547. Kümmelbrot

Im Schallholz, eine Viertelstunde westlich von Merkendorf, hausten auch Holzmännel und Holzweibel; die waren den Leuten gern behülflich und dienstbar, halfen auch Heu machen, waren aber nicht blöde und ließen sich oft ungefragt die Klöße aus den Töpfen und die Brote aus den Öfen gefallen. Das war zuletzt den Leuten nicht recht, sie gedachten diese unliebsamen Gäste los zu werden und wendeten die Mittel an, die dazu dienlich waren. Der Müller, dem sie treulich geholfen, Mehl und Mühle gefegt hatten, legte ihnen neue Kleider hin, das verdroß die kleinen Hülfswesen, und sie zogen ab und kamen nicht wieder. Andere Leute buken Kümmel unter das Brot oder bestreuten, wie es noch heute üblich ist, die Rinde damit. Da klagten die Holzweibel:


Kümmelbrot,

unser Tod.


Und dann sagten sie im Weggehen, da sie fortzogen, um nimmer wiederzukehren:

Eßt ihr euer Kümmelbrot,

tragt auch eure schlimme Not.


Und nachher ist es den Leuten auch nie wieder so gut und wohl geworden wie früher.

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TextGrid Repository (2011). Bechstein, Ludwig. Sagen. Deutsches Sagenbuch. 547. Kümmelbrot. 547. Kümmelbrot. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-24FF-D