[74] 104. Schätze bei Michelbach.

Auf einer Wiese steht ein großer Nußbaum, welcher vom Wind schon zwei Mal mit der Wurzel ausgerissen worden ist, jedes Mal aber sich selbst wieder aufgerichtet und im Boden festgestellt hat, weil, noch aus der Heidenzeit, Geld unter ihm vergraben liegt.

Auch da, wo das Bergschloß gestanden, ist ein Schatz verborgen, und es zeigt sich dort eine Schlange, die einen goldenen Ring mit drei Schlüsseln um den Hals hat.

Auf der Klotzwiese gehen drei weiße Jungfrauen um, die öfters wunderschön singen und am angrenzenden Bache waschen. Eines Tages riefen sie einen vorübergehenden Mann von Sulzbach zu sich und sagten ihm, er könne sie erlösen und den großen Schatz, welchen sie hüten müßten, gewinnen, wenn er sie in den Gestalten, worin sie ihm erscheinen würden, küßte, wobei er nichts zu befürchten habe. Nachdem er sich bereit erklärt, ward er von ihnen zu einem Felsen des nahen Münzbergs geführt, an welchem er jetzt zum ersten Mal eine Thüre erblickte. Durch dieselbe kamen sie in ein Gewölbe, worin drei Kisten standen, auf deren jeder ein schwarzer Hund lag. Auf Geheiß der Jungfrauen sprangen die Hunde herab, und jene öffneten die Kisten, deren eine mit Kupfer, die zweite mit Silber, die dritte mit Gold gefüllt war. Nach diesem standen, statt der Jungfrauen, eine Kröte, eine Schlange und ein Drache da. Den zwei erstern gab der Mann je einen Kuß; den Drachen aber vermochte er nicht zu küssen, sondern fiel in Ohnmacht. Als er wieder zu sich kam, lag er außen, beim Felsen, die Jungfrauen standen traurig um ihn und sagten ihm, sie müßten jetzt wieder warten, [75] bis aus einem Kirschkern, welchen ein Vogel am Münzberg fallen lasse, ein Baum geworden und aus diesem eine Wiege für ein neugebornes Kind gemacht sey; dieses Kind erst könne, wenn es erwachsen, sie erlösen. Hierauf verschwanden sie. Der Mann gelangte mit Mühe nach Hause und starb in drei Tagen.

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TextGrid Repository (2011). Baader, Bernhard. Sagen. Neugesammelte Volkssagen aus dem Lande Baden. 104. Schätze bei Michelbach. 104. Schätze bei Michelbach. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1D72-9