Hoffahrt will Zwang haben

Mündlich.


O du verdammtes Adelleben!
O du verdammter Fräuleinstand!
Jetzt will ich mich der Lieb ergeben,
Der Adel bricht mein Liebesband:
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Ach dacht ich oft bey mir so sehr,
Ach wenn ich nur kein Fräulein wär.
Zu Morgens früh, wenn ich aufstehe,
Da putzet gleich mich die Mamsell,
Ach wenn ich in mein Schnürleib sehe,
Ich das Gefängniß mir vorstell. Ach dacht usw.
O du Gefängniß meines Leibes!
Die Brust in goldnen Ketten liegt,
O hätt ich doch des Zeitvertreibes,
Wovon die Kammerjungfer spricht. Ach dacht usw.
Denn wenn ich in die Kirch thu fahren,
So hütet streng mich die Mamsell,
Da seh ich die verliebten Paare,
Und jede Dirn, wies ihr gefällt. Ach dacht usw.
Will ich mit schönen Knaben reden,
Sie neigen sich in Demuth gleich,
Und merkens nicht, wie gern ich jedem
Sogleich den Mund zum Küssen reich. Ach dacht usw.
Was schöne Spässe muß ich sehen
Von Knecht und Magd auf offner Straß,
Doch muß ich gleich vom Fenster gehen,
Wenn die Mamsell erblickt den Spaß. Ach dacht usw.
Drum will ich meinen Stand verwandeln, Will eine Bauerdirne seyn,
Damit ich nicht modest muß wandern,
Und krank ins Fräuleinstift hinein;
Bald denke ich nun gar nicht mehr,
Daß ich ein Fräulein war und wär.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Hoffahrt will Zwang haben. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-10E2-8