421. Des Bischofs Katze

Es saß zu Merseburg ein Bischof des Namens Michael, der hielt eine Katze, mit der er sehr vertraut war; es war dieselbige aber keine gewöhnliche Katze, sondern ein Spiritus familiaris. Einstmals reiste Bischof Michael von Merseburg nach Leipzig, da kam er an einen Hügel, und auf diesem sah er einen ganzen Schwarm Katzen, was ihn baß verwunderte. Er ritt näher zu dieser Katzenvolksversammlung hin und rief: He, ihr Katzen! Seid ihr denn alle beisammen? – Da antwortete ihm eine der Katzen: Es fehlt keine, außer des Bischofs Michael von Merseburg Katze. – Wie der Bischof in seinen Palast zurückkehrte, sprach er zu seiner Katze: Höre du, da ich gen Leipzig ritt, sah ich auf einem Hügel am Weg einen ganzen Katzenkonvent und vernahm, daß du allein noch fehltest! Warum bist du nicht auch dabei gewesen? – Auf diese Rede pfauchte die Katze ganz abscheulich den Bischof an, tat einen Satz hinauf zum Fenster, fuhr hinaus durch die Luft und kam niemals wieder. Hernachmals ist in dasselbige Fenster ein Glasgemälde gekommen, darstellend den Bischof Michael und seine Katze, und jener Hügel ist der Katzenberg genannt worden.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Bechstein, Ludwig. Sagen. Deutsches Sagenbuch. 421. Des Bischofs Katze. 421. Des Bischofs Katze. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-29AF-6