232. Freigebiges Erdmännlein.

Zu einem Bauer, welcher pflügte, kamen plötzlich aus dem Boden ein Erdmännlein und ein Erdweiblein. Weil dieses der Entbindung nahe war, bat das Männlein den Bauer, aus dem Orte die Hebamme herzuholen. Er verweigerte es und arbeitete fort, auf des Männleins abermalige Bitte ging er jedoch nach dem Dorfe. Unterdessen begab sich das Weiblein wieder in den Boden, das Männlein blieb da und wartete. Als der Bauer mit der Hebamme gekommen war, führte das Männlein letztere durch eine Oeffnung, die zuvor nicht sichtbar gewesen, in die Erde, wo sie dem Weiblein bei seiner Niederkunft beistand. Nachdem sie da nicht mehr nöthig war und fort wollte, füllte das Männlein ihr zum Lohn die Schürze mit dürrem Laub und rief, als sie im Gehen viel davon verzettelte, ihr nach, sie solle die Schürze doch zusammenhalten und das Laub wohl in Acht nehmen. Verdrießlich erwiederte sie, daß sie dessen genug zu Hause habe und nicht wisse, was sie noch mit diesem anfangen solle, und ging ihres Weges. Zu der Oeffnung kaum wieder herausgekommen, fand sie alles Laub, das sie noch in der Schürze hatte, in eitel Gold verwandelt.


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TextGrid Repository (2011). Baader, Bernhard. 232. Freigebiges Erdmännlein. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1951-4