285. Das Fräulein zu Schönenburg.

Auf dem Schlosse Schönenburg lebte vor Zeiten ein Fräulein von großer Frömmigkeit. Sie fuhr oftmals durch den unterirdischen Gang, welcher vom Schlosse bis vor das Ansbacher Thor zu Krailsheim ging, und wenn ihr hierbei ein Handschuh oder Fächer aus der Kutsche fiel, so war er, ohne jemands Zuthun, im Augenblick wieder bei ihr. Auch die Flügel des erwähnten Thores thaten sich vor ihr von selbst auf. An diesem Thore begnete ihr einst eine Menge Volks, das einen armen Sünder aus der Stadt zum Hochgericht begleitete. Sie fragte nach dem Verbrechen des Verurtheilten, und als sie es erfahren, sagte sie zu ihm: »Dann geschieht dir Recht!« Da fuhren die Thorflügel von selbst zu und öffneten sich niemals wieder freiwillig vor dem Fräulein; auch der unterirdische Gang fiel ein und ist bis zum heutigen Tag verschüttet geblieben.


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TextGrid Repository (2011). Baader, Bernhard. 285. Das Fräulein zu Schönenburg. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1E1D-5