71. Geist erlöst.

Nach dem Tode eines Schappbacher Hofbauers ließ sich Nachts in seinem Bergwald ein Licht sehen, welches an einem Gränzstein hin und her schwebte. Einst ging [50] ein berauschter Metzger aus dem Orte mit einem Kalb spät an dem Berg vorüber und als er das Licht erblickte, rief er ihm zu: »Komm herunter und leuchte mir, da droben hilfst du mir nichts!« Augenblicklich war dasselbe bei ihm und brachte ihn und das Kalb im Nu hinauf zu dem Gränzstein. »Drehe den Stein!« sagte das Licht zu dem nüchtern gewordenen Metzger. »Das werde ich nicht können,« erwiderte er, und darauf jenes: »Es geht schon, versuche es nur!« Als er es that, konnte er den Stein ganz leicht bis in eine gewisse Richtung wenden. »So, jetzt bin ich erlöst!« sprach dann das Licht und verschwand. Zu Hause zeigte der Metzger die Sache an, und bei der Untersuchung stellte sich heraus, daß der Hofbauer bei seinen Lebzeiten dem Gränzstein eine falsche Richtung gegeben, und dadurch ein Stück des anstoßenden fremden Waldes sich verschafft hatte, welches nun dem rechtmäßigen Eigenthümer zurückgegeben wurde.


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TextGrid Repository (2011). Baader, Bernhard. 71. Geist erlöst. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1D50-8