298. Gespenst ins Haus gebracht.

Ein Mann von Eppingen, der nachts durch den dortigen Wald fuhr, hörte seitwärts vom Weg ein Blöcken und fand, als er daselbst nachsah, ein Milchkalb allein liegen. Er lud es auf seinen Wagen und sperrte es zu Hause in den Stall. Vor dem Schlafengehen wollte er noch nach dem Kalbe sehen, traf aber statt desselben eine hochbejahrte Frau in alter Tracht an, welche zu ihm sagte: »Fürchte dich nicht, ich thue dir nichts zu Leide! Schon über hundert Jahre schwebe ich zwischen Himmel und Erde und kann nicht erlös't werden. Manchmal nehme ich die Gestalt eines Hundes, manchmal eines Schafes, manchmal eines Kalbes an. Weil ich in dein Haus gebracht worden bin, gehe ich nicht mehr hinaus, will aber darin mit jedem Winkel mich begnügen.« Darauf ließ der Mann für sie einen besondern Kasten machen, worin sie noch heute in dem Hause sich befindet.


License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2011). Baader, Bernhard. 298. Gespenst ins Haus gebracht. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1B79-D