eines Spiegels gewesen / darauß man einbildunge vnd Warsagūg geschöpfft hat.

Aber man möcht es auch wol diese Warsagung nennen / die man durch ein ander Art Gestein übet /als wann man einen Amethisten am finger trägt / den man auff Hebraisch vnn Arabisch chalmah nennet /von wegen der Natůrlichen Eigenschafft die er Träum zu erwecken hat. 46 Dann der Articulus Al ist Arabisch / das vberig vom Hebraischen Wort bedeut einen Traum.

Gleichmäßigen verstand hats auch mit der warsagung des Lorberbaums oder der Laurberblätter / die man Daphnomantiam nennet: Vnnd man hat auff diese Warsagerweiß darumb etwas mehr gebawet. 47 Weil der Lorberbaum von alters herdem Warsager Gott Apollo war geheiligt vnn beeigenen / vnn weil man einen Won darvon geschöpfft / als mach er gewisse Träum erlauren / vnnd auch sonst inn der Magy grosse Wirckung vermag / in massen der Proclus Academicus dessen gedacht hat.

Ich will woll zulassen / daß das Lorbergeschlecht Träum verursache / gleich wie auch jedes starckriechend Gewächs / vnd jeder Rauch: Aber das kan ich darumm nicht zugeben / daß es ein Erbar zimlich Mittel vnd nicht mit Teuffelischer krafft zugehe / auff dergleichen weiß die Warheit inn sonderen händelen wöllen erkündigen. Dann man hat darmit ein zuflucht zu der Creatur / vnnd verlaßt im Nachfragen der Warheit / den Schöpffer / bey dem allein die Warheit zusuchen: welches in Heiliger Schrifft eigentlich verbotten stehet.

Gleichmäßigs vrtheil fäll ich auch von der Cephaleonomantia: Welchs eine Warsagung durch ein Eselskopff ist. 48 Ich hab zwar nit gefunden / wie ein solches zugangen: Aber ich halt dannoch darfůr / es sey von den Egyptiern herkommen.

Dann wir lesen in Josephi Buch wieder den Appionem Grammaticum, den Gesanten an den Keyser Caligulam / daß er der Appien die Juden darumb geschmehet vnd gescholten / daß sie in dem Tempel Gottes einen Eselskopff gehabt hetten: so doch solches bey den Egyptiern / bey welchē die Juden lang sich auffgehalten / ist im brauch gewesen. 49

Antreffend die Pyromantiam oder die Feurmantzei / vnd die Capnomātiam, oder Rauchdeutung / die giengen / wie jhre Namen außweisen / mit Fewr vnd Rauch eines gewissen Samens zu / vnnd sind viel Teuffelischer dann die andern. 50 Dann es gehet mit eim solchem Rauch zu / welcher einem den Verstand vnd die Sinn verzucket / daß der böß Geist in den Leib / vnd anderst / welches man zum Mittel braucht /einen eingang suche vnd finde. Wnd mit dieser Rauchblendung seind viel einfaltige von den Zauberern betrogen vnd verführt worden / vnd wie Schwartz vnd Rauchig sie auch zugang / noch geben sie es fůrAlbam oder gantz Weisse Magiam auß. 51 Kurtzumb man soll sich darvor mehr / dann vor der Pestilentz hůten.

Betreffend dann die Rabdomantiam, oder das Gertengespenst vnd Rutendeutelei / da hab ich dasselb zu Tolose von einem Medico practisir gesehen / welcher etliche Wort gar heimlich gemurmelt / biß er die zwey end der Gerten gekůßt: Vnnd gleichwol hat er damals nichts außgericht / beschönet es aber mit dem / daß die vmmständ [73] den handel keinen glauben gaben. 52 Nach disem / wann sie diß gemürmel verricht / nemmen sie zwey kleine Stůcklein / die sie an den Hals henckē / darmit das Viertäglich Fieber zuheylen. Alles diß Rutenwerck hafftet nichts / vnd solche Zauberwort können das geringst ohn zuthun des Sathans nicht außbringen.

Belangend die Xyomantiam oder Holtz beschwörung / da findet sich ein Hebraischer Doctor / der dessen inn eim sonderen Buch gedencket / darinnen er die hundert vnd Treizehen Gebott Gottes außzihet /vnd meldet darbey / daß solche hůltzen. 53 Kunst inn Illyrien oder Sclavonien mit kleinen Gertenstůcklein gar gebräuchlich vnd gemein sei. Ich kan nicht recht wissen / was es gewesen sey / vnn kan mich noch nicht darein richten.

Thomas von Aquin hat vilerley dergleichen erzehlet / vnnd gleichwol nicht den hundertsten theil. 54 Aber es seie genug an denen so fůr gebracht / auß welchen man von den vberigen / da man geheimen worten vnn Schrifften oder Buchstaben / so mit den einfaltigen schlechten Worten vnn Schrifften vereinigt werden /mag ein Vrtheil schöpffen. Auch wöllen wir an seinem ort handelen / ob die wörter / ohn anders zuthun vnd Werck / etwas vermögen.

Vnter allem aber demWust / ist kein Schelmerey gemeiner allenthalben / noch auch schädlicher / dann die Hindernuß / so man denen zufügt / die sich verheurathen: Welchs man nennet / Den Nestel verknipffen / vnd bey vns Teutschen / das Niderkleid oder Nackmäntel verknipffen. 55

Welches auch so gemein worden / daß die Kinder darmit vmbgehen: vnnd treiben dasselb mit solcher vnverschampter frechheit vnnd vngestrafft / daß man sich solcher Bubenstück heut nicht mehr schewet /noch schämet / noch sie hehl haltet / sonder vil růmen sich der Vnredlichen händel. Wiewol es nichts newes.

Dann wir lesen inn dem Herodoto / daß dem König Amasias auß Egypten / auff dergleichen weiß seine Manlichkeit sei auffgehalten oder verbunden worden /also daß er seiner Gemahl der Laodice kein beywohnung thun können / biß er durch besondere Segen /Aber vnn Hinschwörung derselbigen entbunden vnnd entledigt worden. 56

Vnd in gleichmässiger gestalt / haben auch des Königs Theodorici auß Franckreich Concubinen oder Beischläff / solche Ligaturen oder Bendelverkniffungen gegen der Königin Hermābergin gebraucht: innmassen inn dem Historico Paulo Aemilio / vom leben des Königs Clotary des anderen zufinden.

Die Epicurischen Philosophi lachen vnd spotten wol solcher Wundergeschicht / Aber sie werden wol kleinlaut vnd eschrecken / wann solche Meister auff Nestelknöpff / welche man allenthalb find / dermasse hinder sie kommen / daß sie auch durch keine kunst jhnen zurahten vnnd zuhelffen wissen.

Daher wirdt inn dem Geistlichen Rechten inn dem Canone, Si per Sotiarias, etc. Si per Sotiarias etc. maleficas artes, occulto, sed nunquam iniusto Dei Iudicio permittente, & Diabolo præparante, concubitus non fequitur, ad Deum per humilem confessionem est recurrendum. 57 Das ist. Wann durch heimliches vnd doch nie vngerechtes Vrtheil vnd zulassung Gottes / vnd durch zurüstung des Teuffels / mit Hexenmeisterischen vnn Zauberischen Künsten geschafft wird / daß kein Beischlaff mag erfolgen / so soll man durch Demůtige Beicht / vnnd Erkantnuß vnnd Abbittung der Sůnden die Zuflucht zu Gott nemmen / etc.

Auß diesem ort / kan man Trei oder vier fůrnemmer sachen mercken.

Erstlich daß die fleischliche Beiwohnung durch Zauberische Künst könn gehindert werden. Darmit auch die Theologi vberein kommen / vnd selbst auch Thomas von Aquin / der da schreibet / daß es wol möglich sey / so vil ein eintzig Weib beläget / gegen derselbigen eintzigen Vnmännisch verstricket sein /aber nit gegē andern oder vilen. 58

Zum andern / daß solches durch ein verborgen vnd gleichwol gerechtes vrtheil Gottes / der solches zulasset / geschehe. 59

Zum dritten / daß der Teuffel solche Strick / bindung oder Ligaturen zubereite.

Zum vierdten / daß man in disen fällen [74] durch Fasten vnd Gebett zu Gott soll die Zuflucht nemmen.

Aber diß viert stuck ist sonderlich wol zu mercken / darauß zu lehrnen / das es eine Gottlosigkeit sey /sich zubemühen / durch Teuffelische Mittel / wie jhren viel thun / entbunden zuwerden. 60 Dann solchs heißt bei dem Teuffel vnd seinem Teuffelischen Aberglaubē seine Zuflucht suchen vnn habē.

Noch ist es vil wunderlicher / das die kleinen Kinder / so der Zauberey gantz vnerfahren / diese Bruch verknipffung auch ins Werck richten können / wann sie allein etliche Wort sprechen / vnd einen knopff an einen Nestel machen.

Auch fellt mir jetz ein / das ich den Hauptmann Riole / General Lieutenant zu Blois / hab hören er zehlen / wie ein Weib inn der Kirchen einen Buben gesehen / der vnter seim Hůtlein einen Nestel geknifft / allweil man zwey Ehelich hat eingesegenet / vnd darůber auch mit dem Nestel begriffen worden / aber alsbald daruon geflohen.

Als ich auch zu Poictiers auff die grossen Gericht Tag / wie man sie nennet / des Königlichen Procurators Vicegerent war / im jar M.D.LXVII. da begabe sichs / daß man etliche Hexen vor mir verklaget. Als ich nun zu Hauß kehret / vnnd den geklagten Handel /wie er inn der That geschaffen / meiner Wůrtin erzehlet: Welche dann ein ansehliche wolgeachte Fraw war: Da erzehlt sie dargegē / als ein Hocherfahren Weib auff solche kunst / in beiwesen Jacobs von Beauuais / des Insinuationschreibers vnd meiner / die wir bei einander in gleicher Herberg lagen / das es wol fůnffzig Arten vnd Weisen des Nestelknipffens hette: Eine / darmit man allein einen Ehemann könt einhalten. 61 Die ander / darmit man allein ein Eheweib verhinderen kont: Vnd solchs auff diß end hin /auff das eins ab seins Ehegemächts vnvermögen vnd Onmächtigkeit einen verdruß trüge / es dardurch gereitzt wůrde / mit andern Ehepruch zubegehen.

Zu dem sagt sie / das man den Mann am leichtesten diß falls auffhaltē könte: Ja man könn auch einen auff ein tag / auff ein Jar / auff all sein lebtag / oder zum wenigsten so lang / als der Nestel verknipfft bleibet /inn der krafftlosigkeit verstrickt halten. Auch wer ein geschlecht der verknipffung / da eins das ander lieb hette / aber nicht desto minder es aufs äusserst verhaßt werd. Vnn ein andere weiß / da sie einbrünstiglich einander lieben / aber wann sie einander Ehelich nahen sollē / einander heßlich zerkratzen vnd zerschlagen.

Wie mir dann ein solch geschicht zu Tholosen erzehlet wordē / daß allda ein par Eheleut gewesen / die auff die leist gedachte weiß verhimpelt waren / aber nach verschienung dreier Jaren sich widerumb zusamen fanden / vnd schöne Kinder mit einander erzielten.

Vnd welches mir am aller frembsten fůrkommet /sagt dieselb Fraw auch / daß so lang der Nestel verknipfft bleib / so kön man daran sehen / daß er auff lauffe vnn geschwelle / als ob er Wartzeln bekäme: Welches / wie sie bericht / die Gemerck vnn Anzeigungen der Kinder seind / die sie mit einander gehabt hetten / wann die Personen nicht verstrickt gewesen weren. 62 Auch daß man ein par Ehevolck wol zu hindernuß des Kinderzeugens / aber nicht des beiwohnens oder vermischens / verstricken könne.

Sie sagt auch / das man Leut findet die zu verknipffen vnmöglich sind: Vnnd hinwider findt / die man im ledigen Stand vor jhrer Ehe verstricken mög / aber nach der Ehebestättigung sehr schwerlich. 63

Ferrner erzehlt sie / daß man den Leutē das Harnen verstricken oder einstellen könne / welches sie vernageln heissen. Daruon dann jhren vil sterben můssen. Wie ich dann selbst einen armen Knaben gekant / der einsmals gemeynt zusterben: Vnd der jenig so jn vernagelt gehabt / nam jhm auff ein zeit plötzlich die Hindernuß hinweg / darmit er jhn nur offentlich an freyem platz harnen machte / vnnd sein darmit zuspotten hette. Aber diesem Harnstelligen Hexenmeister hat es folgends grob außgeschlagen: Seiteinmal er vber kleine zeit hernach wůtig vnn rasend gestorben.

Die ermelte vnsere Würtin erzehlt vns auch alle die besondere Segen vnnd Wort / die zu einer jeden verknipffung gehörten: Welche Knipffsprůch doch so zweiffelstrickiche / vndeutlich vnd vnuerstäntlich [75] verknipfft vnn verezwickt waren / daß sie weder ein Griech / noch ein Hebreer / noch Latiner / noch Frantzoß / noch Teutscher / noch Spanier / noch Italiäner /noch keiner anderer Sprachen Nation het verstehn können. Auch zeiget sie an / von was Leder / vnd welcher Farb der Knipff Nestel sein müßte.

Es haben die Rechtsgelehrten vber den Titul im Geistlichen Rechten / De Frigidis, & Maleficiatis von denē / so zum generieren vntauglich / vnd sonsten armselig vbel darzu geschaffen / vnn durch zaubereien daruon abgehalten werden / viel geschriben: aber es ist gegen diser Würtin Bericht fůr nichts zuachten.

Vnd dieweil solches im Land Poictu sehr eingerissen vnnd gemein worden / hat Anno 1560. der peinlich Richter zu Niort / auff ein schlechts angebē einer jungē Hochzeiterin / die jhre Nachbarin deßhalben veklagt gehabt / daß sie jhrem Bräutgam den Riemen verknipfft habe / dieselbige inn ein finstern Thurn geworffen / vnnd jhren geträwet / sie jhr lebtag auß diser gefengnuß nit zulassen / sie habe dann den verknipfften Mann entbunden. 64 Darauff die Gefangene zwen tag hernach den jungen Eheleuten entbotten / widerumb bei einander zuschlaffen. So bald nun der Richter vernommen / daß die verstrickten des Zauberbands geledigt / hat er die Gemächtbinderin vnd Löserin gleichsfalls ledig gelassen.

Aber zubeweisen / das weder Wort noch Nestel etwas zur Sachen thun / sonder diß alles durch des Teuffels Boßheit / vnd Argkůnstlichkeit zugange /welcher allein der Menschen dienst darzu brauchet /darmit er jhrem schandtlichen bösen willen dardurch forthelffe: Das erscheint genugsam auß disem / daß die Latinischen Wort im Vergilio / die ich hie zu erholen vnterlasse / vnnd die Verß / so er setzt / darmit die Mannskrafft zunemmen / nicht vnverständtlich seind / sondern inn gestallt eins Carminis vier verständlicher wort begreiffen: Diese aber / die man heut brauchet / gantz Barbarisch vnd vnverständlich sein. 65 Vnn Virgilius will / man soll neun Knöpff knipffen: vnsere Senckel verknipffer aber machen allein einen.

Auch ist sonderlich zumercken / daß weder der Teuffel / noch seine Diener oder Dienerin gewalt haben einen oder andern Menschlichen Sinn zubinden / zuligieren / inn seiner übung auffzuhalten / oder zuverknipffen / noch die Menschen an essen vnnd trincken zuhinderen. 66 Gleich wie sie gleichfalls nit vermögen dem Menschen ein einigs glid / außerhalb dem Männlichen / zu entziehen: Jedoch vernimm ich / daß inn Teutschland solche Abentheurer in die Gemäch /den Leuten wol inn den Leib ziehen / vnnd also auff ein zeitlang verstecken vnnd verbergen / aber nit gar erstecken vnnd verbergen können.

Vnd zu solchem end hin / erzehlet der Inquisitor Frater Sprenger inn seinem Buch von den Hexen / das zu Speir einer gewesen / der da gemeint / er were seiner Mannschafft gantz beraubet / hat deßhalben sich von den Medicis vnd Wundartzet besuchen lassen: Welche aber weder Wund noch Mäler / noch andere versehrung an jhm befunden. 67 Vnd als jhm auff dise weiß kein Rhat geschehen möge / hat er die Hexin so jhn verzaubert gehabt / begůtiget / vnd ist also dardurch widerumm zu Recht kommen.

Er erzehlt auch ein andere Geschicht von einem zu Rauenspurg / der die Hexin / so jhm den Bundschaden gethan gehabt / er wůscht / vnd sie gleichsam würgen wöllen / darab sie sich also bewegen lassen /das sie wider jhren willen jhm den Knopff hat aufflösen můssen.

Sonst stimmen die Hebraischen Lehrer in dem vberein / daß durch Göttliche zulassung der Böß Geist grosse macht vber daß Mannsglid / vnnd die Fleischliche begird soll haben: vnnd sagen durch ein Allegory oder Figurweiß / der Sathan werde von der Schlangen getragen (Welche reden wol mit bescheidenheit sind auffzunemmen / dann solche / die Manicheisch Ketzerey zu bewärung jrer vngegrůndter Meynung / das der Teuffel die Ehe geschaffen / vnd daß durch die Ehe ein sůndliches wesen vnd substantz entstande / haben gebracht. 68

Der Jüdisch Priester Philo / vnn alle Hebreer schreiben / daß die Schlang in Allegorischem oder Figůrlichem verstand / bedeute disen Wollust vnnd die Geilheit / die auff dem Bauch liget vnd kriechet. Auch [76] sehen wir inn dem Buch Tobiæ / daß ein Böser Geist Sieben Männer / welche des Raguels Tochter Ehelich vertrawet gewesen / in der ersten nacht jhrer Hochzeit / vmmgebracht habe.

Es ist sich aber nicht zuverwunderen / daß der Teuffel solches Bindens vnn knipffens sich viel gebrauchet. Dann erstlich hindert er dardurch die Mehrung vnn fortzilung des Menschlichē Geschlechts /welches er nach allem seinem vermögen außrotten sich hoch bemůhet. Zum andern hebt er das Heylig Band der Ehrlichen vnn Ehelichen Lieb zwischen Mann vnn weib hierdurch auff. Zum dritten / bewegt er darmit die so verknifft sein / zu Hurē vnn Ehebrechē.

Derwegen ist es ja eine verfluchte adliche Gottlosigkeit / welche ja billich den Todt verschulde / wie wir an seinē ort außführen werden. 69 Vnd gleich wol muß ich dich gestehen / daß der mehrertheil solcher Bruchbendelknipffer mit demTeuffel keine besondere vergleichung getroffen haben / jhne auch nicht anruffen. Aber das ist nicht destoweniger gewiß / daß er stäts vmb vnd bey solchem Gesind / welches solche schelmerei ůbet / oder lust darzu hat / jederzeit ist vnd nistet.

So laßt vns deßhalben nuhn von disen reden / welche dē Teuffel anruffen: oder zuhülff zu sich locken /vnnd doch meinen sie haben mit dem Höllischē Kettenhūd nichts zuschaffen. Dann wie oben angeregt /die Zauberer seind nicht all einerley.

Das II Capitul
Das II Capitul.
Von Gemeiner / Stiller vnnd Verschwigener Anruffung der Bösen Geister.

Einmercklicher grosser Vnterscheid erhalt sich zwischen den Zauberern Hexen vnn Hexenmeistern: Welcher sond'lich wolgemerckt vnd verstandē soll werden: von wegen vngleichheit der straffen / die einem jeden geschlecht nach seiner Verwürckung zugefůgt wirt. 70

Dann dise / von denen wir seidher sprach gehalten /die gebrauchen sich nicht der Anruffung böser Geister / vnnd ist deßhalben auch zwischen denselbigen eingrosser Vnterscheid. Seiteinmal sie etliche sonderbare Wörter / Sprüch vnnd Geheimnussen brauchen / die ohn außtruckliche Teuffelische Anruffungen abgehen /vnd gleichwol dahin gerichtet werden / daß der Geist die vermeint Warheit von dem / so man jhn fraget /sagen oder verkůnden solle: Etliche aber brauchen außtruchliche böse Anruffungen.

Die aller ältsten Assyrier vnd Chaldeer / brauchten sehr die Lecanomantiam oder Beckendeuteley: fülleten darbey ein Beckin voll Wassers / thaten etliche mit sondern Characteren gezeichnete Guldene vnd Silberne Täfelein / oder Edelgestein darein / vnd nach dem sie etliche Wort sprachen / da hort man eine reine Stimm / wie eine Pfeisend Schlang auß dem Wasser reden vnd Antwort geben / ohn gleichwol eigentliche außtruckliche Anruffung desselbigen Geistes. 71

Die Gastromantia, oder Gefäßbeschwerung / geschach mit runden Gläserin Geschirren voll Wassers /vnn nach dem sie die Kertzen angezündt / vnd ettliche sondere Wort gemurmelt / da hort man zwar nicht ein stimm / aber mā konte die Antwortē durch ettliche Gemerck vnd zeichen abnemmen. 72

In gleiche Rechenung ziehen wir auch die Catoptromantian, so durch Spiegel geschicht / vnd dieChrystallomantiā, so durch dz Eiß / oder Chrystalline Gläser zugericht wirt. 73 In massen Joachimus vō Camerich meldt / daß er einen Burger von Nůrnberg gekent / der einen Christallinen Ring gekaufft / durch dessen mittel ein junges Kind diß sehē mocht / was man gefragt gehabt. 74 Aber nachgehends ward der Käuffer mit dem Teuffel angefochten / vnnd der Ring brach darüber.

[77] Diß so man Onymantiam nennet / geschicht / wann man die Fingernägel oder den Christall mit sonderen gewissen Confectionen oder zubereitungen reibet: Vnnd darauff etliche sondere Wort / die ich zuwissen nit beger / richtet / vnd folgends ein jung Kind / daß nie corrumpiert worden / darein sehē laßt / daß es vō dem / so es gefragt wirt. / bescheid geb. 75

Dann dieser Vnrein Geist nimmet sich an / als belieb er auch die reine Jungfrawschafft / damit er Leut durch solche Mittel von jhrer zarten Jugend auff /mög an sich ziehen: Auch zum theil dardurch die vermehrung des Menschlichen geschlechts hinderen vnd zerstören. Vnnd nicht desto minder vnder deß / reitzt er die Personen / so er gewinnet / zur Sodomy vnd Vnkeuschheit wider die Natur an. 76

Belangend die Catoptromantiam oder Spiegel begaffung deren der Pausanias in Achaicis gedencket /ward dieselb vil anderst / als die / deren sich die Zauberer gebrauchen / gethan. Dann wann einer wissen wolt / ob er seiner Kranckheit werde auffkommen / so legt er einen Spiegel inn den Bronnen zu Patras / vor der CeresTempel: Vnd wann er ein Todten Figur darinn sahe / so war das vrtheil für gewiß gefällt / er můßt sterben: War es aber ein starcker lebhaffter Mann anzusehen / so hat er hoffnung auffzukommen. 77

Aber hiebey ist fürnämlich wol zumercken / wie der Teuffel das Menschlich geschlecht mit dergleichē Zaubereien vberauß meisterlich könne am Seyl vmbführen. Dann demnach jhm wol wissend / daß fromme vnnd mit Gewissen begabte Leut sich finde /die nimmermehr so verruchtlich sich vergessen wůrden / daß sie einen Teuffel anruffen soltē / so kehrt sich der Tausent kůnstler auff andere weg / vnd beredt dieselbige Guthertzige Personen / daß es auß krafft der wörter / der Ziffer / der Characteren / der Kräuter / oder der Thier geschehe. 78 Vnd auff dise weiß betreugt er offt die aller fůrsichtigsten. Auch selbst der Poet Virgilius / so sonst für ein grossen Zauberer beschreit gewesen / spricht vnter andern in der Ecloga, deren er denTitul Pharmaceutria oder Zauberer gegeben.

Carmina vel Cœlo possunt deducere Lunam,

Carminibus Circe socios mutauit Vlyßsis.


Das ist / sampt dem so folget.

Mit Worten / Segen vnd Beschweren
Kan man den Mon vom Himmel kehren /
Durch wort die Circe Wunder handelt /
Daß sie Vlyßis Gfährten wandelt. 79
Vnd anderstwo schreibet er.

Frigidus in pratis cantādo rumpitur anguis, etc.
Atque satas aliò vidi traducere messes.
Durch Wort kan man es dahin bringen
Daß eine Schlang entzwey muß springen:
Durch wort eins andern Saat mā zwingt /
Daß er auffs nächsten Acker tringt.
Vnd weiter anderßwo.

Hæc se Carminibus promittit soluere mentes,
Sistere aquam fluuiys, & flumina vertere retro
Nocturnosque, cies manes: mugire videbis
Sub pedibus terram, descendere montibus ornos.
Das heißt sampt dem so nachfolgt.

Die Hexin sich vermessen thut.
Sie könn eim schaffen leichten Mut /
Vnd einem andern / wann sie will /
Schaffen der angsthafft Sorgen vil. 80
Kan den Wassern jhrn lauff auch wehren /
Vnd sie zu Ruck flugs heissen kehren /
Vnd wann sie zu Nacht thut fürlocken
Die Geister / so im Finstern hocken /
Da sicht man wie die Erd sich widert /
Wie vntern Füssen sie eim zittert /
Vnd wie die Bäum von Bergen steigen /
Wie vor schrecken sich als muß neigen.

Vnd Quidius beschreibets noch anderst / da er von der Zauberin meldt / daß sie sagt.

Cum Volui, ripis ipsis mir antibus amnes
In fontes rediêre suos, concussaque sisto,
Stantia concutio cantu freta, nubila pello,
Nubilaque induco, ventos abigoque vocoque.
Vipereas rumpo verbis & carmine fauces,
Et syluas moueo, iubeoque tremiscere montes,
Et mugire solum, manesque exire sepulchris:
Te quoque Luna trabo, etc.
###Wann ich gewolt / so hab ich künnen.
Die Flüß hindersich machen rinnen /
Daß sie müßten zu ihrer Quell /
Drab mancher Bach erschrack so schnell /
Das er auch vor Verwunderung
Stillst und / biß ich gab sicherung. 81
Mit Worten erwög ich das Mör /
Das Gwülck am Himmel ich weg schwör /
Vnd schwör es widerumb herzu /
Mach Winden Vnrhu oder Rhu /
Mit Segen plag manch Schlang ich auch
Daß jhr auffbörsten muß der Bauch /
[78]
Die Wäld bewegt ich grimmiglich /
Vnd heiß die Berg erbidmen sich /
Heis die Erd auß den Hülen Heulen /
Vnd die Todten auß Gräbern eilen.
Ja auch du Mon must leiden wol
Daß ich dich herab zieh vnd hol / etc.

Welches warlich fembde wunderliche sachen weren / wann sie war sein solten. Aber es geschicht alles allein durch verblendung vnnd Verzauberung des Teuffels / der den Leuten solchen Höllischen dunst vor den Augen macht / daß sie nicht anderst meinen vnnd sehen / dann diß gang alles warhafftiglich also zu / so doch in der Warheit gar nichts daran ist. Dann es kan keins Wegs durch krafft der Wörter geschehen / was auch die Erfahrenesten auff solche Künst darvon geschrieben haben. Sonder / wie gedacht / der Teuffel ist der eintzig Anstiffter / vervrsächer vnn zudiener solcher verblendung.

Vnnd solches kan durch kein besser Argument /dann diß / so vor angeregt / bewisen werden / daß der Teuffel allerley Sprachen Nationen pflegt durch Mittel der Griechischen / Latinischē / Barbarischen / vnbekanten vnn vnverständlichen Wörter zuäffen vnd zubetriegen / vnd gleichwol dieselbigen Wort seiner Kunst behörig / bei vngleichen vnderschidenen Völckern inn vnd vmb einerley sachen ändert vnnd verwechsselt. 82 Diß ist zusehen im Vergilio / vnn Theocrito den Poeten / deren einer Griechisch war / der ander Latinisch vnd im Marcello / vnnd Nicolao / den beiden Medicis / auch selbst im Plinio: Welcher vil solcher Zauberwort zu deßgleichen Betrugwerck erzehlt / die dochs keins wegs mit disen worten so man bey den heutigen Zauberern braucht zutreffen. 83

Sonderlich ist heut ein gemein ding / vnnd wie man spricht / Peterlein auff allen Suppen / mit den Kreutzen vnnd Ostien: Inn massen es außfůndlich worden in dem Proceß oder Rechtfertigung mit dem zu Pariß gehengten Blinden sampt seinen andern Mitvberzeugten Kunden: Welche nachmals bekanten / daß sie zu jhren Zaubersegen viel Ostien vnd Kreutzlein / vnnd vilerley Gebettlein brauchtē: welches doch alle Gottlosigkeit vber ein hauffen ist / damit der Teuffel zu den abscheulichsten verfluchtesten dingen dieses den Hexen inn die Händ stosset / daß sie ohn diß für das Heiligst halten.

Dann es scheint / als sey der nicht weniger sträfflich / der des Jupiters / welchen er fůr Gott haltet /spottet / oder jhn schmähet / (gleich wie der Keyser Caligula that) als spottete er des waren Gottes / welcher allzeit auff der Menschen Gewissen vnnd jhren willen ein Aug hat / vnd das Hertz ersuchet vnd prüffet. Gleich wie der jenig / so am ersten Scæuola / von seiner verbrenten Faust geheissen / als er den Porsennam den König der Hetruscer vorgehabt zutödten /vnn aber auß Irrthumm fůr jn seinen Statthalter vmbbracht / nicht weniger schuldig war / als het er den König selbst entleibt.

So ist derwegen des Teuffels meinūg vnd zweck /auß der Menschen Hertzen nit allein die war Religion zuzwacken / sondern auch alles Gewissen vnn forcht /etwas böses zuthun / auffzuheben / vnn den Eifaltigē einzubilden / als sey er nit der jhenig so es thu / sonder die sondere krafft der zusammen gesetzten vnd außgesprochenen Wörter.

Hie möcht man einwenden / es gebe doch die Cabala / welche der Hebreer oder Juden gröst vnnd ehrliche Philosophy ist / den Wörteren vnnd Characteren sondere kräfft vnd Macht zu: Inn massen in dem Reuchlino / Galatino / vnd inn den Cabalischen Positionen des Pici zusehen. 84

Da antwort ich darauff. Die Cabala hab zwey theil. Eins ist / daß sie nennen Cabala von Beroschit / das ist / von Anfang: Welchs die ersten Wort der Bibel seindt: Vnd diß ist die Recht war Physic vnnd Natürliche Philosophia / die diß groß Eingebew der Welt erkläret / vnd die geheimmnuß reiche sachen / so vnter Allegorien verborgen ligen / herfür suchet vnd bringet / vnd die vngereimte meinungen der anderen Philosophen / so dem Gesatz Gottes widerstreben /strafft vnd abweiset. 85

Das ander theil der Cabala ist diß / so man nent die Cabala vō Mercana / das ist / Die vom Wagen: von wegen des Propheten Ezechiels Gesicht / inn dem die Maiestat Gottes sampt seinē Engeln befiguriert vnnd angedeutet wirt: Welches ein hoht [79] vnnd schwere Matery ist / die gleichwol den Verstand zur verwunderung vnd betrachtung der Veständtlichen oder Erkantnußhafften Welt verzucket vnnd auffbringet: Vnd solche vbernatůrliche oder Menschlichem verstand erhöchte Welt / nennen die Hebreer die Vberhimmelische Wasser / aber die Physicische oder Natur gemässe Welt nennen sie die vntersten Wasser. 86

Dann man sicht inn den Propheten vnn im Gesatz Gottes / daß sehr grosse herrliche vnnd schöne Geheimnussen von den Wercken GOTtes vnter den Allegorien der Bibel wie ein Schatz verborgen ligen: Gleich wie man inn dem Philone / im Hebraischen Leone / Origene vnd Salome / wer genaw drauff acht gibt / mag scheinlich sehen. 87

Auch zehlet man vnter diß Cabala / was die Patriarchen / Propheten vnnd andere Heilige Leut můndlich auff jre Nachkommenschafft haben hinderlassen: Welche gleichwol nicht so gar spitzfindig vnd zu gar genaw alle Clausulas / Wörtlein / Silben / Buchstaben / ja auch die Puncten vnd gestalt eins jeden Buchstabens auffängt / ersucht vnnd ersubtilifiert haben: gleich wie hernach die letztsten Juden thaten / welche wunderliche Subtiliteten vber den grossen Namen Gottes haben erfunden vnd auffgetriben / ja haben darauß zwen vnnd Sibentzig namen Gottes vnd so vil Engel zusammen gebracht. 88 Deßgleichen subtilisieren sie auch scharffsinnig vber den zahlen / welche sie Sephirot nennen / vnd meinen man könn mit disen Namen vnd zahlen groß Wunder wůrcken. 89 Aber diß ist mir gar verdächtig: dieweil ich sehe / daß die Zauberer / gleich wie der Agrippa vnd seine Anhänger / disen grossen vnd heyligen Namen Gottes vnter jhre Zeychen / Characteres / vnd kratzwerck vermischen /vnnd gantz gröblich entvnehren vnnd verwüsten: Zu welchen Dauid sagt / da er spricht. 90


Zu dem Gottlosen saget Gott

Warumb rüffst auß du mein Gebott

Vnd nimmst mein heyligen Bund vnn Namen

In dein vnheyligen Mund on Schamen /

Dieweil du doch mein Zucht verachtest

Vnd meine Wort vnrecht betrachtest?


Reuchlinus vnd Agrippa haben fälschlich geschriben / daß Judas Machabæus wider den Lysiam vnd den König Antiochum den Edelen / den Sieg deßhalben erhalten hab / weil er inn seinem Fändlein vnn Schilt vier Buchstaben gemahlet hat gehabt. 91 Welche bedeutē Mem, Caph, Beth, lod, das ist / Quis est par tibi inter fortes ô Iehoua? 92 Wer ist dir gleich vnter den Starcken O Ewiger Gott? Es war zwar diß die Losung / welche er damals seinem Hör gabe: Aber es folgt darumm nicht / daß er von wegen der Buchstaben dē Sieg habe erhalten. Vnnd auff dise weiß /wird der Nam Gottes im Mund / auff den Tafeln / in Schrifften / in Characterē / Ziffern vnd Buchstaben /von denen die jhn versuchen / nicht geheiligt / sondern mißbrauchet / entheyligt vnd vervnreinigt.

Nuhn wirdt aber im Gesatz Gottes deutlich gemeldt / daß er / so seinen Namen verächtlich / vnnützlich /vergeblich brauchen / außsprechen / oder mißbräuchlich nennen wirdt / soll gesteiniget werden. 93 Es ist mir mir zwar kein zweiffel / daß die Bösen Geyster diesen Heyligen Namen nicht solten förchten vnd schewen / vnn so bald sie den Namen Iehoua nennen hören / darvon fliehen. 94 Aber diß ist hin wider auch gewiß / daß der Nam Iehoua so der Ewige heisset /wann man jhn außspricht / gleiche Wůrckung in allen Sprachen hat. Ja der einige Nam Gottes / so der gemeinst ist / wann man jhn auß auffrechtem vnheuchlerischem / trawhafftem Hertzen auff gute Sinn vnn Meinung spricht vnd braucht / vertreibt alsbald die Teuffel: Wie es dann so offt geschehen ist / als offt ein Zauberer inn versamlūg der anderen / Gott zu hülff beruffen vnnd angesucht hat. Vnd das noch mehr ist /die einige forcht Gottes vertreibt die Teuffel / wie wir hernach anregen wöllen.

Auch schreibt selbst Paulus Grillandus / welcher im Jar M.D.XXXVII. gelebt / daß ein Armer Sabinischer man / nahe bey Rom wonhafft gewesen / der von seim Weib beredt wordē / sich eben / wie sie /mit sonderlicher Salb vnnd Schmär zuschmieren / darmit zu andern Hexen vnnd Hexenmeistern hinzufahren (vermeinend die krafft solches fahrens stecke allein in dem Schmär vnd inn etlichen Worten / vnnd[80] geschehe nicht vom Teuffel (als derselb gesehen / daß er in die Gravenschafft Benevent gefahren kommen /welchs des Papst schönste Herrschafft ist / vnd allda vnter einē grossen Nußbaum gwesen / hat er vnzahlig viel Hexen gesehē / welche / wie es jhne bedauchte /zum besten assen vnd trancken / da that er wie andern auch Wie er aber etlich mal Saltz geheyschen / darab die Teuffel groß ab schewen tragen / hat man jhm zu letst / wie jhn gedaucht / Saltz gebracht: da fieng er gleich an / vnd sagt auff sein Italianisch / Laudato sia Dio, pure venuto questo sale, Gott sey gelobt / daß einmal diß Saltz ist kommen. 95 So bald als der Namen Gottes genennt gewesen / ist auff d' stätt die gantz Gesellschafft der Teuffel vnn Zauberer / sammt aller jrer Kost dahin verschwunden / vnn ist der Arm Tropff gantz bloß vnd nackend allein da gepliben: der hat darnach auff hundert Meilen von dannen heim ziehe můssen: Vnnd als er widerumb zu Hauß kommen / hat er weiters zu thun nit gewůßt / dann sein Weib zu verklagē: welchs dann / nach dem es die warheit bekant / lebendig ist verbrennt worden: sammt noch mehr andern die sie angegeben.

Welchs dann eine genugsame Anweisung ist / das die Würckung der Wunder nicht liege an Figuren /Characterē / Buchstaben / Zifferē / Sylben oder wörtern / sonder an der forcht Gottes. 96 Vnnd daß der Teuffel allein zubeschönung vnd verdeckung seines Betrugs / sich der wörter / Zeychen / Buchstaben vnnd geheiligen Ostien zu seinen Händeln annemme vnn gebrauche.

Wir haben bey Erst nun erzehlter Geschicht gedacht / wie die Teuffel daß Saltz sehr schewen sollen /vnn die vrsach / warumb sie es schewen / ist gar gut: Seiteinmal das Saltz ein bedeutung der Ewigkeit vnn Vnsterblichkeit ist: Auß vrsach / Weil es nimmer mehr fault noch verdirbt / auch allerley ding vor verderben vnd fäulung verwaret: Der Teuffel aber dargegen nichts anderst als verderben / verwäsung vnn erlösung der Creaturē suchet / gleich wie GOTT hingegen die Wachssung / Mehrung vnd Erhaltung derselbigen.

Daher auch im Gesatz Gottes gebotten worden /Saltz auff den Tisch des Heyligthums / vnd in gemein zu allen Opffern zubrauchē. 97 Vnd es schemt es hab Plato / als der diß Gebott von den Hebreern gelehrnet gehabt / auß diesem grund gsagt / daß Saltz seye Gott lieb vnd angenem.

Vnnd im widerspil ist im Gesatz Gottes verbotten /weder Höfel / Saurteyg Wein noch Honig / wie die Heyden / zu den Opffern zubrauchen. 98 Welches bedeutet / daß man Gott ohn Heucheley / mir sonderer bescheidenheit / Weißheit vnd Nüchterkeit anruffen solle. Derhalben jrrē sich die jenigen / die da gemeint haben / daß des Lots Weib in ein Saltzseul seye verwandelt worden. 99 Dann diß ist ein weiß zureden der Hebreer / welche die herrlichste Geheimnussen der Natur gewußt haben / das sie ein Seul von Saltz fůr ein stätwerende Seul nennen. 100 Vnd im Gsatz Gottes wird gemelt. Ich will mit euch einen Bund von Saltz machen das ist / einen ewigen Bund.

Wo die eygenschafft der Characteren oder Figuren des Namens Gottes gleiche wůrckung hett / so wůrdens die Zauberer in jren Anruffungen nit brauchen /deren doch jre Bücher voll seind. 101

Vnnd also wöllen wir hiemit schliessen / daß die Cabala / das ist / 102 Die Weißheit von Gott gebillicht / vnd durch Mittel der Engel vnd Propheten Mündlich bey den Nachkommenen behalten vnnd verbliben / nicht lig an den Buchstaben / Characteren oder Figuren: Welches sonst die vrsach gewesen /deßhalbē viel dise Cabalische Weißheit gescholten haben: wie dann allen guten Sachen von wegen des mißbrauchs pfleget zugeschehen: Sondern ahn dem geheymen Verstand vnd Erkantnuß der Wunderthaten Gottes / welche durch die gantz Schrifft mit Allegorien / Zugleichnussen vnd Bedeutungen bedeckt vnnd verborgen ligen. Dann es ist darinnen kaum ein Gebott oder Red / die nit zwifachen / ja bißweilen Treyfachē Sinn vnd verstand auff jm trage. 103

Mann nemme zum Exempel das Gebott so den Priestern aufferlegt wordē / daß man den Aussetzigen oder Maltzen / wann er anfanget zukräncken / vnd das geringste Aussatzmal an jm erscheinlich soll verschliessen / vnnd jeden sibenden tag jhne so lang besuchen / [81] biß er heyl sey: Oder biß er gar mit weissem Aussatz vom Scheytel an biß zun Fůssen vberzogen sey / alsdann wird gebottē jne ledig zulassen: dann (spricht die Schrifft) er ist rein: Aber hat er etwas lebendiges fleisches an jhm / da muß man hůtē / das er andere nicht besuche. 104

Der Hebraisch Phylo verwundert sich vber disem Politischē Gebott / legets durch ein Moralischen oder Sittlichen Verstand auß / vnnd sagt / Es bednncket mich / das der / so gar keine Erkantnuß Gottes hat /vnnd desselbigen gar keine Empfindtnuß / könne die anderen nicht vergifftē noch verterben: Sondern der /so etwas Empfindnuß vom Gesatz Gottes vnnd seiner Warheit hat / vnd gleich wol anderswo her mit falschen Meinungen verfůhrt vnd eingenommen ist / der ist gar sorglich vnnd gefehrlich: Dann vnter dem schein der Religion Menget er Gottloß Gifft mit ein: Gleich wie die Zauberer mit dem Namen Gottes thun.

Zu disem Politischen verstand / der im Gesatz Gottes gemeldt wird / vnnd zu dem Moralischen Verstand / den Phylo anreget / ist noch ein herrlichs Geheimnuß der Natur darbey zumercken / dessen nie keiner gedacht hat. 105 Nemlich diß / daß alle ding / die sich verderblich verzehren / allweil sie im Verderben wären / den Lufft vnnd die jenigen / so zu jm näheren / vergifften / biß daß die Verderbnuß Gantz vollkommen sey: Welches Theophrastus im Buch von denOdoribus, oder Geruchen mit treyen Wortē begreiffet / Γᾶος Σαπρὸς κακῶδες, Quidquid corrumpitur fœdum exhalat Odorem. Das ist / Alles wz verdirbt /allweil es verdirbt gibts / ein stinckenden Geruch.

Gleich wie das Ey / welchs sonst sehr lustig vnd gut ist / also daß es auch Horatius nennet Antiquas Regum Delicias: Der Alten König Gelůst: wann es anfangt ein Bruteley zuwerden / oder zufaulen vnd zu verderbē / so stinckts vber die massen sehr / vnn vergifftet den Lufft so lang / biß die Verderbnuß oder Fäulnuß zum höchsten vnnd vollkommen ist / vnd daß das Hůnlein außschlieffe. 106

Vnnd das noch mehr ist / wann Basilgē vnd Lauandel (welchen die Alten deßhalben Celtischen Nardum nandten / weil er von Natur gern viel inn Langedock wächsset: Wiewol Valerius Cordus meint / der Spick heysse Deßhalben Celtisch / Weil er bey den Teutschē mit hauffen wächsset / also daß man jhn sehr viel auß Oesterich vnnd den Alpen gen Venedig fůhret: dann Dioscorides sagt / daß der Spick / Da er wächßt /Saliunca heißt: Nun heißt er aber noch auff den heutigē tag bey den Teutschē Seeljung / als der den Menschē einen jungen Muth schaffe: Zu dem so haben die Alten vnter den Namen der Celten oder Helden stäts die Garmanische vnnd Gallischen Teutschen verstanden) Ja / sag ich / wann die Basilgen vnnd Lauandel zugedecket vnnd beschwäret werden / fangen sie ahn zufaulen / vnd vberauß sehr heßlich zustincken. 107 Aber wann man sie jhre Verfäulung laßt gäntzlich Vollbringen / wird ein sehr Köstlich Wolriechend öl darauß. Also auch wann der Samen verfaulet / alle weil er inn der fäulung bestehet / bringet er Krebs /geschwulst vnd frembde bocken vnd Blatern. 108

Eben auff solche weiß / ist auch d' Maltzen vnnd Aussetzigen Blut sehr vergifft / wann es im mittelen Verderben stehet / biß vnnd so lang / daß das gantz Geblůt vberal durch vnnd durch verderblich verwandelt sey. Derhalben ist es alsdann sorglich / allweil die Maltzen sich ändern / jnen zunahen. Aber wann es gar geändert ist / da hats kein Noth noch gefahr mehr. Sihe da / hiemit habt jhr den Natůrlichen Verstandt dises Gesatzes.

Zuzeiten hats allein den Historischē verstand: Gleich wie da / wann geschriben stehet / daß Moses das Volck gezehlet hab / vnn anders dergleichen.

Etwan gebietet das Gesatz / die Vorhaut / des Hertzens zubeschneidē: Nun hat ja das Hertz keine Vorhaut / vnnd wann es schon eine hette / were vnmöglich sie hinzuhawen. 109 Aber es lautet so viel / als daß man die bösen Gedancken / die Raachgirigkeit /den Geitz vnnd andere Laster soll Abschneiden. 110 Mit welchem Exempel man den Vnverständigen Genugsam den Glauben inn die Händ geben kan / Was sie von dem Cabala / So sie sonst verachten / sollen[82] halten / Vnnd daß man nicht allein ahn dem Buch stäblichen verstand kleben vnnd behangē müsse: Seiteinmal das jenig war ist / das die H. Schrifft sagt / Litera occidit, Spiritus autem viuificat: der Buchstab tödtet / der Geyst aber macht lebendig. 111

Wiewol ohn diß ein ander Fein ort / welchs solches erweisen mag / im Gesatz Gottes stehet zufinden / als da gesagt wirt / daß Moises / nach dem er vom Berge / darauff er Viertzig Tag vnnd so viel Nächt verharrt gehabt / herab gesteigen seye / Ein Decke vber sein Angesicht gezogen habe / damit er zu dem Volck desto fůglicher könte reden: Wann er aber widerumb zu Gott mit jhm zureden / sich verfůgt / habe er die Decke vom Angesicht hinweg Gethan. 112 Dieweil sein Andlitz also leuchtend klar gewesen / daß es dasVolck inn die harr nicht hat anschawen noch ertragen mögen: Das ist / daß es vber den Buchstablichen Verstand / die Geheimnussen / Allegorien vnnd zugleichungen / so ahn vielen Enden des Göttlichen Gesatzes / zufinden / nicht könte begreiffen. 113 Vnnd gleichwol wird darbei gemeldt / daß sie die sachen merckten vnnd verstunden / wann sie das Angesicht hell entdecket sahen.

Die jenigen aber / die auß sonder gefaßter vbelgegrůndter Eygenmeinung solche Außlegungen schelten vnnd straffen: deren doch die Schrifften S. Hieronymi / S. Augustin / in S. Basilii / vnd fůrnemlich des S. Originis / vnd in gemein aller Hebraischen Doctoren schrifften vnd Bůcher voll sind / die thun Gott vnd allē Propheten gwalt vnd vnrecht: Seiteinmal dise nie anderer Meinung gered haben.

Vnnd das noch mehr ist / die Hohen Schrifften des Königs Salomonis / seind nichts anders / dann Parabolæ vnnd Allegorien / Gleichnussen / Verwendungen vnnd sinndeutungen: Welche er auch deß halben außtrucklich also genendt hat / darmit jeder männiglich zuverstehen zugeben / daß man nit gantz gebicht soll bekleben bleiben ahn dem Buchstäblichen sinn: Welchen die Hebreer Sensum Passuc, das ist / den Sinn des Versickels oder Spruchs nennē daher die bösen Latiner / auß Vnverstand der Hebraischē sprach / dise Art zuredē gezogen / das sie bey anziehung vnd außlegung der schrifft puncten jedes mal sagen / In hoc passu: Haben also auß einem Verß / einen Paß oder schrit / vnd bey nach die Osterliche Pascha gemacht. 114

Nun aber steht geschriben / daß Salomon die gröste Weißheit hab gehabt / vnd dz jhm Gott mehr habe gegeben / dann je einem Menschen / vnnd nicht desto weniger darmit er Kluger Leut Geyst / Sinn vnnd Verstand etwas höher Dann den Buchstaben erlupffe vnd erhebe / so spricht er / das die Erkantnuß Gottes die Frucht sey / welche der Baum des lebens bringet. 115

Derwegen soll man inn den ersten Capiteln des ersten Buchs Mosis den Baum des Lebens nicht der gestalt verstehn / wie die / so nach dem Buchstaben es außlegen. Dann diese schöne Außleger des Buchstabischen Verstands / haben viel Hundert Tausent Rohe Epicurer / Atheisten vnnd Gottloß Buben gemacht: Welche als bald sie den Buchstaben vom Reden der Schlangen im ersten Buch Mosis bey dem fuß erwischt / darzu sagē / daß die Thier vor alten zeiten geredt haben. 116 Gleich wie ein fůrnemer Landherr ein Marschalck auß Franckreich / als er einen Hochgeachten Prelaten predigen gehört / daß Adam durch einen Apffelbiß / das gantz Menschlich Geschlecht / ausserhalb einer kleinen Hand voll Christen / inn ewige Verdammnuß Gestůrtzt habe / hat jm solche Buchstäbliche Außlegung nicht genug thun wöllen / Sondern sagt / es war wol von nöten / daß man vmb so gerings so groß klag führte. Aber diser Gottslästerischer Prediger geht Deßhalben zur straff noch allen Hoffleuten / die ein Sprůchwort darauß gemacht / inn den Mäulern vmb: Welches nimmermehr geschehen wer / Wann der / So andere zulehren sich vnterfangen / disen ort recht verstanden vnd weißlich außgelegt hett.

Vnnd vmb Gleiches mangels willen / hat der Gelehrt Philosophus Porophyrius inn den Büchern / die er wider die Christen geschriben / mit erklärung des Baums der Erkantnuß gutes vnd bösens / vnd dem Baum / so Frůcht des Lebens truge / Ein vnzahlige Meng Leut von der Waren [83] Religion abgefůhrt / allein durch auffmutzung der Vngereimpten Stuck vnnd Absurditeten / die er auß der Histori nach dem Buchstaben hat zusamen getragen: Welche stuck doch alle auffhören vnnd fallen / wann man die Göttliche Außlegung ahn die Hand nimmet / welche Gott seine Trewe Diener / Moisen vnnd die Propheten gleichsam můndtlich berichtet hat: Vnnd die man auch inn dem Philone / dem Leone dem Moisi des Maymons Sohn /dem Leui des Jarhij Sohn / dem Origene / vnd sonst anderen Hebraischen Theologen vnd Christen mag finden. 117

Diß trifft auch mit dem vberein / Daß das Gesatz sagt / dise Thier seyen nicht allein vnrein / welche nicht wider käwen / vnd kein gespaltene Klawē haben / sondern auch die / so nit gespaltene Klawen haben /vnnd gleichwol doch widerkäwen. 118 Welches Origenes von disen außlegt / welche sich wol auff nachsinnung vnnd betrachtung des Gesatzes Gottes begeben vnnd legen / aber keinen Vnterscheid Zwischen dem Buchstäblichen verstand vnnd dem Geheimnußreichen oder Mystischen verstand vnnd zwischen dem Geyst vnd dem Fleisch halten. 119

Der Heilig Vatter Hieronymus nennet inn dem Catalogo Scriptorum den Origenem / den Meister der Christlichen Kirchen nach den Apostelen vnd den ersten vnter allen Christlichen Doctoren. 120

Derohalben wann wir im Göttlichen Gesatz lesen /das der Egyptisch König Pharao / alles was Mannlich vnter den Hebreern geboren ward / tödten liesse / aber was Weiblich ahn die Welt kam / Lebens fristig hielte / da haben die Weisen Hochverständigen Doctores zu dem Buchstäbischen Verstand / der dann für sich selbst warhafft besteht / auch etwas weiters verstanden / das der Teuffel so durch den Pharao angedeutet wirt / sich auch hoch bemühe / den Verstand oder Intellectum / welcher das Männlich oder Masculinisch theil am Menschen ist / zutödten / damit er nur die Begirden vnnd Gelůst bey Leben vnd wůrden erhalte. 121

Inn gleichem fall / wann gemeldt wird / wie Abraham die Magd stammt dem Sohn verjagte / vnnd inn disem stuck der Frawen oder Haußmeisterin Sara folgte / da haben die Cabalistische Theologi weißlich es außgelegt / das man der vernůnfftlichkeit so die Meisterinn ist / gehorsam sein vnnd folg thun / vnnd dargegen die Begirlichkeit oder Gelůst sampt den Sünden / so darauß geboren werden / vertreiben vnnd demmen solle. 122

Wann im Gesatz Gottes gebotten wirt daß sie im Krieg die Fruchtbaren Bäum nicht abhawen sollen /Da muß man auch darbey verstehn / das man fromme Tugend haffte Leut / vnnd kůnstliche oder nutzliche Handwercker nicht tödten solle. 123

Wann gemeldt wirt / das ein jeder seinen Wust oder Kaat mit Staub vnnd erden bedecken solle / auff das der Lufft nicht vergifftet werde / da soll man darbey mercken / daß das böß / wann es verborgen vnnd verdeckt wirt / Verantwortlicher sey dann sonst / vnnd das sich keiner seiner bösen stůck hab zurhůmen noch dieselbigen auß zubreiten / damit er niemand kein Böß Exempel nicht gebe. 124

Wann verbotten wirt / Gott einen Hammel / ein Schaf / das nicht gantz weiß / ohn mangel vnnd prästen sey / zuopfferen / da ist auch darbey zu verstehn /das die Seel die man Gott Auffopfferen will / rein vnd pur sein solle: will nicht das sie hinck echt / lam vnd hogerig seye: anzuzeigen / das man in Gebotten Gottes schlecht vnd auff echt wandeln solle. 125

Philo der Hebreer ist von Wegen der Moraliteten oder Sittlichen Lehren inn seinen Außlegungen wunderlich / vnnd der Leo vnnd Maymon vonwegen der Natürlichen Lehren ansehlich: gleich wie auch das Buch Zoar: Welches noch nicht gar auß dem Chaldeischen vbergesetzt ist.

Aber zu gleicher weiß / wie wir daroben von den Natůrlichen Vorsagungen / von der Gestirnkündigung oder Astrology / vnd anderen dergleichen Kůnsten vnnd Weißheiten gesagt haben / das man darinn sich nicht Mißbräuchlich versehen solle: Also muß man sich auch inn der Cabala vor Mißbrauch / der sich darbey begibt / vnnd daruon wir hievornen geredt haben / wol fůrsehen vnd hůten. Seitenmal nichts [84] so heilig ist / daß nicht durch den Sathan vnd seine Zudiener vnd Beypflichtige verwüstet vnd entheiligt werd.

Dann es ist ein Teuffelischer betrug / die Heilig Geschrifft zu Beschwerungen vnd Zauberworten wöllen brauchen: auch haben die Altē Hebreer nie darauff gedacht Welcher Mißbrauch auch den Heyden hat vrsach geben / das Wort Gottes zulästerē / auch der Hebreer Cabalam fůr Zauberisch zuschelten: Dann Plinius schreibt also daruon. Est alia Magices factio, à Mose, & Iochabella Iudæis pendens. Er heißt / als einer / der die Sprach nicht verstanden / das Cabala vnrecht Jochabella / vnnd sagt / es sey von Mose Erfunden worden. 126 Cabala aber heißt eigentlich auff Griechisch Acroama das ist / eine Wissenschafft / die mit hören vernommen vnd angenommen / vnnd nicht geschriben wirt / vom Wort kibel: dieweil verbotten war / das Cabala anderst dann von Mund zu Mund vnd ander / dann die vber jhre viertzig Jar weren / zu lehren. Vnnd war da gar kein bekůmernuß darumb /wie man durch außsprechung der Wörter Wunderzeichen thue / gleich wie Doctor Johann Keuchlin von Pfortzheim vnnd Petrus Galatinus Barfüsser Ordens /in dem Buch von den Geheimnussen der Catholischen Warheit auß den Hebraischen Büchern / vnnd sonderlich dem Talmud Gezogen / vnnd zu handhabung des Doctor Reuchlins meinung wider die Jüdische Halßstarrigkeit hat außgehn lassen / gewöllt haben: Dann diß ist ein Mißbrauch der Geheimnußlehlrenden Cabala. 127

Das mir aber einer Fůrwerffen wolt / wann einer ein gewissen Spruch auß den Psalmen auff diß End hin erzehlet / das er dardurch zur stund / wann er will zum Gebett oder andern Ehrlichen Geschäfften mög erwachen / Das könne ja nit etwas Teuffelisch inn sich halten noch anzeigen. Da will ich zwar bekennē /daß d' erst grund zur Weißheit alsdann gelegt werde /Wann man morgens frü zum Gebet sich Gewänet auffzustehen / vnnd das von denen / so am Ersten ihr Gebett GOTT auffopfferen / Gläublich zuhalten sey /das sey auch am Ersten vor andern den Segen bekommen gleich wie Jacob dem Esau gethan hat. 128

Vnnd deßhalben sicht man inn der gantzen Heiligen Geschrifft / das die Propheten sich frů auffmachen Gott zu loben / vnd jhme jhr erstes thun vnnd werck zuopffern: Inn massen Dauid sagt / In matutinis meditabor in te: Frů will ich meine Gedancken mit dir anheben. Vnnd an einem anderen ort. Exurge Psalterium, exurge Cythara, exurgam diluculo. Stehe auff mein Psalter / mach dich auff mein Seitēspeil / ich will mit dem anbrechenden tag auffbrechen etc. Vnd in dem Propheten Hieremia. Misi ad vos Prophetas surgendo manè Ich hab inn aller frůe Propheten zu euch geschickt.

Auch gewints das daß ansehen / als hab Gott inn der wůsten sonderlich lust gehabt / sein Volck frů auffzuwecken Dann so bald die Sonnēsträm das Manna nur etwas bescheinten / vergieng es gleich auff der stätt / vnd ward zu Wasser / wiewol es doch sonst bey dem Fewr nicht verschmeltzte: vnnd diß darumb /wie Salomon sagt / auff das sie darmit Gott zudancken ermant würden. 129

Aber nicht desto weniger / wiewol ich diß Frügebeit nicht Vnbilliche / sag ich doch dargegen / das nit billich noch recht sey / die Heilige Schrifft solcher meinung zubrauchen / das man den worten etwas krafft zugebe / ob es auch schon zu gutē end geschicht. Diß vermag auch die entschliessung oder Resolution der offtgedachten Theologen.

Noch vil minder scheins hat es / zuglauben / das die Zauberer oder Hexin inn krafft / etlicher wörter den gewalt solten haben / die frucht auff dem Feld zuschädigen oder zu grund zurichten. 130 Wiewol die Römischen Gesatz in jren zwölff Taffeln außtrucklich die Verzauberung der Frůcht verbotten haben. Qui fruges excantasset, aut qui malum Carmen incantasset, etc. sprechen sie. 131 Nicht darumb / Daß die Zauberer durch ihre Versehung vnnd Beschwören die Früchte tödteten Sondern es Geschicht durch Hülff des Sathans: Gleich wie sie auch auff ebenmäsige weiß (wie wir ahn seim Ohrt Melden wöllen) das Vngewitter Erwecken vnnd nicht durch Macht der Wörter. Dann [85] ein anderer Zauberer oder Zäuberin könts nicht thun / wann sie schon eben dieselben Wort spräche.

Auß der vrsach hab ich mich Offt verwundert /zwar nit des geringen Gemeinen Pöfels / vnnd der Vnverständigen Leut / sondern des Hochverständigē Weisen Catonis / welcher darfůr gehalten / das man die von einander getrennte vnnd in weiten orten entlegene Glider durch Zauberwort könn widerumb Erneweren vnnd zusamen fůgen. 132

Deßgleichen auch des inn Kriegen vnd Kůnsten Hocherfahrenen Fůrsten Iulij Cæsaris / welcher / dieweil er einmal mit der Gutschen ward vberworffen /darnach all / zeit / wann er auffgesessen / treymal ein gewissen Segen fůr das fallen vnnd werffen hat gsprochen / vngeacht / das er solche Abergläubige Sachen inn anderen fällen großmůtiglich hat wissen zu verspotten. 133

Auch des Marci Seruilij Noniani / so der fůrnembsten Rhatsherre einer zu Rom gewesen / vnnd fürs Augenwee allzeit am Hals ein Papeir trug / Darinn die zwen Buchstaben P. vnnd A. geschribē stunden Wann es ein gute Wurtzel / oder ein Artzeneisch kraut wer gewesen / welchs durch sein Natůrliche Eygenschafft vnnd Geruch solche Kranckheiten vnd Prästen heilē könte / da hett es etwas scheins gehabt: Inn massen dann gewiß vnnd Expermentiert ist / daß die Pæonienwurtzel oder Benignenwurtz / wann man sie an Hals hencket / sehr den Fallendsůchtigen vnnd Gichtigen dienlich sey. Daher es auch die Teutschen Gichtwurtz nennen. Aber an den Halß ein Papeir zuhencken / es sey nun darinn geschriben oder mit Characteren gekratzet was man wöll / da halt ichs mit den beiden Heiligen Vättern / Johanne Chrysostomo vnn Augustino / daß solches bey den Vnverständigen vnnd Alberen eine eitele Abgötterey seye / vnd bey denē / so es verbotten wissen / vnnd gleichwol vertrawen vnd glauben darauff setzen / eine warhaffte Zauberey. 134 Angesehen / weil diß ein Zauberey heysset / da man den Kräuteren / Stauden / Thieren vnnd Mettallen die krafft der Heilung zumisset / wann man nicht durch gleichmäsig Mittel die Ehr dem Herren Gott zuschreibet.

Hierumb so sagen die Hebreer / daß der König Ezechias dz Buch / in welchem Salomon die kräfft vnnd eigenschafften aller Thier / erdgewächß / gestein / Kräuter vnnd Mettallen begriffen gehabt / deßhalbē habe verbrennē lassen / damit durch solche verleitung die Leut nicht inn Abgötterey geführt würden. 135 Gleich wie er auch auff gleichen fall die ärin Schlang / so auß der Wůsten auff behaltē / vnd vom einfaltigē Völcklein angebettet wordē / hat zu äschē verprennet. 136

Wie viel billicher hällt man dann für Abgötterey wann man den Worten vnnd Characteren vil glauben zustellet / welche doch / wie andere Creaturen / Geschaffen / Sondern entweder von den Menschen oder von Bösen Geystern Erfunden sein. Welchs nicht allein eine Abgötterey / sondern eine lautere Zauberey ist.

Abgötterey nenn ich mit dem S. Augustino vnd allen Alten vnd Newen Theologis / wann man sich vom Schöpffer zu dem Geschöpff wendet: Sie brauchen dise wort / Auersio à Creatore ad Creaturā. 137

Auch sicht man / daß die Wörter vnnd Segen nimmermehr nicht zur würckung gereychen / es setz dann der Mensch sein vertrawen darauff. alsdann so mischt sich der Teuffel ins Spiel / wie er dann nimmermehr nicht schlaffet: Vnnd laßt es ein zeitlang für eine Abgötterey durchgehen / biß er die Leut gar zu vollkommenen Zauberern vnd Hexenmeystern macht / wie wir an seinem ort melden wöllen.

Man wirdt villeicht dargegen einwerffen / die stimm / vnnd das Wort GOTtes sampt den zwo von seinen Händen geschribenen Tafeln / seyen Werck GOTtes / gleich wie die Sonn / der Mon vnd der Himmel vnd derhalben so erfolge darauß / daß sie Natůrliche krafft haben. Diß ist des Printzē von der Miranda vnd des Doctor Reuchlins meinung vnnd Gutbeduncken. 138 Aber ich sag darwider / daß solche Wörter keine weitere krafft haben / dann so ferr sie Gott zu einem gewissen end vnd zweck hat geredt / außgesprochen / Geschriben vnnd gegeben / vnd gar nit weder zum Vngewitter / noch gutē Wetter / oder anderem ding. Sondern vil mehr / dz die / so es ins Werck[86] setzen / dardurch das ewige leben erlangen: Inmassen gesagt wird / Hoc fac & viues. Diß thu / so wirstu leben.

Aber die Menschen oder des Sathan Wort / haben nicht weitere krafft / dann die Gemalte Frůcht vnnd Obs / Oder ein Bildstock / vnnd andere der Natur kůnstlich nach gemachte stůck. Wiewol der Sathan disen gewalt von Gott hat / derselbigen zugebrauchen gegen den Heiden vnnd Vngläubigen Götzendienern /vnd denen / die GOTT verachten: Welche also vnter der Tecke der Wörter betrogen vnnd hindergangen werden / vnnd Sonderlich auch durch Wörter / die kein Teuffel verstehet. Dieweil (wie Plinius sagt) Minorem sidem Homines adhibent ijs, quæ intelligunt, die Leut Minderen glauben auff diß / so sie verstehen / setzen. 139

Daher kompts auch / daß Galenus im Sechsten Buch von den Simpeln oder schlechten Pharmacis /den Xenocratem Aphrodiseum, vnnd einen Pamphilum straffet vnd außmustert / weil sie durch solche Betrugwerck die Medicos nachäffetē. 140

Plinius ist im Acht vnnd Zwantzigsten Buch / in den siben ersten bůchern voll solches Narrenwercks. Vnnd wiewol er im anderen Capitel sagt / daß die Weisen solcher ding spottē / nicht desto weniger vergißt er sich widerumb / da er sagt / Teophrastus /Cato vnd Cæsar setzten in besonderen Kranckheiten starckenglaubē darauff / darmit andeutend / als sey es nicht so gar zuverachten.

Aber diß ist gar ein frembd stuck / welchs auch alle Alte Serrbenten / vnnd zum theil daroben benente /gemerckt vnnd beschriben haben / daß man nemlich die Schlangen hat beschworen vnnd verzaubert. 141 Ja der Königlich Prophet Dauid vergleichet den Gottlosen einer Schlangen / die die Ohrē zustopffet auß Forcht den Zauberer / so sie arglistigilich beschweret / zuhören.

Gleichwol ist darbey auch zumercken / daß die Zauberer durch Schlangen vnnd Nateren vmbgebracht werden. Daher sagt Salomon. 142


Keiner erbarmt des Zauberer sich

Der die Schlangen beschwört durch sprüch

Wann jhn ein tödt durch einen Stich.


Welchs auch eine History erweißt / die man von einem Zauberer von Saltzburg Erzehlet / der vor allem damals beywesenden Volck / alle Schlangen auff eine Meil herumb inn eine Grube hat beschworen / vnnd darnach darinn alle getödtet / außgenommen die letste / welche gar groß gewesen / die hat sich jhm widersetzet / vnd so hefftig gegen jhm gesprungen /daß sie jhm sein Sächlein gemacht. 143

Auß welchem erscheinet / Daß es nicht das WortHypokindox gethan / gleich wie der Theophrastus Paracelsus daruon schreibet / Noch auch andere der gleichen Wort auß dem ein vnd Neuntzigstē Psalmen /noch die krafft anderer Wörter / was man auch daruon halte / sing Vnnd sage. 144 Dann wie hetten die Schlangē eins Menschens stimm auff eine Meil herumb hören können? Sonderlich auß bedenckung / daß die Schlangen inn der Tieffe der Erden versteckt ligen? Was auch Aristoteles zu end des Buch von den Wundern meldet / wie eine Zauberin zu Tene / einer Statt in Thessalien gewesen / welche die Basilicen kont beschwören. 145

Derwegen so muß es nur des Teuffels eygen Werck sein / welcher seine getrewe Vnderthanen vnnd Diener pfleget solcher gehörter gestallt abzuzahlen. 146 Vnd auff dise meinung / muß man den Canon / Nec mirum, xxvj. quaest. 5. Sampt dem S. Augustino /welche halten / daß die Zauberer durch krafft jrer Zauberwort vnnd Hexensprůch die Leut vergifften vnnd tödten / nit anders noch außlegen / verstehn / dann daß es eigentlich durch Zudienst vnd mittelung des Teuffels geschehe Dann man hats vil tausent mal versucht / daß die Wort vnd segen sprůche keine Krafft noch würckung gewonnen haben / wann sie ein anderer dann ein Zauberer hat gebraucht oder gesprochen.

Vnd so es inn geringfügē sachē sich schicket vnd begibt / das es scheint / als hetten die Wort eine sondere wůrckung / als zubinden oder zu verknipffen / so ist fůr gewiß zuhalten / daß die Teuffel / welche an allen enden vnnd orten sich finden / viel mehr des jenigen bösen Willens geleben vnnd willfahren / Der ein Sonderlich mercklich Bubenstuck vornimpt zu Vollbringen [87] vnnd jhm mit sonderem lust trewlich darzu anhelffen / damit sie jhn nur fort ahn zu grösserer Schelmerey vnnd Gottlosigkeit reitzen vnnd verleiten.

Das III Capitul
Das III Capitul.
Von außtrucklicher vnnd Kundlicher Anruffung der bösen Geyster.

Die jenigen / so auß vermeinung den sachē wol zuthun / den Boßhaffen Geyst vmb Rath / Trost / hůlff vnnd beystand anruffen / meinend / das er Gott sey /Inmassen solches noch in vilen Occidentalischen Insulen geschehen pfleget / auch bey den alten Heyden viel ist bräuchlich gewesen / die sind gleich so wenig Zauberer / als die so Sonn vnd Mon vnd andere Creaturen anbetten. Wiewol man wol sagē mag / daß die Abgöttisch sein. Hie aber zufragē / ob Gott mit jhrem guten Gewissen zu friden sey / da befehl ich Gott dem Herren das Vrtheil. 147 Dann diß hieß Gott zu tieff in seine Geheimnussen Einsteigen: gleich wie die / so mit Ewiger verdamnuß den Socratem / Phocionem /Aristidem den Gerechten / als die abschewlichsten Zauberer haben Verdammet / vnnd darzu gleicher Straffwürdig erkannt. Dann das Gesatz Gottes sagt /man soll die straff nach wichtigkeit der vbelthat vnn vbertrettung erkennen. 148

Aber die jenigen vnter den Heyden / welche den Vnterscheid der gutē vnd bösen Geyster wußten /vnnd nicht allein jre Kinder auffopfferten / sondern auch Hurerey / Ehebruch / Sodomy vnnd andere grewel / hindan gesetzt jhre natůrliche Rechtmäsigkeit vnnd alle Vernunfft / so Gott inn jhre Seelen / eingebildt gehabt / getrieben haben dardurch jhr vorhaben außzuführen / die waren nicht allein Abgöttische Leut / sondern auch Zauberer. 149 Auch haben alle Philosophi vnnd Gesatzgeber solche Leut gestrafft. Daher Warnet auch Gott sein Volck / das er die Amorrheer vnnd andere Völcker / so auff der gleichen Zaubereyen sich gelegt hatten / von dem Erdboden habe außgerottet.

Vnnd der Senat zu Rom hat die Bachanalia, oder Faßnachtrasung / vonwegen des Schrecklichen Grewlichen Zauberwercks / das man Nachts darbey zutreiben pflegte / verbotten / vnnd auß Rom vnd gantzem Italia verbannt.

Nicht desto minder aber fährt der Teufel fort / sein möglichen Ernst Anzuwenden / die Menschen zubejochen vnnd jhm dienstbar Zumachen / Darmit sie von der Waren Anruffung Gottes abgezogen werden. 150 Vnnd solchs kan er desto fůglicher ins werck richten /dieweil Gott Vnsichtbar ist / vnnd die Leut / wann sie die wunderbare Schöne der Sonnen / vnnd den Ordentlichen Lauff der Himlischen Liechter / sampt jhren Kräfften vnnd frembder bewegung ansehen vnnd betrachten / sich gar leichtlich zur Anruffung vnnd lob der Sonnen / des Mons / vnnd demnach des Jupiters vnnd anderer Himlischen Cörper lassen bewegen vnd auffbringen.

Inn massen auch an Noa erscheinlich / der wol seine Kinder vnnd Enckel recht gelehrt gehabt / an allen orten GOTT zuopfferen / aber von den Nachkommenen bald zu Verehrung der Sonnen vnnd des Mons vnnd anderer Himlischen Cörper ist verkehrt worden. 151 Welchs als es Abraham inn Chaldea gesehen / hat er solches fůr vnrecht vnd ein Gottsverrähterlichen handel gescholten vnd gestrafft / aber ist darůber vbel empfangen worden: Innmassen Philo /Joseph / vnnd Moises Maymon solches einmütiglich bezeugen. Vnd darauff [88] darauff hieß jhn Gott auß dem Chaldeerland hinweg ziehen / auff daß er bei jhm vnd seiner gantzen Nachkommenschafft das recht gemerck der Kirchen erhielte.

Nach dem nun der Sathan die Anruffung der Himmlischen Cörper erhalten / hat er allgemach fort gefahren / sie dahin zubewegen / daß sie die Element auch anbetteten / vnnd sonderlich das Fewr / welchs alle Völcker stets in grosser verehrung gehabt haben: Vnn folgends die Erd / als die Mutter vnd Auffbringerin der Menschen / vnd alles guten. 152 Bliben also an diesen vergenglichen vnd veränderlichen eusserlichen dingen behangen / hindan gesetzet höher sich zuerschwingen / vnnd jhren verstand vnnd betrachtung zu dem Herm Gott Schöpffer aller ding zu erheben vnd zurichten.

Von der Anruffung der Element / sind sie alsdann auff andere Creaturen gefallē / vnnd endlich angefangen die Götter anzuruffen / von welchen sie jhnen gedichtet haben / als hetten sie Brot vnnd Wein erfunden / die haben sie genennet Bachum vnnd Cerem. 153 Die Egyptier haben vnter dem NamenApis, einen Ochssen angebett / als das aller nutzlichst Thier. Vnd Sathan / damit er solchen Wohn stärckte /erschien bißweilen inn gestalt eins Ochssen / vnnd wann er dann todt war / trib man groß seufftzen vnd heulens vmb jhn.

Auch haben die Israeliter / als sie disen Egyptischē Aberglauben mit den Apis inn jrem Hertzen eingegrabē gehabt / Gott / der sie auß Egyptenland geführt /durch ein gegossen Kalb anzeigen wöllen: Vermeinend / daß der Gott Himmels vnd Erden / den sie anrufften in form eines Kalbs fůglich möge vorgestellt werden. So jhnen aber Gott bei Lebens straffe verbotten gehabt / jhme einige gestallt / Gleichnuß oder Figur anzudichten oder zu geben. Vnd deßhalben hat auch sein zorn vber diser Anbildung sehr angebronnen / vnd eine grosse straff vber das Volck ergehn lassen. 154

Der Sathan ist an dem noch nicht benůgt gewesen: Sondern hats noch gescheider angriffen. Dann die grossen Potentaten / Fürsten vnd König / (wie Salomon im Buch der Weißheit sagt) wann jhnen jhre Kinder / die sie gar hertzlich lieb hatten / zu frů mit Todt abgiengen / auff daß sie jhr gedächtnuß stäts erhielten / liessen sie dieselbigen abbilden vnd malen /vnd bewarten sie gar köstlich mit prächtigem Schmuck / vnd triben so viel geprengs mit jhnen / biß sie zu letst gar anfiengen sie zuküssen / vnd mehr als bei jhrem leben zu ehren. 155

Inn massen man vom Keyser Augusto inn dem Suetonio liset / das er jedes mal / wann er auß dem Capitolio gangen / das Bild seines kleinen Enckels / so gestorben / vnnd wie Cupido geformiert gewesen / gekůßt habe. 156 Gleichmäßige Ehr ist auß Gleichßnerey der Vnterthanen auch den Königen vnnd Fůrsten geschehen. Dann wir lesen im Herodoto / das zu oberst auff dem Thurn zu Babel ein Tempel sey gewesen / der dem König Belo auß Assyrien / welche man den Jupiter nant / ward zu ehren geheiligt vnd beeigenet.

Nach dem nun die Assyrier vnn Chaldeer angefangen / die Obherrschung vnnd Monarchy vber alle Völcker in Asien vnd ein gut theil Affricæ zu vberkommen / da seind auch jhre Opffer vnnd Aberglauben durch alle dieselbigen Nationen gemeyn vnn breuchlich worden: Vnd von dannen allezeit zu andern Völckern fortgegraset: Dann daß Assirisch Keyserthumb hat sich vber die massen weit erstreckt / nemlich in Hundert vnd Sibenzehen Prouintzen / Landschafften vnd Regierung: Darunder daß Königreich Egypten eine gewesen: welchs doch zweymal grösser als dz Königreich Franckreich ist. 157 Biß letstlich die Assyrischen Ceremonien auch inn Jonien vnnd gantz Griechenland seind eingerissen.

Vnd deßhalben / da Gott inn Jesaia redet / da verflucht er Babylon fůr einen Grewel: Dieweil sie jhre Aberglauben / Gespenst vnnd Zaubereien zu allen Völckern hat fort geschickt vnnd eingeschleiffet. 158 Dann Porphyrius / als er an den Boethum schreibt /vnn Theodoritus / vnn Jamblicus stimmen hierinn vberein / daß alle alte Aberglauben seien auß Chaldea kommen / vnd entstanden:

Darauff als man angefangen die Menschen zu vergötten / oder Götter auß jhnen zumachen / da hat man derselbigen [89] kein end wissen zufinden / sondern ist ein vnzahl der Götter darauß erwachssen. 159 Dann inn massen die Alten verzeichnet / hats nicht minder dann sechs vnd treissig tausent derselbigen gehabt: ohn die Götter: so sie Manes, als jhrer Eltern vnnd Verwandten Geister nandten: derselbigen / wie jeder erachten kan / ist gar ein vnzahl gewesen: Vnd gleichwol ehrten sie dieselbigen Haußgeister auch fůr Götter /opfferten jhnen / vnnd hielten jhre bestimpte Schlamp vmb ihre Gräber. 160 Wider welche die H. Schrifft scharpff redet / vnnd solche Grewel straffet / als sie spricht: Et comederunt sacrificia Mortuorum. Das ist. Sie haben Todten opffer gessen.

Vnter dem schein solcher Opffer hat man angefangen die Seelen der Verstorbenen anzubetten: Welches dann die Necromantia ist vnd heisset: vnd mag sein /daß diß / das aller ältest vnd erstes Zauberwerck sey gewesen: dieweil man doch ohn das von altem her die Zauberer allein mit disem Namen Nicromanticus hat genennet. 161 Auch sicht man inn dem Propheten Jesaia / daß er solch Gottloß stuck vermaledeiet / als er spricht: Soll man dann die Todten fůr die Lebendigen fragen? Soll nicht ein Volck seinen Gott fragen?

Vnd Saul / als er den außgang der letsten Schlacht mit den Philistern wöllen erfahren / hat er sich bei der Zeuberin zu Endor Rhats erholet: Dieselbige hat als bald den Samuel angeruffen / oder viel mehr des Samuels gestalt vnnd Bildnuß die sie allein sahe: da dargegen Saul nichts desselbigen sehen kont. 162 Damals fraget Samuel den Saul: Warumb er jhm seine Rhu zerstörte / so jhn doch Gott verlassen habe / vnd daß Reich dem Dauid vbergeben / dieweil er Gottes Wort nicht gehorsam sey gewesen: Vnd derwegen werde er vnd seine Kinder folgendens tags bei jhm sein.

Ich weiß wol / das etliche Theologi darfůr halten /es sey der Teuffel / vnd nicht der Samuel gewesen: Aber der grösser theil helt das widerspiel: Vnd der Text im Prediger Salomonis im xlvj. Capitel beweißt es klärlich / da vnter anderm lob des Samuels geschriben steht / er habe nach seinem Todt auch Propheceiet / vnnd des Königs Todt / sammt der Philister Sieg vorgesagt. 163 Justinus Martyr ist auch auff dieser meynung / vnd der Rabi Sædias / vnd Haias / vnnd beinahe alle Hebreer. Zu dem / daß auch darbei zumercken / daß die Antwort / die dem Saul durch die gestalt des Samuels / welche etliche für den Teuffel außgeben / ist widerfahren / fünffmahl den grossen Namen Gottes Iehouah inn sich begreiffet: Welchen allein zuhören die Teuffel schew tragen. Darumb inn betrachtung dieser vngleicheit / ist mir erlaubt / der meynung des Rabi Dauid Kimhi / die er vber dises ort hat entdeckt / zufolgen: Vngeacht / daß Tertullianus im Buch von der Seelen / vnnd S. Augustinus beweisen / daß es der Teuffel sey gewesen.

Will mich derwegen in widerlegung der Gegenmeynung nicht lang hie saumen: Noch auch den Saul vrtheilen / dieweil er den König Amalech / vnnd alle Gefangenen / sampt dem Viech / nicht nach Gottes befelch getödtet hat. 164 Dann diß hieß zu weit Gottes Rhat erförschelen: Sonderlich auch in erwegung / dieweil er / der Saul vmb solch verbrechen hart genug /so lang er gelebt / ist gestrafft worden / als nemlich mit dem Sathan / der in solcher massen geplagt / daß er offt in eusserste Vnsinnigkeit ist gerhaten.

Nun gibt aber S. Paulus zun Corinthern / den Rhat / daß man den jhenigen / so zu grosser ärgernuß der auffgehenden Kirchen zu Corinth / Blutschand getriben gehabt / inn den Bann thun solle: auff daß / so sein Leib des Teuffels gewalt jhne zuplagen wird vbergeben / sein Geist darneben auff den Tag des Gerichts erhalten werde. 165 Auf welchs sich auch schicket / daß der erschienen Samuel sagt / Morgen wirstu bei mir sein: nach dem er nemlich billicher massen ist geplagt worden / vnd seines vngehorsams halben /weil er nicht alle Amalechiter sammt dem Viech getödt gehabt / von Gott ist verlassen gewesen.

Gleich wie auch inn gleichem fall im dritten Buch der König im dritten Capitul zu dem Propheten / der zum König Hieroboam gesandt war worden / gesagt wirt / das vmb seines vngehorsams willen / [90] weil er wider das außtrucklich verbott des Herren / sein Malzeit inn der Statt Samarien genommen het / sein Leichnam nicht soll in seiner Vätter Begräbnuß begraben werden. 166 Nach kurzem hat jn ein Löw vmmgebracht / vnnd gleichwol den Leichnam sampt dem Esel so lang vngeschädigt verwart / biß ein anderer Prophet kommen / der jhn auffgeladen vnd begraben hat.

Auß welchem klärlich erscheint / das Gott des vngehorsams halben / des Propheten Seel darumb nicht verdampt habe: Angesehen inn sonderheit / weil er nicht zugeben / daß der Löw seinen Leichnam hat zerrissen vnd gefressen.

Derwegen wöllen wir des Königs Sauls Verdammnuß dem Vrtheil Gottes befehlen / vnnd darneben schliessen / daß sich wol begeben kan / daß Gott seinen Willen gleich so wol durch Zauberer / Hexen vnnd bösen Buben / als durch seine Außerwehlte könne offenbaren vnd kund thun. 167 Inn massen erscheinlich bei den Träumen des Königs Nabuchodonosors / des Königs Pharaons vnnd des Weissagers Balehams. Wie auch diß die Theologi für war dargeben / vber das ort des Euangelij / da gemelt wird: Es ist besser / daß ein Mensch für das Volck sterbe / etc. allda sie diese Red fůr eine Propheceiung auß des Caiphas Mund außlegen.

Also möcht man auch sagen / daß Gott zugeben hab / daß Samuel nach seinem Todt erschienen sey /dem Saul seinen fall vorzusagen.

Es hat mir auff ein zeit erzehlt der Herr von Nogelles / Abt zu L'Isle, vnnd jetzumal Königlicher Gesandter zu Constantinopel / vnd einander Polnischer vom Adel / Pruinsky genandt / so ein Ambassador inn Franckreich gewesen / daß einer der fürnembsten König der gantzen Christenheit einsmals wissen wöllē / wo hinauß sein gelegenheit vnnd Stand mit der weil sich lauffen vnd schicken wůrde: Hat deßhalben einen Nicromanticum oder Schwartzkünstler / der ein Predigermönch war / darrunder ersuchet: Derselbig ließ sich willig darzu gebrauchen / hielt ein Meß /vnn nach dem er die Ostien consacriert / ließ er einem Erstgebornen Kindlin von zehen Jaren / so hiezu sonderlich angesehen vnnd verordnet gewesen / das Häuptlein abnemmen / vnnd legt dasselb auff die Ostien: Sprach darüber etliche besondere Wort /braucht auch seltzame Characteren vnd Zifferen / welche zu benennen vn vonnöten: Vund nach allem /fragt er das jenig / was jhm zuwissen anlage. 168 Da antwortet das Kindshäuptlein nichts mehr dann diese zwey Wort: Vim patrior: Ich leid gewalt. Vnd alsbald stieß den König darauff eine Vnsinnigkeit an / ohn vnterlaß ruffend / Thut mir den Kopff hinweg: trieb auch solche Vnsinn also rasend biß inn sein letstes end hin.

Diese Histori wird inn dem gantzen Königreich /da sich diß begeben / fůr vnzweiffelig gewiß gehalten vnd erzehlet: wiewol damals / als der Handel vorgangen / nit mehr dann fůnff Personen darbei sein gewesen.

Man liset eine beinach gleichmäsige Geschicht vom Keyser Theodorico: welcher als er einen fürnemmen Landherren Symmachum köpffen lassen / ist er nachmals / als man jhm eine Tracht nach der anderen zu Tisch auffgetragen / ab einem Fischkopff plötzlich verstarrt / vnd hat jhm kurtzumb eingebildt / er sehe des geköpfften Symmachi Haupt inn der Schůssel da vor jhm stehn. 169 Ist darůber inn eine Vnsinnigkeit gerhaten / vnd kurtz hernach darinn jämerlich gestorben.

So nun dem also / wer kan dann zweifelen / daß Gott nicht solte diese zwey Wort dem gemördten Kind in den Mund gelegt habē. Dieweil es ja weder Griechisch noch Latinisch gekont hat: vnnd die plötzliche Raach / so auff solche abschewliche that erfolgt / eine rechte Göttliche Gerechtigkeit anzeiget. Man wöll dann sagen / daß des Kinds Geist oder Engel vorgedachte wort geredt / vnd / sich dises gewalts halben zurechen / den König gehörter massen geplagt habe. 170 Dann je mehr das Blut vnschuldig ist / je grösser ist die Raach.

Man sicht bei erehltem Zauberwerck etlich vberauß abschewliche Gottlose stuck: als das man das vnschuldigst Alter darzu ein Knäblein außerwehlet /vnnd vber diß auch dz Erstgeborē vnter andern Kinderen. 171 (Da doch Gott in seinem Gesatz die Erstgeburt [91] jhm will geheliget haben) vnn dasselbig bei ůbung eines Heiligen Sacraments / dem Teuffel zu lieb metzigt vnn auff opffert / nur daß man der fůrwitz zukönfftiges zuwissen ein genůgen thue.

Gleichwol ist diß nicht ein Newes vnerhörtes Gottloß Zauberstuck / sondern ein sehr altes. Inn massen solches Elias der Leuit hat gemerckt vnnd auffgezeichnet / da ers auff sein Hebraisch Teraphim nennet. Jedoch beschreibt er die vmmständ etwas anderst. Dann er setzt / man habe den Blutigen Kopff / mit benennung des Bösen Geistes / vnnd besondern gekratzten Zifferen / so lasters halbē nicht zunennen / auff ein Guldin Täfelein gestellt / vnnd darůber durch sonderbare Wörter die Anruffung vollbracht: Welche doch meinem obberhürtem fůrnemmen nach weder zusagen noch zuschreiben sind: Ohn daß man etwas hie von dieser sträfflichen Vnmenschen grosser Gottlosigkeit muß anregung thun / damit sich andere desto fůrsichtiger darfůr zuhůten wissen.

Die Alten steckten sonst vor Jaren in diesem Wohn / als ůbten die Seelen der gemördten vnabläßliche Raach an den Mördern / vnd liesen jhnen nimmer keine rhu nicht. 172

Dann wir lesen im Plutarcho / daß als der Lacædemonisch König Pausanias zu Constantinopel gewesen / da hab man jm eine Presentz vnnd Ehr mit einer schönen Jungfrawen gethan: Dieweil sie aber als ein Keusches Hertz sich schamete / zu jhm / ehe jederman von jhme gegangen / sich zuverfügen / wartet sie biß sie den König allein wußte / vnd alsdann gieng sie bei Nacht zu jhm: So bald sie aber hinein kam / ließ sie daß Liecht fallē / welchs den König plötzlich im Schlaff also erschreckt / daß er auffwischt / bedunckens / man wolt jhn allda inn der Finsternuß villeicht vmbbringen vnnd erwůrgen / ergriff derwegen inn solcher vnrichtigkeit den Tolchen neben jhm / vnnd erstach also vnerkandter weiß gleich die Jungfraw. Von derselben zeit an / hat disen König Pausaniam stäts biß in sein end an / ein Geist geplagt / welcher / wie er berichtet / der entleibten Jungfrawen soll gantz änlich vnd gleich gesehen haben.

Ich hab selbst im Jar M.D.LXIX. einen jungen gefangenen Mann gesehen / der sein Weib im Zorn vmbgebracht / aber gnad erlangt / gehabt / der beklagt sich nicht desto weniger höchlich / daß er nimmer kein Rhu hab / sondern alle Nacht / wie er sagt / von seiner entleibten Frawen geschmissen werde. Vnd gleichwol ist kundbar / daß solches nit allen Mördern pflegt zu widerfahren. Es seind zwar etlich / die da halten / daß wann ein Erschlagener ohn Rachgirigkeit verscheidet / solcher fall sich nicht pflege zubegeben: Vnnd hingegen so einer inn begerung der Raach ableibet / die plag dem Mörder nicht außbleibe.

Aber die gantz Antiquitet hat diß wargenommen /vnnd Pluto hats im Ersten Buch seiner Gesatz also beschreiben / daß die Seelen der ermördeten den Mördern gern leid vnd verfolgung anthun: Welchs auch Marsilius Ficinus vnnd die Poeten / Lucretius / vnd Vergilius für gewiß vnnd vnzweiffelhafft außgeben. 173 Auch haben hin vnd wider die Blutrichter durch manigfaltige vrtheil vnd Proceß erfahren / daß wann ein Mörder auff oder an ein ermörter Cörper auch vnangerhůrt vber gehet / zur stund die Wund anfange zuschweissen. Auch stimmen hierzu viel der Keyserlichen vnnd Geistlichen Rechten Doctoren vberein: Vnd nemmen eine solch Presumption oder Vormutung fůr ein Violentam Conjecturam, od' Nottringliche Vermutlichkeit vnnd Argument wider den Beklagten auff / also daß sie / wo sie erfůndtlich / genugsam ist / den beschuldigten / auff den solche anzeigung fallet / dem peinlichen Frager zu vntergeben. 174

Auch ist man durch diß Zeichen manchem Morder auff die Spur kommen. Wie dessen auch Plutarchus von dem Damone / vnnd Suetonius vom Keyser Caligula gedencken.

Gleich wie sie auff gleichmäsigen fall auch sagen /daß die Seele / welche diese Welt nicht mit Vnwillen verlasset / noch inn Viehischen Gelüsten gar ist ersoffen gewesen / die folge vnnd hencke jhrem Leib nit also nach / wie die / welche wie das Vieh stäts gelebt hat: Von deren Horatius spricht.


[92]

Et assigit humo Diuinæ particulam auræ.


Das ist.


Vnd hefft ans Irrdisch oder Fleischlich

Das theil so Göttlich ist vnd Geistlich.


Vnd dise Selen allein / wie sie sagē / sollen begert vnn erfordert werdē von dē Todtenbeschwerern oder Nicromanticis / vnnd vō dem zaubergeschmeiß / welches Nachts vmb die Gräber schleicht / vnnd Todtenfleisch frisset: Gleich wie inn Thessalien geschehen /da es solche Todtenhungerige Zauberin vnnd Hexin het / die allenthalben die Todten Leichnam wie die Katzen herfür kratzen: Vnnd wo ein Cörper ein wenig nicht wol verwacht vnnd fleissig versehen ward / da fand man gleich / daß sie jhn vmb die Naß / vmb das Maul / vmb die Wangen vnd vmb andere theil vernagt vnd zerfressen hetten. 175

Aber ich will schier glauben / daß der Teuffel die Hexen vnnd Zauberer zu der / gleichen Vnmenschlichem Werck vnter disem schein vereitze vnnd verfůhre / als ob sie durch solche Mittel die Seelen herbey locken vnd bringen köndten. 176 Wiewol die Griechen einē Todtenzauberer Ψυγαγωγὸυ, Das ist / Selenzieher heissen. Auch solchs inn Thessalia vnd Arcadia sehr gemein vnn in offentlicher übung ist gewesen. 177 Also daß auch d' berühümtest Römisch Kriegsfůrst Pompeius bei einer solchen Hexin / Erichto genandt / durch die Necromantzei oder Todtenfragung / den Außgang seiner vorhabenden Pharsalischen Schlacht hat vermeinet zuerkundigen: Aber was man jhm auch fůr gute Vertröstung des Siegs halben damals hat gegeben / ist es doch den Krebsgang hinaußgangen. Wie dann gemeinlich allen disen / so dergleichen Weg an die Hand genommen / ist begegnet.

Nicht vnlängst bei vnserer Eltern gedencken / ist ein brauch gewesen / daß man die jenigen / so inn achtung / als ob sie Heylig seien / waren / hat Canonisieren oder Heiligmässig erkennen wöllen / da hat man ein besonder Buch / voll Gebettlein / vnnd Anruffung gelesen / vnnd dasselbige bei Nacht. 178 Man nannt diß Buch das Grimorium / ward gar heimlich gehaltē: Mein vrtheil will ich nicht darüber fällē / als vber ein sach / die Heyliglich vnnd zu gutem end pflegte zuzugehen.

Aber ich halt dannoch darfůr / daß es ein verdamlicher handel sei / der Necromantzei sich gebrauchen /vnn vom Teuffel / dem Vatter der Lugen / die Warheit wollen erfragen / vnd von den Todten verborgene sachen erkundigen. Ja auch vom Heyl der Menschē den Sathan vil Rahts fragen. Seinteinmal der mehrertheil diser Seelen / welche die Todten beschwerer vermeinē durch Opffer herfür zuziehē / nichts anders dann Teuffel seind.

Daher auch die jenigen / welche Todtenköpff zuhaben pflegen / wann sie nicht Medici oder Wund artzet seind / gemeinlich mit der Necromantzei oder Schwartzkünstlerei vmbgeheen: In massen Joachimus Camerarius schreibet / daß nit sehr vnlängst er etliche gesehē hab / welche dē Teuffel durch Todenköpff haben redē gemacht. 179

Dieweil aber wol erzogene Leut / vnd die / so etwas fůrsichtig vnn forchtsam seind / ein abschewen gewinnen möchten / Nachts zu den Gräbern zulauffen / vnnd obgehörte schreckliche Zaubereien zutreiben: So hat der arglistig Feind des Menschlichen Geschlechts für dise / andere Mittel gefunden sie in sein Netz zubringen / vnd zu seiner Anruffung vnn verehrung zuvermügē: Nemlich hat sich inn den Leib etlicher Weibsbilder / die stäts des Tempels warteten /verschlagen / vnd auß jhnen geredt. Auch dises Spiels gemeinlich mit den Jungfrawen gespielt / die junge Hexin vnd Zauberin waren / vnn insonderheit zu solchem Gottlosen fluck gegattet vnd geweihet. 180

Die treiben alsdann zu meher äffung der Leut auch jr sonder Spiegelfechten mit scheimbarem andächtigem Fasten vnn Betten inn der Cavern vnnd Hölen des Apollons. Schlieffen auch des Nachts darinn. (/Dann je grösser die Gottlosigkeit zu sein pfleget / je mehr wirdt sie mit der Religion vnd Gottsforcht vermäntelt.) Darauff fuhr der Teuffel einer solchen / die also die Nacht vber im Tempel verharrt gehabt / inn dem Leib: Die Warsager dann folgendes tags von sachē die sie gefragt ward. Gleichwol hetten jhre Antworten gemeinlich zweifelhafften Verstandt / vnd waren [93] gleichsam wie Rähters zuerrahtē / die doch mehrertheils Verrähterisch abgiengen. Solche weiber nannt man Pythische oder Forschelende Priesterin: Bißweilen auch Sybillen. 181

Also beschreibt Virgilius die Cumanische Sybillam / daß sie / nach dem sie inn der Gruben oder Wolffshülen jhr Gebett vollbracht / Rasend vnnd Vnsinnig worden sey / geschaumt vnd ein frembde sprach geredt hab: Welches man alsdann darfůr hielt vnd nannt / als wer Gott in sie kommen.

Daher hat Gott inn seinem Gesatz gebotten / dises Weib / so ein Pythonischen Geist haben würde / zusteinigen: vnd nennt solch Weib Ob. Welchs die LXXII. Außleger auff Griechisch Εγγασσῥιμυθος oder Επαοιδός vertolmetschet haben: Lautend so viel / als Redend im Leib oder Gefäß: Gleich wie die Zauberer mit jhren engen Gefässen vnd Geschirren von Glaß / oder mit den Beckin ein wesen treiben. 182 Die gemein Version hats auff die Zauberische weiß gedeutet / damals bei den Griechen sehr bräuchlich war /nemlich da man Pythonische Oracula oder heilige Antwort bei dem Apolline / so man dē Pithium oder Fragenden nannt / holet.

Celius Rhodiginius schreibt / es sey nicht lang / da hab er inn seinem Heimet ein Meydlein gesehen /welchs im Leib einen Pythonischē oder Antwortgebenden Geist gehabt / der durch jhre Scham von gegenwertigen vnn verborgenen sachen warsagte / aber von zukönfftigen offt loge. 183

Wiewol von dem Oraculo oder Warsagung des Apollinis zu Delo gemeldt wird / daß sein Warsagertempel darumb dest mehr besucht sei worden / die weil seine Antworten etwas klärer waren. Daher auch diser Apollo Delius / soviel als deutlich ist zubenamset wordē. (Darauß man sicht / wie inn disemVorsagenden Lugenreich vnnd Lugendem Worsagerreich /ein Teuffel will Warhaffter scheinen als der ander /vnd einer den anderen gern zu schanden machet /damit man nur nicht merck / daß sie all aus einer Lugenpfeiff blasen / vnn einem viel glauben zuzustellen sey als dem andern.)

Johannes Chrysostomus schreibet auch von diser Vorsagpriesterin / daß sie inn der Heiliggeachten Hůlen oder Cauern hab zu gewissen malen sich strecken rnüssen / vnnd also den Pythonischen (oder viel mehr Wůrthonischen) Geist empfangen: darvon sie dan in eine Vnsinnigkeit gerahten / vnd heßlich geschaumt habe. Letzlich hab gemeinlich der Deutelgeist durch solcher besessenen Zäuberin Weibliche Scham geredt: welchen / wie wüst ers auch gemacht /doch stäts die Heiden für einen Gott gehalten. 184

Deßhalben auch der alte Lehrer Origenes / da er wider Celsum den Epicurer schreibet / sehr solcherVnsinnigkeit spottet. Ja auch selber Plutarchus / wiewol er ein Heyd gewesen / schreibt / es sey die euserste Rasigkeit / zuglauben daß Gott inn solche nichts wůrdige Weiber fahre: Dann wo es were / můste die Religion vnnd Gottheit dardurch vil mehr geschendt vnd entheyliget als geehrt vnd geheiliget werden. Belangend aber die Sybillen / spricht er / zihe ich mich deßhalben auffs vrtheyl der Weisen / wie man sagt:

Aber mich bedunckt / das Lactantius / vnnd die / so also viel auff die Sybillischen Oracula oder Vorsagungen halten / nicht wol zu Gemüt geführt vnn betracht haben / auß was vrsprung sie herkommen. 185 Seiteinmal im Vergilio wol zusehen / daß die Sybilla von Cuma / welche man fůr die berůmptest vnd herrlichst gehalten / nur eine auß den Pythischen Priesterin / vnnd deßhalben Besessen gewesen. Auch erscheint genugsam auß den Sybillinischen Oraculisch /was darauff zuhalten: Auff betrachtung / daß sie mehrtheils vom Saturno / Joue / Venere vnd Neptuno reden.

Zu dem / weil kundtbar / daß die Sybillen alle Heydnisch vnd Vngläubig waren / vnnd jhren die Heylig Schrifft nie mit keim Wort gedacht hat / auch weder von der Kirchen angenommen / noch inn einigem Concilio bestätigt worden / wie wol es der Concilien wol sechshundert hat.

Jedoch möcht Lactantius etlicher massen zuentschuldigen sein. 186 Dann als er gesehen / daß die Heyden / der Bibel / vnnd was man fůr zeugnussen darauß zur beweisung anziehet / nichts achten / vnderstund er [94] das jhenig / was er den Heyden einzureden vorhatte: mit den Sybillinischen Propheceien zubewären: Welche / wie zu achten / bißweilen nach gefallen auff vorhabende Meinung angezogen wordē: dem nicht dest minder die Heyden jederzeit mehr glauben dann der Juden vnnd Christen Schrifften zustellten.

Daß man aber sagen wolt / diß seien die Sybillinischen Verß / welche getruckt / vnd vom Sebastiano Castalione auß dem Griechischen ins Latin vbergesetzt worden / (die doch nichts anderst dann Summarisch die gantz Biblisch Histori begreiffen / das ist ein offenbarer Irrthumb: Auß erwegung / daß darunder nicht ein einiger derselbigen Verß ist / welche für Sibillisch vom Cicerone / vom Tito Liuio / vom Plutarcho / vom Porphyrio / vnn andern Griechischen Authoren werden angezogen. 187

Gleichwohl hielt man als dannmal für wol gethan /die Heyden auffa allerlei weise / wie sichs glimpfflich schicken mochte / zubekehren / vnnd auff Christliche Religion zubringen. 188 Welchs aber ein verworffener weg ist / der billich verdampt wird. Seiteinmal sich gar nicht gebůren will / die Heilige vnfählbare Propheceien / so durch den Mund Gottes eingegeben /mit den Sybilinischen Propheceien / so den vngläubigen Heyden durch den Sathan eingegebē worden / zuvermengen vnd zuverhümpelen.

Aristoteles als er der vrsach nachgründet / woher doch solche Rasende Vorsagung oder diß Hülengeheul entstehen möchte / verwundert sich hefftig darüber. 189 Letzlich schließt er / es komm herauß dē Dämpffen der Cavernen oder Hülen: Gleich wie in der Lebadischen / Trophonischen / Coricischen / Pythischen vnd anderen Hülen zusehen. Aber dise vrsach hat keinen gleichmäsen Grund. Dann warumb solt es dise Hůl mehr vermögen als eine andere / ein Hůl in Griechenland mehr dann in Teutschland? Zu dem /daß vnter Hundert Tausendt Gruben vnnd Löchern kaum ein halb Totzēd gedachter krafft anzutreffen. Auch warumb solten die Oracula oder Hülengesag dieser Gruben Hundert oder Sechs vnnd zwentzig Jar vor dem Cicerone auffgehört haben? Inn massen er inn seinem Buch vō der Diuination selbst gedencket. Vnd gleichwol seind die Hůlen weder damals noch heut geändert Daher Plutarchus veursacht wordē /dahin zuschliessen / daß die Geister inn den gedachten Hůlen mit zeitlichem Tod abgangen seien. 190

Vber diß / was scheinbare vrsach kan man fürwenden / daß der Geist inn eines Weibs Bauch fähret /vnd redt inn jhrem Magen / doch daß das Weib dē Mund zu hat / oder redet auß jhrem Mund mit lang außgestreckter Zungen / oder redt durch jre Schamgemäch? Vnd nicht dest minder war die Warheit offt mit Lügen vermischet. 191 Als da das Oraculum saget /wie Justinus Martyr vnd Eusebius anziehen / Μούνοι Καλδαῖοι Σοφίκοι λακοι ὄιδἰ ἄρ Εβραϊοι αὐτογίνιτοι σεβαζόμινοι θεὸς άγνῶς Das ist. Daß damals allein die Weißheit der Chaldeer / vnd die Religion der Judē dē Ewigen Gott recht vnd warhafftig anruffen. 192

Ich geschweig hie der Mysterien / Ceremonien vnd Opffer / die man vmb erlangung willen der Grubenantwort darbei pflegt zuüben: Dann solche Geheimnussen finden sich bei dem Diodoro Siculo vnd dem Pausania.

Zuweilen hat auch der Teuffel dise getödtet / die in seine Hůlen eingangē waren / vnd nichts zufragen hatten.

Daher Joannes Fernelius / der berühmte Medicus /ein Hystori von einem Zauberer erzehlet / der einen Teuffel beruffen / vnd als derselbe kommen / er jhn getodet hab. 193 Als nun sein Gesell den Teuffel gefragt / warumb er in vmmgebracht hab? Hat er jhm geantwort / darumb daß er nichts geheissen noch geheischen hat. Dann der Sathan will kurtzumb von den Menschen gebetten / ersuchet / angeruffen vnn geehrt sein: Vnd sagt jhnen zu zeiten eine warheit / auff daß man jhm desto ehe glaube / wann er Lugen sagt. Weißt er dann die Warheit nicht / so redt er endtweders weitläuffig / ob zweiffel hafft / oder gar vnverständtlich.

Aber GOttes Gesatz verbietet / bey jemandts anderst, als jhm / zukönfftige Sachen zuerforschē / auch dem keinen glauben zugeben / noch vertrawen darauff zu setzen / wann sich schon die Händel also zutragen / wie die Boßhafften Geister vnnd jhre [95] Warsager davon geweissaget habē. 194 Nicht darumb / daß die bösen Geister nicht vberauß viler Sachen erfahren vnd kůndig weren: Dann daher hiessen sie bei den Griecher Dæmones, lautendt so viel / wie Eustachius meldt als Δαήμονες, das ist Kluge: Eben in gleichem Verstand / gleich wie die Hebreer / so die Rechten Meister der Natürlichen Sprachen seind / sie Iedeonim nennen / vom Wort Iada, welches heißt / Er kents / er kans / er weißt: Jedoch meldet Eusebius die Dæmones heissen so viel als vom Δειμαίνειν, von wegen des schreckens / den sie den Menschen anthun. Wiewol solche Geister mehrheils heimisch oder Familiar seind: deßhalben sie dann die Griechen Dæmones Paredrous, oder besitzende Geister nennen.

Sondern wir schliessen allein / daß man inn Sachen / das Propheceien belangend / nichts hören noch fůr glaubhafft auff vnnd annemmen soll / wans auch schon ein Engel vom Himmel geredt het / geschweig vom Teuffel eingeblasen / dann allein das wort Gottes / oder diß / welchs vberal demselben gemäß ist.

Wiewol aber mit der weil die Christen der Heyden Tempel / vnnd sonderlich des Apollinis hin vnnd wider geplůndert / zerrissen vnnd zerstört haben / jedoch hat der Sathan drumb nicht nachgelassen / seine Macht vnd Newe Abgötterey vnd Zauberey zuerweisen vnd zu ůben: Welche dann heut gleich so wol als vor Jaren / oder viel mehr im schwang gehen. 195

Zuvor bei den Alten ließ er sich im schein der Religion erbitten: Aber heutigs tags / ist er offt vngebetten bereit vnd willig vorhanden / vnn mengt sich allenthalben mit vnder / dz Menschlich Geschlecht zuäffen / zuverfůhren vnd zuverleyten.

Dann ob wol der jenig / so den bösen Geist / nit beruffet noch anruffet / sondern jhn annimpt / wann er sich selbst gutwillig anträgt vnnd willfärig erscheint /nicht so vberauß arg vnd Boßhafft ist / wie der so jn beruffet / jhn bittet vnnd auffnimmet: Jedoch ist einer wie der ander sträflich vnnd Todswůrdig / Seiteinmal sie beide Zauberer sein vnd heissen.

Hingegen können die jenigen / so den Teuffel nie angeruffen noch jhm gelocket: Vnd gleichwol vō demselbigen eingenommen vnnd besessen werden / gantz vnnd gar nicht für Zauberer beschuldigt noch dargeben werden: Angesehen daß gar keinen Willen des Besessenen darzwischen kommet. 196

Solcher geplagten Leut find man vil inn Italien /vnnd mehrtheils vom Weibsvolck / vnnd sehr wenig Man: Die muß man alsdann jhrer Rasigkeit halben binden vnd fesselen. Vnd solchs zubeweisen / darff es nicht vil hindersich suchens: Dann im Jar M.D.LIIII. hat man solcher Besessenen / zwen vndachtzig gefunden: Welche ein Frantzösischer Mönch Benedictiner Ordens vnterstandē gehabt zubeschwören: Aber es hat jhm leider nicht schneiden wöllen. 197

Der Jurist M. Fayus ein Parlaments rhat / so damals zu Rom gewesen / schreibt / das als man den anderen tag die Teuffel gefragt / warum sie dise Leut hetten besessen: geantwort haben: die Juden hetten sie inn die Leib solcher Weiber (die dann gröst theils Jüdin waren) geschickt / auß verdruß / daß sie sich hetten tauffen lassen Welchs folgends vrsach geben /daß der Papst Theatin / oder Pius / so den Juden auff den Tod gehaß gewesen / sie einsmals gantz vertreiben wolte / wo nicht ein Jesuiter erwisen vnnd dargethan het / das die Menschen kein dergleichen Macht haben / den Teuffel jemans in den Leib zuschicken. 198

Welchs dann für sich selbst gewiß ist: Ja der Teuffel selber hat diese Macht nit / Gott laß es jhm dann zu: Aber durch zulassung Gottes ist es wol möglich. 199

Wie dann wol möglich ist / das auch inn Teutschland im Kloster Kentorff die sach sich auff solche weiß begeben hab / daß die Geistlichen gedachtes Klosters alle von Bösen Geistern seindt besessen worden: Welche nachmals sagten / die Köchin im Kloster / Els Kamin genant / hab solchs zuwegen gebracht: wie sie dann auch diß bekant / vnd darneben /das sie eine Hexin seie / vnd durch verfluchte Segen vnnd Opfferung die Teuffel inn jhre Leib geschickt habe. 200 Deßhalben sie dann auch verbrannt worden.

[96] Aber der Teuffel zu Rom / so die Juden angab /nandt nicht einen: Nun aber war vnmöglich / vnter einer solchen anzahl Menschen / Weiber vnd Kinder /das sie alle kondteit schuldig sein.

Vnd nit desto weniger reden die auch Besessenen mancherley sprachen / die sie jhr lebtag nie gelehrnet gehabt. Vnd wie obgedacht / bißweilen redt der böß Geist gleichsam auß dem Magen / da das Weib den Mund zugeschlossen hat: Bißweilen redt er / daß das Weib die Zung auff ein halben Schuch lang herauß gestreckt hatte / bißweilen redt er auß des Weibs Scham.

Hie müssen alle Gottlose Verruchte Atheisten vnnd Epicurer / so leugenen / das keine Teuffel seien / verstummen Seitenmal sie geständig / das / wann der Mund geschlossen / vnd die Zung herauß gestreckt vnd vnbeweglich ist / man nit reden könne vnd noch vil weniger durch die Scham. 201 Zu dem / können sie auch nicht sagen / das die Melancholy / ein Weib /das nie nichts gelehrnet / könne Griechisch / Hebraisch od Latinisch lehrnen: gleich wie man sonst disen Weg an denen erfähret / die mit den bösen Geistern besessen werden.

Vnd auff diß vnser Vorhaben schreibet der obgedacht Fernelius / so bei seiner lebzeit der fürtrefflichst Medicus gewesen das er einen Vnverständigen jungen Knaben gesehen / so Rasend worden / der nicht desto minder Griechisch reden kont: Vnnd damals anzeigte / wie er mit dem Geist besessen were. 202

Man findet auch etliche / die vom Teuffel gebunden werden / vnd vnmöglich widerumb zuentbinden sein /man reiß od' schneid dann den Strick entzwey. 203

Dessen hat man ein Exempel an eim Weibsbild zu Mesnil / nahe bei Dammartin gesehen / welche Madama Rossin geheissen / die von jhrem Achtjärigem Alter auff / angefangen vom bösen Geist gebunden zuwerden: Vnd zuzeiten hat er sie an einen Baum gebunden / zu zeitē an ein Bettstollen / etwann an die Krippen im Stall / bißweilen bund er jhr beide Händ vbereinander mit einer Corden / etwann mit eim Weidenband oder einem strick von Roßhaar / oder von Garn vnd Welzetel. Vnd diß geschach so geschwind /daß einer so bald darauff nicht plicken kont / so wars schon geschehen. Die Tochter ward im Jar 1552. gehn Pariß gefůhrt. Doctor Picard / vnnd andere Theologi besichtigten sie / vnd versuchtē zu erledigung jrer alles was menschlich war: Aber sie schafften vberall nichts. Darauff fieng Doctor Houllier / ein Medicus /der Theologen zuspotten / vnnd gab erstlich für / es were eine Melancholische Kranckheit. 204 Aber nachgehends / als er diese geheimnuß besser besahe / da ward er an derer Meynung / vnnd mußt gestehn / daß sie einen bösen Geist hette. Dann inn beiwesen vorgedachter Theologen vnd vnseglich viel Volcks / als daß Töchterlin zwischen zweien oder dreien Frawen stund / da fieng es plötzlich an zu schreien / vnnd alsbald im Augenblick war sie an beiden Händē so fest gebunden / daß vnauffgehawenes Stricks man sie nicht aufflösen kont. Nieman sahe da nichts allein die Geplagte Tochter sahe ein Weiß Bild / wann der böß Geist sie begunnet zubinden.

(Man find zwar nasse Buben / die diß durch geschwindigkeit artlich nachspilen können / wie man dann bei kurtzem gedenckē zu Nürnberg erfahren / da man viel Handwercksleut gefunden / die dasselb erwisen vnn geübt / allein zu vberweisung des Betrugs des Landbetriegers Hans Vetters / so durch solches jhm selbst gemachet Binden / welchs er des Teuffels anfechtung fälschlich zugeschriben / vieler Stätt / Flecken / Dörffer vnn Leut barmhertzigkeit zu Reichlicher Mittheilung jhres Almusens hat beweget: Aber endlich / als es zu Nürnberg entdeckt ward / darüber mit Ruten auß gestrichen worden.) 205

Weiters ist auch zumercken / daß wann die Hexen vnd Hexenmeister jhre fleischliche (oder viel mehr böß Geistliche) beiwonung mit den Teuffeln bekennen / viel Medici sich finden / die da sagen dörffen /daß es Ephialtes vnd Hyphialtes / oder Incubi vnd Succubi, oder vnder vnd Auffhocker / oder geschwellung des Miltzes seie. 206 Straffen also das Gesatz Gottes der Lugen / vnd hinderhalten die Leut in Blindheit vnd vnwissenheit / vnn sind ein vrsach / das die gröstē vbelthaten vnsträfflich durchgehen.

[97] Belangend dann die Warsagungen / da sagen solche Medici / es sey nur Aberwitzigkeit: Vnnd nit desto minder sicht man die fremdesten Wůrckungen /die darauß entstehen / daß kein Mensch nicht ist / der nit auß betrachtung derselbigen gleichsam inn verwunderung verzuckt werde. 207

Wann sie den Platonem recht hetten gelesen / da hetten sie befunden / daß er zweierley Arten / Warsagung oder Theomantien gemacht hat: Eine die durch Schwacheit vnd Kranckheit zugehe: Die ander / so durch Einblasung oder Eingebung des bösen Geistes pflegt außzubrechē. 208 Vnnd ob wol Aristoteles sagt / es find sich keine äusserliche Warsagung: Jedoch haben seiner Meynung alle Philosophi gespott / vnd es macht jhn die vnfehlbare Erfahrung selber zu spott. 209 Auch ist er selber in dem Buch von der Welt / das er dem Alexandro Magno zugeschriben /daruon abgefallen.

Wol war ist es / das Plato / als einer / so kein erkantnuß gehabt des Göttlichen gesatzes (welches zu seiner zeit vnd noch fůnfftzig Jar darnach noch nicht auß dem Hebraischen inns Griechisch war vbergesetzt worden) keinen vnterscheid / zwischen der Göttlichen vnn Teuffelischen Warsagung hat gehalten. 210 Sondern er nennet in gemein die Diuination / Warsagung oder μαντικην eine besondere Verbůndtnuß der Götter vnnd der Menschen: Des Platonis Wort sind dise /Μαντικὴ ὲσσι Κοινονία πορὶ Θεούς καὶ Ανθρόπους πρὸς ἀλληλους, καὶ Δημιουργὸς τῆς Θεῶυς καὶ Ανθρώπωυς φίλἰας. Das ist. Die Mantice oder die Geheimnuß des Warsagens ist das Mittel zwischen den Götteren vnnd Menschen Gemeinschafft zuschaffen /vnnd das einig Band sie mit einander zuverknipffen. Welche Beschreibung sich sehr artlich auf die Göttliche Prophecey schickt vnn reimet.

Vnd gleichwol schickt sich die Teuffelische Vorsagung zu zeiten allein durch Außtruckliche vbereinkommnuß vnnd vergleichung des Teuffels vnnd des Menschens.

Manchsmal wird auch der Mensch ohn Kranckheit getrungen vnd gezwungen Warzusagen: Inn massen Saul gethan / da er vom Teuffel getriben / vnnd inn Vnsinnigkeit dermassen vmgekehrt ward daß er trungenlich mußte Warsagen. Die heilig Schrifft braucht das Wort Prophecey in dem verstand / wie oben gedacht.

Es begibt sich auch offt / daß wann der Zauberer dem bösen Geist nicht folgen will / wann er jhn plagt / vnd zur Rasigkeit bringet / er plötzlich jhn erwůrget oder sonst tödtet. 211

Gleich wie mir von einem Jungherrn bei Villiers Costerets noch vor zweien Jaren wonhafft / gedenckt /der einen Geheimē oder Familiaren Geist in einem Ring hatte / welchen er sehr theur von einem Spanier gekaufft gehabt / vermeinend seins gefallens mit jhm vmbzugehen / vnd jhne wie ein Schlaf vnd Leibeigenen zubochen: Aber als jhm der Geist offt log vnnd jhn betrog / da warff er den Ring inns Fewr / vermeinend er werff den Geist mit hinein / als ob man einen Geist einsperren könte. 212 Darauff ist er alsbald Vnsinnig vnnd vom Teuffel hefftig geplaget worden.

Ich hab ein Vrtheil wider einen Zauberer gelesen /genandt Jacob Jost von der Rosen / bürtig von Courtray / inn das Hertzogthum Geldern / Anno M.D.XLVIII. vbergeben / der hat / wie er gesagt /einen eingeschlossenen oder gefangenen Geist inn einem Ring: Aber er bekant darneben /er wer gezwungen / alle fünff Tag mit dem Geist zureden vnd jhn zu fragen. 213

Auch ist es kundbar von sehr vielen Zauberern vnnd Hexin / daß wann sie mit dem Sathan sich in Gelůbnuß vnd Bünd nuß einmal eingelassen gehabt /vnnd nachgehends seiner Gesellschafft vberdrüssig oder müd geworden / doch also / daß sie sich nicht mit Rechtschaffener Buß zu Gott gekehrt haben / da seind sie bei nacht dermassen heßlich geschlagen vnd tormentiert worden daß sie auß verzweiffelung Mittel vnd weg gesucht sich vmbzubringen. 214 Wie dann diß Jacob Sprenger der Ketzermeister zu Cöllen / so ein grosser Hexenverprenner gewesen / inn Schrifften hat hinder lassen.

Ja ich hab selbst einen gekandt (doch / weil er noch inn leben / vngenant) der mir entdeckt / wie er mächtig sehr von einem Geist / der jhhm vnderlaß nachhencket / [98] vnd inn mancherley Form sich erzeigte / bekümmert vnd angefochten werde: Also / das er jhn zu Nacht bei der Nasen zöge vnd jhn auffweckte / jhn rauffet vnd schlüge. 215 Vnnd wie sehr er jhn auch bett jhn rhuen zulassen / doch nimmer nach liese /sonder fortführ ohn vnterlaß jhn zuplagen: Darzu offt sprechend / befehl mir etwas. Er hat sich auff ein zeit gehn Pariß gethan vnter dem schein eins Rechtshandels / den er da zu sollicieren het / inn hoffnung / der Geist wirt jhn einmal an eim Eyd verlassen / oder er möcht villeicht daselbst ein gut Mittel darfůr erkůndigen vnd finden. Ich mercket wol an jhm / daß er sich schewet mir alles zuentdecken.

Da fragt ich jhn / was er wol fůr nutz daruon verhoffet zutragen / das er sich einem solchen Meister hette vntergeben. Da sagt er mir / er het verhofft dardurch zu Gut vnd Ehren zu kommen / vnnd verborgene sachen zuerfahren / aber der Geist hab jhn allezeit genärret / vnd fůr eine Warheit: wol vier Lugen gesagt. 216 Zu dem / so hab jhn der Geist nicht vmb ein Meitlein oder Heller Reicher gemacht / auch nie vermocht / jhne der jenigen / die er lieb hat / mächtig zumachen: darumb er doch fürnemlich sich hat bewegen lassen jhne anzuruffen. Auch hab er jhn nie die kräfften der Kräuter / der Thier / der Gestein / noch andere künst / wie er gehofft / gelehret / sonder sag jhm nichts / dann nur wie er sich an seinen Feinden rechen můsse / oder sonst ein Schelmenstůcklein reissen.

Hierauff sagt ich jhm / es wer leicht / eines solchen Meisters abzukomen / er solt / so bald er käm / den Namen GOTTES anruffen / vnd sich von Hertzen gantz vnnd gar seinem Ewigen Schöpffer vnd Erhalter zu dienst ergeben. Nach der Hand / hab ich solche Person nicht mehr gesehen / vnnd weiß nit / ob er sichs hab gerewen lassen. Er pflegt sonst seinen Geist das klein Meisterlein zunennen.

Dann der Sathan hat allzeit / vmb mehr betrugs willen / schöne holdselige Zunamen gesucht / die jm seinen rechten Vornamen beschönten: Als / da hat er der Geheim oder Familiar Geist wollen heissen / oder der Weiß Geist / oder der Morgenstern / oder das Meisterlein: dieweil er gewußt / das die Namen Sathan vnd Teuffel verhaßt weren. 217 Auch nennen jhn der grösser theil Zauberer das klein Meisterlein oder Magisterlein: Wie Solchs zusehen im Buch des Italiäners Pauli Grillandi / der viel Zauberer vnd Hexen hat hinrichten lassen. (Daher auch bei vns Teutschen der Nam Meister Hämerlein gebliben: Wiewol er jetzund von den Gaucklern fůr ein spott angezogen wirt.)

Nun wir haben die sach von den jenigen klärlich außgefůhrt / die entweders den bösen Geist selber zu hülff ziehen vnd beruffen / darmit sie jhnen zugebieten / vnnd sich gewalts vber sie zu gebrauchē haben: Oder die Geister an sich lösen vnd kauffen / jhres dienstes sich zu behelffen: Wiewol inn der Warheit solche Käuffer vnd Krämer jhrer Wahr nicht viel genossen / sondern inn ein jämerliche Dienstbarkeit sich darmit habē gestossen. Oder / die jhre Anruffung mit sonderen Ceremonien / Opfferen vnd darzu gehörigen Worten vollbringen: Welche seltzame Zauberische Gehörigken / ich nicht hie einmengen wollen: Wiewol derselben genug vnnd darzu mit Priuilegy getrucke seind vorhanden: So man viel mehr die Werck sampt jhren Meistern verprennen solte.

Welches dann die vrsach ist / deßhalben ich mich in diesem Werck beflissen hab / alles dasselb / was nur die ringste vrsach den Fürwitzigen Köpffen / zu dergleichen mutwillen vnd Bubenstück geben möchte / zuverdecken vnd zuverbergen / vnnd allein das jenige zuerklären / was zu Vnderricht der Richter / vnd zur Warnung vieler Leut / so durch äffung des Sathans inn dergleichen Grůb verstůrtzen möchten / zukönfftiglich mag ersprießlich dienen.

Nun fortan laßt vns von diesen handeln / die zu dem / daß sie den Teuffel beruffen / auch darüber GOTT jren Schöpffer sampt aller Religion verleugnen / vnnd jhm gleichsam abkůnden / vnnd hingegen dem Teuffel zudienen versprechen / vnnd welches eigentlich derselbigen Teuffels ergebenen Gemerck vnd Anzeigungen seien.

Das IIII Capitul
[99] Das IIII Capitul.
Von denen die Gott verläugnen / vnd jhm gleichsam absagen: auch jhre Religion durch sondere außtruckliche Bethädigung vnd vergleichung verschweren: vnd ob sie mit dem Leib von den Geisteren vertragen oder verfůhret werden.

Sehr grosser Vnterscheid erhällt sich zwischen den Zauberern: derselb soll auch wol inn achtung gehalten werden / von wegē der Vnglecheit der Vrtheilen / die man darůber fällen soll. Aber die aller abschewlichsten Zauberer seind diese / die entweder Gott verleugnen / vnd jm zudienen widersprechen / oder den Waren Gott nicht anruffen / sonder eine Abergleubige Religion haben / vnnd gleichwol dieselbigen auch verlaugnen / damit sie mit sonderem geding dem Teuffel sich ergebē mögen. 218

Dann so Abergläubig ist dannoch keine Religion /die nicht den Menschen etlicher massen inn den Schrancken des Natůrlichen Gesatzes hielte / die Eltern vnnd die Oberen zu ehren / vnnd jhnen zu gehorsamen / auch einforcht vnd schewen einjagte den Leuten vbels vnnd schaden zuthun. 219 Hingegē vntersteht der Sathan / alle forcht auß der Menschen Hertzen hinzureissen.

Betreffend dann die außtruckliche vergleichung vnnd Vbereinkommnuß mit dem Sathan / da begibt sich dieselb zuzeiten allein mit Worten vnschrifftlich. Zuzeiten / wann sich der Sathan besser will versicheren / so vermag er bei denen / so schreibē können /vor allem ehe sie etwas jhres begerens erlangen / daß sie jhm eine versigelte oder verpitschierte Handschrifft geben můssen: Auch müssen sie jm zu weilen mit jrem eygenen Blut die Bekantnuß vnterschreiben: Eben wie auch beider Römer Regimentszeit pflage zugeschehē / daß die so sich zusamen gemeuret / verschworen / oder inn Freundtschafft verlobt hatten /mit Blutschrifften solches bekräfftigten: Wie dann diß Liuius bezeugt im anderen Buch / vnnd Tacitus / da er schreibt von den Königen in Armenien. 220

Gleichmäßiger Blutiger Verlobnuß schrrifftē gebrauchet sich auch der Teuffel gegen seiner jhm Angeschwornen Rott. Gleich wie man von einem Theophilo erzehlet / der auff ebenmäßige weiß sich mit seim eigenen Blut verschriben hat.

Auch ists nicht lang verloffen / als nemlich im Jar M.D.LXXI. daß ein Advocat (dessen Namen ich hie schonen will) vnter denen gewesen / welche der Blind Zauberer / so zu Pariß gehengt worden / an hat gegeben / der hat bekant / er hab nicht alllein mit einer ordenlichen Handschrifft sich dem Teuffel für eygen ergeben / vnnd Gott verlaugenet / sondern dieselb noch darzu mit eigenem Blut signiert vnd verzeichnet.

Zu dem habens auch manche Rechtfertigung vnn Proceß außfůntlich gemacht daß die Verschreibungen / zwischen dem Teuffel vnd dem Zauberer gegen einander auffgericht / bißweilen jhre gesetzte Ziel auff eins / zwey oder mehr Jar einhalten vnnd begreiffen. 221 Da findet sich alsdann darinnen / daß einer begeret Macht vnd Gewalt das Zanwee zu vertreiben /der ander dem Viertäglichen Fieber oder anderer Kranckheit abzuhelffen: Doch mit dem Anhang andere zutödten / oder sonst grewliche Opffer zuthun.

Wann der Teuffel ein mißtrawen zu einem oder mehr / die sich vmb erlangung gewisser sachen jhm ewiglich ergeben haben / bekommet / vnnd sorget /sie möchten jm den dienst widerumb auffkůnden / da ist er nicht benüget / daß er sie tringet / Gott mit deutlichen außgetruckten Worten zuverläugnen: [100] Sondern er setzt jnen auch ein Mal an: In massen Lambertusm Danæus in seinen Dialogis von den Zauberern vnd Hexen diß hat auffgezeichnet. 222 Aber den jenigen /die sich jhm trewhertziglich ergeben / vnn deren er gewiß ist / daß sie auff jrer zusag fest bestedig bleibē / truckt er kein Amal ein: wie gleichfalls erstgedachter Autor meldet.

Die Anmal aber belangend / ist dasselb vnzweiffel gewiß / also daß die Richter gemeinlich jhrer gewar werden / sie seien dann gar wol verborgen. Wie ich dann selbst an einem vom Adel solchs wargenommen.

Es seind ettliche / die tragen das Zeichen oder Mal zwischen den Lefftzen / etlich vnter den Augbrawen /wie Danæus schreibet / andere sonst an wüsten oder geheymen enden / wann sie besorgen / daß sie möchten offenbar werden: gemeinlich aber auff der Rechten Achssel / vnnd die Weber vnder der Achssel / oder auff dem Arßbacken / oder an der Scham. 223

Herr Aubert von Poictiers / ein Advocat im Parlament / hat mir erzehlt / daß er einer Instruction eines beklagten Zauberers / so ein Schmidt zu Chasteau Thiery gewesen / bei gewohnt / da hab er denselbigen auff der Rechten Achssel gezeichnet befunden / aber des folgenden Tags / habe jhm der Teuffel das Malzeichen auß oder abgethan gehabt. 224

Zu gleichem fall hat mir auch M. Claudi Deffay /des Königs Procurator zu Ripemont / gesagt / daß er dern daroben inn der Vorred zuforderst gedachter Hexin Johāna Herwilerin / gemerck oder Kundzeichen ein mal gesehen habe / aber des folgenden Tags wargenommen / daß er verschwunden gewesen. Dieser Procurator hat mir auch den gantzen Proceß / so mit jhr vorgangen zugeschickt.

Der jenige / so durch den Profos der Herberg oderL'hostel, wie man jhn nent / ist zum Todt vervrtheilt gewesen / vnnd Trois Eschelles, oder Trei Leyter von Mayne geheissen / als er auff diß end hin Genad er langt gehabt / daß er seine Mitschuldige vnd Gesellen / wann man jn zur Versamlung bringen wůrde / angeben sollte / da erkant er alsbald dieselbigē / die er auff den Sabbath hatte gesehen / oder die sonst ein sonderlich Gemerck / welches sie vnter sich selbst wissen zuerkennen / an jnen hattē.

Auch seinem angeben mehr Glauben zuschaffen /sagt er vnverholen / sein Zauberbursch die einē grossen hauffen machte / were wie ein Herd Viechs gezeichnet / vnd daß man das Gemerck finde / wann man sie Nacken außziehe. Man befand es auch also in der that. Dann sie waren gleichsam wie mit einem Hasentäplein gezeichnet: Vnd dasselb Ort war vnempfindlich: Also daß die Zauberer keinen stich empfinden / wann man sie schon an dem Gemerckten End biß auffs Beyn solte stechen. 225

Aber es befund sich damals eine solche Anzahl Armer vnnd Reicher in dieser Zauber Bursch / daß je einer dem andern darvon hulffe: Darvon dann das Geschmeiß sich täglich mehr gemehret hat: zwar beides zu ewiger gezeugnuß der Gottlosigkeit aller dieser Beschuldigten vnnd auch der Nachläsigkeit der Richter / so jhrem Befelch vnnd Commission / solchen jhr Recht zuthun / empfangen.

Noch ist diß vil ein frembderer Handel / daß der mehrertheil Zauberer vnn Hexen sich nicht genůgen Gott zuverleugnen / sondern noch darzu sich ins Teuffels Namen wider tauffen / vnnd mit andern Namen benennen lassen. 226 Welchs dann die vrsach ist /warumb die Zauberer gemeinglich zwen Namen haben.

Vnnd ist sonderlich wol zumercken / daß ein eintziger Zauberer oder Hexenmeister genugsam ist fůnffhundert Zauberer vnnd Hexen zumachen. 227 Dann wann sie dem Teuffel ein gefallens thun / vnnd nach dem sie sich einmal jhm ergeben / jhnen frid vnnd gonst gegen jhm schaffen wöllen / so bringen sie jhm viel Kunden vnn zupflichtige Vnterthanē zu. Vnd gemeinlich bringt das Weib jhren Man darzu / die Muter jhre Tochter / vnnd bißweilen das gantz Haußgesind: Henckens vnnd erbens offt also vō Geschlecht zu Geschlecht auff einander: Innmassen diß durch vnzehlig vil Gerichtliche Proceß ist kundtbar worden. 228

Gleich wie auch inn Affrica vnd Italien sondere Geschlecht sich gefunden / welche die Leut töden konten / wann sie allein sie ansahen oder sie lobten: Wie dann solchs [101] Solinus, Memphodorus, Plinius, Gellius, vnnd Isigonus bezeugen 229. Welchs auch Aristoteles in sein fragen oder Problematen gemerckt hat / da er meldet / daß ehe man einē gerůmmt / vor gepflegt hab zu protestieren / daß es keinen nicht schaden möge. 230

Wie dann auch die Italiäner noch heutigs tags zu thun pflegen / wann sie einen vber die massen rühmen vnn erheben hören / daß sie sprechen: Di gratia nogli diate mal d'ochio: Schier eben auff die weiß wie wir /wiewol schertzweiß / der doch etwan auß ernst entstanden / zusagē pflegen / Gott wöll jhm sein Gesicht bewaren: Oder / Gott laß jm kein Aug drumb geschwären. 231

Vnd ist sonst zwar kein Vnsinn / wann man schon diese Verwahrung bei dem Lob brauchet: Dann gleich wie Gott allein Preiß vnnd Lob gebüret. 232 Also ist auch gewiß / daß wann der Mensch gerümmt wird /vnd den Ruhm seinem Schöpffer nicht zu mißt / so begibt sich leichtlich / daß die / so gerůhmet werden /sich dessen vberheben / vnd sich gantz lobwürdig deßhalben schätzen: Darvon dann der stoltz Luciferisch Geist anlaß gewinnt / solche Hochtragende Gemüter / gleichsam mit Segelen des Eigendunckens / in das vnsicher vngestůme Mörder Verderbnuß zuverführen. (Ja inn Heyliger Schrifft / wirdt solch zumessen der Würdigkeit gegebenen Ruhms fůr eine Gottslästerung gedeutet vnd gestraffet: Wie an dem Herode inn Geschichten der Apostel zusehen: welchen der Engel des Herren schlug / daß Wůrm jhn zuverzehrē inn jhn wuchsen / dieweil er Gott die Ehre nicht gab /als das Volck auff seine gehaltene Rede ruffet / Das ist Gottes Stimm. 233 Also mußt auch der König Nebucadnezar seine straff außstehen / daß er von seim Reich verstossen / inn Wälden bei den Thieren lang zeit Graß essen mußte / weil er gesagt gehabt. 234 Dise grosse Babel hat meine grosse Macht zu Ehren meiner Herrlichkeit zubereitet. Vmb gleiches falsches Lob ward auch sein Sohn Belsazer gleichsam inn frische that des Nachts vmbgebracht.) 235

Aber laßt vns nun weiter zu anderen Sachen schreitē. Doctor Grillandus auß Italien / vnnd die fůnff Ketzermeister oder Inquisitores / welche inn Teutschland vnn Italien vielen Hexen vnod Hexenmeistern durchs Fewer abgeholffen / stimmen mit den Processen vnd vergichten / die man inn disem Königreich wid' die vberzeugte Zau / berer gehalten vberein: Vnnd sonderlich die man zu Leon / zu Loches / zu Mans / zu Poictiers / Sanlis vnnd zu Pariß hat hingerichtet. 236

Deßgleichen Joannes Chartier / welcher die Histori des Königs Caroli des Sibenden beschriebē / meldet /daß Wilhelmus Edelinus Doctor in der Sorbona zu Pariß / der inn den Weihnachten / Anno M.CCC.LIII. fůr ein Zauberer condemniert worden / bekannt / daß er offt bei Nacht zu den Versamlungen der zauberer vnnd Hexen sei vertragen oder weggefůhrt worden /vnd daselbst Gott verläugnet / vnn den Teuffel in gestalt eins Bocks / dem er den Hinderen geküßt / angebettet vnnd geehrt habe. 237

Dieweil nun diser Puncten mit dem Hinwegfahren vnnd verzeysen des Zäuberischen Gesindts bei vielen vngläublich abgehet / ist vonnötē / denselbigē durch merckliche Exempel war zumachen: Auff daß man recht verstehe den Canon Episcopi xxvj. Quæst. v. des Concilij zu Aquileia: daran sich jhrer vil gestossen haben: Wiewol es weder von einem General Coneily / noch von den Theologis ist bewärt wordē. 238

Aber diß jetzgedacht recht zuerklären / find man keinen dauglicheren Proceß oder Rechtliche Außführung / so dise Sach baß erklären mög / dann der Proceß der Hexin zu Loches / so noch in frischer Gedächtnuß vorhanden. 239 Dann als ein Armen Mann gewesen / der nach läger Achtgebung wargenommen /daß sein Weib zu zeiten Nachts sich verlöre / vnnd etlich stunden außpliebe: Da stellt er sich deßhalben zu Red: Da sie jme aber keinen satten Bescheid gebe kont / vnn einmal sagt / sie gehe jrer notturfft nach /das andermal / sie gange zu jhrer Nachbarin die Bauch oder Seyffwäsche zuversehen / da konts der Mann / als der einen argwohn gefaßt / als ob sie Barfuß neben den Weggange / nicht lenger gedulden /sonder träwet jhr sie zuerwirgen / wann sie jhm nit gründtlich die Warheit sagte / wo sie bei Nacht hinkomme.

[102] Darauff / als sie sich inn solcher Augenscheinlicher gefahr besteckt sahe / bekant sie ihm / wo hinauß jhre Nächtliche Walfahrt gehe: Sprach auch zu jhm / wann du es versuchen wilt / kanstu auch wol dahin kom men: Reicht jm zugleich die Schmärsalb / darmit sie sich beid schmierten: Vnd nach etlichen darzu gesprochenen Worten / führt sie der Teuffel von Loches auff Landes von Bourdeaux. 240

Der Mann / als er eine vnzahl Zauberer vnnd Hexin / so jhm all vnbekant waren / auch scheutzliche Teuffel in Menschengestalt vmb vnd an sich herumb streben vnn schwirmen sahe / fieng er vor Verwunderung an vnnd sagt / O mein Gott / wo seind wir? So bald er diß geredt / verschwund die Geselschafft mit einander / vnn da sahe er / daß er gantz Nackend vnd bloß da stunde: sahe auch wol / daß seins bleibens da nicht war: gieng derhalben die gantz Nacht biß Morgens im Feld herumb / biß er etlich Bauren antraff / die jn auff dē weg wiesen.

Als er nun widerumb heim gehn Loches kam /gieng er stracks fuß zum Peinlichē Richter: Welcher als er die Geschicht vernommen / ließ er nach dem Weib greiffen / die bekandt von Puncten zu Puncten /alles was wir erzehlt haben / vnd erkant vngezwungen jhre vbelthat.

Man hat auch nicht sehr vnlängst zu Leon eine Fraw gefundē / welche bei Nacht auffgestanden / ein Liecht angezindet / ein geschirr voll Schmär genommen / sich geschmiert / vnnd noch etlich gesprochenen Worten darvon gefahren ist. 241 Der jenig / so mit jhr vnehlich zugehalten / als er bey jhr gelegen / vnnd disen Bossen gesehen / hat er das Liecht genommen /vnnd sie allenthalb gesucht. Da er aber nichts von jhr gefunden / dann die Karchsalb / ist jn auch ein fürwitz ankommen / gleich wie den Apuleium im Buch vom Guldenen Esel / vnnd hat kurtzumb die krafft dieses Schmärs erfahren wöllen: Darauff sich geschmiert /gesegenet / vnnd aller dings gestellt / wie er sie hat thun sehen / vnd inn eim Hui ist er auch vertragen gewesen / vnnd zur anderen Gesellschafft der Hexen vnn Zauberer ins Land Lotringen kommen. Als jhm nun diß ein vngewonte sach gewesen / vnnd deßhalben Gott vmm hůlff angeruffen / ist die gätz Gesellschafft ab diesem Anruffen verschwunden / vnnd er Nackend allein da geblieben: Nachgehends sein gelegēheit gemacht / vnn widerumb gehn Leon kommen: Allda er alsbald die Hexin verklagt: Die dann gleich dessen bekantlich gewesen: darumb sie dann auch folgends ist verbrent worden. 242

Gleichmässiger fall hat sich auch nit sehr vnlängst mit einem Jungherrn bey Melun zugetragē / der beides auß fůrwitz / vnnd daß jhn sein Můller darzu beredt /sich gewaget / vnd auch zur Hexen gespilschafft gefahren: Dieweil er aber vor forcht sehr zittert vnnd zaget / wiewol er doch Gott nit nante / da fieng der Teuffel vberlaut an zuruffen: Wer förcht sie hie? Der Jungherr / so von solcher stimm noch forchtsamer ward / sucht weg / wie er sich möcht außträhen: Aber ehe er sich vmbsahe / war die gantz Gesellschafft verschwunden. 243 Als er nun wider heim kam / wolt er den Zauberer verklagen / der wurd es bald jnnen / vnn flohe davon. Diß wirt deßhalben gemeldt / daß es sonderlich vmb der forcht willen wol ist zumercken.

Diß aber wirt noch mercklicher kundtbar durch den Rechtlichen Proceß / mit den Hexin vnnd Valerich inn Savoy außgefůhr: Allda die Tochter bekant / daß jhr Eltern / als sie daß erstmal zu Versamlūg fahren soltet jhren einen stecken zwischen die Bein geben / vnd jhren befohlen haben / vor allem nicht erschrocken zusein / vnd alsbald sei mit Vatter vnd Mutter darvon gefahren. 244 Der Proceß ist inn des letsten Trucks Buch des Dagurans getruckt: Vnd hat sich er gangē des M.D.LXXIIII. jars / wie wir bald melden wöllen. 245

Man findt auch etliche Zauberer vnn Hexin / welche / damit sie dz Fest desto mehr solennisieren /ehren vnnd zieren mögen / einen Himmel oder Vmmhäng mit bringen / oder Kupfferinnen oder Silberinnen Geschirr mit tragen. 246 Darauff sich dann ein Artickel im lxvij. Cap. des Salischē Gesetzes schicket / da gesagt wirt. Si quis alterū Hæ reburgiū (vel Cheruioburgiū) clamauerit, hoc est, Striportiū: aut q Aeneū (luium aliàs) portare dicitur, vbi Striæ cōcinant, & cōuincere, nō poterit, soluat Solidos LXII. Welchs so vil einhält. [103] Das wann man einen oder eine für Hexisch Nachtfärtig / oder darfür beschuldig /als ob trůg derselb oder dieselbige Metallische Gefäß zu den Versamlungē / da die Hexen zusamen stimmen / vnd man solches nicht erweisen könt / so solten die /so einen beschuldigen / eins genanten Straffgelts fällig werden. 247 In diesem vnfolgenden Gesatzen werden die Wort Strix, Stria, vnnd Striges, für Hexin verstandē / die dem Teuffel nach streichen vnd nachhetschen.

Olaus Magnus in seiner Histori bezeugt gar deutlich / daß bey den Völckern gegen Mittnacht man an sehr vil orten dise Täntz der Teuffel vnnd Hexen erfahre. 248 Vnd Pomponius Mela schreibt im Dritten buch / dz es sich gemeinlich im Gebürg Atlas auch begebe. Deßgleichē gedenckens auch Solinus im 44. cap des 38. Buchs / vnnd Plinius im fünfften Cap. des ersten Buchs. (Vnnd zu vnsern zeiten bekennen der grösser theil Hexen in Teutschlād / daß sie im Schwartzwald zusamen kommen.)

Ich hab beinah gleichmässigen fall gelesen bei dem Hochgelehrten Herrn Paulo Getilando / einem Rechtsgelehrten auß Italien / so sehr viel Zauberer hat vervrtheilen heiffen: Der schreibet / daß im M.D.XXVI. Jar bey Rom ein Bawrsman gewesen / welcher / nach dem er gesehen / daß sein Weib bey Nacht gantz Nackend sich angestrichen oder gesalbt gehabt / vnnd darauff nit mehr im Hauß anzutreffen war / den fol gendē tag sei zugefahren / vnn mit eim guten Handvölligen Bengel so sie so lang hab abgeschmiert / biß sie die gäntzliche warheit habe bekant / vnnd darüber vmb verzeihung vnd Gnad gebetten. 249 Welche jhr der Mann widerfahren lassen / doch mit dem Anhang / daß sie jhn auch zu diser Versamlung / darvon sie sagte / führen vnn bringen solte. Nachgehenden Tags schafft sie / daß der Mann sich eben mit der Salb /wie sie bestrich / vnn fuhren darmit beide auff einem Bock sehr ringfertig zum Hexentag dahin. Aber das Weib hat den Mann gewarnet / sich zuhůten / daß er Gott nicht nennet / geschehe dann zu Gespött / oder Gott dardurch zu lästeren.

Dann sie stimmen hierinn alle vberein / das der Teuffel / den jenigen / so Gott nennet / gleich vnter wegē niderleget: Welches dann anzeigung gibt / das Schmär oder die Salb nichts darzu thut: Vnd daß der Teuffel die Leut so geschwind darvon fůhrt wie ein Pfeil vom Armprost: Inn massen der H. Augustinus darvon schreibet. 250 Dæmones Auium volatus incredibili celeritate vincunt: Die Bösen Geister vbertreffen der Vögel Flug vil an geschwindigkeit. Vnd noch viel mehr die Engel: Welchen auß diser vrsach / jhre vnbegreiffliche geschwindigkeit anzudeitē / die Heilig Schrifft sechs Flügel zugibt.

Als nun der vorgedacht Baursman zur Hexen versamlung auch gefahren kommen hieß jn sein Weib ein wenig zur seiten abstehen / da er das schön Geheimnuß gar vbersehen konte / da merckt er / daß sein Weib zuforderst jhre Ehrerbietung dem Haupt vnnd Vorsteher der Versamlung that: Vnd daß derselb sehr Herrlich vnnd köstlich wie ein Fůrst bekleidet war /vnd zu dienst vmb sich herumb ein grosse Meng Volcks von Männern vnd Weibern / die jhm alle Eyd vnd Gelübd gethan / lauffen hatte. 251 Nach gethaner Reuerentz / sahe er / daß man einen Runden Tantz oder Reyen hielte / doch daß sie das Angesicht auß dem Reyen kehrten / also daß keins das ander im Angesicht sehē konte / wie sonst in anderem gemeinē Täntzen pflegt zugeschehen. Vil / leicht auß disem bedencken / damit keins das ander so leichtlich ins Gesicht fasse / vnd es erkennen lehrne / vnn hernach /wann eins auß der Gespilschafft von der Oberkeit gefänglich eingezogen vnd befragt würde / das ander verrahte vnd angebe.

Vnd disen punct mit dem Tantz belangend / hat auch bezeugt der obgemeldt Zauberer / genandt von den Dreyen Stiegen: Welchē der König Carolus d'Neunt das Lebē geschenckt / wann er seine Gefährtschafft angebe: Derselbig sagt selber zu dem Künig /inn beiwesen vieler grosser Herren / das wann er zum Hexentag vertragen würde / so findt er stäts ein vnzahl solches Teufels ergebenen Gesinds / welchs nach dem es einen Bock an Gebett / vnnd jhn zu Ehren am Hinderen geküßt / so thu es einen Dantz Rucken an Rucken / vnnd darauff pfleg es Fleischlicher vermischung mit den [104] Teuffelen / die in Manns vnd Weibs gestalt sich dargeben. Wann nun auch diß vollbracht / werden die Tafelen vnd Tisch voll Essen vnd Trachte gestellet.

Da es nun mit dem erstgedachten Bawrsmann auch so weit kommen / das der Tisch allerdings gedeckt gewesen / hat sein Weib jhn herbei gefůhrt / jrem Fůrsten seine Ehr zuthun: Hierauff ist er mit den anderen zu Tisch gesessen / vnd als er gesehen / das weder die Essen gesaltzen waren / noch kein Saltz auff dem Tisch stunde / rufft vnn schrrey er so lang /biß man jm Saltz bracht / wie jhn beduncket gesehen haben: Ehe er nun dasselbig versuchte / sprach er /Nun dz sey Gott gelobt / das mir einmal Saltz zugestanden ist. 252 So bald er gesagt / Gott sey gelobt /ist gleich einsmals alles verschwunden / die Leut /dieTisch / sampt den Essen vnd seinem Saltz / also daß er allein da Nackend gebliben: Deßhalben jhn dann vbel gefroren / vnnd nicht gewußt wo er inn der Welt steckte. Biß an Morgen / traff er etlich Hirten an / die fragt er / wo er hie im Land were: die sagten jhm / er wer inn der Graffschafft Benevent / welches des Bapsts schönste Herrschafft ist / vnter eim grossen Nußbaum / bei hundert meilen von Rom. Da mußt der gut Tropff Brot vnn Kleider bettelen / vnnd kam erst den Achten Tag hernach gantz mager vnd heiger heim vnd verklagt alsbald sein Weib: Welches dann gegriffen ward / vnnd noch viel mehr andere angab / die alle auff jhre Bekantnuß lebendig verprant worden.

Ebengedachter Author erzehlt auch ein anders so im Jar 1535. sich begeben / daß eine junge Tochter von dreyzehen Jaren im Hertzogthumb Spolet durch ein alte Hexin auch zu einem solchen Zaubertag sey geführt worden: Welche nach dem sie der seltzamen Gespülschafft sich verwundert / auff jhre weiß herauß gefahren vnnd gesagt: Dio Benedetto, che cola è questa? Gott behüt vns / was ist diß? So bald hett sie diß Wort nicht außgeredt / da verschwand ein Teuffel mit dem andern. 253 Vnn daß gut Töchterlein traff ein Bawrsmann an / dem erzehlet es den gantzen Handel: der that so wol bei jhm / vnnd schicket es widerumb heim zu Hauß: Daselbst hat sie jhre Verführin verklaget / vnd ist dieselb als ein Hexin lebendig verprant worden.

Das aber gedachter Doctor anreget / die Versammlungen begeben sich vnter einem grossen Nußbaum /da hab ich auß viel mehr anderen Historien vnnd Processen angemerckt / daß die ort / allda die Hexen jhre Däntz halten / gemeinlich gezeichnet seind mit etwann einem oder mehr Bäumen / oder mit Kreutzen: Gleich wie man inn den Peinlichen Fragen der Zauberer vnd Hexen zu Poictiers hat befunden / daß dieselbigen sich bei einem sonderen gewissen Kreutzstock /so im gantzen Land bekant / sich pflegten zusammelen. 254 Ja es sagt mir der President von Salewert /daß er inn Alten Vrkunden / vnnd wol Hundertjärigen Registern sind / wie längst Hundert Jar zuvor / die Hexen bei dem selbigen Kreutzbild allzeit gepflegt haben sich zusammelen.

Vnnd zu Mauber / bei Beaumont de Lomaigne, acht Frantzösischer Meilen von Tholosen / da hat man gleichefalls für gewiß gespürt vnnd erfahren /das die Zauberburst daselbst herumb jhre Versammlung vnnd Däntz bei eim Kreutz von Werckstucken haben gehalten.

Vnter welchen Däntzerin eine / Beronda genandt /als es nun an dem gewesen / daß sie ins Fewr hat gehen sollen / vnd aber fůr Rhatsam angesehen worden / sie zu vor gegen einer anderen Frawen zu red zustellen vnnd zu Confrontieren / dieweil dieselb nicht gestehen wöllen / das sie jemals mit inn der Gesellschafft wer gewesen / da hat sie vnverholen zu dieser Verleugnerin auff jhre grobe Sprach gesagt: No sabes pas tu, que le derrain cop, que nous hemes léharam à la Croux do pastis, tu portais le topin des poudoux: daß ist / Weistus nicht / als wir das letstmal bei dem Kreutz von Werstucken dantzten / da du den Hafen voll Gifft trugest. Dise Hexin Beronda ist auch darauf lebendig verbrent worden.

Belangend dann daß Fahren oder Vertragen / hab ich gelesen / das solches bißweilen mit Salben / zuzeiten ohn Salben sey zugangen: Etwann auff einem Bock / bißweilen auff einem fliegenden [105] Pferd / etwann auff einem Bäsem / zu zeiten auff einem Stecken / vilmahls ohn ein Stecken / vnd ohn einiges Thier. 255 Etlich fahren gantz Nackend dahin / wie der mehrtheil diese von denen wir geredt haben / thun / so sich schmieren vnnd salben: Etlich fahren gekleidet dahin: vil fahren Nachts: vil Tags. Gleichwol meisttheils zu Nacht vnnd gemeinlich zwischen der Nacht des Montags vnd Zinstags: dessen vrsach wir hernach gedencken wöllen.

Vnd auff diß end hin schreibt mehr gedachter Paulus Grillandus im Buch De Sortilegijs, das im 1524. Jar er von eim Herren sey gebetten worden / mit jhm inn das Schloß S. Pauli im Hertzogthumb Spolet / zureisen / daselbst drey Hexen zuverhören / vnnd jhnen nach gestalt der sachen jr Recht zusprechen. Die jüngst vnter jhnen / als man jr das Leben zuschencken versprochen / bekandt jhm / Es wer nun wol viertzehen Jar / das eine alte Hexin sie zur Versammlung anderer Hexen vnnd Zauberer geführt hette: Daselbst wer ein Teuffel gewesen / der sie darzu bewegt / daß sie Gott sampt allem Glauben vnnd Religion verschwören / vnnd hingegen mit einem Eyd / den sie mit Hand aufflegen auff ein Buch / darinnen etlich seltzame frembde vnbekandte Schrifften gestanden / sich dem Teuffel / jhm zu allem Gebott Trew vnd gehorsam zu sein / pflichtig gemacht habe. Vnnd von derselbigen zeit an / sey sie stäts zu Nacht / wann man sie beruffen / zu dem Hexenfest gefahren / vnnd hab alle die / so sie darzu vermögen können / mit geführet.

Auch sagt sie / wie jhr der Teuffel Ewige Freud vnnd Glückseligkeit hab zugesaget. 256 Vnd bekandt forters / daß sie seither vier Menschen vnnd viel Viechs habe getödtet / vnn durch Vngewitter die Frücht verterbet. Sagt auch / wann sichs begeb / daß sie auff angesetzten Versammlungstag nicht erscheine / vnnd kein Warhaffte wolgefaßte Vrsach habe / so werde sie Nachts also geplagt / das sie weder schlaffen noch ruhen könne. 257

Vnnd wann man auff sein muß / so höre sie ein Stimm eins Menschens / den sie jr klein Meisterlein nennen / vnd bißweilen auch Meister Martinlein. 258 Darauff wann sie sich mit besonderem Schmär hat geschmieret / steige sie auff ein Bock / den halt sie bei den Zotten / der sey dann gantz willig zu der Fuhr /vnd werde darmit gantz plötzlich vnter den grossen Nußbaum gehn Benevent geführt / allda sie eine vnzahl Zauberer vnd Hexin finde. Daselbst wann sie jhrem Fůrsten widerumb Gelübd vnn Huldung gethan / so thu man einen Dantz darauff. Darnach sitz man zu Tisch: vnnd zu letst vermische sich ein jeder Höllbutz mit dem oder der jenigen / den oder die er inn Verwarung vnnd befohlener Anruffung hat. Wann nun diß als vollbracht / so kehre jedes widerumb auff sein Bock zu Hauß. Vnd vber diß betten sie auch in jhen Häusern inn sonderheit den Teuffel an. 259 Auff solche Bekantnuß seind sie gegen einander verhört vnnd Confrontiert / vnnd noch andere darzu verklagt worden: Welche nachdem sie der vbelthat bekantlich gewesen / hat man sie lebendig sampt jhren Salben vnd Pülfferlein verbrandt.

Wir lesen auch noch eine Newlichere Histori im dritten Buch des Anthonij von Turckemeden / eines Spaniers / vnter vielen andern / die er beschreibt / dz ein Zauberer seiner Gesellen einen vberredt / wie er der Glückhaff ist Mensch sein wird / wann er jhm glauben wolte / vnnd zur Versammlung der Zauberer mit fahren. 260 Der Gesell / als er zu letst den willen darein gab / nam in die nächstkönfftig Nacht / der Zauberer nach etliche gesprochenen Worten bei der Hand / wurden alsbald beide inn die Lufft erhaben /vnd sehr ferr zu einer Gesellschafft geführt / da ein vnzahl Männer vnd Weiber versammlet waren / vnd in der mitten ein Thron stunde / vnnd darauff ein grosser Bock: welchen jederman / so da an kam /gieng hinzu küssen (en la parte ma suzia que tenia) die jenige so Spanisch verstehen / mercken wol an welchem end es sey / das kaum Ehrenhalben zunennen ist. Als diese vngewohnte wüste Reverentz der new ankommen Kund gesehen / sagt er zu seinem Gesellen dem Zauberer. Ach ich kans nicht lenger gedulden: Vnnd fieng darmit an / wie der Spanisch Author auff seine Spraach meldet (Dios à muy grandes bozes) [106] dz ist / Gott mit lauter heller Stimm zu ruffen. Hierauff entstund ein grosser schrecklicher vngestůmer Windwůrbel vnd Gewitter / vnd verschwund einsmals alles: Aber er allein blib dahinden / vnd mußt drey Jar mit reysen zubringen / biß er widerumb heim kam.

Es ist auch nit sehr lang / das im Land zu Maine viel verbrandt worden / welche bekanten / daß sie zu Nacht auch zum Hexensabbath fahren / vnd eben solche erzehlte vngehewre Stück vollbrächten. Wie dann der Oberkeit Gerichtsbücher gantz Newlicher zeit mit solchen frembden Vergichten seind erfůllt / vnnd die Proceß an viel enden hin vnnd wider verschickt worden. Derhalben ich dann / demnach es kundtbare Sachen seind / desto kürtzer allhie die Handlung will abbrechen. Seiteinmal bei gedachter Exequirung nicht viel weniger dann treissig Zauberer gewesen / da je einer den andern auß neid verklagt gehabt: Vnnd aller jhre Vergichten hierinn vberein gestimpt / daß sie pflegten leiblich vertragen zuwerden / vnn den Teuffel / nach dem sie Gott verleugnet vnd verschworen / anzubetten / vnnd jhre gewonliche Däntz zuhalten.

Auch seind bei handen die Proceß mit den Hexin zu Valerich in Sanoy erst newlich im 1574. Jar fůrgenommen: darauß Lambertus Danæus einen weitleuffigen Extract hat gezogen. 261 In welchem zu ersehen / wie jhm der Teuffel allenthalben selbst gleich ist. Dann in dem / so die Hexin zu Valerich bekant /vnnd sich durch Entgegengestellung oder Confrontation gegen einander befundē / da sicht man / wie sie mit anderen zutreffen / von leiblicher Wegfahrt allein auff einem Stecken vngeschmiert / von Verschwerung Gottes / von Anruffung des Teuffels / von Däntzen /Gastereien / kůssen des Viechgestalten Sathans an verschamten Enden / von der pflicht alles Böses anzustifften / von den Gifftpulfferlein / die er eim jeden gebe / vnnd wie eine treissig Jar solch Teuffelisch Handwerck getriben.

Jedoch mag der Vnsauber Geist nit stäts den Thieren gleich sein / sondern bißweilen erzeigt er sich wie ein Mensch / doch sehr Schwartz vnd scheutzlich.

Berůhrend daß verschwinden der Speisen vnd der Leut / finden wir auch darumb bei den Vralten guten bescheid: Als bei dem Philostrato Lemnio dem Jůngern einem Griechischen Scribenten / der vom Apollonio Tyaneo schreibet / (welchē sonst der Alexandrinisch Philosophus Hierocles sehr Widersinnisch vnserem Herren Christo hat dörffen vergleichen) daß als er in ein Hauß gangen / da die Hexen obgedachts gleichen Pancket hielten / er alsbald hefftig sie bescholten habe / vnnd darauff seien alsbald die Tafeln /Speisen / Leut vnnd aller darzu bräuchlicher Haußrhat verschwunden: Allein sey gar ein junger Mensch da geblieben / welchen die Zauberer erst kurtz zuvor angefůhrt hatten. 262

Vnnd so weit nicht hindersich zusuchen / ist doch noch vielen wolbetagten Leuten zuwissen / wie einer der Grauen von Aspermont gepflegt habe allerley Gesellschafft / so inn sein Hauß kommen / der massen herrlich vnd stättlich zu empfangen vnd zutractieren /daß sie an den köstlichē Trachten / der guten Außwartung vnd allerhand vberfluß ein gut genügen getragen. 263 Alleine daß die Letz nicht annemlich gewesen Seiteinmal wann die Leut vnd Pferd auß seim Hauß gangen / sie Hungers vnnd Durstes gestorben. Welchs ich von vielen / so noch in Leben / vernommen.

Ein solcher Kund war auch der Graffe von Mascon / so der gröste Zauberer zu seiner zeit gewesen / von dem wir inn vnsern Frantzösischen Historien lesen. 264 Darumb hat er auch / wie gemeynlich alle Zauberer / daß Henckermol mit dem Leben bezahlet. Dann als er auff ein zeit eine grosse Gesellschafft zu Gast empfangen / vnnd sie zum besten tractieret / da kam vnter deß ein Mann mit einem schwartzen Pferd fůr die Pfortē / der ließ jhm herausser ruffen / vnnd weil er dem Sathan nicht vngehorsam sein dörffte /gieng er hinauß / setzt sich auffs gedachte Pferd / vnd fuhr mit dem vnbekanten Mann also dahin / daß er darnach nicht mehr ist gesehen worden.

Gleichmäsigs ist auch / wie Plutarchus erzehlet /dem Ersten Römischen König Romulo begegenet: Dann als er im Geißfeld gewesen / ist mit eim Vngewitter [107] ein Windwürbel kommen / der hat jhn auffgehebt: vnd ist darnach nimmermehr gesehen worden. 265 Solches haben die Fůrsten vnn Herren / so mit grosser anzahl jhn beleytet gehabt / fůr gewiß bezeugt. Damit auch Plutarchus seim Angeben mehr glauben schaffe / bewäret ers mit zweien ebengleichen Exempeln / als nemlich des Aristei Proconesiensis /vnd des Cleomedis Astypaleani.

Kurtz hievor gedachter Philostratus Lemnius schreibt / wie ebenmäsiger fall sich auch mit dem obgedachtē Apollonio Tyaneo hab zugetragen: Durch welchen fall er gleichsam etwas Gutes auß jhm machen wöllen. 266 So er doch fůr den grösten Zauberer seiner zeit ist beschreit gewesen.

Vnd dieweil jhren etlich seind / die sich eins Nationals Concilij oder Conciliabuli von Aquileia / dessen wir auch daroben gedacht / zu behelffen gedencken /so hab ich darwider vieler alter Theologen vnnd Authoren grůndtliche Meynungen / der Hexen leibliche Hinfahrten belangend / war genommen / vnnd hierzu nun bezeichnen wöllen. 267

Als S. Augustinum im 10. vnd 21. Buch von der Statt Gottes: Thomam von Aqnin in Summa Secunda Secundæ. q. 95. Artic. 5. Tit: De Supersti. Vnd in Tractatu 44. des Ersten Theils q.s. im Titul von den Miraculen / vnd q. 16. Artic. 5. vnnd 6. Vnd im Titul von den Dæmonien. Item Bonauenturam inn 3. Sentent. Dist. 19. q. 3. Item Paulum Grilland im Buch vom Hexenwerck / inn der 7. Section / Num 4. ItemSylvestrum Prier. in Tractatu. De Strigibus Dæmon. im Buch, cap. penult. Vnnd im 1. cap. des 2. Buchs. Item Jacob Sprenger im Malleo Maleficarum.

Ich setz mit fleiß vil Zeugnussen von mancherley Völckern vnd Nationen / damit die Warheit desto heller vnnd greifflicher an Tag komme: Vnnd thu dasselb nit durch Exempel / so durch Träum / Gespenst /Aberwitz vnd Melancholisch gedancken zugangen vnnd außkommen / sonder die gar eigentlich erkündigt vnd experimentiert seind / durch vngleiche Gerichtliche erkantnussen vnd Sprůch an vngleichen enden ergangen / durch Gegenanklagen der Mitschuldigen / durch Recrimmationen / durch Widerholte Kundtschafften / Vberzeugunge / Entgegenstellungen der Zeugen / Bekantnussen / Vergichten / Verurtheilunge / Vollziehunge / vnnd Executionen. 268

Vnter welche Zeugnussen ich auch zehl die mercklich Geschicht / so in Teutschland vorgangen / vnd von dem Joachimo von Camerich im Buch von Natur der Dæmonum beschriben wird: da er meldet daß ein Metzger bei Nacht durch ein Gehöltz gangen / vnnd als er diß Geschrey vnd Dantzen gehört / demselbigen nachgesetzt habe / vnd zu letst als er darzu kommen /hab er allda auff dem platz Silbere Trinckgeschirr vnnd Becher gefunden / die er / nach dem alle Hexen vnd Teuffel verschwundē gewesen / genommen / vnd sie den folgenden Tag zur Oberkeit des Orts getragen. 269 Die hab alsbald die jenigen / deren Gemerck auf den Bechern gestanden / erfordert / die haben fortan die andern verklagt / vnnd sind jhrer viel auß dem hauffen vom leben zum Todt gericht worden.

Noch fellt mir ein anders Exempel / so fůrtrefflicher / ein / von einer Execution / die zu Poictiers im Jar M.D.LXXIIII. vorgangen / vnnd mir / als ich derselbigen End gewesen / erzehle / auch nachgehends noch einmal gründtlich angeben worden / von dem Presidenten Salwert auß Poictiers / so sampt dem Daventon / damals wesendem Presidenten zu Poictiers /mit andern Richtern darzu beruffen gewesen / vnnd sonst fůr sich selbst genug im gantzen Land kunbar ist.

Es worden allda trey Zauberer vnnd eine Hexin verurtheilt / vnd gantz lebendig verbrant / nach dem sie vberwisen vnnd bekantlich gewesen / daß sie viel Menschen vnd Viech getödtet hetten / durch Mittel des Teuffels / der jhnen jederzeit das Gifft vnnd Pulffer darzu gegeben / es vnter die Schwellen inn den Ställen vnnd Häuseren zu vergraben: Auch darbei bekant gehabt / daß sie des Jars Treimahl zur gemeynen Hexenversammlung gefahren / vnd jedesmal bei einem Kreutz auf einer Strassen welches jhr Losung vnd Zeichen gewesen / [108] wesen einen hauffen Zauberer angetroffen.

Vnter welchem hauffen ein grosser Schwartzer Bock vmbgangen / der mit dē Vmbständen / wie ein Mensch geredt / vnd jedesmal / wann sie lustig sein wöllen / vmb denselbigen Bock herumb gedantzt /vnd eine Brennēde Kertzen in der Hand haltend / im den Hindern gekůßt haben: vnnd wann dasselb geschehē gewesen / hab sich der Bock inn einem Fewr selbst verbrennt / vnnd von derselbigen Aeschen ein jeder vnnd jede genommen / vnd darmit jhrer Feinde Küh vnn Kelber / oder Schaff / oder Pferd / oder was sie ankommen mögen / getödtet / oder darmit die Leut außserben vnd verschmachten gemacht / oder sonst die Leut gar darmit vmbgebracht Vnd zu letst hab der Teuffel jedes mal mit einer schrecklichen Stimm geruffen vnd zu jhnen gesagt / Rechet euch / oder jhr můßt drauff gehn. 270 Wann dann diß alles vollbracht / sey ein jeder durch hülff des Teuffels hingefahren /daher er kommen.

In diser Geschicht ist wol zumercken / daß die Zauberer vnd Hexen verbunden gewesen / dreimal des jars dem Sathan solch Opffer zuthun / vnd daß der Widersächer Gottes das Opffer mit dem Bock im Alten Testament / so im dritten Buch Mosis beschriben wird: Auch das Gebott / daß alles / was Mänlich ist / dreimal des jars bey den dreien ordenlichen hohen Festen erscheinen solte / mit seinē dreien Zauberischē Tagsatzungen / habe spottsweiß nachgespilet. 271

Der vorgedachte President Salwerd / ein Ehrender frommer Mann / sagt mir auch witer / man finde in Alten Registern / daß vor Hundert Jahren Zauberer vmb gleichmässige Fäll / vnd vmb eben dergleichen Bekantnussen vnd Vergichten / auch vonwegē / daß sie eben an demselbigen Ort des Kreutzes den Teuffel geehrt gehabt / seien vervrtheilt vnd gestrafft worden. Vnter vorgenantem Zaubergesind / haben jhren zwen jhrer Mißhandlung Rew getragen / aber die andern zwen den Todt halßstarriglich darüber außgestanden.

Ich hab auch ein Extract von der Vervrtheilung der Hexen zu Potez von dem Herren Adrian der Fer / General Lieutenant zu Laon bekommen / vnnd darinnen gefunden / daß sie in krafft etlicher Wörter / die ich nicht benennen will bei Longuy zu einer Mülen mit einem Kehrbäsem vnn Kleiderbürst seien gefahren /vnd allda vil andere jhrer Bursch gefunden / deren jedes einen Kehrbäsem oder Bürst inn der Hand hatten / vnnd bey jhnen Sechs Teuffel / die da selbst mit Namen benennet werden. 272 Es wird auch darbei der Ehr / die sie den Teuffeln allda angethan / gedacht daß sie nemlich auff vollbrachte verlaugnung / die Teuffel / so inn Menschlicher gestallt / die doch gantz Teuffelisch Scheutzlich anzusehen gewesen / erschienen / gekůßt vnd angebettet haben / auch folgends mit den Kehrbäsemen herumb gedantzt seien / vnnd zum beschluß die Weiber mit dē Teuffelen sich vermischet haben: darauff sie Gifft begert / darmit das Viech zutödten: vnn mit einander verlassen / nach acht Tagen widerumb zusamen zukommen / welches der Montag gewesen: Vnd jedes mal hat solcher Hexen Reichstag drey Stunden gewert / vnnd seind darnach widerumb heim geketschet worden. 273

Ich hab vergessen zumelden / daß ein jeder Zauberer / bei straff wol geschlagen zu werden / zu der Rechnung stehen muß / was er böses gestifftet habe. 274

Vnnd disen Puncten betreffend / hat mir der Herr Bouuin / Amptman zu Chasteau Rour / als er von wegen des Lands Berry zu Blois ein Deputierter gewesen / erzehlet / wie er eine Hexin verbrennen lassen / welche von der Tochter verklagt worden / daß sie die Muter / sie zur Hexen Versammlung geführt / vnd dem Teuffel / sie zu vnderrichten / vbergeben habe.

Aber vnter andern fůrnemen Schelmereyen hat sie auch bekant / daß sie vmm den Bock hab gedantzet vnd zuletst ehe sie von einander gescheidē / ein jedes Rechnung gethan / was es seid der letsten Versammlung args gestifft / vnn warzu es sein Gifftpuluer angewandt habe. Alsdann sagt er ein / wie er ein Kind getödt hab / der ander / wie er eim Pferd vergeben /wie er einen Fruchtbaren Baum vederbt / etc.

Vnd weil damals eine befunden ward / die seidher dem andern Zaubertag (oder viel mehr Zaubernacht) nichts Args gewürckt gehabt / ward dieselb zur straff auff [109] die Fußsolen mit eim Stecken vilmals geschlagen / dessen die anderen all sehr lachten vnd spotteten. 275

Auch sagt sie / man müßt offt frisch Gifftpuluer haben: Welchs mit dem zustimpt / so ich inn einer anderen Vervrtheilung einer Hexin gelesen / welche bekant / sie hab nimmer kein Rhu nicht / wann sie nicht alle Tag etwas böses thu vnnd anrichte: oder zum wenigsten nur etwas Geschirrs oder Häfen gebrochē habe. 276 Aber eins tags / als jhre Fraw gesehen / daß sie Vorsätzlich ein Irrdin Geschirr brach / bekant sie gleich die Warheit. Deßhalben ward sie auch am Leben gestrafft / weil sie vnverholē sagt / sie hab kein Rhu / wann sie nicht jemands tödte / oder etwas arges anstiffte.

Welchs dann fein anzeigt / daß nicht das Puluer solch Vnglück verricht / sondern der leidig Teuffel /der auff nichts anders vmbgehet / als daß Menschlich Geschlecht inn verderben vnnd vntergang zubringen /vnd dardurch viel vnd offt bedient vnnd geehrt zusein. 277 Dann man findt offt das Pulver einen oder zwen Fůß thieff vne der Erden.

Vnn fällt mir jetz ein / daß Furnerius, ein sehr Gelehrter Man / vnnd Parlaments Rhat zu Orleans / mir auff ein zeit sagt / wie daß ein kundbar gemein Geschrei sey / die Hexen pflegen jhre Versamlung bey Clery zuhalten: Allda die Teuffel zusamen trůgen vnd erzehlten / was inn allerley Landen hin vnd wider sich begebe. 278 Dann sie haben auff alle geringste Händel der Menschen Acht. Welchs dann den Hexenmeistern vnd Zauberern fůr ein Mittel dient / daß sie auß solchen Newzeitungen offtmals Warsagen können.

Die erste gedachte Vnrhůwige Hafenbrecherin / als man jhr das Vrtheil gesprochen gehabt / hat nicht dar von Appellieret: sondern gesagt / sie wöll lieber sterben / dann mehr also vom Teuffel gequelt sein / er laßt jhr doch gar kein Rhu nicht.

Aber es ist sonderlich zumercken / daß keine Hexenversamlung geschicht / mā dantzet stätsdarbey: Vnd in massen die Hexin von Longuy bekant haben /so pflegen sie / allweil sie dantzen / zusagen / Har /Har / Teuffel / Teuffel / spring hie / spring da / hupff hie / hupff dort / Spil hie / Spil da. 279 Etliche aber ruffen Sabath / Sabath: welchs so vil bedeut als ein Fest vnd Tag der Rhu. Heben darbey die Händ vnd Kehrbäsem in die höhe / Erstlich zur Anzeig jrer grossen Freud vnd Genůge / vnd daß sie dem Teuffel von Hertzen dienen vnnd jhn mit lust anruffen: vnnd darnach / daß sie darmit die Anruffung / die Gott gezimmet / nachspilen.

Seiteinmal gewiß ist / daß die Alten Juden / wann sie jhr Opffer inn Tempel getragen / sich dantzend zum Altar genähert haben. Wie dann solchs der Rabi Dauid Kimhi vber das Wort Haga chagag im XLI. Psalmen / welchs ein Fest vnnd Dantz heißt / gemerckt hat. 280 So lißt man ja auch / daß David auß freuden vor der Bundslad gedantzt / vnn darzu den Sieben vnd Viertzigsten Psalmen zu der Harffen gesungen hab.

Vnd inn gleichem fall lesen wir / daß der Prophet Samuel den Newgewehlten König Saul zu dem Reyen der Prophetē weiset / welche mit Musicspilen dantzten vnd Gott lobten. 281 Dann die Music ist darumb fürnemlich den Menschen gegeben / Gott desto fräudiger vnn Mutiger zu preisen vnd zu loben. 282

Gleichwol war bey disem Dantz / die Bewegung des Leibs also geschaffen / das nichts freches / vppigs noch mutwilligs daran zusehen war (wie fremd auch des Königs Sauls Tochter Michal / des Königs Davids gemahl die Augen eigensetzt gewesen / als sie des vor der Bundslad dantzenden Davids gespott) sondern die Gelind Bewegung des Leibs erhub das Hertz inn Himmel: welchs dann Gott am angenemsten ist. 283

Angesehen / daß es nicht wol fählt / wann man mit solcher fräudigkeit Gott lobsinget / daß nicht daß Gemůt vor lieb vnd Eifer vmb die Ehr seines Schöpffers gleichsam verzuckt werd. 284 Vnnd allenthalben in den Psalmen da man das Wort Sela findet / (wie es dann sehr gemein ist) da haben die / so es gesungen /den Leib sampt [110] der Stimm erhebt. Inn massen diß gedachter David Kimhi inn seinen Außlegungen vber die Psalmen hat angezeiget. Sonst heißt zwar das Wort Sela / die Ewigkeit / wie es d' Chaldeisch außleger vertolmetscht hat. Symmachus aber vnd Theodocion habens außgelegt Διάψαλμα, (Welchs etliche für ein änderung des Reimens verstehen / etliche für Repetition im Singen / etliche fůr ein Pauß / etlich fůr ein Anfang eins andern verstands) Abraham Haben Esra hat Selah außgelegt fůr Emeth, das ist / Verè, Warhafftiglich: Aber diß ist gewiß / daß die Sänger jedesmal zu disem Wort auff stunden.

Die Proceßionen / so man heut hällt / geben gleichsam noch ein Anzeigung von der Alten Heiligen Däntzen. 285 Auch gebrauchten jren alle Völcker in jren Opfferen vnd hohen Festen vnnd Moises Maymon schreibt / daß die Persianischen Töchter / wann sie die Sonn angebett / gantz Nackend gedantzt / vnnd zu den Instrumenten gesungen haben.

Aber der Zauberer Däntz machen die Leut Rasend vnd Wůtig / vnd die Weiber mißgebären.

Von der Newen Gaillartischen Volta, da man einander im Welschen Dantz an Schämigen Orten fasset / vnnd wie ein getribener Topff herumbher haspelt vnnd wirbelt / vnd durch die Zauberer auß Italien inn Franckreich ist gebracht worden / mag mā auch wol sagē / daß zu dem / dz solcher Wirbeldantz voller schandtlicher Vnflätiger Gebärden vnd Vnzüchtiger Bewegung ist / er auch diß Vnglůck auff jhm trage /daß vnzahlig vil Mörd vnnd Mißgeburten darauß entstehen. 286 Welchs warlich fürnämlich bei einer Wolbestelltē Policei ist warzunemmen / vnd auffs aller schärffest zuverbieten.

Vnnd die weil die Statt Genff fůrnemlich sehr das Dantzen hasset / so hat der Sathan eine Junge Tochter von Genff gelehrt / alle die Dantzen vnnd springen zumachen / die sie nur mit einer Eisenen Gerten oder Ruten / welche der Teuffel jhren gegeben gehabt /mocht berůhren. 287 Auch hat sie der Richter gespott /vnnd gesagt / sie werden sie nicht vermögen vmbzubringen: Hatte deßhalben der vbelthat nie kein Rew tragen wöllen. 288 Diese Geschicht hab ich von einem / so den schadē beigewonet. Aber er zeigt mir darneben an / daß so bald sie gefänglich angenommen worden / dermassen erschrocken vnn forchtsam gewesen sey / daß sie gezittert vnnd gereudert: Vnd hab zu beschömung des schreckens fürgewendet / jhr Meister hab sie verlassen: wiewol er jhr versprochen / sie werde nicht sterben: Aber niemandt hat leider den Todt fůr sie erfahren.

Belangend die Vnsinn oder Wůtigkeit / da erfährt man gantz eigentlich / daß alle Vnsinnige vnd Besessene solche Däntz vnd Vergewaltsamte Sprüng gebrauchen: Vnnd ist kein besser Mittel darfůr jhnen zu Recht zuhelffen / dann sie fein sittsamlich / vnnd mtt schweren Dritten vnnd Cadentzen außdantzen zulassen. 289 Wie man dann solches inn Teutschland inn übung hat / mit den Sinnlosen Leuten / so mit der Kranckheit / die man Sanct Modesti vnnd Sanct Veits Dantz nennet / behafftet seind.

Nun zu end dieses Capittels will ich den Beschluß der Disputatio einmengen / die vor dem Keyser Sigmund / so ein fůrtrefflich Gelehrter Fůrst gewesen / ist abgeredt worden: welche Doctor Vlrich Müller inn einem kleinem Büchlein / von dieser Materi lautend /hat beschrieben. 290 Darinnen er vnzahliger viler Exempel vnn Gerichtlicher Vrkunden anmeldūg thut /zur beweisung / daß der Sathan eigentlich die Hexen vnd Hexenmeister mit Leib vnd Seel vertrage vnd verfůhre.

Auch hieß diß der Evangelischen Histori gespot wann man inn zweiffel ziehen wolt / ob der Teuffel die Zauberer von einem end an das ander vertrage. Seiteinmahl im Evangelio gedacht wirt / der Sathan hab vnseren Seligmacher Ihesum Christum inn der Wüsten auff die Zinnen des Tempels / vnnd nachgehends auff den höchsten Berg gefůhret oder vertragen. 291 Dann der gröst vnnd Rechtsinnigst theil [111] der Theologen / halten fůr vnzweiffenlich / er sey Warhafftiglich mit Leib vnnd Seel vertragen vnd transportiert worden. 292 Sie gestehen auch / der Prophet Abacuc sey gleichsfalls Seel vnnd Leibhafftig oban / gedeuter gestalt gehn Babel verführt oder getragen worden.

Gleich wie auch der Apostel Philippus in der Geschicht der Apostel / eben dermassen mit Leib vnd Seel zu dem Kemmerling auß Morenlād ward vertragē. Darüber Thomas von Aquin schließt / daß wo es an einem möglich sey / könn es auch an allen / die gleicher Natur vnd gleiches Gewichts sein / möglich sein vnnd werden. Sihe da / diß ist sein Argument /welches er auß dem Dritten Capitul Matthei schliesset.

Wir lesen auch inn dem mehrmals angezogenen Griechischen Authore Philostrato / daß der Apollonius Thyaneus / welchē etliche Heydnische Philosophi beinach gar zu einem Hyligen gemacht / inn wenig Stunden auß Morenland bey dem Vrsprung des fürnembsten Egyptischen Flusses biß gehn Rom sey vertragen worden: welchs nach gerader Liny gerechenet /nicht weniger dann zwo tausent / vnn Fünffhundert Meilen machet. Zu weilen ward er auch von Rom gehn Corinth / vnn etwan von Smyrna gehn Ephesum verketscht oder vbergetragen.

Vnd im jar Christi M.CCLXXI. hat ein Priester von Halberstatt / Johannes Teutonicus genant / so zu seiner zeit der beschreitest Zauberer gewesen / zu Mitternacht drey Messen gesungen / eine zu Halberstatt / die ander zu Mentz / vnd die dritt zu Cölln. 293

Wie man dann auch dergleichen von dem Pythagora meldt / daß er von Thuria in Metapontum sey vbergesetzt worden. 294

Ja selber Doctor Johan Weier / der Schirmer vnnd Beschützer der Zauberer / behauptet durch eine gewisse Kunst / es sey War / daß er viel Leut gekant /die gedachter gestalt in einem Augenplick von einem ort ins ander seien vbrgeschafft vnd getragen worden.

Vnd demnach viel meinen / diß verketschen vnnd vbersetzen gehe allein Geistmässig zu / so laßt vns nun von Verzuckūg des Geistes handlung fůrnemmen.

Das V. Capitul
Das V. Capitul.
Von der Verzuckung vnnd Verruckung / oder Gemüts entwendung der Zauberer vnd Hexen: vnd wie sie jhre gewohnliche Gemeinschafft vnnd Beiwohnung zu den Bösen Geistern haben vnnd erhalten.

Dasjenig / so mā nun vom verfahrē der Zauberer vnnd Hexen mit Leib vnnd Seel ist abgehandelt / vnnd diß /so vilfaltige denckwürdige Erfahrnussen beibringen /geben gleichsam Augenscheinlich vnnd greifflich der jhenige Irrthumb an tag / welche geschribē / das fahren der Hexen sey nichts anders dann ein Einbildung /oder Verzuckung des Gemüts / der Sinn vnd der Gedancken: Vnd zeichen hierzu für ein Exempel an das Gesicht des Propheten Ezechielis / der im Geist von Babel gehn Hierusalem ist verzuckt worden. 295 Welches Gesicht doch eine Ware Scheidung von der Seelen sein kan / vnd auch ohn Scheidung zugehen.

Aber die Hebreer halten in jhrer Geheimen [112] heimen Theologi darfůr / der Engel thu Gott ein Opffer von der Außerwehlten Seelen / durch ein Astraction oder Abziehung / da doch der Mensch bei Leben bleibet. 296 Vnnd zu dieser meynung ziehen sie an daß ort auß dem CXVI. Psalmen. Prætiosa in conspectu Domini Mors Sanctorum eius. Der Todt seiner Heiligen ist wärt gehalten fůr dem HERREN. Welchs / wie es scheint / Plato inn dem Phrædone nennet einen lustigen lieblichen Todt.

Jedoch soll man darumb nit die warhaffte Vertragung des Leibs vnnd der Seelen / so durch die guten vnnd böse Geister geschehen mag / vermeinen. 297 Wir können wider der vorigen Meinung / wol die Exempel mit dem Helia vnd Henoch anziehen / welche mit jhren Leiben inn Himmel seind verzuckt worden. 298 Deßgleichen auch diß mit dem Propheten Abacuc / der leibhafftig durch einen Engel inn die Lewengrub zu dem Prophetē Daniel ist vertragen worden.

Vnd wo man sagen wolt / inn diesen erstangezogenen Exempel seien keine ware leibliche Vertragungen geschehen. Wie hat sich dann begeben können / daß der zu Loches viel Meilen von seinem Bett bei Landes von Bourdeaux ist vertragen / vnd jener von Leon ins Lottringerland verführt vnd der / von dem Plutarchus meldet / auß Griechenland inn Crotonam bei Neapolis mehr dann hundert Meilen vber Mör vbergesetzt worden. Vnd inn andern mehr dergleichen Exempeln geschehen?

Thomas von Aquin / Durandus Heruet / Bonaventura von Tarantasia / vnnd Geraldus Odetus / welche diese question inn jhren Außlegungen vber das ander Buch / Distinctione VIII. des Magistri der Sententien haben gehandelt / die schliessen gantz formlich / daß die Teuffel durch jhre Natůrliche Macht die Leiber von einem ort ins ander zuvertragen pflegen. Doch halten sie die Verzuckung des Geistes fůr wunderlicher dann des Leibs vertragung.

So dann der Teuffel diese Macht hat / inn massen sie geständig / daß er den Geist des Menschens ausser seinem Leib verzucken kan / solt es jhm dann nicht viel leichter sein / Leib vnnd Seel ohn einige zertheilung / Trennung vnnd Absönderung des verstand gemäsen theils oder Paitis Rationalis hinzutragen / als eins vom andern zutrennen vnd zutheilen on des MenschenTodt.

Wiewol wir nun vnzweiffelhaffte Zeugnussen vnn gewisse Erweisungen von Vnsterblichkeit der Seelen haben. Jedoch bedunckt mich diß jetzt gerhürt stuck die aller stärckst vnd gröste Beweisung / als welche durch vnzahlig Historien / Vrtheil / Vergichten /Vberwesungen / Vberzeugunge / Bekantnussen vnnd Exequierung seind gantz vergewißt vnnd greifflich dargethan. Ja / sag ich / dieser eintziger Punct mag alle Epicurer vnd Gottlosse Atheistē vberzeugen / daß der Menschliche Geist ein Vnsterblich wesen sey.

Dann die Hipothesis des Aristotelis in dem zweiten Buch von der Seelen / da er setzt / daß die Seel gewiß vnsterblich sein muß / wann sie etwas ohn Hůlff des Leibs fůr sich selbst thun vnnd schaffen könne / wird durch diese nun angeregte weiß gantz mercklich war gemacht / verifieiert vnd dargethan. 299 Deßgleichē auch die zweit Hipothesis / das die Seel gewiß vnsterblich sein muß / wann sie vom Leib theilbar vnd absönderlich seie.

Aber die Vngläubigen / so weder von der Macht Gottes / noch dem Wäsen der Geister etwas halten vnd glauben / die gebē vnverschampter weiß auß /daß diß / so wir die Seel heissen / seie eine Harmonc sihe od' Wolgestimpte Verbůndtnuß vnd Allgemeine Form / so auß den Particularformē der Humoren /vnnd anderen theilen des Menschlichen Leibs entstande. Welchs warlich eine grobe vngereimmte Incongruitet ist / daß man des Menschen Form will componieren: Von deren doch alle Philosophi halten vnn bekennen / daß sie pur / simpel vnd einfach sey auß vielen formen.

Belangend dann die Verzuckung / da sagen vnd halten sie / es seie ein Melancholischer Traum / durch welchen die kräft der Seelen begraben werden / also daß es scheint / als seie der Mensch gestorben. 300 Aber deß geht gar lächerlich ab: Angesehen / daß [113] es viel mehr Zauberer vnnd Hexenmeister inn Nordwegen / vnd Liffland / vnd andern Septentrionalischen Gegenen hat / dann sonst inn allem vberigem theil der Welt: In massen Olaus Magnus dauon schreibet. 301

Vnd es scheinet / als könn diß / welchs in dem Jesaia vom Sathan gemeldt wird Ich will auff den Nordwind steigen / vnd Gott gleich sein / recht gezogen werden auff den Gewalt des Sathans / den er hat vber die Völcker / so gegen Nord gelegen: Welche von Bösen Geistern vnnd Zauberern sehr vbel verschreit seind. 302 Gleich wie man auff ebenmäsigen fall durch die gantz H. Schrifft findet / daß vom Nord her alles Vnglůck kommen werde: Als im Buch der Weißheit am 2. Capitel / Esaiæ ca. 14. 41. 49. Hierem. cap. 34. 6. 13. 15. 23. 25. 46. 47. 50. 51. Ezechiel s. 48. Daniel. 11. Zachar. cap. 2. Vnd gleichwol sind dise Aquilonische Völcker am aller wenigsten mit Melancholy behafft / als kein Nation vnter dem Himmel: Dann sie seind gemeinlich sehr weiß vnd bleichfärbig / oder haben Haar wie die Küh. 303

Derhalben muß darauß folgen / daß dise Gesellen /so solcher vngeschickter meynung seind / jhrer Vnwissenheit bekantlich sein müssen. Dann Plutarchus schreibt von einem Solens genant / vnnd Plinius von einem Hermotino Clazomenio / vnnd Herodotus von einem Philosopho von Proconese einem Gottslästerer vnd Atheisten / daß sie dermassen starck inn Eckstasei seien verzuckt worden / daß jre Leiber gleichsam vnempfindtlich todt da gelegen. Also daß des Hermotim Feind / als sie seinen Leib der gestalt inn der Onmacht da ligen fanden / brachten sie jhn vmb / vnd verbranten jhn. 304

Hieronymns Cardanus von Meyland / ein fůrnemmer Philosopus zu vnsererzeit / hat inn seiner Genesi Schrifftlich hinderlassen / daß er durch ein Ecstasin ausser seinem Leib sey so offt verzuckt worden als er gewölt: dermassen daß er gar ohn Leibliche empfindnuß gewesen. 305

Aber ich halt darfür / das alle die / so mit willen wachend diese Verzuckung gedulden / Zauberer seien. Auch bekent gedachter Cardanus selber / sein Vatter hab dreissig Jar einen Geheimen oder Familiaren Geist gehabt. Vnd gemeynlich pflegen die Vätter / so Zauberer seind / jhre Kinder also zuarten vnnd anzulassen / daß sie ausser sich selbst verzuckt werden. 306 Dahin sich dann reimt / diß so Virgilius im sechsten Buch Aeneidos von einer Hexin schreibet /Quæ se promittit: soluere Mentes: Die außgibt / sie könn die Gemůter aufflösen.

Dann die Warheit zusagen / eine Vegetariuische /Vitalische vnd Animalische Seel bleibet nit desto weniger / wann schon die Sinn / Bewegung vnnd Verstand auffgelößt vnd entbunden sein.

Wir haben dessen ein newlicher Histori inn eines Neapolitäners Magia Naturali, da er schreibet / er habe eine prob erfahren an einer Hexin / die sich gantz nackend vnd bloß mit Schmär hab geschmiret /vnnd darauff gantz ohn Empfindtnuß inn Onmacht dahin sey gefallen / vnd als sie nach drey Stunden widerumb zu jhr selbst kommen / seltzame Zeitungen auß vilen Landen / die doch gewiß gewesen / erzehlet habe.

Wol war ist es / der Author desselbigen Buchs /welchs wol werd / das mans verbrenn / zeigt mittel vnd weg an / wie mans üben vnn practisieren soll. 307 Aber der Sathan gebrauchets nur gegen diesen / die es gern heimlich halten wolten / oder die von wegen jhres hohen fůrnemmen Geschlechts / oder auß anderen Vrsachen / sich bei obgedachtē Versammlungen nicht gern finden lassen.

Es hat mir der President von La Tourette erzehlt /wie er im Delphinat eine Zeuberin / so verbrent worden / gekant / die nach dem sie sich nach der lenge bei das Fewr gestreckt gehabt / im Sinn also verzuckt sey worden / daß doch der Leib im Hauß gebliben: Vnd dieweil sie nichts fühlet noch empfund / strich sie jhr Meister jämerlich mit Ruten: vnnd auff das man erfůhre / ob sie Todt were / stieß man jhr Fewr an die end / so am aller zartesten seind: Jedoch kont man sie daruon nicht aufferwecken. 308 Deßhalben liessen sie jhr Meister vnn Fraw so nicht anders meynten / dann sie were Todt / da auff dem Platz gestreckt ligen.[114] Morgens fand man sie inn jhrem Bett schlaffen. Dessen jhr Meister sich verwundert / vnd sie gefragt / was jhr doch gewesen wer? Da rufft sie auff jhre Sprach /Ha mon maistre tant m auez batue. Ach mein Meister / wie habt jhr mich so vbel geschlagen? Der Meister erzehlt solche Geschicht seinen Nachbauren / die sagten jhm rund / sie were eine Hexin. Da ließ er nicht nach / biß sie jhm die Warheit bekant / daß sie damals / als sie obgehörter massen verzuckt gewesen / mit jhrem Geist der Versammlung der Zauberer vnnd Hexen bei gewohnet habe. Sie bekandt auch viel böser stůck die sie begangen het / vnnd ward deßhalben lebendig verbrent.

Jacob Sprenger der Ketzermeister / welcher sehr viel Hexin zum Fewr verurtheilt / schreibt / daß sie bekant / sie mögen beide im Geist vnd auch mit dem Leib verzuckt werden / wann sie wöllen.

Wir haben auch dessen ein Exempel bei vnserem gedencken zu Bourdeaux im M.D.LXXI. Jar fůrgangen / als man die Zauberer hefftig in Franckreich verfolgte: Da fand sich ein alte Zäuberin zu Bourdeaux /die bekant vor den Richtern / sie werde ein jede Woche / sampt anderen Gespilen an gewisses end verfůhret vnnd vertragen: Allda sie einen grossen Bock finde / der sie Gott verleugnen machet / vnnd von jhnen Gelůbd nimmet jhm fortan zudienen / vnnd darauff kůsse ein jedes den Bock an heßlichen Wůsten enden: Vnnd wann sie alsdann ein Tantz darauff vollbracht / so nemme ein jedes etlichs Gifftpuluer. Hierauff als M. Belot / der fůrnembsten Gerichtsleut einer / dessen durch die gedacht Zäuberin eine Prob wolt erfahren / vnnd aber dieselb fůrwandt / sie habe keinen Gewalt / sie sey dann auß der Gefängnuß da hieß er sie ledigen. Alsbald rib sie sich also gantz Nackend mit einer sondern Salb. Darauff fuhl sie gleichsam Todt ohn alle fühlnuß dahin. Nach fůnff Stunden / als sie wider zu jhr selber kam vnnd auffstund / erzehlet sie frembde Händel / so an vnderschidenen Orten vnnd Enden sich hatten verloffen: auch also warhafft befundē worden. 309 Dise Histori hab ich von einem Graffen vnnd Ordens Ritter / der solcher Probierung beigewohnet / vnnd noch in Leben ist.

Der Historischreiber Olaus meldet / diß Geistverzucken sey sehr gemeyn in den Mittächtigen Ländern /vnnd die Freund des jenigē / so der gestalt verzuckt wird / pflegen jhn gar wol zu verwaren / biß derselb mit grossem schmertzen widerkommet / vnnd einen Ring / oder einen Brieff / oder ein Messer von dem jenigen / deßhalben sie inn sorgen stehen / vnnd der etwann auff dreyhundert meilen von dannen ist / zum Warzeichen mitbringet. 310

Ich hab im Jar 1549. als ich zu Nantes gewesen /gleich so frembds vrtheil von siben Zauberern vernommen / welche in beiwesen vieler Leut sich außthaten / sie wolte jnnerhalb einer Stund Zeitung von allem dem bringen / was auff zehen Meilen herumb geschehen: Fielen demnach inn einer Onmacht nider /vnnd bliben der gestalt wol drey Stunden ligen. Folgends stunden sie wider auff / vnd sagten Zeitung /was sie inn der Statt Nantes / vnnd noch weiter herumb gesehen hetten: Darbei sie dann gar eigentlich der vmbständ / örter / händel / vnd Personen hatten wargenommen: Vnnd was sie also erzehlet / das hat man auch also bald darnach warhafft befunden. Diese des Teuffels Kunden / nach dem sie vieler Vbelthaten verklagt / vnnd vberwisen worden / hat man mit einander verbrent.

Man möcht villeicht hie einwenden vnd sagen / die Seel werde nicht verzuckt / sondern es sey allein ein Gesicht / Gespenst vnd Verblendung / die der Teuffel verursacht. 311 Aber der Außgang / vnnd die Würckungen / so darauß entstehn / vberzeugen das widerspiel.

Man kan zwar die Leut wol mit Mandragora oder Alraunen / vnd anderen Narcotischen Brůlein dermassen einschläffen / daß sie recht todt scheinen. 312 Aber gleichwol werden etliche der gestalt eingeschläfft / das sie nit mehr auffzuwachen wissen: Etliche wann sie solcher Brůelein eingenommen / schlaffen bißweilen drey oder vier Tag vnauffgewacht: In massen wir dann von der Tůrckei erfahren / das man daselbst die jenigē / denen man außwerffen will / auff solthe [115] weiß einschäffet: Vnd ist diß an einem gelößten oder wider erkaufften Gasconier auß dem Nidern Langedoc / als er daselbst ein Leibeigener gewesen /practicirt worden. 313

Aber die Zauberer gebrauchen gar keines Gedancks noch Brůelein. Zu dem ist kundtbar / das die / so durch Narcotische Träncklein eingeschläfft werden /gar keiner händel eingedenck seien. So hingegen die Zauber vnd Hexen gar eigentliche Einbildungen haben von jhren Däntzen / Opffern / Anruffungen vnd andern sachen / die sie bei jhren versammlungen gesehen vnd getriben / auch jhre Mitgespilen vnnd Gesellen / so der Versammlung beigewonet / der gestalt mercken / daß wann man sie gegen einander stellet /sie einander zu schanden machen / vnnd des handels bekantlich sein müssen.

Vnd durch die Vergichten der jenigen / die der Inquisitor Jacob Sprenger hat verbrennē lassen / erscheint / das die Hexen gestanden / sie empfinden inn jhren Verzuckungen eben die Sachen / als wann sie leibhafftig weren zugegen gewesen. 314

Vnd S. Augustin erzehlt im Achtzehendē Buch von der Statt Gottes / von dem Præstantio / wie sein Vatter offt der gestalt sey verzuckt worden / vnd wann sein Geist widerumb zu jhm kommen / habe er fůrgeben / wie er inn ein Pferd sey verwandelt gewesen /vnd mit anderen Rossen Prouiand ins Läger gefůhrt vnnd getragen habe. Vnnd nicht desto weniger seie sein Leib dieselb gantze zeit durch gleichsam fůr todt daheim inn seinem Hauß gestreckt gelegen.

Welchs die vrsach sein mag / warumm die Lycanthropia oder verwandlung der Menschen inn Wölff oder andere Thier bei allen Alten so verschreit / vnnd inn allen Orientischen Landen so gemeyn gewesen: Daruon wir jetzund bald handelen wöllen. 315

Man find zwar auch Kranckheiten / die den Menschen vnempfindtlich vnnd gleichsam tödtlich machen / als da ist der Schlag / die Popelsei / die Hand Gottes / Sant Veltens Plag / die Hinfallend Sucht / das S. Johans Vbel / etc. 316 Vnnd des find man ein Exempel am Bapst Julio dem Anderen / der zwen Tag gelegen /daß man gemeynt / er wer gestorben. 317 Vnnd man hält darfür / der Johannes Scotus sey gantz lebendig vergraben worden / wie wol er nur Todt geschienen. 318 Dann nach dem jhm der Atham begunnet zuentgehn / fing er an sich vbel zugeheben: vnd als man etwas bewegung spůrt / vnter des weil man jn mit grund bescharret / hat man in widerumb auß dem Grab gethan / vnd alsbald / befunden / das er Blut geschweißt / vnd erst allgemächlich den Geist auffgeben hat.

Solche Kranckheiten von Onmachten / schweimelung / Hertzsperrung / Geistverlierung / Tropff / Böß Wee vnnd S. Veltins Leiden / begeben sich nicht an den Hexen vnd Zauberern: Seiteinmal sie zu jhrer gattung Verzuckungen bereit vnnd disponiert seind /wann es jhnen nur gefällig. Vnd gedulden dasselbig deßhalben / damit sie ein Entschuldigung haben / bei den Versammlungen nicht zuerscheinen / auß forcht /das es möcht außbrechen vnd offenbar werden. Thun aber nicht desto weniger dem Teuffel Huldung / vnd haben jhr vnderredung vnd Gespräch jederzeit in jhren Häusern mit jhm / wann es sie nur gelustet.

Wie dann diß zubeweisen steht mit dem Freyherrn von Raitz / der zu Nantes als ein Zauberer ist verurtheilt vnd gericht worden / nach dem er bekant gehabt / wie er Acht Kindlein vmbgebracht habe. 319 Vnnd an dem gewesen / daß er auch das Neundte vmbbringen wöllen / vnnd dasselbig dem Teuffel auffopffern: Welches Neundte selbst sein Leiblicher Sohn war /den er in Mutterleib gesinnet war zu tödten: Auf daß er nur darmit dem Teuffel wol hoffierte: Dieser Freyherr / sag ich / bekandt darneben auch diß / so vorgedacht / nämlich das er den Teuffel inn seiner Kammer pfleg anzubetten / vnnd vor jhm jedesmahl / wann er jhm inn Menschlicher gestalt erscheine / auff die Knie zufallen / ja jhm auch Weirauch zuprennen: Welches eine weiß vnnd form von den Abschewlichsten vnnd Verfluchtesten Opffern der Amorreer vnnd Cananeer ist gewesen. 320 Der Teuffel hat jhm Wunder groß ding verheissen / wie er jhn so hoch anbringen wölle. Aber zuletst / [116] als er sich gefangen / vnd inn höchstem Jamer vnnd Ellend verstrickt gesehen / da hat er alles bekant / vnnd ist darauff vom Leben zum Todt gericht worden: Vnd der Proceß seiner Confiscation halben bleibet noch zurzeit rechthängig.

Ich hab auch bei offtgedachtem Bruder Sprenger gelesen / daß er eine zū Fewr hab vervrtheilt / welche bekant / daß sie als ein Hebam offtmals die Kinder auß jhrer Mutter leib hab empfangen / vnnd dieselbigen durch auffhebung inn die Höh dem Teuffel presentiert vnnd vbergeben / vnnd nachgehends ein grosse Guff jhnen an einem ort / da es kein Blut mocht geben / inn das Häuplein gestecket / vnnd also getödtet. 321 Wann sie dann merckt / daß man sie zu Grab trug / gieng sie hin vnnd grub sie widerumm auß /kocht sie darnach im Ofen / aß das Fleisch vnd hub das Feißt zu sonderen Teuffelischen sachen auff: Sie bekant auch / das schrecklich zuhören / sie hab auff solche weiß viertzig Kindbetkindelein getödtet. 322 Sie war sonst bůrtig von Dann / nahe bei Basel. Auch gedenckt er neben diser noch einer anderen / die war von Straßburg / hat ohnzälige Kindlein vmmgebracht: hat auch darüber jhr Vrtheil zum Todt außgestanden.

Diser vbergrewlichen Abgötterey vnn Abgöttischer grewlichkeit hab ich den Leser deßhalben erinnern wöllen / dieweil sie mich die aller abschewlichst bedaucht hat / von der ich je mein Lebtag hab hören reden: auff daß man auff diese / so die Kinder annemmen oder empfangen / genawe achtung gebe.

Belangend das Menschenfleisch fressen / ist dasselb ohn zweiffelig gewiß / vnd die Hexin seind stäts vō Alten zeitē her darauff verleckert gewesen: also daß kaum möglich war / die Todten Cörper genugsam sorgfeltiglich fůr jhnen zubewaren / vnnd sie geheb genug dar vor zuverschliessen / daß diese Teuffelische Todtenfresserin nicht inn die Gemach weren kommen / vnd die Todten biß auffs Bein zernagt hetten. 323

Daher wirt im 67. Capitel der Salischen Gesatz verordenet / daß wo ein Zauberer oder Hexin einen Todten Menschen benagen oder zerfretzen / vnd sie dessen vberwisen vnd vberzeugt würde / sie zwey Hundert Solidos für straff zahlen solle. 324

Wir lesen auch inn dem Philostrato Lemnio / daß ApolloniusThyaneus / zu Corinth eine solche Hexin /so vom Fleisch lebte / geoffenbart / vnnd sie auß der Statt gejagt hab. Darumb auch Horatius für ein grewlich stuck hat angeben / Neu pransæ Lamiæ puerum viuum extrahat Aluo. Wann man sich besorgen muß /daß die Menschenfräßigē Hexin ein Sönlein lebendig auß Mutterleib ziehē. Vnn gleichwol ist solchs beidē Hexin sehr gemein / sich mit solcher Speiß zunehren vnd zumästen.

Wir lesen auch inn dem Ammiano Marcellino / wie Pollentiam der Zunfftmeister sey vberwisen worden /daß er ein Schwangere Fraw hab auff geschnitten /von jhrem Kindlein zuerfahren / wer Keyser werden solle. 325 Welche angezogene örter alle / deutlich dasselbig bestättigen / was wir auch zu vnserer zeit in vnseren Vervrtheilung der Hexen von tag zutag můssen erfahren. Auch bereden sich vil Hexin / daß sie der Teuffel deßhalben solche grewliche stuck begehn mache / damit sie auff weiß vnn weg / wie es jne gefällig / entweder im Geist oder im Fleisch sie mögē verzuckt machen.

Ja die sach so wen nicht zuerholen / wöllen wir vnd des Rondeletij / eines Hochverständigen vnd Wolberhümpten Medici zeugnuß behelffen / welcher zu Montpellier einen dergleichen Zauberer hat außgespehet / der stäts gepfleget bey den Gräbern sich zufinden. 326 Vnd denselbigen auff ein zeit begriffen / daß er zu einer Begräbnuß sich verfügt / da mā vorgehendes tags ein Weib vergraben gehabt / vnd demselbigen Todten eine Arßbacken außgehawen / vnd vnter des Ers auff den Achsselen heim getragen / mit lust vnd girigen Zänen allweil in das Fleisch gebissen /vnnd es wacker hinweg gezecht habe: Dise Histori hab ich von des Rondeletij Discipeln einem / der zu solcher außspehung mit jhm gangen war. Der selbig sagt mir / wer die kranckheit / die man Lycanthropei nennet: Welche machet / daß die Menschen Vnsinnig werden / vnd meinen / sie seien zu Wölffen verwandelt / vnd pflegen derhalben sich mit solcher Vnmenschlicher Speiß zumästen.

[117] So laßt vns derwegen nun von disem Puncten in folgēdem Capitel auch handelen / vnn wo es möglich ist / darthun / daß die Menschen entweders warhafftiglich / oder durch einbildung vnn Fantasey / oder durch Kranckheit in Wölff verwandelt werden. 327

Das VI Capitul
Das VI Capitul.
Von der Lycanthropia oder Wolffssucht / vnd ob der Teuffel die Menschen inn Viech vnnd Thier verwandeln könne.

Wir haben drobē durch auch Göttliche vnnd Mēschliche Zeugnussen / deßgleichen durch Anklagungē /Vberzeugungen / Vberweisungen / Bekantnussen /Vergichten / Vrtheil / Vollziehunge dargethan vnnd bewisen / daß Mann vnd Weib bißweilen mit Leib vnnd Geist / bißweilen im Geist allein durch Teuffelische Mittel verzuckt vnn vertragen werden. Vnd daß der Teuffel etlichen einbildet / als vollbring solches die krafft der Wörter vnd des Schmärs / daß er jhnen gibt. Auch ist klar gemacht / daß der Böß jhnen mehrtheils wie ein Bock erscheine. Also daß wir wol sagen mögen / wir haben nun die beweisung der Effect vnn Wirckungen / die man nennet / Quia est, ὄτιἐςἰ , daß jhm also sey.

Vnd wiewol dergleichen Demonstration vnnd Beweisung durch Effect vnnd Werck nicht so hell vnd klar ist / wie die / so durch vrsachen zugehet: jedoch ist sie nicht wenigers gewiß. 328 Dann die Erkantnuß vnserer Vnwissenheit inn Erfahrnuß der vrsachen / ist ein schönes lob Gottes wider welcher allein Allmächtigen vnd Vollwissenden man mit keiner fůrgebung der Vnmöglichkeit soll streitē: Angesehen die Blödigkeit vnsers Verstands vnd Geistes.

Jedoch muß man diß nun hiebei anregen / daß dannoch ein frembd ansehē hat / daß der Sathan / so sonst im brauch hat / allerley Leyb / wie es jhm gefällig anzuziehen / doch mehrertheils vnnd gemeinlich / wann er kein Menschen gestalt annimmet / in Bocksgestalt sich erzeiget vnd fürstellet. Es geschehe dann vielleicht auß dieser vrsach / weil es ein stinckend vnn geil Thier ist. 329 Daher man inn der H. Schrifft erfährt / daß die Teuffel Böck heissen. 330 Inn massen dann der Chaldeisch Außleger vber den Jesaiam diß Wort Sair welchs einen Bock heisset / vertolmetschet. Dann der Prophet sagt / Die Trachen vnd Böck werden inn dem Babel dantzē / vnn der Luiton oder Satyrus wirt seinem Gesellen ruffen (andere haben es verteutschet / fůr lustwohnung der Trachen / für Höf der Straussen / Eulen vnd Weihen / fůr dantzende Waldmännlein fůr Feldteuffel vnn Geißmännlein / die einander begegnen vnnd einander laden. 331 Vnd der Zihim werd sich da lägern / vnnd jhre Häusern voll Hohim sein. Allda dann etliche Zihim halten fůr allerley Zigen oder Geißgeschlecht / vnnd Hohim für allerley Hoh einfliegende Vögel Gleichwol nicht desto weniger deuten sie alle mir den Geißmännlein die gedachte Böck an.

Der ältest Zauberei erfinder Zoroastres / so Bůcher von diser Vnkunst geschriben / als er von den Böcken redt / versteht solchs von den Bösen Geistern / von wegen des Bocks eigenschafft / der gantz stinckend vnd geil ist. 332 Welchs auch der Printz von der Miranda dunckel vnd verschlagen inn der zwölfften Position vber den Zoroastrem / mit diesen Worten hat zuverstehn gebē. Quid sit intelligendū per Capros apud Zoroastem, intelliget qui legerit libro Bair, quæ sit affinitas Capris cum Spiritus. Das ist. Was aber bei dem Zoroaste durch die Böck verstanden werde / das versteht sich / wann man das Buch Bair liset / was nemlich fůr ein verwandtschafft zwischen den Böcken vnd Geistern seye.

Nuhn ist aber diß der Geister eigenschafft / [118] daß sie gewalt haben vber die Geyle vnd Viehische Gelůst. In massen solchs die Hebreer wargenommen / da sie im Buch Pirke Aboth melden / der Sathan werd von der Schlangen getragen: welchs Philo Iudeus hat fůr die Wollust außgelegt: Von welcher / wann der Weiß Architas geredt / gleich wie Cato der Censor bezeugt /hat er stäts gepflegt zusagen / sie sey ein Ertzfeindein des Menschlichen Geschlechts / Nullā pestem Capitaliorem Hominibus à Natura datam Voluptate: Wie solchs Cicero anziehet vnn erzehlet. 333

Daher haben die Griechen die Geister inn gestalt der Hürischen vnnd Ehebrecherischen Satyren oder Geyßmännlein / so halb Böck vnd halb Menschen sein solten / angedeutet.

Darumb auch inn der Mosaischen erzehlung im Buch Leuitici / nach dem Gott geordenet gehabt / daß das Volck jm die inn seinem Gesatz benante Thier auff opfferen / vnd das Blut / bey seim Altar vergossen werden solte / da sagt er auch zu letst: Vnnd es soll euch nimmermehr zu Sinn noch gemüt kommen /den Böcken vnnd Geyßmännlin nach zuhencken / jnen zu opfferen. 334 Allda der Rabi Moises Maymon /nach dem er der Chaldeer vnn Sabeer Mysterien / Geheimnussen vnnd Opffer / die er dann inn seinen Büchern erzehlet / gelesen gehabt / schreibet / daß der brauch gewesen / an Einöde Ort zuwallfahrten / daselbst dē Teuffelen zuopfferen / eine Grub zu machen / darnach Blut hinein zuwerffen / vnd nach allem vmm die Grube herumb zu zechen / vnnd den Bösen Geistern jhr Fest zuhalten.

Item im Dritten Buch Moisis wirt dem Hohen priester Aaron befohlen / zwen Böck zufangen / vnnd das Loß darumb zuwerffen / eins fůr Gott / das ander fůr Zazel: vnnd daß der Bock / so im loß fůr den Zazel wirt gefangen / vnd auff welchen der Priester die Sůnden des Volcks wůrde Beichten oder bekennen /derselb in die Wůsten verschickt / vnd der ander Gott soll geopffert werdē. Die Hebreer haben diß wargenommen / daß der Bock / auff welchen das Loß des ledigen gefallen / darnach nimmermehr sey gefunden worden. 335

Im letsten Buch Moisis / welchs die aller klärest Außlegung des Gesatzes Gottes ist / werden die Bösen Geister inn jhrer eigentlichē deutung außgelegt fůr Leschadim, welchs alle fůr Dæmonia vertolmetschet haben. 336 Vnd es mag sein / daß das Wort Lacedemon auß dem Hebraischen vnd Griechischen ist componiert / welchs eben vorgedachts bedeutet. Dann Joseph schreibet / daß die Juden / allezeit von alters her mit dem Lacedemonirn Bůndtnuß gehabt haben. Gleichwol will ich mich auff dise letste Außlegung nit verbunden haben.

Vnd was man auch von den Satyris schreib vnd sag / gleich wie offt in den leben des Sancti Anthonij vnd Pauli der Eremiten oder Einsidler jrer gedacht wirt /so ist gleichwol vngzweiffelig war / daß es Böse Geister waren. 337

Auch erzeiget sich der Sathan offtmals inn Menschen gestalt / groß vnnd schwartz / gleich wie ich von dem gesagt hab / so der Catharina Darea / dem Dionedes Platonis Freund / dem Caßio vō Parma /dem Philosopho Athenodoro / der Magdalena von dem Kreutz / der Johanne von Harwiler erschinen. 338 Welche bekāt / daß sie kaum zwölff Jar Alt gewesen /da jr Muter jhren am ersten den Teuffel gezeigt hat inn gestalt eins grossen sehr schwartzen Manns / inn gantz schwartzer Kleidung / vnn stäts gestiffelt vnnd gesport / der auff solche weiß zu jhr kommen sey /vnd mit jhr sprach gehalten hab / allzeit wann sie gewöllt hat: Vnd daß er solchs inn gedachter gestalt jhr lebenlang mit jhr getriben hab. 339

Aber das aller schwergläublichst vnd wunderlichst ist die verwandlūg der Menschlichen gestalt in ein Thier oder Viech / vnd noch viel wunderlicher auß einem Leib in andern. Vnd nicht dest weniger erweisen diß gantz eigentlich die Vervrtheilung viler Zauberer / auch die Göttliche vnnd Menschliche Historien.

Wir lesen im offtgedachten Buch der fünff Ketzermeister vber die Zauberer vnnd Hexen / daß ein Zauberer / Stasus genant im BernischenGebiet / als er vil Feind gehabt / offt / wann er schon mitten vnter jhnen gewesen / doch plötzlich entkommen vnnd entrunnen sei / vnd nimmer dann Schlaffend [119] hat mögen getödtet werden. Der hat zwen der fůrnemsten Zauberer in gantz Teutschland / Hoppo vnn Städlin für Jůnger oder Discipeln hinderlassen: Dieselbigen innmassen von jhnen geschriben wird / kondten die schrecklichsten Vngewitter / Tonner Platzregen erwecken. 340 Ja man findt auch inn Franckreich ein Vrtheil des Parlements zu Doleden 18. Januarij / im Jahr M.D.LXXIIII. vber einen Zauberer genant Gilles Garnier von Leon gesprochen welchs hie weitläuffig ein zuführen vnvonnöten: Seiteinmal es zu Orleans durch Eloy Gibier / vnnd zu Pariß bei Petern von Hayes /vnd zu Sens ist gedruckt worden. Allein will ich die fürnemsten Puncten / deren er beschuldigt vnnd vberwisen worden / hie anziehen.

Nemlich wie der erst gemeldt Garnier / an S. Michels tag / als er inn ein Nachtwolff verwādelt gewesen / ein junges Töchterlein von zehen oder zwölff jaren bei dem Höltzlein vō der Serre / in einē Weingart / bei dem Kebberg von Chastenoy ein viertheil Meilwegs von Dole habe auffgefangen / vnnd daselbst getödtet oder ermördet / beydes mit seinē Händen /die Wolfftapen scheinetē sein / vnn auch dē Zänen /vnd dz fleisch vō dem Hindern vnn den Armen gessen / vnn seinem weib auch daruon gebracht. 341

Item wie er abermal einen Monat hernach ain andere Tochter gefangen / vnn dieselbige vmmbracht / der meinung sei gleichsfalls zuessen: seie aber / wie er bekāt / vō dreien Personē daran verhindert wordē. Item fünffzehen tag hernach ein jungs Kind von zehen jaren bei den Weinreben von Gredisans erwürget /vnn das fleisch von desselbigē Hindern / Beinen vnn Bauch gessen. Item bekant / daß er nachgehends inn Menschen vnd keines Wolffs gestalt ein Knäblein vō zwölff oder dreizehen Jahren im Holtz des Dorffs von Perouse hab vmmgebracht / der meinung / es zu essen / wo man jhn nicht daran gehindert hette: Vnd solchs alles bekant er vngezwungen. Ist derwegen hierumb zum Fewr / jhn lebendig zuverbrennen / vervrtheilt worden. Wie dann auch solch Vrtheil zur vollziehung kommen.

Man findt auch noch einen anderen Proceß / zu Bisancon gehalten / durch den Inquisitorem Johan Boin / im Monat December des M.D.XXI. Jars / so hin vnnd wider inn Franckreich / Italien vnnd Teutschland ist verschickt worden: Welchen auch Doctor Weier /der Beschirmer der Zauberer nach der länge im 13. Capitel des 6. Buchs von Præstigijs oder verblendung der bösen Geister gesetzt hat: Derhalben ich es dest kůrtzer hie will abbrechen.

Die Verklagten waren Peter Burgot / vnd Michel Verdung / welche bekanten / daß sie Gott verleugnet /vnn dem Teuffel zudienen geschworen hetten. Vnd Michel Verdung hab den Burgot bey ein Wäldlein an Chastel Charlon stossend geführet / allda ein jeder ein Kertzen von grünem Wachs / welchs eine blawe dunckdle flamm gegeben / inn der Hand gehalten vnnd darmit herumm gedantz / vnd also dem Teuffel sein Opffer gethan. 342

Darnach / da sie sich gesalbet / seien sie inn Wolff verwandelt worden / vnnd mit vngläublicher geschwindigkeit daruon geloffen. Item daß sie offt inn Menschen / offt innVölff sich verkehrt haben. 343 Vnnd mit den Wülffinen mit gleich so grossem lust sich fleischlich vermischt haben / als mit den Weiberen. Es bekant auch der Burgot / er hab mit seinen Tapen vnd Wolffszänen ein Sibenjärigs Knäblein vmbgebracht / vnnd sei vorhabens gewesen / es zufressen / wann jhne die Bauren nit darůber verscheicht / vnd gejagt hetten. Item Michel Verdung bekant / er hab em Junges Töchterlin / welchs Erbssen in einem Garten gesammelt / ermördt / sei aber vom Herren von der Cuuee verjagt worden. Item daß sie beide mit einander noch vier Meydlein auffgefressen haben: Vnd sonderlich darbey der zeit / des orts / vnd des Alters der Kinder gedacht. Item / daß wann sie nur ein Püluerlein angerůrt / die Leut dardurch haben tödten können.

Es fällt mir hiebei ein / wie Herr Bourdin / der General Procurator des Königs / ain andere Vergicht mir erzehlt / die man jhm auß dem Niderland sampt dem gantzen Proceß / mit des Richters vnd der Gerichtschreiber Namen vnderzeichnet zugeschickt habe /einhaltend / wie ein solcher verwandelter Wehrwolff mit eim Pfeil [120] oder Flitschen inn Hindern sey geschossen worden / vnnd darůber zu Beth sich legen můssen: Allda man jhm / als er widerumb zu Menschlicher Gestallt gekommen / den Pfeil mit gewalt hat herauß gezogen / vnnd sey der Pfeil von dem / so jhn geschossen / erkandt / auch die zeit vnnd das ort durch deutliche Bekantnuß des beschuldigten Justificiert worden. 344

Vnnd Job Fincelius schreibet im Elften Buch von Wunderzeichen / das auch zu Padna ein solcher Menschenwolff oder Wolffmensch sey gewesen / dem man / als man jhn begreiffen / die Wolffstapen hett abgehawen / vnnd gleich auff der stät ahn händen vnnd Fůssen sey Gestümmelt gewesen. 345

Welchs fein zur bestätigung der verurtheilung der Hexen zu Vernon dienet: Welche gemeinlich inn eim alten Sloß in Ggstalt vieler Katzen sich pflegten zusammelen. 346 Allda dann auff ein zeit vier oder fůnff Männer sich entschlossen vber nacht daselbst im Schloß zuverharren: Aber es kam sie der fürwitz saur ahn / dann sie worden dermassen mit einem Hauffen Katzen vberfallen / daß einer vnter den Männern ward vmbgebracht / die andern heßlich gezeychnet / vnnd gleichwol verwundeten sie viel Katzen / welche /Nach dem sie widerumb zu Weibern worden / gröblich sich verwund befunden. Aber dieweil diß vnmöglich scheinte / ließ man die Sach vngerechtfertigt er sitzen.

Hingegen haben die Fůnff Ketzermeyster / so inn dergleichen Sachen sehr erfahren gewesen / inn Schrifften hinderlassen / daß bey Straßburg herumb trey Zäuberin gewesen / welche einen Baursmann inn gestallt dreyer Katzen haben angefallen: Aber als er sich jhren weydlich gewehrt / sie verwundet / vnnd dardurch also vertriben habe. 347 Darüber Seind auff der stätt die Hexin inn gestallt verwunter Weiber zu Beth gelegen: vnnd als sie vmb solche verletzung zu Red gestellt worden / haben sie die jenigen / so sie geschlagen / verklagt Derselbig hat die Richter stund vnnd des Orts da er von den Katzē angefallen wordē /satt berichtet / vnd jnen rund bekant / daß er vmm Rettung seins lebens sie geschädiget habe.

Petrus Mamor schreibt inn einem kleinen Tractat /so er von den Zauberern gemacht / daß / als er inn Sauoy gewesen / die verwandlung der Menschen inn Wölff gesehen habe. 348

Vnnd Henreich von Cöllen im Tractat de Lamijs, hällt solche Verwölffung fůr gantz vnzweiffelhafft vnnd gewiß.

Deßgleichen Doctor Vlrich Můller / inn einem kleinen Bůchlein / welchs er dem Keyser Sigmund dediceirt / beschreibt die Disputation / so von solcher Matery vor gedachtem Keyser ward gehalten / vnnd meldet / dz durch stattliche Argument / vnd vielfaltige erkůndigung vnzaliger Exempel / sey beschlossen worden / daß die Wolffwandlung warhafftiglich geschehe. Setzt auch / er hab selbst zu Costentz einen Lycanthropum oder Wolffmenschen gesehen / der sey verklagt / vberzeugt / verdampt vnd nachgehends auff sein Vergicht zum Tod exequiert worden.

Auch findē sich vil Bůcher in Teutschland offentlich getruckt / darinnen angezogen wird / wie einer der Fůrnembsten König inn der Christenheit / so nicht vor vnlängst gestorben / offt inn ein Wolff sich verwardelt habe: auch den Ruff bekommen / das er der gröst Zauberer der gantzen welt were. 349

Gleichwol muß man diß Gestehen / daß die Länder inn Asien vnnd Greichenland noch viel mehr mit diser Vnfuhr besessen seind / als die Völcker gegen Nidergang. Wie dann disem auch vnsere Kauf leut kundtschaff geben / das man Nothalben daselbst getrungen wirdt / die jenigen / so also zu Wölffen werden / einzuschliessen / zufesselen vnd gefänglich zuhalten.

Ja mit der that es zubezeugen / hat man im Jar M.D.XLII. bey Regierung des Tůrckischen Soldans Suleymans erfahren / das ein solcher grosser Wust Wehr wölff inn der Statt Constantinopel sich haben erzeiget / das der Tůrckisch Keyser selber sampt seiner Gwardy bewehrt vnnd bewaffnet in der statt hat herumb gestreifft / vnd derselben Wehrwölff anderthalb Hun vmbringt: welche aber alle einsmals vor dem Gesicht des gantzen Volcks / auß der Statt Constantinopel seind verschwundē. 350

[121] Dise History wird erzehlet im Anderen Buch des Jobi Fincelij von Wunderen.

Ja alle andere Völcker stimmen inn diser meinung vberein. Dann die Teutschē nennen sie ja Wehrwölffe / die Frantzosen Loups garous, die Picar der Loups Varous, so vil lautendt als Lupi Varij, Wandelbare wölff: Dann die Frantzosen pflegē dz G. fůr ein V. zubrauchen. 351 Die Griechen nennens Lycanthropous vnnd Mormelycios. Die Latiner Varios vnd Versipelles: Inmassen diß Plinius / als er diser verwandlung der Menschē in wolff gdacht hat war genommen / als die den Beltz oder die haut vmmkehrē könnē. Franciscus Phœbus ein Graue von Foix (wie mich dann d' President Fauchet dessen erinnert) will in seinē Buch von der Jagt / daß diß wort Garous so viel bedeute /als Garde Vous, wartet ewer: Aber dieweil diß zu weit geholt scheinet / vnnd die Frantzosen von vrsprung dises worts zweifflen / vnnd nicht zusammen stimmen / kan man viel fůglicher sagen / daß sie diß Wort / gleich wie auch vil Hundert andere / von den Teutschen Francken her behalten haben. 352 so viel bedeutendt / als Gar auß / von wegen jhrer Grewlichkeit / darmit sie Alten vnnd Kindern den Garauß machen: Oder so viel als Fahr auß / von den geschwinden Außfahrtē diser Wölff: Daher auch etliche für Wehrwolff / Fahr wolf Wahrwolff vnnd Gwarwolff sagen / vermeinend es komme von Gefahr / oder Gewar / das ist von Sorg vnnd Hüten: wie es dann nicht so gar vngeriempt lautet: vnnd auff dise weiß Bestünden der Frantzosen Wörter alle mit dem G.V.W. vnnd Gw. in Teutscher Etemology.)

Das sie aber vom Garder, Warten vnn Gewahren kommen / das hat kein vngefůgen grund: Seiteinmal andere Natůrliche Wölff dem Viech nachstellen / dise Menschliche Wölff aber mehrertheils den Menschen nach Leib vnnd Leben trachten. Darumb man nicht vnbillich die Leut vor jhnen gewarnet hat / sich vor jhnen als gewisser Gefahr zugewahren.

Petrus Pomponatius von Mantua vnnd Theophrastus Paracelsus / so beyde zu vnserer zeit die fůrnemstē Philosophi gewesen / schreiben / das die verwandlung der Menschen in Thier ganz gewiß sey. 353

Caspar Peucerus / Doctor der Arzteney / ein fůrnemer Hochgelehrter Man / des Philippi Melanthonis Tochtermann schriebt / er habe allzeit gemeint / es sey mit den Verwandlungen eine Fabel: Aber nach dem er durch vil Kauffleut vnd glaubwůrdige Personen / welche in Liffland viel handelen / der sachen vergewißt /auch vernommen / das viel darumb verklagt / vberwisen / vberzeugt / vnnd endlich durch jr eygen Bekantnuß schuldig begriffen / vnnd darüber zum Todt verurtheilt worden / da sey er auß Kundbarkeit der sachen bewegt worden / der geschicht glauben zuzustellen: Beschreibt derwegen darneben die weiß vnn form / wie sie inn Liffland zur Verwandschreiten vnnd kommen. 354

Nemlich / daß jedes Jar / zu ende des Christmonats / (welchen auch etliche den Wolffmonat nennen) ein loser Bub sich fürthued / der alle Zauberer ermanet /an einem gewissen ort sich zusammen zufinden /Vnnd wo sie daran säumig seind / so zwinget sie der Teuffel mit Eisenen Gärten oder Ruten so scharff vnnd hefftig darzu / dz jhnen die Strämen daruon allenthalb an Leib stehen bleiben. Als dann wann sie zusammen kommen / da gehet jhr Hauptman vor her /vnnd etlich Tausent folgen jhm nach durch einen Bach: So bald sie hindurch gekommen / verwandelen sie jhr gestalt inn Wölff / fallen darauff Leut vnnd Viech an / vnnd thun tausenterley schade. Vber Zwölff tag hernach kehren sie wider zu disem Bach /vnnd werden abermals zu Menschen verkehrt.

Es hat mir Hubertus Languetus / bůrtig auß Burgund / des Chur Fůrsten zu Sachssen Agent / ein sehr Gelehrter vnnd Landerfahrner Mann / so von wegen seines Gnädigsten Fůrsten vnnd Herren manchmal mit dē König auß Franckreich Tractation gepfleget / auff ein zeit gleichmäsige History erzehlt: vnd sagt mir /als er in Liffland gewesen / hab er vernommē / das solchs alles Volck fůr gantz Gewiß halte vnnd glaube. 355 Vnnd wiewol diß Geschmeiß allenthalben genug Gemein ist / jedoch soll es am Allergemeinsten inn Lifflandt sein.

[122] Ich hab noch vnter anderen meinen Teutschen einē Brieff von einē / so Königs Henrici des andern Kriegs Bestalter gewesen / ahn den Conestable in Franckreich / darinnen er jhne verständigt / wie der Groß fůrst inn der Moscau das Liffland eingenommē habe: Darauff setzt er gleich dise wort: In illis locis Herodotus Neurios collocare videtur, apud quos dicit homines conuerti in Lupos, quod est adhuc vsitatissimum in Liuonia. Daß ist diß ist das Land / von Welchem Herodotus schreibet / daß es ein Volck / die Neurier genandt / bewonen: bey welchen er breuchlich sein meldet / daß die Menschen inn Wölff verwandelt werden: wie dann diß noch heutigs tags inn Liffland gemein vnnd breuchlich ist. 356 Nun aber hat Herodotus viel geschriben / welchs den Alten nicht hat gläublich einleuchten wöllen: vnnd gleichwol erfind sich /das die Nachkommenschafft oder Posteritet / dieselbige vngläublich scheinende sachē vergewißt vnd glaubhafft befindet.

Als er schreibt auch / man finde Zauberer / Die durch sondere gewisse Entzweyschneidungen oder Incisionen haben ein Vngewitter gestillt / welchs allbereit mehr dann Vier hundert Schiff des Keysers Xertis zu grund gericht hatte. 357 Vnd nicht desto weniger lesen wir auch inn des Olai Magni Buch von Mittnächtigen Ländern / daß die Zauberer im Lappenland die Wolfährige vnnd widerwertige Wind jhres gefallens den Leuten verkauffen / allein mit dem / daß sie etlichen gewissen schnůren oder Corden die Knöpff aufflösen. 358 Vnnd solches ist den Schiffleuten zu Mör gantz wol bekant / dieweil sie es mehrmal versuchen vnnd erfahren.

Wir lesen auch inn des Abts Johannis Tritthemij Histori / daß im Neun Hunderten vnnd Sibentzigsten Jar / ein Jud gewesen / genant Baian Simeons Sohn /der sich zu eim Wolff verwandelen kondt / wann er nur wolt / auch wo es jhm gefellig sich vnsichbar machen. 359 Es ist zwar gar ein frembde sach. Aber noch viel frembder kompt mir fůr / das solchs vil nicht glauben können / so sie doch sehen / das alle Völcker auff dem Gantzen Erdrich / vnnd die Alt sampt der Jungen Welt hierüber vberein stimmen. Dann es hats nicht allein Herodotus wol vor zwey Tausent vnnd zwey hundert jarē geschribē / vnd Homerus noch Vier hundert Jar zuvor Sondern auch Pomponius Mela /Solinus / Strabo / Dionysius Aber / Marcus Cato /Virgilius / Ouidius vnnd vnzahlig viel andere. Vnnd hierumb schreibt Virgilius.


Has Herbas, atque hæc Ponto lecta Venena.

Ipse dedit Mæris, nascuntur plurima Ponto:

His ego sæpe Lupum fieri, & se condere syluis Mærim.


Das ist.

Diß frembd Kraut vnnd diß Gifftgeschmeiß
Sammelt inn Ponto man mit fleiß /
Das mir auch Mæris selber gab:
Darmit ich offt gesehen hab /
Das Mæris sich zum Wolff vergstalt /
Vnd sich verkroch inn einen Wald. etc. 360

Plinius verwundert sich / das alle Authores inn disem handel vberein kommen: Vnnd schreibt also.Homines in Lupos verti, rursumq; restitui sibi, falsum esse existimare deberemus, aut credere omnia, quæ fabulosa seculis comperimus. Man merckt wol auß disen worten / das ers nicht fůr gewiß angebē vnd bestättigen kan / auß sorg / man möchts nicht glauben. Dann er ziecht die Authoritet des Euanthis an /so der erstē Scribentē einer vnter allen Griechen gewesen / der meldt / dz in Arcadia ein sonder Geschlecht vom Antæo genannt / durch einē besonderen fluß watte / vnd daruon Wolffsgestalt bekomme / vnd wann es vber etwas zeit sich widerumm dahien durch zuwarten verfůge / widerumb Menschenforn annemme.

Daroben ward diß auch von mir angeregt / daß zur verderbung vnd Verführung eins gantzen Geschlechts oder Haußes ein eintzige Hexin genugsam sey.

Vnnd Copas / der die Olympionica beschriben hat /meldt daß Demenetus Parrhasius / Nach dem er von der Leber eins Kinds / das man dem Ioue Lycæo oder Wölffifchen Jupiter geopffert gehabt / nur versucht hat / Als bald inn ein Wolff sey verwandelt worden. 361 Welchs auch Marcus Varro / der aller Weisest Mann vnter allen Griechen vnd Latinern / (inn massen Cicero diß lob jhm gibt) Anzuziehen sich nicht Schämet / vnnd dadurch zuverstehn [123] gibt: daß ers fůr vnzweiffelhafft halte.

Als Olaus Magnus in seiner Histori meldung thut der Länder Finlapiē / Nordwonien / Findlandien / Angermanien / welche noch Heydnische Länder sein /vnnd voll Böser Geyster vnnd Zauberer stecken da schreibt er auch / das sich daselbst die Menschen gemeinlich inn Thier verwandelen: Vnnd damit ichs kurtz mache / wer solcher Exempel ein Vnzahl will wissen / der besehe allein den angezogenen Olaum /Saxonem Grammaticum / Finceliū vnd Gwilhelmum von Braband.

Die Metamorphoses oder verstaltungen des Ouidij laß ich hie mit willen vnangezogen. dieweil er die Warheit sehr mit Fabelen vermenget hat. Wiewol auß oberzehlten vrsachen diß nicht so gar vngläublich ist /was er von dem Lycaon Königinn Arcadien meldt /daß er inn ein Wolff sey verwandelt worden. 362


Territus ipse fugit, nactusque silentia ruris,

Exululat, frustraque loqui conatur, etc.


Das ist.

Alsbald das Hauß durchs Fewr gieng ahn /
Floch gantz erschrocken er darvan /
Vnnd als er kam ins Feld hinein /
Vnnd sah alls still / vnd sich allein /
Da wolt er Reden vnd sich klagen /
Aber das Heulen ward sein Sagen /
Bezeugt also seinen Wolffsmagen. etc.

Sonderlich auch inn erwegung / weil man zu vnsern zeiten einen König hat gesehen / der also ist verwandelt worden / vnnd darzu solches allēthalbē noch sehr gmein ist.

Vnnd das Homerus von der Zäuberin Circe meldet / welche des Vlyssis Gefärten inn Säw verwandelt habe / das ist keine Fabel. Dann Augustinus selbst inn den Bůchern von der Statt Gottes eben solche Histori auch anziehet: Wiewol es jne gar frembd beduncket / vnd ziehet darzu die Histori von den Arcadiern an. 363 Sagt auch darbey / bey seiner zeit sey es sehr gemein inn den Alpengewesen / daß sich Zäuberin gefunden / welche / wann sie den Wanderenden / oder denen / so fůrgangen / ein besonder gewiß Korn zuessen gaben sie gleich einsmals inn Lastbar Viech verwandelten / darnach auch widerumb zu Menschlicher gestalt brachten.

Nun lesen wir eine Histori / so diser gantz gleichet / inn Willhelmo dem Ertzbischoff von Tyro / Welche auch der Inquisitor Sprenger erzehlet das in Cypern eine Zäuberin sey gewesen / die eine Jungen Engelländischen Soldaten inn Eselsgestalt verwandelt hab: Vnnd als derselb zu seinen Gesellen widerumb inns Schiff kehren wöllen / ist er von jhnen mit guten Knůtteln vnnd Stecken abgewisen wordē / vnnd widerumb zu der Verzäuberin gekehret / die sich seines Dienstes so lang Gebraucht hat / biß man wargenommen / daß der Esel sich wider Esels gewohnet inn einer Kirchē viel pflegte zuneygen / vnnd solche händel zu vollbringen / die keim Vnuernůnfftigen Thier zuthun wol möglich waren. 364 Derhalben gleich auß etwas geschöpfftem verdacht / hat man nach der Zäuberin / die dem Esel Nathgieng / gegriffen: Die hat die Oberkeit dahin getrungen / daß sie den verwandelten Esel / nach dem sie jhn drey Jar gebraucht gehabt /Wiederumb zu voriger Menschen gestalt hat můssen bringen / vnd hat sie darůber durch den Todt jhren billichen Lohn empfangen.

Wir lesen gleichmäsigs von dem Peripatischen Philosopho Ammonio / dem ordentlich ein Esel zu seiner Lection gieng. 365

Deßgleichen / wie vnsere Kauffleut berichten / ist nichts gemeiner inn Egypten. Vnnd bezeugt solches auch / Petrus Belonius inn seinen Obseruationen was er sonderlichs Denckwürdigs inn mancherlei Landen gesehē hab / so zu Pariß getruckt / dz er inn Egypten in der Vorstatt der Statt Cayr einen Gauckler gesehen / Der einen Esel gehabt / mit dem er bestes Sinns also gespracht hat / daß man mercken kont / daß es der Esel verstunde. 366 Wann der Gauckeler zum Esel sagt / er solt die aller schönste vnter dem hauffen außlesen / da sah er zu allen Seiten vmb sich: Vnnd wann er dann die schönst angetroffen / kam er zu jhr / vnnd er wiß seine mögliche Freundlichkeit gegen jhr. 367 Wann der Meister sagt / man solt jhm Gersten bringen / da sprang vnnd hupfft er vor freuden / vnnd trib viel hunderterley dergleichen Frembde Geberden Vnnd nach dem es Belohn der Genüge nach erzehlet /Spricht er folgends weiter [124] ich will noch weiter sagen: Aber ich sorg / man geb ihm keinen glauben / wie ichs dann auch nicht leichtlich thäte / wann ichs nicht mit meinen eygenen Augen inn gegenwertigkeit alles Volcks zu Cayr gesehē hette.

Darzu riempt sich auch wol diß / welchs Vincentius schreibt / daß es innTeutschland zwo Zäuberische Wirtin gehabt / welche im brauch hattē solcher gestalt die Gäst inn Thier zuwandelen. 368

Vnnd als sie Auff ein Zeit auch ein Jungs Gaucklersbůblein also inn ein Eselchen verzauberten / vnd dasselb / nach dem es seins verstands nicht Beraubt gewesen / den vorgehendē die Wunderlichstē bossierlichsten kurtzweil machte / da gewann jhrer Nachbar einer lust darzu / vnnd kauffts gar theur von jhnen. Aber sie sagtē dem Käuffer / sie wolten jhm der Waar keine werdschafft tragen: Dann er könt sich bald verlieren / wann er zu eim Bach käme. 369 Welchs dann auch geschahe: Dann als der Esel eins tags entran /loff er gleich zur nächsten Pfütze / darinn als er sich wol eingedunckt gehabt / kam er widerumm zu seiner vorigē gstalt.

Der Hostiensisch Bischoff Petrus Damianus / so der ahnsehlichsten Gelehrten einer zu seiner zeit Gewesen / vnnd ein Buch von den Wundern zu seiner zeit vorgangē / beschriben / der hat jetz erzehlter Geschicht / auch beides des Meisters vnd seines Eselshalben Gantz fleißig Nachgefragt: Auch den Hexinnen / welche die Warheit bekant / nach geforscht /sampt allen den jenigen die den Esel haben außreissen vnnd widerumb zu Menschlicher gestalt kommen sehen: Endlich hat ers Papst Leoni dem Sibenden erzehlt / vnd nach dem sie die sach vor dem Bapst zu beiden theilen haben disputiert vnnd Erwogen / ist vnter jhnen beschlossen worden / daß die Wandelung wol möglich sey. 370

Welchs stuck dann wol zu bestättigung des jenigen dienet / was Lucianus vnd Apuleius / beide Gottlose Verruchte Atheisten / so inn Esel verwandelt gewesen / Geschriben / vnnd darbey Deutlich angezeigt / auff was Weiß es jhnen begegnet / durch die Zäuberin von Larissa: Welche sie nur deshalben Besucht haben /Damit sie dise frembde Abentheur erkůndigten. 371 Aber es ward einer so wol als der ander des Atheismi vnnd der Zauberer beschuldigt. 372 Wiewol Apuleius inn seiner Apology sich fast bemühet / diser Beschuldigung des Verzauberens vnnd Vergifftens sich zuentschůtten. Jedoch wann er der Verwandelung / so jhm begegnet / gedencket / da laßt er nicht desto weniger Wort fahren / so wol zumercken: Nämlich dise.Minus Hercule calles, prauisimis opinionibus ea putari Mendacia, quæ vel auditu noua, vel visu rudia, vel certè supra captum cogitationis ardua videntur, quæ si paulò accuratius exploraris, non modò copmertu euidentia, verùm etiam factu facilia senties. Vnnd wiederumb bald hernach Prius deierabo Solem istum videntem Deum, me vera & comperta memorare, ne vos vlterius dubidetis. etc. Inn welchen Worten er sich allzeit seiner erfahrenheit in der sachen hoch außthut / vnd wie leicht sie sey / rhümet. Ja betheurts zum höchsten / Er schreib nicht von der Blawen Bünen / sondern was er erfahren hab.

Gleichwol mag wol sein / dz er seine Histori mit etlichē / zu erlustigung vnn zur kurtz weil erdachtē Historiē gezieret vnd gespickt habe: Aber nicht desto minder ist die gantz Haupt Histori fůr sich selber gleich so wol frembd vnd verwunderlich / als deren wir nun gedacht haben.

Ja dise verwandelung oder Transformation des Apuleij belangend / da weiß S. Augustinus nicht / ob ers verneinē oder bewären soll. 373 Es bedunckt jn zwar es sey eine verblendung / vergalsterung vnd Fascination. Aber andere Theologi halten solchs könn eygentlich vnd Natůrlich sich also zutragē: vnd ziehē zu bewärung dessen an / die enderungē des Weibs in Manns gschlechts. Wie wir diß geschehē sein lesen bey dē Hippocrate in 8. Cap. des buchs Epidemion, Plinius im 4. Ca. des 7. Buchs. Gellius im 4. Cap. des 9. Buchs. Amatus Lusitanus Centuria 2. Curatione 39.

Zwar ich hab auch inn meinen Commentarien vber den Griechischen Poeten Opianum vom Gejägt / Acht Exempel verzeichnet: Aber sie lautē all von Veränderung der Weiber inn Männer welch [125] nichts anderst ist /Dann daß als dann die Scham anfangt herfůr zutragen / da sie zu vor jnerhalb bleib verborgen stecken. 374 Solches aber vergleicht sich keins wegs mit der Lycanthropy / die hat gar kein Natůrliche Vrsachen /sondern gehet alles darmit vber natůrlich zu So sicht vnnd Erfährt man derwegen nun allhie die Warheit der sachē ahn jhr selber / wiewol sie den Menschlichē Sinnen beynah vngläublich vnd vnmöglich scheinet.

Vnnd gleichwol ist es gantz gewiß / daß diß auch durch die Biblische Histori des Königs Nabuchodonosors bewärt wirt: von welchem / als der Prophet Daniel redt spricht er / das er inn einen Ochsen sey verwandelt vnd verkehrt worden / vnd in siben Jaren von nichten anderst gelebt vnnd sich genehrt hab /dann von Häw vnnd Graß deß Felds. 375 Die Araber halten darfür / daß diß wol möglich sey. Noch ist die Pythagorisch Metempsychosis, da die Seelen auß einem Cörper inn den andern verfahren vnnd wanderen / viel wunderlicher / vnd nit desto weniger wird sie von allen Platonischen / Chaldeern / Persern /Egyptiern fůr warhafft außgeruffen. 376

Viel Medici / wann sie solche frembde sachen gesehen / vnnd die Vrfach derselbigen nicht wissen mögen / damit sie nicht dar für angesehen wůrden /als wůsten sie nichts haben sie beides Schrifftlich vnd Mündtlich Fůrgeben / die Lycanthropy seye eine Kranckheit Krancker Leut / welche meynen / sie seyen Wölff / vnnd lauffen in wälden vnnd Höltzern vmb. 377 Vnnd diser meinung ist der Alt Paulus Aegineta. Aber es gehören vel stattliche vrsachen vnd zeugnussen darzu / Daß man alle Volcker der Welt /alle Historien / ja auch die Heilige Geschrifft wolte der Lugē straffen. 378 Sonderlich so Theophrastus Paracelsus / vnnd Pomponatus / auch Fernelius / so zu jhren zeiten die fürtrefflichsten Medici vnd Philosophi seind gewesen / das widerspiel haben gehalten.

Zu dem ist es ein sehr lächerlicher Handel / die Natůrlichē sachen nach den vbernatůrlichē / vnd die händel vnd werck der Gethier nach der Geyster vnnd Dæmonien würckung vnn thun wöllērichtē vnd ermessen. Vnd noch vil vngereimpter lautet es / eine Kranckheit angeben / die allem inn der Person des Lycanthropischē od' Wölffischē Menschens bestande / vnnd nicht an denen / die den Menschē sich in ein wolff verkehren vnd wider zu seiner Gestalt kommen sehen.

S. Chrysostomus schreibt die Zäuberin / Circe hab die Gefärten Vlyssis dermassen durch viehische woll oder Dollustbarkeit viehisch gemacht / das sie wie Säw gewesen. 379 Durch welche Wort er gleichsam zu verstehen gibt / das allein die Vernunfft oder der Verstand sey zu eim Vieh worden / aber der Leib sey vnuerwandelt gepliden. Vnd gleichwvl stimmen alle die jenigen / so beydes vnter den Alten vnd Newlicheren Scriebenten von der Lycanthropei oder Wolffsucht geschriben / hierin vber ein die Viehische Gestalt verändere wol den Geyst / aber die vernunfft bleib vnuerruckt. Wie dann solchs der Homerus sehr sein zuuerstehen hat geben / als er inn der Odyssea spricht / ὸι δὲ Σνωον μὲον εκον καὶφαλὰς, φωνής τε, δέμας τε, καὶ τρὶχας ἀντ᾽ ὰρ Νους ην ὲμπεδος ῶς τὸ πάρος περ. Das ist Die Vlyssysche Gefärten nach dem sie durch einē Zaubertrunck verwandelt gewesen / haben wol Kopff / Leib vnn Haar der Schwem gehabt / aber die Vernunfft sey bey jnē standhafft gebliben. 380 Inmussen auch diß der Boecius deutlich meldet. Voce & Corpore perditis, sola mens stabilis, semper Monstra, quæ gemit, patitur, Das ist Ob schon der Leib vnnd die Stimm sich verlieren / bleib doch daß Gemůth vnuerruckt / dasselbig muß solch vngeheur Gestalt mit seufftzen leiden vnd dulden.

Vnnd mit diser weiß / wird die Lycanthropy weder dem Geystlichen Rechten im Canon Episcopi xxvj. q.v. noch der meinung der Theologen widerstreben /welche das mehrtheil halten / das GOtt nicht allein alle ding geschaffen hat / sondern auch die Bösen Geyster keine Macht haben / die Gestalten zuänderen: Angesehen / weil / die Essentialisch oder Wäsenlich Form des Menschens / Welchs die Vernunfft ist /nicht wird geändert / sondern allein die Figur oder gestalt desselbigen.

So wir dann zulassen vnd gestehē můssen / das die Menschē wol die macht haben / [126] zumachen / daß ein Kirssenbaum Rosen / der Köl Oepffel trage / auch vermögen das Eysen inn Staal / die form des Silbers in Golt zuuerwandelen / vnd noch tausenterley Arten vnd gattung solcher Kůnstlicher Gestein zubereyten /die auch die Natůrlichen bey / noch vnterstehē hienweg zustechē: Wie soll es dann einen so frembd bedunckē wann der Sathan / dem Gott eine grosse Macht inn dieser Elementarischen Welt hat gegeben /die Gestalt eins Cörpers inn anderen kan verändern. 381 Diß alles wirt conformiert durch Thomam von Aquin vber das ander Buch der Sententien / da er also sagt. Omnes Angeli boni & mali, ex virtute naturali habent potestatem transmutandi corpora nostra. Das ist. Alle Böse vnnd gute Engel haben Durch jhre Natůrliche Krafft die Macht die Corper oder Leiber zunerwandlen oder zu transmutiren.

Auff welchs sich das ort Jesaie schickt / da er sagt /die Statt Babel werd zerschleift jhre Bäch zu Pech /vnnd jhre Erde zu Schwebel werden / es werd das Gaubelgespenst daselbst jhren Dantz halten mit den Verführgeystern / vnnd mit / denen so daselbst Searim heyssen: Welche die gemeynvertolmetschung der Bibel / die zu Antorff bey dem Platino getruckt ist /auff Frantzösisch transferiert hat / fůr halb Menschen vnd halb Esel. 382 Wann es allein eine Kranckheit /oder ein Blendung vnnd Trugwerck sein solte / wird angezogener Text nicht von halb Menschē vnd halb Eselē reden. Seiteinmal alle solche Halbviehische Wandelmenschen einmůtiglich gestehē / das sie jre Red vnnd Sprach als dann mal Gäntzlich verlieren.

Gleichwol laß ich auch zu / das sich bißweilē begibt / daß ein Zauberer durch Teufelische Geschwindigkeit vnd Verblendung ein ding anderst scheinen macht / dann es an jhm selber ist. 383 Innmassen inn des Sancti Clementis History wol zusehen / da Simon der Zauberer sein vnkunst so wunderlich gespielt / dz alle des Faustiniani Freund jhn nicht mochten erkennen. Darnach sagt er zu dem Keyser Nero / er solt jhm den Kopff Abhawen lassen / da solt man erfahren /daß er den drittenTagufferstehen wůrde. Welchs Nero / wie es ihn bedauchte / that: Vnnd vber drey tag kam der Gekäpfft Zauberer wider Dessen sich Nero sehr entsetzet / vnnd ließ jhm zu Rom eine Seul vnnd Bildnuß auffrichten / vnd daran Schreiben: Simoni Mago Deo. 384 Von der zeit ahn hat Nero Angefangen Gäntzlich sich auff die Zauberey zulegen. 385 Aber inn dem nun gedachten Zauberspiel / hat Simon Magus des Neronis vnnd aller vmbstehenden Augen dermassen verzaubert vnnd verblendt / daß sie an statt des Simons einen Hammel geköpfft haben.

Apuleuis schreibt eine Gleichmäsige History von treyen Männern / die er vermeint vmbgebracht haben: Welche / nach dem mans bey dem Liecht besah nur Trey auffgeblasene Bockshäut warem Seiteinmal er durch die Zäuberin Pamphilam also fasciniert vnd verzaubert ward: Jedoch weret dergleichē Augenblendung nicht lenger dann vngefärlich ein Augenblick. 386

Aber die Verwandlung Menschliches gestalt inn ein Thier belangend / die wäret zu zeiten siben Jar /wie die mit dem König Nabuchodonosor in dē Prophetē Daniel.

Vber diß alles / so können ja nicht die Viehischen Werck / deßgleichen die Eselsarbeit / welche trey Menschē kaum ertragē könten / auch die grösse / das gehen vnd laufen / vnd das noch mehr ist / das Futer vnnd die gegessenen Nesseln keinem Menschlichen Leib zustehen noch gebüren. So doch der Prophet Daniel / vnnd alle die / so solcher Veränderung Gedacht / gemeynlich bezeugen / daß solche auß den Menschēhaut geschloffene Kunden / keiner anderen Narung gelebē. Wiewol Apuleius von sich selber schreibt /daß er in seiner Eselsgestalt / (demnach er nicht von vernunfft gekommen gewesen) wann er darzu kommen mögen / auch Menschliche Speisen vnnd Tranck jhm hab eingehen lassen.

Zu dem / kan ja nicht die Geschwindigkeit der obbeschribenen Wölff / jhr lauffen / beissen vnnd zerreissen mit den Krummen Wolffszänen / keinem Menschen zustehen noch gezimmen.

Belangend dann die jenigen / welche fürgeben / der Sathan schläffe den Menschlichen Leib ein / vnd verzuckte sie mit fantasey / [127] vnnd schaffe jhnen alsdann starcke Einbildungen / als ob der Leib verwechsselt vnnd Gäntzlich hiengelegt sey / wie dann etliche solcher gestalt sich vberredt haben: Inn ansehung daß die / so inn gestalt der Thier verwundt worden / nachgehends / wann sie widerumb zu jhnen selbst kommen /Sich inn Menschengestalt haben verwundt befunden: Innmassen ich selbst daroben daruon andeutung gethan. 387 Darwider sag ich aber / daß solches einander nicht zuwider lauffet / sondern es könn eins so wol als das ander sich bißweilen zutragen: Auch kan wol Geschehen / daß der Sathan inn einem Augenblick die Menschliche Cörper schädigt vnd verwundt.

Vnnd es gewinnt gantz kein schein / daß man sagen wolt / Gott hab dem Sathan disen Gewalt nit gegeben. Dann es ist beydes Vnbegreifflich / was der Raht Gottes sey / Vnnd was er dem Teuffel für Macht gegeben hab. 388 Seiteinmal zu Job gesagt ward / Des Leuiat /oder wie mans Hindersich lißt) des Teuffels gewalt sey so groß auff Erden / daß jm niemand widerstehen möge. Vnnd folgends auß diser vrsach / weil inn H. Schrifft gedacht wird / des Pharaons Zauberer haben gethan was Moses gethan hat / das ist / Die Stäb inn Schlangen verwandelt / vnnd Frösch gemacht wers ein Augenblendung gewesen / so het sie nit gesagt: Sie thaten was Moses that: Seiteinmal Moses nichts durch Verblendung gethan hat. 389 Auch wird des Mosis Schlang vor den Stäben nicht erschocken sein /noch die anderen Schlangen verschlungen haben /wann der Zauberer Schlangen nicht ware Schlangen gewesen weren.

will dann einer die Wirckungen der Geyster zu den Händelen der Menschen vergleichē / wird er eben so weit darneben schiessen / als der da handhaben wolt /daß die Maler vnd andere Kůnstliche Meyster darumm nicht artliche werck / die auch offt der Natůrlichkeit außbietē / machen köntē / dieweil die Kälber vnd Maulesel nicht eben dergleichen sachen Verrichten könten. Dann Gott hat einer jeden seiner Creatur jhre Wunder / Nach jhrer Gelegenheit vnnd jhrem anstand / vnnd was sie ertragen mögen / zugetheilet vnnd geeygenet.

Fordert man dann etwas Vrsach / warumb die Men schen viel eher vnnd mehr in Wölff vnnd Esel / dann inn andereThier verwandelt werden? 390 Da bedunckt mich / es sey die vrsach / weil die ersten / die man inn Wölff verwandelt gesehē / Menschē fleisch gessen haben / wann sie dem Jupiter / den man den Lyceum oder Wölffischen genant / geopffert hat. Auch sicht man / das der / so zu Dol sich inn ein Wolff hat verkehren können / vnnd daselbst ist gericht worden /vnnd die auß Sauoy / deren wir droben gedacht haben / allsampt dessen bekantlich waren / das sie viel Kinder gefressen hetten.

Man soll aber auch diß darbey wissen / das Gott durch ein gerecht vrtheil gestattet vnd zulaßt / daß solche verruchte leut / gleich wie sie verdienē /Menschliche gestalt verlieren / vnd wölff werden: Auch jrer Menschlichē speiß entrahtē müssen. 391 Dann die Zauberer vnd Zäuberin seind von alten zeitē her stäts solch er vnmenschlicher Narung verschreyt gewesen / also das sie den Todtenkörper außgegraben / vnd sie biß auffs bein zernagt haben: Welches dann auch Pausanias hat verzeichenet / vnnd darbey so viel sein meinung entdeckt / als wer es ein Irrdischer Geyst oder Dæmon / der solches thäte. 392 Aber Apuleis / so d' sachē besser erfahrē gwesen / setzt außtrucklich / dz es die Zäuberin thun.

Antreffend die / so sich in Esel verwandelē / begegnet jnen dasselb daher / weil sie die abschewliche geheimnussen der Zauberer haben erfahren wollen. 393

Gleich wie auch die in Säu haben müssen verwandelt werdē / welche sich an d' Zäuberin Circe vnd jrer kunst verliebtē. Ebē also er gehts auch denē in Liffland / daß sie auß gerechten Vrtheil Gottes / weil sie mit den Zäuberern vnd wolffleutē gern vmmgehen /darüber endlich jnen auch gleich werden.

Jedoch / es hab fůr vrsach was es wöll / so Erzwingen Doch die Göttliche vnnd Menschliche Historien /vnnd das Rechtsinnigst theil der Tehologen / Sampt den Erkündungē der Richter / auch lange Vralte zeit /vnn allerley Völcker / vnd fůrnemlich die weisestē vnd erfahrestē / dz ob außgefůhrtes [128] inn der Warheit bestande / vnd nötiget gleichsam die Eigensinnige Köpff / der Warheit statt zugeben. 394 Hierůber ziehe vnd beruffe ich mich auff die reinest Meynung der Theologen: Welche inn diesen nun vorhabenden Fragē / wie ich wol weiß / mit den Canonisten vnd Geistlicher Recht Gelrhrten nicht vbereinkommen.

Aber / schließlich / es geschehe auff welche weiß es wöll / so erscheint dannoch klärlich / daß die Leut bißweilen inn Viech vnd Thier verwandelt werden /da gleichwol die Menschlich Wesenlich form vnd vernunfft bleibet. Solchs schickt sich nun entweder ohn Mittel durch die Macht Gottes / oder Gott gebe dem Sathan / als dem Vollzieher seines Willens diesen gewalt / solchs zu verrichten.

Vnd wann wir der Warheit der heiligē Histori im Propheten Daniel / welche dann inn keinen zweiffel kan gezogen werden / bekantlich seind vnd deßgleichen auch der Histori mit des Lots Haußfraw / die in ein Vnveränderlichen Stein ist verwandelt worden / so ist ja auß diesen beiden Geschichten gewiß / daß die Veränderung des Menschens inn ein Ochssen oder Stein möglich vnnd thunlich sey: Vnnd hierauß muß dann ferrner folgen / das es auch mit allen anderen wol begeblich vnnd möglich sey. 395 Diß ist das Argument / darauff auch der Gelehrtest Philosophus vnd Theologus Thomas von Aquin / gantz festiglich bawet / als er von der Vertragung oder Transportierung des Leibs Christi auff den Berg vnnd den Tempel handelt. Seit einmal ja folgen muß / was an einem möglich / das muß auch an dem andern / so gleicher Substantz ist / für möglich passiert werden. Dann es wird ja im Euangelische Text deutlich gemeldt / das es durch den Versucher den Sathan geschehen sey.

Das VII. Capitul
Das VII. Capitul.
Ob die Zauberer vnd Zäuberin mit den Bösen Geistern Fleischlicher vermischung pflegen.

Zv eingang dieses Wercks haben wir anmeldung gethan / wie die Johanna Herwilerin Bůrtig von Verberich bei Compiegne / vnter andern sachen auch diß bekant habe / daß jhr Muteer durch zweier Parlement Vrtheil zum Fewr sey verdampt worden: Item daß sie jhr Mutter / als sie zwölffjhärig gewesen / vbergeben vnd fůr eigen dargeschenckt hab eim Teuffel / so inn gestalt eines schwartzen Manns erscheinen / der schwartze Kleidung / sampt einem Seitenwehr angehabt / auch gestiffelt vnd gesport gewesen / vnnd ein schwartz Pferd gehabt an der Porten stehn: Zu welchem die Muter gesagt: Sihe hie die Tochter / die ich euch versprochen hab: Vnnd zu der Tochter: Sihe da dein Bul / der dir alles Glůck verleihen wird. 396 Vnnd darauff / nach dem sie Got: vnd seine Religion verschworen / hab er jhr fleischlichen Beischlaf gethan / eben auff die weiß vnd manier / wie andere Mann vnd Weiber einander thun: Ohn daß der fliessend Samen kalt gewesen sey. Diß sagt sie / hab sie zu allen acht oder fůnfftzehen tagen an einander getribē / auch wann sie schon bei dem Mann gelegen / der es doch nicht mercken können. 397 Vnn auff ein zeit hab sie der Teuffel gefragt / ob sie von jhm wölle geschwängert werden: Aber sie hab es nicht gewolt.

Ich hab auch den Außzug oder Extract der Fragstůck gelesen / die man den Hexin von Longny inn Potez / so nachgehends lebendig verprendt worden /hat fůrgehalten: Vnnd dieselbigen hat mir Herr Adrian de Fer / General Lieutenant von [129] Laon mitgetheilt. Ich will allein etliche Vergichten nun vber diesen hie vorhabeden Puncten einführen.

Margarita Bremont / des Nouel Lauerets Weib / hat bekant / daß sie auff einen tag mit Marion jhrer Mutter / zu einer Versammlung bei der Můlen Franquis vor Longuy in einer Wisen gekommen / vnn da hab jhr Mutter einen Bäsem zwischen den Beinen gehabt /vnnd etlich Wort gesprochen / die ich nicht setzen will / vnnd alsbald seien sie beide an diß end gebracht / da sie Johann Robert / Johann Gwillemin / Maria des Simons vom Lamm Haußfraw / vnd Gwillemette /ein Weib einsen / den man den Graß nennet / bei einander antrafen / deren jedes einen Bäsem hatte. 398 Auch fandē sie da sechs Teuffel / die Menschen gestalt anzeigten / aber sehr scheutzlich anzusehē waren / etc. Nach geendtem Dantz schlieffen die Teuffel bei jhnen: Vnd einer vnter denselbigen / der sie zum Dantz geführt hat / nam sie vnnd kůßt sie zweymal /vnnd thet jhr mehr dann bei einer halben stund beiwonung: Aber ließ mächtig kalten Saamen von jhm gehn.

Die gedacht Johanna Gwillemin zoh sich auff dieser Sag / vnd sagt gleichsfalls / wie sie wol bei einer halben stund bei einander gelegen / vnd auch kalten Samen empfangen hab. Die vberigen Vergichtē laß ich verbleiben / dieweil sie mit den vorigen zutreffen.

Gleichsfalls lesen wir im xvj. Buch des Herrn Meyers / der gantz fleissig die Flandrisch Histori hat beschriben / das im 1459. Jar / ein grosse Anzahl von Männern vnnd Weibern inn der Statt Arras seien verbrendt worden / da je eins das ander angeklagt hatte: Vnnd jedes bekandt / daß sie Nachts zu den Däntzen weren vertragen worden / vnn darnach mit dem Teuffel / den sie inn Menschen gestalt angebetet / sich vermischt hetten.

Jacob Sprenger vnd seine drey Mitherren die Inquisitores der Hexen / schreiben / wie sie vber Vnzahlig Zäuberer vnnd Hexen inn Teutschland / vnnd sonderlich vmb Costentz vnnd Ravenspurg im 1495. Jar haben daß Recht ergehn lassen / vnnd wie sie alle /keine außgenommen / bekandt haben / wann sie GOTT vnd seinem Gottesdienst abgesagt gehabt / daß der Teuffel Fleischlicher Wollust darauf mit jhnen gepflegt habe. Ja daß noch mehr ist / sie schreiben / daß jhrer viel sich gefunden / die es gerewet / vnd sich bekehrt haben / vnd deßhalben nicht verklagt worden: Welche aber nicht desto weniger eben dasselb bekannten: Nämlich daß die Teuffel / allweil sie Zäuberin gewesen / auch sich mit jhnen eingelassen hetten. 399

Henrich von Cölln bestättigt diese meynung / vnd spricht / inn Teutschland sey nichts gemeyners. Vnd nicht allein in Teutschland / sondern es ist kundtlich vnd wissend inn gantz Griechen vnnd Welschland. Dann die Fauni / Satyri / Syluani seind nichts anders /dann diese Dæmones vnd böse Geister. Vnnd daß Wort Satyristeren heißt im Sprůchwort nichts anderst dann Hurerey treiben.

S. Augustinus schreibt / diese fleischliche Copulation mit den Teuffelen / sey so gemeyn / daß es ein Vnverschampt Stuck an einem were / dasselb zuwidersprechen. 400 Vnd sihe da / diß seind seine Wort. Dieweil dann ein gemeyn geschrey darvon gehet /auch viel vnverholen diß bestättigen / daß sie es haben erfahren / oder von Glaubwůrdigen Leuten / die es erfahren gehabt / vernommen / das Syluani oder Waldmännlein / vnd Iuni, die man sonst gemeinlichIncubos vnnd Auffhocker heisset / sehr geyler brůnstiger weiß den Weibern nachgehengt / ja mit jhnen jhres Mutwillens gelebt haben. 401 Auch fůr gewiß darthun / daß Geister sich finden / welche die Gallier Dusios nennen / die stäts solche Vnreinigkeit vnderstehen vnnd begehn / so wer es ja ein Vnverschamter handel / solches wöllē verneinen / etc.