II.

Wir ahmen Kreisel nach und Ball in ihrem Schwirren
Und ihrem blinden Tanz; denn selbst im Schlummer nagt
Die Neugier uns das Herz und läßt uns weiter irren,
Grausamem Engel gleich, der Sonnen peitscht und jagt.
O sonderbares Glück, das stets verschiebt die Ziele,
Das, weil es nirgends ist, uns überall erscheint!
So daß der Mensch, der nie satt wird am tollen Spiele,
In ruhelosem Lauf Ruhm zu erjagen meint!
Ein Fahrzeug ist der Geist, das dreigemastet steuert
Zum Lande seines Glücks. – Schau auf! tönt's längs dem Schiff;
Vom Mastkorb hallt ein Ruf, von Wahnsinn angefeuert:
Glück ... Liebe ... Ruhm! O Fluch! Er ist ein Felsenriff.
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Ein jedes Eiland, das der Mann auf Wache kündet,
Erscheint ein Eden uns, das das Geschick verhieß,
Und unsre Phantasie schaut dort ihr Reich begründet,
Bis eine Klippe nur im Morgengraun sich wies.
Ihn, dessen Wünsche nur erträumten Landen gelten,
Sprecht, soll man fesseln ihn, ihn werfen in die See?
Den trunknen Seemann, den Entdecker neuer Welten,
Die spiegelnd in der Flut verschärfen unser Weh?
Gleichwie ein Vagabund durch Schmutz und Dunkel hinkend,
Die Nase in der Luft, sich Paradiese malt;
Sein Blick schaut überall ein Capua, wo blinkend
Ein ärmlich Talglicht aus zerfallner Hütte strahlt.

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TextGrid Repository (2011). Baudelaire, Charles. Lyrik. Die Blumen des Bösen (Auswahl). Der Tod. Die Reise. 2.. 2.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1F27-5